Sie lachte und drückte ihn an sich. "Gut, dann eben nicht. Aber", sie sah ihm in die Augen und wusste nicht mehr, was sie sagen wollte. Dann fiel es ihr ein und sie flüsterte es ihm grinsend ins Ohr.

Sie erwiderte seine Küsse und schlang die Arme um seinen Nacken.
Eine Weile später ruhte Verays Kopf auf ihrer Schulter und sie spielte mit seinen Nackenhaaren. Als sie sicher war, dass er tief und fest schlief, zog sie sich behutsam aus dem Bett raus, um ihn nicht zu wecken, und kleidete sich rasch an, da es mittlerweile kalt im Zimmer war. Sie holte aus ihrer Gürteltasche ein Stück weisse Kreide raus und ein Säcklein voll Salz, dann spähte sie zu Veray, doch der schlief.
Ran atmete durch, nahm ihre Notizen zur Hand und überflog sie, dann zeichnete sie einen Kreis auf den Boden, welcher gänzlich aus Runen bestand. Als sie fertig war setzte sie sich in die Mitte des Kreises und zog ein Viereck um sich, auf dessen Eckpunkte sie dann Salz streute. Sie atmete durch und nahm ein Messer hervor, mit dem sie sich in den Daumen schnitt und vor sich mit dem Blut eine einzelne, grosse Rune zeichnete. Wieder spähte sie zu Veray, um sich zu vergewissern, dass er nicht wach geworden war. Dann setzte sie sich gerade hin, schloss die Augen und konzentrierte sich. Aus der Rune vor ihr erhob sich eine Elster, welche gänzlich aus rotem und schwarzem Rauch bestand.
Zuerst war Ran erschrocken, denn sie sah durch die Augen des Vogels hoch in ihr eigenes Gesicht, dann schalt sie sich und die Elster flatterte durch das Fenster davon.
Schnell schwang sie sich und schwebte durch die Lüfte in Richtung Nordosten. Ran musste sich beeilen, denn viel Energie hatte sie nicht, die sie für den Zauber aufwenden konnte und viel Zeit, bevor Veray erwachte, blieb ihr auch nicht. Die Elster suchte sich keckernd den Weg über den Wald, durch die Drachenberge und deren Täler, hoch über die Verfluchten Wälder und landete auf der Mauer Azuras.
Der Vogel sah sich um, fand ein offenes Fenster, in dem noch Licht brannte und flog hinein. Wie erwartet, war Karim in dem Raum und schrieb an irgendwelchen Dokumenten. Die Elster keckerte und der Dämon blickte erstaunt auf den Vogel, welcher plötzlich auf einem Buch sass und ihn musterte.
"Ein Problem ist aufgetaucht, der Clan muss sich früher versammeln", tönte Rans Stimme aus dem Rauchwesen. Karim blinzelte und glaubte seinen Augen nicht. "Randreyah?", fragte er nach. Die Elster legte den Kopf schräg und silberne Augen blickten ihn an. "Ich erwarte so viele wie möglich in drei Tagen in Drez, sie sollen ihre alten Höhlen beziehen und mich in der Schwarzen Festung abholen", sagte die Elster und hüpfte zum Fenster. "Warte!", meinte Kairm "Hast du meine Nachricht gekriegt?", an der Art, wie der Vogel ihn ansah, schien die Antwort nein zu sein. "Wir haben einen Gast", sagte er und erzählte ihr von Idril. Ran, in Form der Elster, nickte und bat ihn auf das Mädchen aufzupassen, oder sie ebenfalls mit nach Drez zu nehmen. Dann sprang der Vogel hinaus in die Nacht und flog zurück nach Drez in die Festung der Srok.
Drei Stunden, nachdem Ran die Runen geschrieben hatte, kehrte die Elster zurück und landete auf der Rune aus Blut, auf der sie sich mit einem lauten Kräh auflöste. Ran schreckte auf und öffnete schlagartig die Augen. Zuerst atmete sie tief durch und wollte aufstehen, als sie bemerkte, dass Veray sie verschlafen ansah. Sie hielt in der Bewegung inne, durchbrach dann die Rune, indem sie sie verwischte, um den Zauber zu beenden und begann den Kreis und das Viereck aufzuwischen.

Sie seufzte und liess sich von ihm ans Bett ziehen, zog sich aus und kroch zu ihm unter die Decke. "Musst du nicht", murmelte sie und vergrub das Gesicht an seiner Schulter.

Eine Stunde nachdem Veray gegangen war stand Ran auf und holte nach langer Zeit Aions Seelensplitter heraus. Sie betrachtete ihn im Licht der Sonne, wie er glänzte und schimmerte und fragte sich wie lange es dauern würde, bis sie die restlichen zusammen hatte und wie weit Elira mit ihrer Suche gekommen war. Sie hatte der Elfe aufgetragen nicht regelmässig Bericht zu erstatten, aber die Neugier nagte an ihr. Sie fragte sich wo Elira gerade war und ob sie Tanue schon erreicht hatte. Seufzend gab sie es auf, verschloss ihren Geist vor dem Splitter und den darin enthaltenen Erinnerungen und steckte ihn unter ihr Hemd. Nachdem sie sich ausgiebig gestreckt hatte, fand sie Verays Notiz, überflog sie schnell und beschloss, dass sie während seiner Abwesenheit nach Drez konnte, um alles für ihren Clan vorzubereiten. Sie suchte jemanden, den sie dann um ein Bad bat, badete, sobald dieses fertig war und streckte dann ihren Geist nach Achrat aus. Doch dieser war nicht in der Festung. Verärgert, weil sie dies vergessen hatte, schrieb sie ihrerseits eine Notiz an Veray und hinterliess sie in seinem Arbeitszimmer. Sie sagte ihm, dass sie nach Drez musste und gegen Abend wieder zurück sei.
Auf dem Gang begegnete sie Nera, wünschte ihr einen guten Tag und antwortete ihr auf ihre Frage wohin sie wolle, damit, dass sie etwas in Drez zu erledigen habe. Schnell eilte sie dann nach draussen, verabschiedete sich aber höflich von Nera und brach den Weg in die Dämonenstadt an.

Ran kehrte an dem Tag spät zurück, die Sonne war längst untergegangen und sie hoffte niemandem in der Küche zu begegnen. Tatsächlich tat sie dies nicht und so konnte sie ungestört etwas essen und sich dann zu Bett begeben.
Am nächsten Tag stand sie früher auf, als an dem davor und verschwand wieder nach Drez. Sie hatte gemerkt, dass die Höhlen der Verdezia im schlechteren Zustand waren, als erwartet und sie wollte sie mindestens ein wenig bewohnbarer machen, bevor ihr Clan eintraf. Am Nachmittag gönnte sie sich einen Tee mit Zirva und sie redeten über alte Zeiten, über alltägliches und danach beschloss Ran zurück zu gehen. Sie verbrachte den Rest des Tages allein, genauso wie die meisten darauffolgenden. Irgendwie fand sie dies frustrierend, denn eigentlich gab es eine Menge Leute in der Schwarzen Festung, nur gingen sich alle aus dem Weg. Damit musste sie sich zuerst noch abfinden.
Am Abend bevor die Verdezia Drez erreichten war sie zu nervös, als das sie hätte schlafen können und so lag sie auf Verays Bett und wartete auf ihn, starrte die Decke an und fragte sich, was sie als Zeitvertreib tun könnte, doch ihr fiel nichts ein. Ausser sticken oder stricken. Aber das wollte sie nicht.

Ende April

Nach zwei Wochen, traf Karims Tross auf Zorais Gruppe. Es war kein warmes Wiedersehen zwischen Vater und Sohn, auch wenn ihre letzte Zusammenkunft einige Jahre zurück lag. Sie setzten ihren Weg gemeinsam fort und redeten nicht, was nicht auf den Rest des Clans zu traf. Dieser freute sich. Die Verwandtschaft war endlich vereint und es gab viel zu erzählen, auch wenn sie sich beeilen mussten mit der Reise und nicht trödeln konnten. Sie hatten ein neues Clanoberhaupt, das es zu begrüssen galt und sie kehrten nach Drez zurück. In ihre Heimat.
Diese erreichten sie kurz vor Sonnenuntergang und bezogen ihre Höhlen. Sie freuten sich endlich rasten zu können und Zorai und Karim machten sich bereit, um Ran abzuholen. Sie sattelten ihre Pferde neu, zogen sich um und machten sich dann auf zur Schwarzen Festung.
Ihr Ankommen in Drez schien nicht unbemerkt geblieben, was sie auch nicht erwartet hätten, denn viele neugierige Blicke folgten ihnen auf ihrem Weg. Karim nahm an, dass Vakra schon wusste, dass sie hier waren. Immerhin traute er Vakra zu, in ganz Drez seine Augen und Ohren postiert zu haben. Also ersparte er sich eine Ankündigung, was Zorai sichtlich missfiel, doch dieser sagte nichts, folgte lediglich seinem Vater, wobei er sich vorkam wie ein kleiner Junge, was seine Laune nur noch mehr verschlechterte.