"Wir können ja sagen, die die den Aufstand angezettelt haben, hätten uns angeheuert. Und die die uns gesehen haben, sind ja zum grössten Teil so oder so tot.", schrieb er und reichte ihr diskret die Tafel.

Da hatte sie recht. Allerdings hatte er keine Idee wie sie dieses Problem umgehen könnten. Vielleicht würde sich auf dem Weg noch eine Lösung ergeben. Er nahm sich eine Keule vom Auerhahn und heisser Bratensaft lief ihm über die Spitzen seiner Finger. Er stiess einen lautlosen Fluch aus und legte das Stück auf dem Baumstamm auf dem er sass. Er schnappte sich ein Stück von dem Brot das Ongur verteilte und nahm damit die Keule wieder in die Hand. Es war herrlich saftig, gierig wie ein Kind leckte er sich das Fett von den Fingern. Jetzt brauchte er nur noch was zu trinken und dann wäre er vollends zufrieden. Er stand auf und ging rüber zu dem Platz wo er sein Gepäck abgelegt hatte. Nach ein paar Sekunden fand er den kleinen Weinschlauch und ging mit ihm in der Hand zurück zum Lagerfeuer.
"Wo hast du die eigentlich aufgelesen?", fragte er Ro und wies mit einem Nicken in Richtung der beiden jüngeren Söldner.

Alastar grinste. Ongur setzte sich ebenfalls zu ihnen und nahm einen Zug aus einem Flachmann. Die beiden jüngeren Söldner, vom Geruch des Bratens angelockt, legten ihren Streit vorläufig bei und gesellten sich ebenfalls ans Feuer. "Wisst ihr etwas über die Armee aus dem Osten?", fragte der Dunkelschatten, hatte aber keine grosse Hoffnung auf eine positive Antwort.

Alastar ass wortlos weiter. Es war auch so schwierig nur mit einer Tafel kommunizieren zu können. Er hatte keine Lust immer wieder etwas zu schreiben und darüber sein Essen kalt werden zu lassen.

Shagan stand auf und ging ein paar Schritte vom Abgrund weg.
"So...ich tu's jetzt!"
Er spürte die Magie in sich, versuchte die Siegelmagie zu ertasten und fand sie. Er wusste nicht genau, wie die Magie funktionierte und das unterschied ihn von einem langjährig ausgebildeten Magier. Er hatte nur die Kraft bekommen, aber wusste nicht genug über sie, um sie zu verstehen. Er war wie ein Kind, dem man eine Waffe gegeben hatte.
Er begann damit, das Siegel zu lösen. Mit seiner Willenskraft und dem magischen Geschick, das er zur Genüge beherrschte, dauerte es nicht lange, bis er, tief in die Magie eingetaucht, die Fesseln fallen spürte. Der Druck löste sich. Es war getan. In Búrac standen alle geheimen Artefakte, das ganze Wissen seines Clans, den Magiern frei zur Verfügung. Sofort dachte er daran, dass er sie vielleicht nicht so einfach hätte preisgeben dürfen. Aber er hatte ja genug gesehen*, um nicht alles ungesehen fortgeworfen zu haben.
Sofort tastete er nach dem zweiten Siegel, Drúnkhars Siegel, um es so schnell wie möglich zu lösen.
Etwas war anders, er konnte es jetzt spüren. Drúnkhar hatte sein Wort gehalten.
Doch als er das Siegel gegriffen hatte und beginnen wollte es zu lösen, spürte er etwas.
Irgendwas zog an seiner Seele und plötzlich verlor er das Bewusstsein, sah um sich herum nur weiße Leere.
"Was geschieht hier?", rief er im Geiste.
Und dann hörte er Drúnkhars Stimme. "Du bist in einem Raum, der nur wenige Sekunden in deinem Kopf existiert, während es dir vorkommt, als wäre es länger. Keine Angst, ich tu dir nichts. Ich werde dir jetzt helfen. Eines Tages wirst du mir dankbar sein dafür, das verspreche ich dir."
Shagan bbekam Panik. "Verräter!", schrie er und dann spürte er einen quälenden Schmerz, der aus seinem Innersten zu kommen schien.
Gleichzeitig zog etwas an einem Teil von ihm, es fühlte sich an, als würde man ihm ein Organ herausziehen, das an einem Strang hing, den eine feste Hand umklammert hielt und zog. An allen anderen Organen herausquetschte und zog. Gleichzeitig zerriss etwas in seiner Brust, der Schmerz schraubte sich hoch bis an einen Punkt, an dem er fast ohnmächtig wurde. Was tat Drúnkhar? Wieso konnte er sich nicht wehren? Er spürte seine Magie nichtmehr!
Plötzlich war der Druck weg und er spürte eine Leere in sich, wo vorher etwas gewesen war.
Dann verblasste der weiße Raum und er stand wieder auf der Klippe, das letzte Siegel brach und er war wieder alleine.
Erschöpft und mit Schweißperlen auf der Stirn fiel er auf die Knie und starrte zitternd zu Boden.
Was war hier los? Er fühlte sich ganz anders als vorher.
Er wollte schon seine zweite Stimme in seinem Kopf fragen, die ihm in letzter Zeit öfter Dinge zugeflüstert hatte, aber da kam keine Antwort.
Er tastete nach seiner Magie, seiner neuen Kraft, die ihm den Schlüssel zu seiner Rache ermöglichen konnte. Die ihn vor den Schwarzmagiern schützen würde. Aber er fand sie nicht. Angst kroch in ihm hoch. Er suchte und suchte, aber er konnte keine Magie anwenden. Sie war...weg. Und anstatt wütend zu werden und sich in Hassgedanken zu verlieren, Blut sehen zu wollen, spürte er nur eine Verwirrung. Wer war er? Was war geschehen? Er war anders als vorher.
Was hatte Drúnkhar nur mit ihm angestellt? Was?

15. Mai 308
Ufer am südöstlichen Rand des Langen Sees

Trotz seines Zustandes war er sofort Richtung See gelaufen. Es gab für ihn nichts anders, als zu den Schwarzmagiern zu gehen. Selbst wenn er keine Magie mehr wirken konnte und gegen sie keinerlei Chance hatte, ws machte es schon für einen Unterschied? Er hatte keinen Grund mehr zu leben, schon lange nichtmehr. Nur seine neu erworbene Macht hatte ihn am Leben gehalten und sein Rachedurst. Seine Kraft hatte er verloren. Er würde zu den Magiern gehen und sterben, vielleicht würde er noch einen von ihnen töten können, vielleicht auch nicht, es war ihm egal.
Aber noch etwas war anders. Er hatte keine so düsteren Gedanken mehr, versank Nachts nicht in seinem tiefen Brunnen, in dem er mit sich selbst sprach im endlosen Dunkel der Qualen. Er wollte nichtmehr die Wüste bereinigen von allem Leben, wollte nichtmehr einfach nur töten. Er wollte seine Rache und dann entweder sterben oder weitersehen, was in der Welt geschah.

Wenige Tage später hatte er schließlich den See erreicht. Es war leichter am Ufer entlangzulaufen und sich dann durch Täler ins Gebirge zu schlängeln, statt auf direktem Wege zum Versteck zu gelangen. Das Gebirge ließ an dieser Stelle einen direkten Weg kaum zu. Das Versteck lag nicht zufällig da, wo es lag.
Er blickte sein Spiegelbild im Wasser an. Was er sah, war ein leicht ausgezehrter Schattendämon mit langen, schwarzen Haaren, die leicht wellig und verfilzt seinen Kopf hinabhingen. Seine Kleidung war fleckig und an manchen Stellen gerissen und er wirkte mehr wie ein Landstreicher, als wie der seine Feinde verfolgende Elitekrieger-Feuerdämon, als der er einst aufgebrochen war. Aber es machte ihm nichts aus, es passte besser zu ihm.

(Kommen jetzt die anderen oder stimmt da etwas noch nicht, soll ich noch einen Post machen?)