Es geschah schneller als er reagieren konnte. In Sekundenbruchteilen wurde sein Körper zerfetzt, verbrannte zu Asche und wurde unter riesigen Steintrümmern begraben. Das Kreischen und Schreien und die Geräusche der Explosion, die eben noch in seinen Ohren gedröhnt hatte, verstummten schlagartig.
Der Kan trauerte um seinen alten Körper. Es hatte lange gedauert, bis er ihn so perfekt geschaffen hatte, dass er wie ein Mensch aussah. Er würde sich fürs erste einen groben neuen Körper erschaffen müssen, bis er genügend Zeit haben würde, einen richtigen herzustellen.
Sein Geist schwebte über die Arena, wo es fast kein Leben mehr gab - die letzten Lichter verblassten allmählich - Richtung Norden, bis zu der Höhle, indem sich dieses Wesen versteckt hielt. Dort formte er aus dem Stein heraus eine klobige Gestalt, die etwa die Gestalt eines Menschen hatte, setzte die sieben Lebenszauber ein, die es ihm ermöglichen würden, zu sprechen, zu riechen, zu fühlen, zu hören, zu sehen, sich zu bewegen und zu denken. Dann schlüpfte er in die leblose Masse hinein, trat aus der Wand und berichtete seinem Freund, der die Explosion gehört haben musste, was passiert war.

"Sei still!", zischte Ran und sah sich nach dem Schwarzmagier um. "Wo ist er?", fragte sie Growndrill tonlos. Dieser schüttelte nur den Kopf. Sie konnte immer noch nicht stehen, ohne sich an seinem Arm abzustützen. Erst dann bemerkte sie Narum. Ohne auf Ro zu achten griff sie nach dem Amulett, das sie um den Hals trug. Im Amulett war die Kugel eingelassen, das Herz des Schwarzmagiers, mit dem sie ihm ihren Willen aufzwingen konnte. "Schwarzmagier", sagte sie wie in Trance und eine wirbelnde, schwarze Rauchsäule erschien vor ihr. Nur die weisse Maske und die gelben Augen schienen sich vollends materialisieren zu können, denn der Rest war wie feiner grauer Nebel. "Herrin", hauchte er und seine Augen schienen nur noch matt und leblos. Er musste zu viel Energie angewendet haben. Sie griff nach dem Jagdmesser an ihrem Gürtel und schnitt sich schnell in die Handfläche, bevor Growndrill sie daran hätte hindern können. "Mein Blut, nimm es. Heile Narum!", befahl sie. Der Schwarzmagier gehorchte. Die Rauchsäule, die er war, kroch zu ihr hinüber und beugte sich herab zu einem Handkuss. Mit einem Schlag verfestigte sich seine Form und Ran sackte in sich zusammen. "Heile ihn!", keuchte sie und der Wächter Loneys wandte sich, die Lippen ableckend, von ihr zu Narum. "Reyla", begann Growndrill, doch sie schnitt ihm das Wort ab. "Es geht mir gut."

Narum fühlte den Blutverlust. Die Welt war ein gemisch aus Grau und Taubheit. Seine Sinne verschwammen und das Leben wurde aus seinem Körper gezogen. Eine weisse Eulenmaske mit giftgelben Augen, die als einziger Farbpunkt in seiner Welt erschienen schob sich in sein Sichtfeld. Er versuchte etwas zu sagen, doch verlor das Bewusstsein. Das letzte was er fühlte, war eine wohltuende Wärme und das Gefühl wachsender Wurzeln und Äste aus seinem Beckenknochen. Irgendjemand musste gerade seine Wunden heilen.

Immer noch zittrig wandte sich Ran an die kochende Ro. "Niemand von uns 'verdammten Idioten' hat dich mit Magie 'herumgeschoben'. Der Schwarzmagier hat uns da rausgeholt", sagte sie und deutete auf das kniende Wesen. "Er hat aus Instinkt gehandelt. Und bevor du ihn zum Teufel jagst, solltest du wissen, dass er so etwas wie das verdammte Ding aus diesen Geistergeschichten ist, die man kleinen Kindern erzählt... Also kein Magier und kein Wesen. Sondern ein uraltes Etwas."

Donsoha

Als die Erde erzitterte und das Donnern der Explosion über den grossen Wasserfall, durch die Schluchten und Täler folgte brach für einen Moment Panik unter den Magiern aus. Viele konnten erahnen was passiert war, denn sie hatten ebenfalls den Ruf gehört, waren ihm aber nicht gefolgt. Es musste ein Desaster in der Arena geschehen sein, ein Attentat, ein verrückter, wild gewordener Magier oder die Chaosgötter selber. Vincent handelte schnell. Er rief die Magier zusammen. Teilte ihnen mit, dass es sicherlich nicht die Chaosgötter waren und beschwor die Magier dazu auf, Tierspione zum Ort des Geschehens zu schicken, wenn sie ihm nicht glaubten. Sie taten dies und ein ganzer Vogelschwarm flog gegen seinen Instinkt zum Ort der Katastrophe, zur zerstörten Arena.
Als die Nachricht der Explosion sie erreichte herrschte Stille in der Höhlenstadt. Die Magier sassen leichenblass und ungläubig in ihren Häusern, auf den Strassen oder sonst wo. Niemand wagte es darüber zu sprechen oder etwas zu sagen. Etwas unvorstellbar grausames hatte sich dort zugetragen und die Magier waren froh, dem zweiten Ruf nicht gefolgt zu haben. Doch in ihnen breitete sich ein Gedanke aus. Einer, der ihnen Angst machte. Was wenn jemand Donsoha angreifen würde? Was wenn jemand auf die Idee kam die Höhlen zu sprengen? Schaudern und kalte Angst schienen die Höhlenstadt zu beherrschen. Sie brauchten Schutz und den würden sie bald von Vincent fordern.

Nachdem er zu den Magiern gesprochen hatte, verschwand Vincent für kurze Zeit in Minpiers Höhle. Er opferte dem Geist eine seiner Federn und dieser erschien fast augenblicklich vor ihm. "Was wünschst du, werter Drache?", fragte Minpiers Stimme höhnisch, noch bevor der Geist in Gestalt einer sich verbeugenden Flamme über der goldenen Feder auftauchte. "Wissen was passiert ist", antwortete Vincent. "So vieles passiert auf der Welt, an vielen Orten und zu vielen Zeiten", meinte der Geist breit grinsend. "Ich will wissen, was in der Arena, dem Versammlungsort des zweiten Rufes passiert ist und ob die Halbdrachen und Growndrill noch am Leben sind." Vincent verschränkte die Arme und sah den Geist prüfend an. Minpier grinste und streckte eine seiner dünnen, langen Hände aus. Eine Flamme erschien und in ihr spiegelte sich das Geschehen wieder. "Nagzwa sind so grausam", meinte der Geist leise provozierend und beobachtete den Phönix, in dessen Augen sich die Flammen und Fassungslosigkeit wiederspiegelten. "Candor war zum Zeitpunkt des Geschehens nicht dort, Narumdrongwer, Randreyah, Growndrill, Wächter Loneys und Randreyahs Begleiter Ro von der Schwarzen Festung und Machek der Feuermagier sind noch am Leben. Genauso wie einige stärkere, aber unwichtige Magier und zwei Schwarzmagier, beide Elfen... Ihre Namen...", der Geist starrte konzentriert in die Flamme, als versuchte er ihr die Information zu entlocken, "Die eine heisst Isilya und der andere... Armelion", sagte er schlussendlich und sah Vincent an. "Zufrieden?", fragte er schelmisch. Vincent sah ihn scharf an. "Woher weisst du das alles?"
"Ich weiss alles, was das Feuer weiss. Ich höre alles was die Flammen horchen und ich sehe alles, was die Glut erblickt", meinte der Geist mit einer theatralischen Verneigung, als hätte er eine wichtige Rolle vorzustellen gehabt. "Überall wo eine Kerze brennt, bei jedem wärmendem Feuer und bei jedem wütenden Brand sind die Feuergeister und ich bin ihr Meister... Oder einer ihrer Meister. Ich erfahre alles, wenn ich danach frage", erklärte er. "Und wieso teilst du dein Wissen mit mir?", fragte der Drache skeptisch. "Du hast dafür gezahlt... Die Feder eines Phönix, eines so edlen Feuerwesens, ist für uns Feuergeister ein sehr wertvoller Gegenstand."
Vincent bedankte sich und ging. Die Flamme Minpier blieb noch einige Sekunden, die Wände der Höhle erhellend und die Luft geniessend im Raum schweben, dann erlosch er und die stille Dunkelheit übernahm wieder die Herrschaft über den Raum.

(Oha es ist Jahrestag von 9/11...und diese Kathastrophe hier ist glaube ich für die Bevölkerung Dreitans genauso schlimm wie das Attentat auf das Trade Centre für uns ^^ man könnte fast meinen das sei absichtlich so insziniert worden...)

"Die sind mit Sicherheit tot... Ausserdem, wenn es dich so brennend interessiert, kann dich dieses uralte Etwas wieder zurück bringen, wenn du es nett darum bittest", meinte Ran und klang ihrer Meinung nach dabei wie ihre Grossmutter...

Narums Bein war inzwischen geheilt und der Halbelf richtete sich auf. "Hey ihr zwei!", rief er Ro und Ran zu, er fürchtete dass die Situation bald eskalieren würde, "Dort ist jemand, vielleicht wissen die, wer dahinter steckt!" Der Schwarzmagier Loneys hatte ihn auf die anderen beiden Schwarzmagierelfen aufmerksam gemacht. Als die beiden etwas näher kamen, erkannte er den einen als Armelion von der Nachtzinne und die andere glaubte er schonmal irgendwo gesehen zu haben.
Growndrill blickte hinüber zu den beiden Neuankömmlingen und dann zu Ran, die ebenfalls zu wissen schien, wer sich ihnen da näherte. "Na grossartig", murmelte sie.

Naja fragte sich, wie viele Leute bloss dieses Elfelein kannten. Waren Schwarzmagier wirklich so gefragt? Nun sie wollte ihn nicht mehr sehen. Aber bevor sie sich aus dem Staub machen konnte, erntete sie einen bösen Blick ihres Vaters, der sie dazu bewog still an Ort und Stelle sitzen zu bleiben.
Sie beäugte ihre Schwester aus dem Profil. Sie sah irgendwie runder aus, hatte sie zugenommen? Dann dämmerte es Naja. Nein, Ran hatte nicht zugenommen, nicht direkt zu mindest. Es gab da einen bestimmten Grund, wieso sie sich so viel Zeit gelassen hatte.
Die Schlangenfrau grinste bösartig und liess das Grinsen abrupt verschwinden, als Narum sie fragend ansah. Schnell konzentrierte sie sich auf den Elfen.
Narum erhob sich, der Scharzmagier stellte sich neben Ran und Growndrill beobachtete nur stumm die Szene.

Als Armelion Ro erkannte erstarrte er für einen Moment. "Hauptmann Ro Raven!" Er ging noch einige Schritte auf sie zu. "Ich dachte ihr wärt tot. Lor und Nesh erzählten mir ihr seid in den Flammen umgekommen. Ich dachte sie wären die einzigen Überlebenden.", sagte er erstaunt. Ehrlich gesagt war er froh sie zu sehen. Ein Toter weniger für den er nicht die Verantwortung übernehmen musste.