"Deshalb hast du dich auf dem ganzen Weg vor mir versteckt", meinte er amüsiert.

Machek nickte. Er zweifelte Narum's Entscheid nicht an. Der Halbdrache wusste wohl besser was er tat, als die allermeisten an. "Wenn in dem Fall keine Gefahr droht, lege ich mich wieder schlafen."

Machek wandte sich zum gehen, drehte sich aber an der Türe nochmal um. "Hat sie vor, hier zu bleiben?"

Er nickte. "Aber eine Lüge auf Vorrat ist trotzdem eine Lüge. Was für eine Geschichte magst du hören?"

Machek nickte langsam. "Ich meine nur... wenn sie bleibt, könnte sie möglicherweise eine nützlichere Verteidigung gegen die Schwarzmagier darstellen, als eine Menge von uns anderen zusammen."

"Von den Drachen..." Growndrill runzelte die Stirn und dachte nach. "Ich weiss eine Geschichte", meinte er schliesslich. "Sie spielte vor sehr, sehr langer Zeit." Er hielt inne, um sich zu erinnern. "Die Welt, wie wir sie kennen, war noch jung damals, und anders. Flüsse flossen anders und das Meer vor der nördlichen Küste war noch land. Es heisst, dass es noch keine Nagzwa gab in Dreitan, oder nur sehr wenige. Sie spielen keine Rolle in der Geschichte."
Er räusperte sich. "Damals lebten eine Silberschwinge und ein Phönix, die sich sehr schätzten, denn sie hatten einander das Leben gerettet. Der Phönix lebte hier, in den Bergen des Ostens, doch die Silberschwinge im Westen am Meer..."
Er erzählte die Geschichte von Vayenn und Jongarm. Es war eine realtiv positive Geschichte, die von Freundschaft handelte. Jongarm, die Silberschwinge, geriet in die Fänge einer Wassergöttin, und als Vayenn um seine Freilassung bat, forderte sie von ihm, dass er ihr einen Palast baute, auf einer Insel vor der Küste, wie es niemals einen zuvor gegeben hatte. Aber er musste ihn beendet haben bevor die Sonne sieben Mal den Horizont berührt hätte, ansonsten würde sie Jongarm töten. Das war eine unmögliche Aufgabe für einen einzelnen Drachen, aber Vayenn flog weit in den Osten und dort fand er einen mächtigen Magier, der ihm die Kraft gab, alle Dinge in Stein zu verwandeln, sofern sie festen Boden berührten. Vayenn kehrte zurück und baute einen Palast aus den Stämmen der Bäume, aus den Wellen des Meeres, und aus den lodernden Flammen, die sein Atem über den Boden hauchte, und in der siebten Dämmerung, war er fertig, in strahlendstem Marmor, wie die Welt ihn nie gesehen hatte. Der Meereshexe gefiel er sehr, und sie tat, als wollte sie Jongarm freilassen, aber in Wirklichkeit wollte sie sie ihn trotzdem töten. Als Vayenn das merkte, wollte er sie zu Stein verwandeln, doch da sie auf einer kleinen Welle trieb, konnte er es nicht, und so stürzte er sich auf sie, umschloss sie ganz mit seinem Leib und seinen Flügeln und verwandelte sich selbst in Stein. Jongarm war sicher, denn dank Vayenns selbstlosem Opfer war die Hexe für alle Zeit gefangen. Und aus Trauer um den Freund, und um sein Andenken für alle Zeit zu wahren, verfluchten Jongarm und die anderen Drachen die Insel, dass von jenem Tag an niemand mehr würde auf der Insel sein können, wenn die Sonne den Horizont berührte, ohne dass er zu Stein erstarrte.

Machek runzelte die Stirn. "Das sollte eigentlich kein Ding der Unmöglichkeit sein", meinte er. "Lediglich sehr energieaufwendig."

Er deckte sie zu und strich ihr über den Kopf. "Schlaf gut", murmelte er, bevor er das Zimmer leise verliess. Er hörte die Magier unten sprechen und stieg einige Treppenstufen hinunter. "Ist etwas vorgefallen?"

"Nicht genau, nein", antwortete er. Allerdings konnte er es sich denken.