Elira stellte sich neben Dreshar und sah dem Kampf zu. "Ich frag mich wo Rewona steckt", murmelte sie und zog zischend die Luft ein, als Kraigor zum ersten Mal im Staub landete. Er spuckte Blut. Entweder hatte er sich in die Zunge gebissen, oder ihm wurde ein Zahn ausgeschlagen. "Der Junge braucht dringend Übung im Nahkampf", meinte sie.

Er reagierte leider nicht schnell genug auf den ersten Schlag, der ihn tatsächlich zu Boden beförderte. Er schmeckte Blut, aber zum Glück war es nur die Zunge, auf die er sich gebissen hatte. Nichtsdestotrotz taten sie, sowie seine Wange höllisch weh.
Das würde er dem Wichser zurückzahlen.
Er rappelte sich auf und trat auf ihn zu.
Höhnisch lächelte dieser ihn an. "Willst du noch eine, hm?"
Doch dem nächsten Schlag konnte er irgendwie ausweichen, er duckte sich und rammte dem alten Sack die Faust in den Solarplexus. Der sackte kurz keuchend zusammen und die Zeit nutzte Kraigor, um in sein Gesicht zu schlagen. Leider traf er nicht, denn der Typ wich aus und trat ihm in den Bauch, woraufhin Kraigor zurücktaumelte und sich wieder abwehrbereit hinstellte.
"Sohn einer dreckigen Straßenhure!", fluchte Melissas Vater und ging auf ihn los. Kraigor tänzelte zur Seite, schnellte dann vor und versuchte den Arm seines Gegners zur Seite zu schlagen, schaffte es aber nicht und musste einem Schlag ausweichen. Er machte einen schnellen Schritt zur Seite und trat mit voller Wucht gegen den ausgestreckten Arm des Kerls, verpasste ihm kurz darauf einen Boxhieb in die Seite und konnte dann selbst gerade noch einen Schlag abfangen, der schmerzhaft seinen Arm traf.
Mittelschwer atmend standen sie sich gegenüber, funkelten sich böse an.
Jetzt aber mal richtig. Er überlegte sich, wie er diesen Kampf schnell gewinnen konnte, ohne unfair zu werden.

Er rannte auf den Typen zu, drehte sich elegant neben einem Schlag weg, stand plötzlich neben ihm und schlug mit der flachen Hand gegen dessen Hals, dann wirbelte er erneut herum und trat ihm voll vor den Brustkorb, sodass er zurücktaumelte. Doch so schnell er konnte setzte er nach und hieb ihm die Faust gegen die Wange.
Melissas Vater ging zu Boden und lag erschrocken auf dem Rücken im Staub, Kraigor über ihm gebeugt, blutend und schwer atmend.
"Sei nächstes Mal lieber nicht so voreilig", zischte Kraigor wütend.
Melissas Vater wollte sich aufrappeln, fluchte aber mit schmerzverzerrtem Gesicht und setzte sich gerade wieder hin. Er war eben auch nichtmehr der Jüngste.
Dann schaffte er es langsam aufzustehen und es sah so aus, als würde er zögern, ob er weitermachen oder aufhören sollte.
Dann sah er, wie ihn alle Leute totenstill anblickten und er trat unerwartet schnell auf Kraigor zu, schlug gekonnt dessen abwehrenden Arme zur Seite und verpasste ihm noch eine heftige Schelle, bevor er sich umdrehte und knurrend aus dem "Ring" trat. Er drehte sich noch einmal um. "Wenn du noch einmal eine Lektion in Sachen Respekt brauchst, sag Bescheid, du Bastard!", rief er und trampelte dann wütend davon.
Kraigor stand da, hielt sich das Gesicht und fluchte leise, als plötzlich einige der umstehenden Leute applaudierten und losjubelten über den beendeten Kampf, während ihn andere als Störenfried beschimpften. Ein jüngerer Mann kam jedoch sogar zu ihm, klopfte ihm auf die Schulter und sagte: "Dem alten Miesepeter hast du's aber gegeben!"
Blut spuckend fragte er sich, wer es eigentlich wem gegeben hatte.

Elira sah sich suchend nach Rewona um, konnte den Elfen aber nirgendwo finden. Sie machte sich langsam Sorgen, dass er etwas unüberlegtes anstellte. Also trat sie zu Kraigor und sah ihm in die Augen. "Hat Rewona etwas getrunken, bevor er sich aus dem Staub gemacht hat? Waren da Frauen in eurer Nähe... Blonde mit grossen...eh...Augen?", fragte sie nach und deutete Brüste an. "Ah guter ... Kampf übrigens. Auch wenn du etwas Übung brauchst."

Er blickte Elira, auf die Knie gestützt an.
"Ähm...Rewona, ja, wir haben zusammen was getrunken, beziehungsweise er hat getrunken, ich nur wenig.
Er hat dann mit irgendwelchen Frauen geredet und wollte ihnen etwas zeigen, sie sind dann raus, ich hab da gar nicht so genau drauf geachtet, hab mehr auf euch gewartet."
Er stoppte kurz um zu atmen. "Und danke...Übung bräuchte ich, aber bitte ohne die Schmerzen, mir tut grad alles scheißweh, ich hasse diese Arschgeburt!"
Er nahm das Bier dankend entgegen, trank einen Schluck und nickte. "Jup, besser wäre es, abzuhauen. Dahinten schauen uns ein paar ganz wütend an."

Elira seufzte und sah sich um. "Ich glaube Rewona wollte ihnen seine Lyra zeigen", meinte sie genervt. "Kraigor, geh die Pferde satteln. Dreshar komm mit, wir müssen den Lüsterling finden und das schnell... Nicht dass er uns noch mehr Ärger bereitet."

Währenddessen lag Rewona im Heu und fühlte sich pudelwohl. Zwar war es etwas kühl, aber die drei Damen, die an ihn gekuschelt halb neben und halb auf ihm lagen, liessen ihn die Kälte vergessen. Angeheitert vom Alkohol und der letzten halben Stunde, zog er die Frauen in seine Arme. "Es ist so schade, dass ich nicht länger als einen Tag hier bleiben kann meine Lieben. Eure Gesellschaft ist sehr angenehm."
Die drei kicherten. "Deine Gesellschaft ist auch recht angenehm", meinte eine von ihnen. "Ja, es kommen nicht oft Elfen in unsere Gegend", fügte die zweite hinzu. "Vor allem nicht solche, wie ihr, werter Krieger", meinte die dritte grinsend.

Aufgeschrocken schrien die Frauen auf, bedeckten sich und klammerten sich an Rewona. "Was fällt euch ein!?", rief die eine aus eine andere drehte den Kopf weg, damit sie niemand erkannte, auch wenn die Gefahr dazu klein war. Rewona lachte. "Tolle Landung", er zupfte eine Decke über sich und die Frauen, wobei diese näher zu ihm rutschten und er das sichtlich genoss.
"Noch ne halbe Stunde, dann komm ich... Reitet ihr schonmal vor", meinte der Elf, doch Dreshar rührte sich nicht. "Zwanzig Minuten?", erneut kein Muskelzucken, "Viertelstunde? .... Zehn Minuten?", fragte der Elf, dann seufzte er. "Gut, ich zieh mich an, warte bitte draussen."