Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, atmete sie einmal tief durch und zog den Mantel enger. Versonnen blickte sie zur Arena und drehte sich dann zu Veray um. Die kühle Luft tat ihr gut, doch den Gedanken, der sich in ihrem Kopf festgesetzt hatte, konnte sie nicht vertreiben. Langsam trat sie auf den jungen Mann zu und legte ihre Arme um ihn, den Kopf an seine Brust legend und seinem Herzschlag lauschend. "Du hast ein starkes Herz", sagte sie. Mehr kam ihr nicht über die Lippen.
Es war nicht die Zeit noch der Ort über die Dinge zu reden. Sie würde es wahrscheinlich nie übers Herz bringen, all das auszusprechen, was ihr auf der Seele lastete. Irgendwann würde sie es aufschreiben und so platzieren, dass Veray es socherlich las. Doch auch nicht jetzt oder in näherer Zukunft.

Drowen sah zu seiner Schwester hinüber und schenkte ihr ein schmales, schiefes Lächeln. Sie benutzte ihn mal wieder, um sich aus der Scheisse zu retten. "Hör zu Kleiner, es ist besser, du verpisst dich jetzt. Die da ist nicht in deiner Liga und ich will nicht den Schädel eines Schwächlings der Schwarzen Festung zertrümmern", brummte er. Woe immer nahm er dabei kein Blatt vor den Mund. Der Adt der Verdezia, zu dem der Koloss gehörte, hatte die Schwarze Festung noch nie gemocht.

(Oder ein Riesenkraken mit einem bleichen Gesicht ^^...aaah apropos Kraken... Samstag gell )

Drowen lachte. "Wenn du dies so interpretieren willst. Dann lass uns gehen", brummte der Riese und packte Lesir an der Schulter. Bevor der sich wehren konnte, bugsiete er ihn aus der Schenke hinaus in Richtung Arena, laut und fröhlich ein Duell ankündigend. "Glaub mir, sie ist es nicht wert und morgen wirst du die Herausforderung bereuen", raunte der Riese dem kleinen Srok grinsend zu.

Ran sah ebenfalls zum See und genoss die Ruhe, die sie umgab, genoss Verays Nähe und Wärme, die er ihr schenkte. Sie strich geistesabwesend über seine Hände, die warm auf ihrem Bauch lagen und wollte für den Moment die Augen schliessen, die Zeit vergessen, das ärgerliche Ding. Doch in dem Moment hörte sie wie die Tür aufging und jemand hinausstolperte.
Lesir. Drowen hatte ihn hinausgestossen und folgtr ihm mit stolz erhobenem Haupt, den lässigen Gang eines stolzen Löwen vorzeigend. "Na los Junge, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit. Schaff deinen Arsch in die Arena!", rief er lachend.
Ran starrte die beiden fassungslos an. "Was bitteschön soll das ganze?", fragte sie entgeistert und lief im Stechschritt auf Drowen zu. Dieser sah sie fragend an. "Er wollte ein Duell", sagte er unschuldig und deutete mit dem Daumen auf Lesir.
"Wiebitte? Wieso?", fragte sie noch entgeisterter und der Verzweiflung nahe. Sie hörte, wie Veray sich hinter sie stellte und griff nach seiner Hand. Sie hoffte, dass er Lesir dazu bringen konnte, die Herausforderung zurück zu ziehen. Doch sie bezweifle, dass Lesir auf seinen älteren Bruder hören würde.

Ran musterte Verays Gesicht, als dieser zurück kam. Sie hatte Drowen eingebläut Lesir nicht zu zerquetschen. Als Veray auf sie zukam entfernte der Mann sich und zog dabei seine Dolche.

"Dir ist klar, dass Lesir keine Chance hat", meinte sie zu Veray und nahm ihn an der Hand. "Aber du scheinst anderer Meinung zu sein?"

Sie betraten die Arena. Drowen musterte den jüngeren Mann im Mondlicht. Es war dunkel und Drowen glaubte sich dadurch zusätzlich im Vorteil. Schliesslich war er sich Dunkelheit gewohnt. Er war ein Krieger, dessen Beruf Mord war. Mord auf dem Schlachtfeld, im Zweikampf oder Mord an ganzen Gruppen. Er wusste, dass Lesir eine gute Ausbildung gehabt hatte, das hatten alle Bastarde der Schwarzen Festung, aber die eines Assassinen und so viel Erfahrung wie er - sechs Jahrzehnte - hatte er definitiv nicht. "Bist du bereit kleiner Gockel?"

Drowen grinste. "Die Größe spielt keine Rolle. Das solltest du am besten wissen", sagte er. "Wie viele Waffen?"

"Naja Drowen ist ein kaltherziger Killer, wenn er will. Er wurde von klein auf zu einem erzogen", meinte sie schulterzuckend. "Ausserdem mag er die Leute der Schwarzen Festung nicht... Aber ich weiss nicht wie gut Lesir ist." Sie lehnte sich an Veray. "Ich hoffe bloss, dass die beiden sich nicht umbringen, sonst habe ich ein Problem sowohl mit Verdezia, als auch Srok", seufzte sie leise.

"Wie gesagt: Ich hoffe, dass keiner von ihnen stirbt", sagte sie und ihre Finger verkrampften sich leicht um Verays.

"In Ordnung Zwerg", sagte Drowen und liess die Messer in den Händen kreisrn, währendem er Lesir umkreiste. Wie ein lauerndes Tier gebückt fixierte er seine Beute und wartete auf das erste Zögern des Opfers, den ersten unsicheren Schritt.

Fawila sass hinter ihrem Bruder und lehnte sich elegant vor, das Kinn in der Hand abgestürzt. Sie rauchte eine dünne Pfeife und konnte ihre Vorfreude, den kleinen Lesir zerschmettert und blutend am Boden liegen zu sehen, kaum verbergen. Ihr Blick streifte Ran und sie musste noch breiter grinsen. Das Mädchen war einst so elegant und gefährlich gewesen, wie eine Raubkatze, doch momentan war sie nicht mehr als eine trächtige Streunerin. Ein armes, kleines Mütterchen, welches sich mit dem Todfeind ihrer Ahnen eingelassen hatte. Fawila freute sich schon auf Randreyahs Untergang, welcher kommen würde, sobald Drowen das kleine Küken da unten umgebracht hatte.