(lol)

Die Information brauchte einige Augenblicke, um ganz bis zu ihr durchzusickern. Langsam wich sie zurück. "Nein... nein..."
Sie konnte das nicht begreifen. Sie wollte es nicht begreifen. Aber es war real. Und nichts konnte es ändern. Ihre Hand zitterte so stark, dass sie beinahe den Säbel verlor. Dann brach sie ohne ein weiteres Wort zusammen, rollte sich zu einer Kugel und presste sich die Hände gegen den Kopf.
Dass ihr der Säbel dabei in die Stirn schnitt, merkte sie nicht einmal. Sie merkte gar nichts mehr. Er hatte gelebt. Er hatte sich umgebracht. Weil er geglaubt hatte, sie sei tot. Alles in ihr schien zu zerbrechen an dieser Erkenntnis. Sie ertrug es nicht. Es war so grausam. So viel zu grausam.

Machek seufzte. "Das war jetzt vielleicht nicht die geschickteste Aktion."

Ro spürte, wie Ran sie festhielt und sie hörte ihre Worte, wie von weit her. Ran hatte recht. Es hatte keinen Sinn, was sie hier tat, es änderte nichts an den Tatsachen. Aber sie konnte nicht anders, sie wusste nicht, wie sie diesem Schmerz jemals wieder entkommen sollte.
Sie versuchte sich einzureden, dass es keinen Unterschied machte. Dass sie zuvor schon gewusst und sich halbwegs damit abgefunden hatte, dass er tot war. Dass es keine Rolle spielte, wie er gestorben war. Aber sie wusste, dass sie sich damit selber belog. Es spielte eine Rolle. Weil sie aufgegeben hatte, in der Annahme, er sei tot. Und nur deshalb war er gestorben. Es war ihre Schuld.

Machek war bewusst, dass er in Bezug auf Ro nichts tun konnte, also wandte er sich den Dingen zu, die im Moment vorrang hatten. Er wandte sich an den Mann mit dem silbernen Haar: "Ihr sagtet, dass sich jemand in unserer Nähe versteckt? Wisst Ihr, wo genau er sich aufhält?"

Ro versuchte tief einzuatmen, um sich zu beruhigen und sich aus der starre zu lösen, aber es half nichts. Lediglich ein leises Wimmern drang aus ihrer Kehle. Schliesslich wusste sie sich nicht anders zu helfen, als dass sie sich so lange auf die Hand biss, bis sie Blut schmeckte. Der Schmerz in ihrer Seele war zwar immer noch stärker als der in ihrer Hand, aber der Geschmack des Blutes holte sie ein Stück weit in die Realität zurück. "Ist... ok", sagte sie zu Ran. "Ich brauch... nur ein paar Sekunden..."
Auch wenn sie das Gefühl hatte, dass sie mehr als nur ein paar Sekunden brauchen würde.

"Eine Möglichkeit wäre, ihn zuerst anzurufen und zu fragen, was er von uns will, bevor wir ihn angreifen", schlug Machek vor. "Es könnte schliesslich sein, dass er sich aus Furcht versteckt."

"Danke", murmelte Ro und trank einige Schlucke. Sie versuchte aufzustehen, aber ihre Beine zitterten zu sehr. Sie legte den Säbel hin, stützte die Ellbogen auf die Knie, Legte den Kopf in die Hände und atmete tief durch. "Geht schon...", sagte sie gezwungen. "Wird schon wieder. War nur... ein bisschen heftig."

"Das ginge natürlich auch", meinte Machek.