"Wir sollten uns eine Zeltplane oder ähnliches Besorgen", meinte Growndrill nach einer Weile. "Mich stört die Kälte nicht, aber soviel ich weiss andere Nagzwa schon?"

"Ich kann Rauch riechen. Ein Dorf muss in der Nähe sein. Vielleicht haben die welche, die wir ihnen abkaufen oder 'ausleihen' können", meinte der Drache.

"Definitiv nicht", meinte Growndrill. Er war erstarrt bei dem Wort Zwerg. Als Drache hatte er ein Problem mit den kleinwüchsigen Nagzwa. Sie mochten ihn nicht und er sie noch weniger.

Eisturm, Mitte Februar

(Edit: 18. Februar)

Der Eisturm war eine der größten Festungen des Nordens, errichtet auf der Spitze eines Hügels an den Ufern des Kaltwasser und ehemals Herrschaftssitz über das nördliche Reich, ehe die Kwathgûr in Kwathhalm und später die Geldorbras in Kor die Macht übernahmen. Bereits von weitem war der hohe, aus hellem Stein gemeißelte Turm auf der Spitze des Hügels zu sehen, der der Festung ihren Namen gab. Um diesen Turm herum standen verschiedene Bediensteten- und Wirtschaftsgebäude, welche von einer hohen Mauer aus dunklerem Stein umringt waren. Am Fuß der Erhebung war ein Wall von einigen Kilometern Länge um den gesamten Hügel errichtet worden.
Eine Straße begann am Tor, die weit im Süden die Einsame Straße kreuzen sollte. Aber schon nach wenigen Kilometern führte sie an einer alten Wachfeste vorbei, die einst den Zugang zum Tal vom Eisturm schützte, jedoch im Krieg mit Kwathgûr zerstört wurde. Tausende Jahre lang war sie nicht wieder aufgebaut worden, doch seit kurzem ersetzten Holzpfähle die fehlenden Mauerstücke, und über die alten Mauern patroullierten wieder Wächter.

Rhamas, Ende Februar

Die fünf Zwerge betraten die Holzbrücke, der sechste gefesselt in ihrer Mitte. Auch wenn die Wachen am Tor sie bereits bemerkt haben mussten, klopfte Ethork mit dem Ring am Tor einmal laut auf den bronzenen Drachenkopf. Das Tor schwang auf und sie betraten den Innenhof von Rhamas.
Sofort brachten sie einige Soldaten durch ein weiteres Portal in die Tunnelgewölbe. Schweigend wurden sie durch einen breiten, fackelbeleuchteten Gang in den Thronsaal geführt, wo die Herrscherfamilie bereits auf sie wartete.
Auf dem steinernen Thron ihnen gegenüber saß Xor Rhamas. Der Zwerg war mit seinen beinahe zweihundert Jahren zwar bereits recht alt, aber man sah deutlich, dass sich sein Leben dem Ende zuneigte. Trotz der Wärme, die die Fackeln spendeten, wurde sein Körper von einem dicken Mantel umhüllt. Die alte Krone von Rhamas, die noch aus der Zeit stammte, als hier über die Geschicke eines guten Teils des Gebirges bestimmt wurde, lag auf einem Hocker neben ihm, da Xor dessen Gewicht nicht mehr tragen konnte. Sein spärliches, dünnes weißes Haar wurde nicht mehr verborgen, und seine Augen in dem tief gefurchten und blassen Gesicht waren tief in ihre Höhlen gesunken und geschlossen.

"Ich könnte eine Höhle machen.", schlug Armelion vor. Mit den Kräften, die er von Makaras genommen hatte, würde es ihm leicht fallen eine Unterkunft für sie zu erschaffen. Er trat auf eine der Felswände zu und legte die Handflächen gegen den Stein. "Caew.", murmelte er. Einen Moment lang passierte nichts, doch dann erklang ein leises Knirschen. Der Stein floss zur Seite und wölbte sich nach innen. Nach einigen Sekunden hatte sich eine Höhle gebildet, die Platz genug für alle bot. Der Eingang zur Höhle war schmal, sodass die Wärme eines Feuers nicht so schnell entweichen konnte. Der Elf trat zurück und betrachtete sein Werk. Seiner Einschätzung nach sollte es halten. Er hatte das Gewicht der Felsen gleichmässig verteilt. Wenn nicht konnte er immer noch eine Stütze beschwören. "Ihr könnt immer noch Decken holen wenn ihr wollt. Ich und Isilya bleiben hier. Zwerge sind nicht besonders gut auf Elfen zu sprechen." Mit diesen Worten verschwand er in die Höhle und Isilya folgte ihm dichtauf.

Growndrill verkniff sich einen fiesen Kommentar und sah Ro an. "Würde ich als Mensch durchgehen?", fragte er sie.