Verblüfft starrte Armelion auf den Ring. Er verbrauchte viel zu viel Energie. Er kappte die Verbindung und der Ring löste sich auf. Er folgte dem Energiefluss bis zu Ro's Waffe. "Eine interessante Waffe habt ihr da. Ich erinnere mich, dass ihr sie schon bei Eyni getragen habt. Absorbiert sie Magie?" Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Er streckte eine Hand aus und berührte die Klinge mit den Zeigefinger. Sofort spürte er den Sog und liess sie hastig wieder los. "Wie könnt ihr diese Waffe führen? Nimmt sie nicht auch eure Kraft?"

"Vielleicht war es so. Ich weiss es nicht und da es verschwunden ist, werde ich wohl kaum Gewissheit bekommen.", erwiderte Armelion. Isilya setzte sich neben ihn und lehnte sich mit dem Rücken an einen Stein. "Ich hoffe allerdings, dass es verschwunden bleibt." Sie schwiegen für eine Weile, bis er nicht mehr still sein konnte und die Frage stellte, die ihn seit Idril's Verschwinden quälte. "Seid ihr auf euren Reisen einem alten, blinden Geschichtenerzähler begegnet? Sein Name ist Biredh."

"Ich suche eigentlich ein kleines Elfenmädchen. Ihr Name ist Idril und sie gehört zu meiner Familie kann man sagen. Sie wurde mit einem Zauber von dem Geschichtenerzähler aus Lovit fortgebracht. Sie schien freiwillig zu ihm gegangen zu sein, doch als er sie fortzauberte schlief sie. Seit ich es erfahren habe, suche ich sie. Ein blinder Geschichtenerzähler ist nicht so üblich, darum frage ich in erster Linie nach ihm.", fügte er noch hinzu.

Naja verdrehte die Augen. Sie hatte nicht zugehört, was sie gebrabelt hatten, aber von Gestaltwandlern schienen sie keine Ahnung zu haben. "Das Mädchen lebt", meinte sie. "Wenn er sie nicht lebend gebraucht hätte, hätte er sie nicht mitgenommen... Und was die Gestaltwandler angeht, da scheint ihr wenig Ahnung von denen zu haben", sie grinste, "Wieso fragt ihr nicht mich? Ich bin eine Dremarewynia, eine Gestaltwandlerin. Und nein, ich hab niemanden getötet. Nicht seit den Ereignissen in Eyni", fügte sie hinzu. Ihr wurde langsam schlecht vom Gerede der beiden und sie wollte endlich vom Fleck kommen, bevor sie vor Langeweile starb.

"Sie ist 8 Jahre alt.", erwiderte er an Ro gewandt, dann richtete er seinen Blick auf Naja. "Dich habe ich niemals in Verdacht gehabt. Deine Ausstrahlung ist zu unterschiedlich von dem Gestaltwandler, dem ich begegnet bin. Aber ihr habt recht. Ich sollte euch fragen. Was wisst ihr über Gestaltwandler?"

"Es gibt zwei Arten von Gestaltwandlern. Die Wesen, die man in den Verfluchten Wäldern findet und dann solche wie mich, Dremarewynia. Erstere leben von Gefühlen anderer. Man könnte sie als Parasiten bezeichnen, aber sie töten im Normalfall nicht. Ausser sie haben mit einem anderen Wesen ein Abkommen... Doch selten jemand kann sie mit Gefühlen und Träumen bezahlen, ohne sich selber dafür 'zu opfern'. Die Dremarewynia, also meinesgleichen, können jedes Wesen sein. Um ein Dremarewynia zu sein, muss man seinen Körper aufgeben und ihn durch einen anderen Tauschen, den man durch den Geist, die Vorstellungskraft formen und verfestigen kann. Meistens sind sie in der Nähe oder am Meister selber in Form eines Dolches oder von Verbänden. Dremarewynia brauchen stets einen Meister, der ihnen für ihre Formwandlungen die nötige Energie gibt. Im Gegenzug dienen sie dem 'Meister' als Waffe, Schild oder sonstiges Werkzeug... Das Schattenwesen könnte theoretisch beides sein, nur gibt es mehr Gestaltwandler, als Dremarewynia... Vielleicht hat jemand einen Gestaltwandler gefangen und zwingt ihn dazu ihm zu dienen, einer eurer Feinde vielleicht. Oder er hat ein Abkommen mit einem solchen Wesen geschlossen", erklärte sie. "Hilft euch das weiter?"