Das Ei verhielt sich ruhig und die drei legten den Weg schweigend hinter sich.
Als sie die Tür zum Roten Drachen aufstiessen, schlugen ihnen Wärme, Licht und Lärm gemischt mit Musik und dem Duft von Essen entgegen. Die meisten Besucher des Abends waren die Verdezia, welche sich fragend umdrehten, als sie die Neuankömmlinge hörten und prosteten Ran und Zorai laut zu. Sie hiessen sie herzlich willkommen, fragten Ran etwas, hielten sie kurz auf, als sie zu Karim gehen wollte, welcher am Tresen sass, begrüssten auch Veray. Die meisten, schienen von alleine darauf gekommen zu sein, welche Rolle Veray ab jetzt im Leben ihres Oberhauptes spielte und sagten nicht viel dazu, hiessen ihn eher willkommen, als hätte schon immer zu ihnen gehört. Einige wenige beäugten ihn jedoch misstrauisch, hielten sich aber mit Kommentaren und Fragen zurück.

Ran nahm Veray an der Hand und zog ihn zu sich, damit er sie in den Arm nahm. "Sind alle hier?", fragte sie Karim.
"So, wie du gewünscht hast", antwortete dieser freundlich. "Hast du alles bestellt und bezahlt?", fragte sie weiter. Karim nickte. "Gut, dann geh dich amüsieren", sagte sie strahlend. Erneut nickte Karim, nahm seinen Krug und ging sich zu einer Gruppe hinsetzen.
"Was willst du trinken?", fragte Ran Veray, als Karim sich entfernt hatte und drehte sich zu ihm um.

Bevor Ran etwas sagen konnte, tippte ihr jemand an die Schulter. Sie drehte sich um und blickte in Dreqis freundliche Gesicht. "Dreqi!", meinte sie überrascht und umarmte ihn. "Ich freue mich dich zu sehen."
"Ich mich auch.. ehm nein, ich meine: ich freue mich dich zu sehen", meinte er schüchtern und tätschelte ihre Schulter. "Geht es euch gut, dir und deinem Baby?", fragte er auf seine zurückhaltende Art.
"Ja", antwortete sie und trat zur Seite. "Das hier ist übrigens Veray. Veray, das ist mein Cousin Dreqi."
"Naja vierten Grades", meinte dieser bescheiden und schüttelte Verays Hand. "Gratuliere."

Draqi biss sich kurz auf die Lippen und ballte zweimal kurz die Fäuste, bevor er sich an Rand wandte. "Draussen wartet jemand auf dich", sagte er mit seiner leisen und zurückhaltenden Stimme, dann entschuldigte er sich und ging. "Wartest du kurz?", fragte sie Veray lächelnd. "Es könnte wichtig sein."
Er nickte und sie kämpfte sich durch die Menge nach draussen. Als sie um die Hausecke kam hòrte sie Gebrüll. Verwirrt lief sie zu den zwei Männern, die sich anscheinend anpöbelten. Ein Mann in einem schwarzen Umhang und der Kapuze tief ins Gesicht gezogen und ihr Onkel Nill, welcher nebenbei bemerkt ein schweres Alkoholproblem hatte. Bevor sie etwas sagen kinnte, pacjte Nill den Mann am Kragen und lallte ihm etwas brüllend ins Gesicht, was sie nicht verstand. "Was soll das!?", fragte sie dann und wollte Nill an der Schulter fassen, was sich als falsche Entscheidung herausstellte. Denn Nill fuhr herum und verpasste ihr eine mit dem Ellbogen. Ran fluchte und fasste sich an den Kiefer. Verärgert spuckte sie Blut aus - sie hatte sich auf die Wange gebissen und sah Nill wütend an. Dieser bückte sich entschuldigend und weinerlich vor ihr, die Hände zur Abwehr gehoben, den anderen vergessend. "Entschuldige! Das habe ich nicht gewollt!", leierte er und sah sie wehmütig an. "Verschwinde!", rief sie aus und deutete in die Richtung in der Nill sein Haus hatte. "Na los!", zischte sie auffordernd und er verzog sich, wie ein verprügelter Hund.
Währendesse nutzte Fawila, eine nicht so entfernte Verwandte Zorais, die Gelegenheit Veray anzusprechen. Sie trug ein edles, schwarzes Kleid aus Seide gefertigt und um die Schultern den Pelz eines Wolfes. Elegant umspielte der Stoff ihre schlanke Figur und brachte ihre Vorzüge gut zur Geltung. Ihr gewelltes Haar lag ihr elegant hochgesteckt auf einer Schulter, zusammengehalten von einer Nadel aus Knochen, wessen Ende in die Form einer Rose geschnitzt wurde.
"Hallo", begrüsste sie Veray mit ihrer rauchigen Stimme und liess das Wort verführerisch klingen, als wäre es mehr eine Einladung, statt eine Begrüssung und hielt Veray die Hand hin. Die filigranen Ketten und Armreife aus Gold die sie trug klimperten bei jeder ihrer Bewegungen.

"Man nennt mich Fawila", stellte sie sich mit einem angenehmen Lächeln vor. "Und ihr seid der neue Geliebte unseres Lords?", fragte sie höflich, wobei das Wort Geliebter nicht beleidigend klang. Als er für den Moment abgelenkt war und seinen Bierkrug vergass, liess sie unauffällig etwas hineinrieseln, ohne den Blick von seinen Augen abzuwenden. Das Pulver, welches sich sofort im Bier auflöste, hatte keinen Geruch oder Geschmack und verwandelte das Getränk in einen Liebestrank. Nicht stark genug, dass Veray über sie herfiel, doch stark genug, dass er sie den ganzen Abend lang begehrte und den Blick von ihr nicht abwenden könnte.
Triwan, welcher in einer Ecke sass, bemerkte, dass Fawila und ein paar andere Clanmitglieder etwas im Schilde führten und er suchte sich schnell einen Platz, welcher näher bei Veray war, um im Fall der Fälle eingreifen und mithören zu können.

Ran sah Nill kurz nach, dann wandte sie sich an den Fremden. "Verzeiht, er trinkt nur manchmal zu viel", sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln und erstarrte, als plötzlich eine behandschuhte Hand sanft nach ihrem Kinn langte. "Das ist schon in Ordnung. Ich hoffe er hat dich nicht zu sehr verletzt", sagte der Mann und Ran glaubte die Stimme zu kennen, konnte sie aber nicht zuordnen. "Hat er nicht, keine Sorge", meinte sie verwirrt. Der Mann lächelte und nahm die Kapuze vom Kopf. "Ich habe dich gesucht, Randreyah", sagte er und sie konnte die Trauer und Verzweiflung in seiner Stimme beinahe mit Händen greifen. Als der Mond auf sein Gesicht schien weiteten sich ihre Augen vor Überraschung.