"Mach ich gerne", meinte Niv noch und blickte dann Zetela nach. "Die Kleine ist verdammt wild", meinte sie und hakte bei Wezkon ein.
"Kommt wahrscheinlich nach der Mutter", meinte Wezkon lachend.
"Woher kennt ihr euch eigentlich?"
"Ich war nicht immer...selbstständig... Und der Captain unter dem ich damals diente war mal in Zöpfchen..eh Zetela... Verliebt...wenn man das so bei ihm nennem kann. Sie waren jedenfalls sowas wie ein Paar, bis er vor sieben Jahren verschwand."
"Oh", meinte Niv. "Das wusste ich gar nicht... Ist er auf See verschollen?"
Wezkon lachte. "Nein. Unkraut vergeht nicht, vorallem nicht das seiner Sorte... Er war nur auf dem Nebelsee, im Innland, unterwegs. Jetzt macht er aber wieder die Weissgischtsee unsicher. Vielleicht begegnest du ihm ja mal... Wobei, ganz sicher, er ist immerhin ein geschickter Schürzenjäger und mag exotische Frauen."
Niv schnaubte amüsiert. "Ich bin keine Prostituierte, Wezkon", meinte sie.
"Ich weiss", grinste er. "Ausserdem gehörst du mir."
"Tue ich das?", fragte sie spitzbübisch.
"Mindestens für heute", grinste er. "Und sonst immer mal wieder."

Als er am nächsten Morgen ging, lud er sie auf sein Schiff ein und bestand darauf, dass sie am Abend vorbei kam. Er wollte sie mit nach Asari nehmen und dann zurück nach Ketaza bringen. Niv hatte nicht nein sagen können und ein paar Tage frei zu nehmen, wäre schön.
Als sie zur Arbeit ging, versorgte sie Marres, brachte ihm Essen und ging dann mit dem Ordensvater besprechen, ob sie denn frei nehmen durfte. Marres ging es bedeutend besser, was sie freute, denn somit hatte sich ihre Mühe und Pflege gelohnt.
Zuhause angekommen packte sie einige Sachen zusammen und ging mit den Salben und Tees zu Zetela. Sie klopfte an und hörte Gepolter, als Azali zur Tür stürmte und ihr aufmachte.

Niv trat ein und stellte die Sachen auf den Tisch ab. "Kann ich helfen?", fragte sie.

Niv probierte. "Nun, für meinen nicht", lachte sie, "Für die, die kein Chilli kennen, vielleicht ein wenig..."
Sie nahm noch einen Löffel. "Wobei... Erwartest du Besuch?", fragte sie freundlich.

Wezkon streifte derweil durch die Strassen Ketazas und suchte seine Schwester, die plötzlich auf und davon war.

"Sowas in der Art", meinte Niv. "Es zieht mich immer wieder auf Reisen."

"Was zum!?", rief Wezkon und sah seinen Hut hinter einer Dachrinne verschwinden. "Verfluchte Bälger", knurrte er, sah sich um und fand einen Schuppen, schwang sich auf darauf und von dort auf die Dächer.

Niv lächelte hinter dem Becher. "Ja", meinte sie schlicht und wartete ab, auf was genau Zetela hinaus wollte, auch wenn sie es ahnte.

Wezkon sprang nicht ihr nach, sondern erwischte zwei kleinere Jungen, zog ihnen die Ohren lang und hielt ihnen eine Predigt, wobei er nicht gerade sanft war und die Jungen heulten fast vor Angst. Dann brachte er sie zu deren Eltern und überließ es ihnen, sie zu strafen.
Azali würde er nicht suchen. Immerhin wusste er, wo sie wohnte und früher oder später musste sie ja nach hause. Stattdessen machte er sich, immer noch wütend, auf die Suche nach seiner Schwester.

Diese sass auf einem Dach, beobachtete das ganze Theater und hielt sich hinter einem Schornstein verborgen, so dass er sie nicht sah. Sie kicherte. Der kleine Zottelkopf war recht flink. Sie schlich ihr nach und setzte sich in ihre Nähe. "He du!", rief sie Azali zu, die sie noch nicht kannte.