Der Klabauter verliess das Wirtshaus und schlenderte durch die Stadt, blieb dann und wann an einem Marktstand stehen und bog schliesslich in die Strasse mit den Barackenhäusern ein. Er klopfte gegen die Tür und es dauerte nicht lange, bis sie öffnete, nur einen Spalt breit, misstrauisch wie immer, bis sie ihn erkannte und grinsend meinte: "Sieh einer an. Diesmal ging ja schnell."
Er erwiderte das Grinsen. Sie öffnete die Tür, liess ihn herein und umarmte ihn.
"Ta!", rief eine hohe Stimme hinter ihr und ein Löffel fiel klappernd zu Boden, als Azali vom Tisch aufsprang und zu ihnen hinlief. Er umamrte auch sie und hob sie dabei hoch, während Zetela an seinem Kragen schnupperte und dann mit einer hochgezogenen Augenbraue fragte: "Hübscher neuer Zeitvertreib?"
"Etwas ungewöhnlicher neuer Zeitvertreib", antwortete er, während er das Mädchen wieder auf den Boden stellte und ihrer Mutter unauffällig einen Beutel Geld in die Hand drückte.

Alek war mit einigen Flaschen trinkbarem zurückgekehrt und drückte eine davon Meleth in die Hand, während er eine zweite mit den Zähnen öffnete und einige Schlucke davon trank. Marres öffnete die vor Schmerz zusammengekniffenen Augen, sah die Flasche und streckte wortlos die Hand danach aus.
Alek zögerte.
"Der Arzt hat gesagt, du sollst nur Wasser trinken", meinte Meleth.
"Ich will euch mal sehn nur Wasser trinken, wenn ihr den halben Bauch aufgeschlitzt bekommen habt", ächzte Marres mit zusammengebissenen Zähnen. "Ich sags euch, das tut so scheisse weh, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen."

Der Arzt öffnete die Tür und sah Reina fragend an. "Ja? Kann ich helfen?"

"Sie haben ihn bereits zurück auf das Schiff gebracht", antwortete er ebenfalls elfisch.

Alek und Meleth sahen sich an. "Ne, sorry, Marres, ich glaub es ist wirklich besser, wenn du machst, was der Arzt sagt."
"Es ist mir scheissegal, was der Arzt sagt!", stöhnte Marres. "Ich geh lieber drauf, als das noch länger zu ertragen."
Alek schüttelte nur den Kopf.
Marres liess den Kopf zurück auf die Decke fallen, auf die sie ihn gebettet hatten. "Ihr seid gemein, wisst ihr das? Mit dem Zeug vor meinen Augen rumfuchteln und mir nichts von abgeben. Das ist einfach nur mies!"
Er hustete, verzog das Gesicht vor Schmerz und ein leises Wimmern entfuhr seinen Lippen.
Meleth rutschte näher, hob seinen Kopf auf ihre Unterschenkel und strich ihm über die Stirn, bis er sich wieder ein kleines bisschen entspannte. "Das geht vorbei", sagte sie leise. "Nur ein paar Tage."
Marres öffnete die Augen. "Das geht nicht vorbei", schluchzte er halb. "Ich geh doch eh drauf."

Der Arzt bat sie herein und bedeutete ihr, sich zu setzen, während er den Tee, den er gebrüht hatte, in zwei Tassen goss, und ihr eine reichte. "Es wird einige Wochen dauern, bis die Naht vollständig verheilt ist, bis dahin sollte er keine schwereren Arbeiten verrichten."
Er setzte sich ihr gegenüber, trank einen Schluck Tee und seufzte dann. "Ich will ehrlich sein. Ich habe die Wunde an seinen Eingeweiden geschlossen und er hat durchaus Chancen zu überleben mit der richtigen Pflege. Aber ich kenne die hygienischen Bedingungen an Bord dieser Schiffe und deshalb würde ich mir an Eurer Stelle keine allzu grossen Hoffnungen machen, dass er noch länger als ein paar Tage überlebt."

"Er sollte ruhig liegen, an einem sauberen und einigermassen gut belüfteten Ort und die Verbände regelmässig gewechselt werden", antwortete der Arzt. "Die nächsten paar Tage sollte er nach Möglichkeit nur Wasser zu sich nehmen und danach vorsichtig mit leicht verdaulicher Kost beginnen, die einwandfrei abgekocht ist. Wenn die Naht gut verheilt und ansonsten keine Beschwerden auftreten, kann er in ein oder zwei Wochen wieder sitzen oder gehen, aber er sollte sich nicht belasten."

"Nein", antwortete der Arzt genau so direkt. "Dafür habe ich keinen Platz."