Reina liess den Blick über die Versammelten wandern. Wenn der Klabauter Saki nicht zur Verfügung gehabt hätte, wen hätte er dann an ihrer Stelle eingeschleust? Wer hatte die passenden Männer für so einen Auftrag?
In Gedanken versunken ging sie nochmals sein Vorhaben durch und schüttelte innerlich den Kopf über ihn. Es war verrückt. Sie waren zwar viele, aber nicht alle kannten das Gewässer und so gut wie niemand den Palast oder die Ausrüstung und Waffen der Leute Irians. Auch deren Sprache beherrschten die wenigsten unter ihnen, um die Vorhaben und gebrüllten Befehle des Gegners zu verstehen.
Sicherlich würde der Blutzoll hoch ausfallen und so wie sie den Klabauter kannte, war es ihm durchaus mehr, als nur bewusst. Sie schielte zu ihm hoch, wobei sie ihn genau musterte. Aber er fürchtete um sein eigenes Leben und wie jeder andere auch, würde alles in seiner Macht stehende tun, um es zu bewahren. Nun, sie aber auch. Sie würde ebenfalls über Leichen gehen, nicht über alle, aber die meisten.
Reinas Blick wanderte weiter über Wezkon zu Ranista, an dem er kurz hängen blieb. Sie fragte sich, was der Elf genau plante und vor hatte. Sie hoffte, dass er sich wirklich an sein Wort hielt und mit machte, nur um einen Teil der Beute zu gewinnen, nicht um noch zusätzlich auf die Gelegenheit zu hoffen, dem Klabauter ein Messer in den Rücken zu rammen.
Moners ehemaligen Männern traute sie so weit, wie es Ariak tat und dessen Aussage zufolge, waren die nur am Lohn interessiert und daran, weiterhin unter dem Schutz eines Packs zu segeln und notfalls nicht alleine gegen Freibeuter oder die Marine der Reiche Dreitans zu stehen.
Seitdem Gevira und die Nachtzinne Frieden geschlossen hatten, würden sie es sich dreimal überlegen, ob sie sich gegen den Klabauter oder Ariak wenden wollten.
Das Problem wären die neuen Mannschaftsmitglieder und die Captains, die mit der Absicht kamen, die Flotte zu übernehmen. Sie musste aufpassen, dass sie ihr Glück nicht an Land versuchten, wenn niemand mit ihnen rechnete, denn Piraten an Land waren Hyänen, die in den Schatten lauerten und geduldig darauf warteten, dass ihnen ihre beute den entblössten Nacken zuwandte.
Mehrere mögliche Szenarien und all die Informationen, die sie über die Captains, deren Mannschaften und Irian Shada hatte, durchgehend, sass sie den noch kurzen Rest der Besprechung still ab und lauschte nur mit halbem Ohr.
Das meiste waren noch andere Anliegen der Kapitäne und dies ging sie grösstenteils ohnehin nicht direkt etwas an. Es lag am Klabauter die Entscheidungen zu treffen, ob er wem was gewähren oder ob er ihn dies oder jenes wissen lassen wollte. Sie musste dann jeweils nur Frage und Antwort kennen.
Als der Captain die Tafel auflöste blieb sie noch kurz mit Ariak sitzen, währendem sich die anderen zurück zogen. Saki war nicht die erste, aber eine der ersten, die gingen, unter dem Vorwand, nach ihren jüngsten beiden Kindern sehen zu müssen. Als alle fort waren und nur die restlichen beiden Dunkelschatten - Wezkon hatte sich ebenfalls zurück gezogen - blieben, erhob sie sich und lockerte kurz ihre Schultern. "Wir treffen uns dann in zwei Stunden bei den beiden Bäumen, Ariak?", fragte sie und dieser nickte.
"Ich freu mich schon drauf", meinte er und stand ebenfalls auf. "Captain", meinte er, zupfte am Hut und sah kurz Reina an, wobei er sich gegen den Hut schnippte, "Reina." Damit ging auch er.
Die Halbdämonin sah ihrem Arbeitgeber dabei zu, wie er schön säuberlich wieder die Karten zusammenlegte und einpackte. "Wie weit bist du bereit zu gehen, um die Perle zu bekommen?", fragte sie und lehnte sich an die Tischkante, wobei sie sich in seine Richtung beugte, um ihm in die Augen sehen zu können.
| 11.751 Beiträge
Antworten
Besucher
Forum Statistiken
