RE: Westküste und Weissgischtmeer
in Dreitan - das Spiel 29.08.2014 18:13von Ro Raven •

Der Klabauter ging an den Kindern vorüber, von denen einige weinten und umkreiste dann die Erwachsenen, wobei er sie scharf musterte. "Der und der raus", sagte er und deutete auf zwei alte Männer.
Meleth durchschnitt ihre Fesseln und Alek verpasste dem einen einen Tritt, als er nicht schnell genug aus dem Haufen kroch. Der Klabauter zog den Säbel und ohne viel federlesen erstach er sie beide, bevor er den nächsten herauspickte. Unbrauchbare Ware.
Der Mann winselte um sein Leben, aber das beachte ihm nicht sonderlich viel. Der Klabauter sortierte nicht nur die Alten aus, sondern auch die schwächlichen und die Kranken, dann tat er bei den Frauen das selbe, bevor er befahl, den Rest auf sein Schiff hinüber zu bringen.
If you're going through hell, keep going.

RE: Westküste und Weissgischtmeer
in Dreitan - das Spiel 29.08.2014 18:19von Randreyah •

Reina hatte zugesehen, was ein Fehler gewesen war. Ihr Magen krampfte sich zusammen und sie rauschte an Ismir vorbei, die Treppe hinunter, die Hand auf den Mund gepresst und beugte sich unten über die Reling. Zitternd würgte sie ihren Mageninhalt heraus und blieb kurz da stehen.
Ihr Kopf pochte und sie fluchte, so derb, dass es sogar für Seemänner anstößig klingen musste.
Sie wischte sich den Mund ab, stemmte sich hoch und atmete durch, bevor sie sich zurück lehnte und wartete bis die frische Seeluft ihren Magen beruhigt hatte. Dann ging sie wieder zum Steuer. Mit regloser Miene stellte sie sich dahinter und wartete brav, dass die Ware verladen wurde und die Mannschaft wieder an Bord kam.
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RE: Westküste und Weissgischtmeer
in Dreitan - das Spiel 30.08.2014 01:40von Ro Raven •

Meleth taten die Kinder leid, aber die Erwachsenen nicht sonderlich. Als ein Mann immer noch winselte, man solle sie freilassen, obwohl sie ihm gesagt hatte er solle die Fresse halten, zog sie ihm die stumpfe Rückseite ihrem Messers durchs Gesicht. Sie hätte lieber getreten, aber ohne Schuhe war das so eine Sache. "Und jetzt halt dein Maul, Arschloch oder ich reiss dir die Zunge raus!", fuhr sie ihn an, bevor sie das Messer wieder wegsteckte.
Sie durchsuchten das andere Schiff, auf der Suche nach irgendetwas wertvollem, fanden aber wenig, dann nahm Simarian seine Axt und schlug es Leck. Sie kappten die Seile und setzten Segel in Richtung Südosten, während der Frachter hinter ihnen langsam im Meer versank.
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RE: Westküste und Weissgischtmeer
in Dreitan - das Spiel 30.08.2014 08:50von Randreyah •

Als das Schiff unterging und die Ware unter Deck gebracht wurde, verzog sich Reina an die Reling, sobald der Klabauter das Steuer übernahm. Ihr war immer noch schlecht, aber auf jeden fragenden Blick hin, winkte sie nur ab. Wie hätte sie auch ihre Übelkeit erklären können? Immerhin war sie weder krank, noch seekrank oder sonst was. Das einzige was sie quälte waren Gedanken und Erinnerungen, die sie nicht abschütteln konnte.
Sie lehnte gegen das kühle Holz und starrte in die Wellen, wo sich wieder Delfine tummelten. Und je länger sie sie beobachtete, desto mehr dachte sie an das vorhin geschehene. Die Alten und Kranken, die Angst der Leute und wie der Säbel nieder sauste, sich in das Fleisch bohrte, es riss und die dürren Knochen brachen. Der ausdruckslose Blick des Klabauters und die Blutspritzer in seinem Gesicht. Wieder musste sie würgen, aber es kam nichts hoch. Keuchend hing sie über der Reling und beobachtete das Wasser, dessen Salz ihr Tränen in die Augen trieb und dessen Tiefen sie zu locken schienen.
Jemand zog sie zurück in eine aufrechte Haltung und sie wandte den Kopf, um zu sehen, wer sie störte. Es war Ismir. Er klopfte ihr an die Schultern und ging wieder seiner Arbeit nach. Ihm konnte sie nicht böse sein.
Reina war ihm sogar dankbar für die kurze Ablenkung, aber bald darauf, als sie in die Kombüse hinunter stieg, um sich Tee zu kochen, hörte sie das Gejammer, Geheule und Flehen der Ware unter Deck.
Halb frustriert setzte sie Wasser auf und wartete ungeduldig, bis es kochte. Der Smutje, welcher das Essen gerade vorbereitete sah sie fragend an, aber sie lächelte nur knapp.
"Wenn du magst, kannst du mir beim Kochen helfen", schlug er vor. "Ich geh an Deck die Kartoffeln schälen", meinte sie, packte den Eimer mit den Erdfrüchten und verzog sich nach oben. Sie machte es sich in einer Ecke bequem und arbeitete schnell, um nicht zu denken. Aber es half nichts. Sie wusste, dass sie, während ihrer Zeit auf dem Nebelsee mindestens genauso skrupellos und grausam gewesen war, wie der Klabauter. Wenn nicht schlimmer. Sie verfluchte sich doppelt und vierfach und schnitt sich dann prompt in die Handfläche. Fluchend sprang sie auf die Füsse und schleuderte das Messer in den Eimer, fischte es aber sofort wieder heraus, packte den Eimer und brachte ihn zum Smutje, die Stufen hinab stampfend, um nicht zu rennen.
Währendem sie ihm den Eimer reichte und ein paar Worte mit ihn wechselte, die Suppe probierte, die er gerade kochte und ihm ein Kompliment machte, nahm sie den Tee emtgegen und dachte an ihre Zeit als Pirat.
Sie hatte klein angefangen, als Schiffsmädchen, was keine besonders angenehme Zeit gewesen war. Dann hatte sie als Matrose gearbeitet. Was eine noch unangenehmere Erinnerung war. Als erster Maat Rossbards war die Zeit etwas angenehmer gewesen, bis zu dem Tag, an dem sie zum meutern gezwungen gewesen war und seiner Ära mit ihrem Säbel ein Ende gesetzt hatte. Sie hatte sein Schiff, Jagdgebiet und seine Mannschaft übernommen, hatte ersteres verkauft und sich ein eigenes bauen lassen, war dann sehr erfolgreich gewesen und unter den Piraten als blutige Königin bekannt geworden.
Reina schritt zwischen den Gefesselten hindurch, überprüfte, ob sie sich haben befreien können und musterte sie alle mit gleichgültiger Miene. Wie viel wer von ihnen Wert war, konnte sie auf den ersten Blick abschätzen. Sie schwiegen, als sie sie sahen, aus Angst, dass sie sie töten würde.
Als blutige Königin. Sie seufzte. Hätte sie sich nicht wegen etwas Blut und Gewalt übergeben. Sie wäre es gewesen, die die Leute aussortiert hätte, den Säbel geschwungen, die Befehle gebrüllt und die Ware dann verkauft gehabt hätte. Sie schluckte den Kloss, der ihr im Hals steckte hinunter. Seit dem Zwischenfall zwischen Rossbard und ihrer Schwester war sie verbittert und erbarmungslos gewesen. Wütend auf die Welt. Seit dem Tod ihrer Geschwister war sie jedoch weich, gab sich die Schuld an ihrem Tod und konnte kaum jemanden schaden. Sie schnaubte amüsiert.
Wie sie an Deck gekommen war und sich an das Geländer neben dem Steuer gelehnt hatte, wusste sie da nicht mehr. Sie hielt die Nase in den Wind und schloss die Augen, ihre blutende Hand vergessend. Sie hörte zuerst nicht den Klabauter, als er sie wegen ihrer Hand ansprach. Fuhr aber herum, als er ihren Namen beinahe brüllte. Erschrocken klammerte sie sich ans Geländer und blickte ihn gross an. "Ja?", fragte sie und fühlte, dass ihr das Herz bald aus der Brust springen würde.
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RE: Westküste und Weissgischtmeer
in Dreitan - das Spiel 31.08.2014 10:02von Randreyah •

Sie blinzelte ihn an und blickte dann zu ihrer Hand, zog sie ruckartig zurück und presste die Lippen gegen die Wunde. "Tshulsigung Capt'n", murrte sie durch die Hand gedämpft und wischte mit einem Tuch das Blut weg, bevor sie sich mit den Ellbogen wieder ans Geländer lehnte und mit der Zunge gegen die Wunde drückte.
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RE: Westküste und Weissgischtmeer
in Dreitan - das Spiel 31.08.2014 22:14von Ro Raven •

Er sagte nichts dazu, behielt sie aber im Auge. Er konnte keinen Maat brauchen, der die Nerven verlor. Vor allem keinen, der es sich vor den Leuten anmerken liess.
Meleth hatte ein Auge auf die Gefangenen und putzte ihr Langes Messer, auch wenn sie es nicht gebraucht hatte. Sie hatte festgestellt, dass die salzige Meerluft dem Metall alles andere als gut tat. Nach einer Weile sprach eine Frau sie an. "Junge!", sagte sie. "Hast du kein Mitleid?"
Sie gab keine Antwort.
"Du hast doch eine Mutter, oder?"
Meleth blickte auf, ohne den Kopf zu heben und fixierte die Frau mit den Augen. Nein, Alte, mich hat eine Kröte ausgespuckt, oder was zur Hölle glaubst du?
"Was wäre wenn deine Mutter an unserer Stelle wäre?", heulte die Frau. "Würdest du sie auch in die Sklaverei verkaufen?"
Meleth blieb einige Augenblicke lang sitzen. Dann stand sie auf und trat auf die Frau zu, bis sie dicht vor ihr stand. "Nein. Würde ich nicht", sagte sie kalt. "Aber du bist meine nicht meine Mutter." Die Frau wollte dazwischen reden, aber Meleth liess sie nicht zu Wort kommen. "Und wenn meine Mutter in diesem Moment in die Sklaverei verkauft würde, was, ich weiss, möglich ist, dann kann ich weder etwas dagegen tun, noch bin ich daran Schuld. Genau so wenig, wie deine Kinder es können und sind. Und an einem anderen Tag, werde vielleicht ich es sein, der den gleichen Weg geht. Also sei still, und den Bälgern da ein Vorbild!"
Sie nickte in Richtung der Kinder, von denen eines leise wimmerte und der Rest sich aneinander klammerte. Das, das wimmerte, sah nicht sehr gut aus. Sie trat von der Frau weg, ging hin und fasste das kleine Mädchen am Kinn. "Was ist?"
Es erstarrte vor Angst.
"Hast du Durst?"
Es nickte ängstlich.
Sie nahm den Wasserschlauch, den sie sich umgehängt hatte, und hielt ihn dem Mädchen vors Gesicht. "Trink."
Es war Wasser, das mit Rum vermischt war. Das Mädchen zögerte, aber nach einigen Sekunden, in denen Meleth mit ausgestrecktem Arm dagekniet war, legte es die Lippen an die Öffnung, und schluckte, als Meleth den Schlauch neigte.
Sie gab auch den anderen Kindern zu trinken, als sie Schritte die Treppe herunter kommen hörte. "Was machst du da?", fragte Knepo. "Du sollst nicht mit den Gefangenen palavern."
"Wenn sie erdursten, bringen sie kein Geld mehr ein", erwiderte Meleth.
"Der Captain sagt, du sollst rauf", meinte Knepo und nickte nach oben.
Sie stand auf und beeilte sich nach oben zu kommen.
Der Klabauter übergab Reina das Steuer und winkte Meleth zur Seite, als sie das Achterdeck erreichte. "Wir legen in ein paar Stunden an. Ich will, dass du da was für mich rauskriegst, während wir die Beute verkaufen."
"Aye, Captain", sagte sie. "Was?"
Er erklärte es ihr knapp. "Verstanden?"
Sie nickte etwas verwirrt. "Aye."
"Gut. Grossbram setzen!"
Die letzten Worte waren gebrüllt, Meleth verstand den Wink und rannte zu den Seilen hinunter, um anzupacken.
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RE: Westküste und Weissgischtmeer
in Dreitan - das Spiel 31.08.2014 22:23von Randreyah •

Sie merkte, dass der Klabauter sie beobachtete. Was sie nur noch mehr nervte, aber sie hatte sich wieder soweit im, Griff, es sich nicht mehr anmerken zu lassen. Als sie das Steuer übernahm und er Meleth zur Seite nahm, versetzte das ihrem Stolz einen leichten Stich, da sie annahm, dass er ihr die Kleine wieder an die Fersen heften würde. Was zum einen nicht schlimm war, da Meleth nette Gesellschaft war, aber was sie ärgerte, da sie sich dann wie eine Gefangene fühlte.
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RE: Westküste und Weissgischtmeer
in Dreitan - das Spiel 01.09.2014 02:17von Ro Raven •

Einige Stunden später legten sie in einer tiefen Bucht an. Der Captain handelte mit dem Hafenmeister die Anlegegebühr aus, stellte einige Männer als Wache ab und befahl dem Rest, die Beute von Bord zu treiben. Während sie sich auf in Richtung des Marktes machten, von wo aus die meisten der Gefangenen auf direktem Weg zum grossen Sklavenmarkt in Kasz weiterwandern würden, schlich Meleth in die andere Richtung davon. Sie ging einige schmale Gassen mit Holzbaracken entlang und zählte dabei die Häuser, bevor sie an eine Türe klopfte.
Die übrigen marschierten mit den Gefangenen an Ketten auf den Marktplatz und warteten dort erstmal eine Weile, während der Klabauter zwischen den Händlerzelten hin und her ging, und schliesslich mit einem anderen Dunkelschatten, der bestimmt ein Dutzend Ringe in den Ohren hängen hatte, zurückkehrte. Der Mann trat zu den Gefangenen und musterte sie der Reihe nach, betastete sie und griff ihnen ins Gesicht, um ihre Augen und Zähne zu begutachten. Einer der Männer schnappte dabei nach ihm und spuckte ihn an, als er ihn nicht erwischte, worauf ihm der Klabauter eine Ohrfeige verpasste, dass ihm das Blut aus der Nase lief.
"Gute Lieferung", meinte der Mann schliesslich und sie begannen über den Preis zu verhandeln.
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RE: Westküste und Weissgischtmeer
in Dreitan - das Spiel 01.09.2014 02:21von Randreyah •

Reina stand daneben und beobachtete das ganze Prozedere gleichgültig, ausser dass sie wieder den Hut auf dem Kopf trug und das Mieder abgelegt hatte, sah sie immer noch aus, wie ein Mädchen.
Sie mochte es zwar nicht so herum zu laufen, da man sie nicht ernst nahm. Aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie es jetzt gerade wollte, denn dann würde sie einen Grund haben zuzuschlagen.
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