"Ich bin hier aufgewachsen", sagte sie. "Man trifft viele Leute, aber jemand aus der Wüste war noch nie hier."

"Hier gefällt es mir aber auch. Ist nicht meine Heimat, aber auch schön. Sollen wir zusammen was trinken gehn? Ich lad dich ein!", sagte er.

Elira setzte sich in den Schankraum des Wirtshauses in dem sie untergekommen waren und bestellte sich dort etwas zu trinken, was keinen Alkohol enthielt. "Nicht gut gelaufen?", fragte der Wirt. "Ich wurde für ne Wanderhure gehalten, also nein", meinte sie und trank den Fruchtsaft. "Nicht angenehm", meinte der Wirt. "Wenn ihr etwas braucht ich bin hinterm Tresen."
"Danke", sagte sie lächelnd und starrte ins Glas. Sie schmollte. Es gefiel ihr nicht, dass Dreshar sie ignorierte und es gefiel ihr noch weniger von Kraigor so grundlos dumm angemacht zu werden.

Fröhlich plaudernd ging er mit ihr zum Getränkestand, kaufte zwei Bier und reichte ihr das Eine. Bisher lief es wirklich gut. Was war nur all die Jahre schiefgelaufen? War er zu schüchtern gewesen? "Worauf sollen wir anstoßen?", fragte er scherzhaft.

Oha. Das klang so, als würde sie ihn mögen. Aber deutlich. Er wurde noch ein Stück fröhlicher.
"Und auf das Dorf. Denn ohne das Dorf hätte ich dich nie getroffen!"
Er hob den Krug und trank einen Schluck. Nicht so sturzhaft wie sonst, er wollte ja nicht als Säufer dastehen.
Wobei er sich gerade vielleicht selber genauso abfüllte wie sie. Hmm..naja...egal jetzt.
Er versuchte ihr Alter zu schätzen, was bei Menschen ja ein bisschen anders als bei Dämonen war. Aber in dem Alter eigentlich noch nicht. Sechzehn bis Achtzehn würde er schätzen. "Und was machst du hier so im Dorf, also ich meine, was du so beruflich machst", fragte er um mehr über sie herauszufinden und um ein Gesprächsthema zu haben, schalt sich aber sofort dafür. Du Trottel. Sie ist eben so offensiv geworden und du machst weiter mit Smalltalk.
Was nun? Etwas anfügen oder hoffen, dass sie nicht dachte, er würde sie langweilig finden? Okay, wenn schon, denn schon. Einmal, aber richtig, wo er schon so weit war.
"Übrigens bist du sehr hübsch", ergänzte er lächelnd, ließ es ein bisschen wie einen Nebensatz klingen. Also, sollte es zumindest.

Nach einer Weile wurde es Elira zu langweilig in der Schenke und sie verabschiedete sich vom Wirt. Sie war wieder einigermassen nüchtern und ging an die frische Luft, schwang sich aufs Dach und kletterte zum nächsten und wieder zum nächsten, bis sie zum Haus kam, das gleich neben dem See stand. Sie machte es sich dort bequem und sah zu den Sternen hinauf.

"Oh, danke", antwortete er geschmeichelt. "Aber deins ist doch viel schöner", entgegnete er und nahm ihren Zopf, ließ ihn zwischen seinen Fingern hindurchgleiten.
Dann, einem plötzlichen Impuls folgend, legte er seine Arme um ihren Rücken und hielt sie im Arm, während zwischen ihnen aber immernoch Luft war und lächelte sie erneut an.
Sie war Tochter. Hm. Na hoffentlich war ihr Vater keiner von den strengen Vätern, die genau eine Vorstellung hatte, wer um die Hand ihrer Tochter anhalten sollte und der jeden Fremden, der sie anfasste, sofort töten wollte.
Aber selbst dann. Er hatte gegen Kriecher in den Tiefen Tanues gekämpft, also bitte*, ihn konnte jetzt nichtsmehr ängstigen.


*Bitch please