Mit einem kopfschütteln ging er zu ihr rüber. Er warf einen geübten Blick auf die Menge des Erbrochenen und schätzte, dass sie ihn wohl nicht anspeien würde, wenn er sie hochheben und ins Wirtshaus schleppen würde. Er packte sie und warf sie so sanft es ging sich wie einen Sack Kartoffeln über die Schultern. Er wollte ja nicht, dass ihre Wunde wieder aufriss. Mit der Last auf seinen Schultern war es wesentlich schwieriger zu laufen. Er taumelte durch die Türe und Ros Kopf schlug ziemlich unsanft gegen den Türrahmen als er über die Schwelle stolperte. Solche Gefährten hatte er noch nie gehabt. Die von Kasz hatten meistens versucht ihn diskret aus dem Weg zu räumen, falls sich die Gelegenheit ergab. Falls sie sich nicht ergab, begnügten sie sich damit ihn zu verprügeln. Er verzog das Gesicht zu einem gehässigen Grinsen, als er sich daran erinnerte wie er jeden einzelnen von ihnen nachher heimgesucht hatte. Er wich den Tischen mehr oder weniger elegant aus und verfrachtete die junge Frau auf seinen Schultern in ihr Zimmer. Dieses Mal achtete er mehr auf ihren Kopf, als er durch die Türe ging und er schaffte es durchzukommen ohne ihr den Schädel vollends einzuschlagen. Vielleicht würde sie sich morgen nicht mehr daran erinnern. Dann würde er irgendeine Ausrede für die Beule erfinden können. Alastar setzte sich auf die Bettkante und liess dann seine Fracht auf die Strohmatratze runtergleiten. Nun sollte sie doch begriffen, was er gemeint hatte., dachte er müde. Er packte eine Ecke der Decke und warf sie über ihre Beine. Den Rest konnte sie wohl selbst erledigen. Mit diesen Gedanken rutschte er vom Bett und knallte ins Bodenstroh. Er schob es in einer Zimmerecke zusammen und legte sich hin.

Die Sonne war längst aufgegangen. Growndrill war letzte Nacht kurz aufgewacht, als Alastar Ro ins Bett gehievt hatte, nachher hatte er tief und fest weiter geschlafen. Und mit dem ersten Sonnenstrahl war er zum Schrein gelaufen, hatte Zucker und Honig vom Wirt gekauft, die er der Göttin der Zeit opferte. Der Drache hatte die Ruhe des Morgens genossen, hatte an früher gedacht und festgestellt, dass die Eisfee ihnen folgte, sich aber nicht zeigen mochte. Er nahm es hin. Nach einiger Zeit, als ihm langweilig wurde, machte er sich auf den Rückweg. Oben im Zimmer angelangt, stellte er fest, dass Machek nicht da war. Der Dunkelschatten sass noch schlafend am Boden und Ro auf ihrem Bett. Er fragte sich ob er am alten Magier unten vorbei gelaufen war, ohne es zu merken...
"Guten Morgen", sprach er Ro an. "Gut geschlafen? Willst du mir Gesellschaft leisten? Ich muss noch meine Waffen beim Schmied abholen."

Alastar wachte mit einem Grunzlaut auf und blickte sich verschlafen um. Erst auf den zweiten Blick erkannte er Ro und Growndrill. Er sass rasch auf und bereute diesen Entscheid einen Sekundenbruchteil später zutiefst. Die Welt schien sich auf den Kopf zu stellen und ihm wurde spieübel. Er kam auf die Füsse, stiess das Fenster auf und lehnte sich raus. Zu seinem Glück musste er nur würgen, denn die Gruppe, die fluchend unter ihm auseinander stieb waren die Jäger von Gestern. Er winkte ihnen grinsend zu und betastete dann seine Nase. Sie war angeschwollen und schmerzte, doch ansonsten schien sie den Kampf von gestern gut überstanden zu haben. Als er sich sicher war das er sich nicht übergeben musste setzte er sich schwerfällig auf eines der Betten und rieb sich den Schädel. Aus den Übungen würde diesen Morgen wohl kaum was werden. Erst jetzt waren ihm auch die anderen Betten aufgefallen. Er hätte sich lediglich umdrehen müssen und dann hätte er sie gesehen. In seinem Zustand war er aber nicht mal auf diese Idee gekommen. Er suchte seine Tafel mit Blicke konnte sie aber nirgends finden. Dann musste er wohl zuhören und sehen was geschah.

Growndrill hatte dem Dämon leicht überrascht zugesehen, wie er plötzlich aufgesprungen und zum Fenster geeilt war. Als Ro aufstand ihm Wasser anzubieten, hatte er sich geduldig auf das Bett gesetzt und wartete.

Er nickte dankbar und nahm einen tiefen Schluck. Zum Glück wurde er von Kopfschmerzen oder sonsterlei Nachwirkungen einer durchzechten Nacht verschont. Ihm war lediglich übel. Als es so aussah, dass Ro ihre Flasche nicht zurückhaben wollte, leerte er sie dankbar. Er gab ihr die leere Flasche zurück und schloss für einen Moment die Augen. Jetzt fühlte er sich schon viel besser. Er fuhr sich mit einer Hand über das Kinn und bemerkte, dass es für ihn wieder mal Zeit wurde sich zu rasieren, wenn er keinen Vollbart wollte.
Alastar zog schliesslich sein Speisemesser und kratzte ein einzelnes Wort in den Bodendreck "Tafel?" Er blickte hoch und sah sie erwartungsvoll an. Er hatte keine Idee wo er sie das letzte Mal gesehen hatte und ohne sie war es mühsam sich zu verständigen. Immerhin konnten alle aus dieser Gruppe lesen, was an und für sich schon eine Seltenheit war.

Er schüttelte wortlos den Kopf.

Alastar schrieb, "Ich geh sie suchen!" auf den Boden und marschierte aus dem Zimmer. Ohne Tafel würde er sich nicht verständigen können und ohne es wollte er garantiert nicht abreisen. Als er in die Schankstube kam fielen seine Augen direkt auf die kleine Schreibtafel. Er hatte sie beim trinken auf den Tresen gelegt und dort vergessen. Erleichtert steckte er sie in sein Wams und ging wieder hoch zu den anderen. Mit einem breiten Grinsen hielt er sie Ro hin, "Wohin jetzt?", stand darauf.