RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 13.08.2012 22:01von Úrakantôr •

Er hatte alle seine wichtigen Sachen gepackt und wollte bei Nacht aus dem Haus schleichen. Er schlich sich gerade aus dem Zimmer, als er Geräusche aus dem Zimmer seiner Eltern hörte. Sie hatten ihn gehört!
Die Tür ging auf und sein Vater stand wutentbrannt vor ihm. "Was hast du vor?", fragte er.
"Ich werde von hier verschwinden und nicht wiederkommen", antwortete er. Zorn entflammte wieder in ihm. Seine Eltern. Die Personen, die sein Leben ruinieren wollten. Aber er war stärker, er hatte größeres vor. Er würde nicht den Weg gehen, den seine Eltern für ihn vorsahen.
"Das werden wir nicht zulassen!", sein Vater begann ebenfalls wütend zu werden. Hinter ihm erschien seine Mutter. "Was ist mit dir los? Du greifst hinterhältig andere Kinder an, machst nichts für die Schule, du verkriechst dich wie ein Feigling in deinem Zimmer anstatt deine Ausbildung ernst zu nehmen! Du bist nicht der Sohn, den ich haben wollte. Du...du bist kein richtiger Dämon, du bist ein Fehler!" Er wurde immer lauter und zeigte auf Neshatar.
Er sah zu seiner Mutter. Sie sah ihn nur mit einem enttäuschten und zugleich wütenden Blick ab. Nichtmal sie stand auf seiner Seite. Etwas in ihm fiel. Er wurde wütend. Sehr wütend.
"Geht mir aus dem Weg", zischte er, "ich bin hier weg!"
"Das werde ich nicht zulassen!", schrie sein Vater.
Er ging auf Neshatar los.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 14.08.2012 21:02von Úrakantôr •

Seine Mutter stieß einen spitzen Schrei aus. Mit einem primitiven, aber wirkungsvollen Luftspeer hatte er den Brustkorb seines Vaters blitzartig durchbohrt. Der Mann hatte ihn nichtmal anfassen können, sondern war direkt vor ihm zusammengebrochen und krümmte sich blutend am Boden.
Jetzt war er über eine unsichtbare Linie getreten. Er musste seine Eltern töten! Er konzentrierte sich und wirkte eine Luftklinge, die seiner Mutter die Halsschlagader durchtrennte.
Dann stieß er noch einen Luftspeer durch das Herz seines Vaters.
Nach Sekunden waren beide seine Eltern tot.
Er beruhigte sich langsam. Was hatte er getan?
Er musste verschwinden, aber schnell.
Ohne sich noch einmal umzudrehen verließ er das Haus und trat in die Nacht hinaus.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 15.08.2012 20:22von Randreyah •

Jahr 306, zwei Abende nach der Wintersonnenwende
Endlich waren sie angekommen. Drez lag vor ihnen, immer noch im Rausch der Festlichkeiten. Es wurde traditionell vier Tage und vier Nächte gefeiert. Am ersten Tag war das Turnier, am zweiten Tag wurde der Sieger gefeiert, am dritten Tag war das Turnier und die Siegesfeier der Jungdämonen und am vierten Tag die Schaukämpfe und Tänze der Priester. Natürlich machten alle Schattendämonen bei den Tänzen mit und nach dem zeremoniellen wurde wieder kräftig gefeiert. Die meisten Dämonen waren dabei in einem wechselnden Zustand zwischen Besoffenheit und Verkatert-Sein.
Ran ignorierte die Feiernden, unbemerkt schlich sie durch die Stadt. Wenn sie jemand ansprach, nahm sie sich einen Kelch von irgendwo her, prostete ihm zu und tat so, als würde sie einen grossen Schluck nehmen. Sie suchte sich einen Weg in die Höhle der Tätowiererin. Sie hatte sie schon Ewigkeiten nicht gesehen. Kribbelnde Vorfreude ergriff von ihr Besitz, als sie sich vor der Tätowierbude befand. Sie klopfte dreimal schnell, viermal kurz und dann zweimal schnell. Nur Augenblicke später wurde die Tür zur Höhle aufgerissen und eine erstaunte Zirva im Rahmen erstarrte. "Du bist es wirklich!", rief sie erfreut aus und sah sich blitzschnell um, bevor sie Ran hinein zog. "Ich dachte du wärst tot... Wie hast du es geschafft der Sekte zu entkommen?", fragte sie Ran, nachdem sie sie in einen kleinen Korbstuhl platziert hatte. Zirva sass ihr gegenüber, nästelte nervös ihr Haar. Ran lachte. "Du hast dich überhaupt nicht verändert Zirva", sagte sie und nahm den Schlangendrachen aus ihrem Mantel heraus. Er hatte sich um ihren Gurt gewickelt, damit er in Drez nicht für unnötige Aufmerksamkeit sorgte. Sie setzte ihn auf ihren Schoss. Zirva sah das kleine Geschöpf neugierig an. "Das ist also ein Drache?", fragte sie. Sie hatte noch nie einen zu Gesicht bekommen, aber waren sie nicht grösser und furchterregend? Dieser hier sah eher aus wie ein süsses, kleines Haustier. Der Drache nickte und hielt ihr seine rechte Vorderpfote hin. "Ich bin Lesk", sagte er freundlich. Erstaunt und überwältigt schüttelte Zirva die kleine Hand. "Freut mich, ich bin Zirva!"
Ran konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, die Situation war ihr einfach zu absurd. Eine Frau, die sich erstaunt mit einem winzigen Drachen unterhielt. "Ich brauche deine Hilfe Zirva", sagte sie dann. Zirva erstarrte. Sie wusste um was es ging. "Bist du dir sicher?", hackte sie nach, "Du weisst doch, wie schmerzhaft und anstrengend so etwas ist und du wolltest es vergessen..." - "Ich weiss", unterbrach Ran und sah zu Boden, "Es tut mir Leid, dass ich dich da mit hinein gezogen hatte. Aber ich brauche deine Hilfe. Ohne dich kann ich es nicht." Sie sah der Tätowiererin bittend in die Augen. Zirva zögerte, zupfte an ihrem Zopf. "Na gut", seufzte sie schlussendlich und verschwand in einem Nebenraum. Sie holte eine Pergamentrolle und deutete Ran ihr zu folgen.
Im Tätowierraum verbarrikadierten die beiden Dämoninen sämtliche Ein- und Ausgänge, dann breitete Zirva das Pergament auf dem Tätowierbett aus. Der Körper einer Frau war darauf abgebildet, von vorne und von hinten. Auf der linken Gesichtshälfte der Zeichnung war ein Phönix eingezeichnet, ein Weiterer über ihrem gesammten Vorderkörper und auf ihrem Rücken ein Drache und ein Tieger. Um Arme und Beine der Frau rangen sich acht geflügelte Schlangen. "Bist du sicher, dass du sie alle entfernen willst?", fragte die Tätowiermeisterin skeptisch. Ran nickte. "Na gut, aber nur eine Tätowierung pro Tag." - "Einverstanden", sagte Ran und entblösste ihre Arme. Die unsichtbaren Tätowierungen dienten als Siegel und mussten exakt nachgestochen werden, damit man sie entfernte. Zirva nahm eine saubere Nadel und begann das Muster auf dem Pergament zu stechen, wo sie ritzte und einstach glühte das unsichtbare Muster auf, bevor es verschwand. Ran biss ihre Zähne zusammen. Am meisten Schmerz würde ihr die Tätowierung im Gesicht bereiten.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 15.08.2012 21:38von Úrakantôr •

Jahr 293
Zusammen mit dem Magier hatte er vor eineinhalb Jahren eine sichere uflucht etwas außerhalb von Drez gefunden, die niemand bisher gefunden hatte.
Auch die Hütte des Magiers lag etwas abseits, aber sie war nicht sicher und abgeschieden genug um darin zu leben.
Nach dem Mord an seinen Eltern wurde er lange und intensiv gesucht, aber das Versteck war zu gut versteckt. Jetzt verbarg er sich schon seit 18 Monaten in seinem Versteck und suchte nur täglich für mehrere Stunden heimlich den Magier auf. Sonst ging er fast nur raus um sich Nahrung zu beschaffen.
Die Höhle war nicht besonders schön, aber hier konnte er ungestört lernen und trainieren.
Er hatte sehr viel dazu gelernt seit damals, war stärker geworden, hatte viele neue Techniken gelernt und perfektioniert.
Er fühlte sich jetzt schon fast unbesiegbar.
Aber zu welchem Preis?
An dem einen Tag damals waren nicht nur seine Eltern gestorben. Er war ein neuer Dämon geworden. Und das gefiel ihm nicht besonders gut.
Er spürte unbändigen Hass in sich, wollte töten, hasste sich selbst.
Lange würde er es hier nichtmehr aushalten! Er wollte raus in die Welt. Er war noch sehr jung, aber reifer als andere Dämonen seines Alters. Und stärker.
Frustriert brach er in seiner Höhle zusammen. Er würde nur noch das Nötigste über Magie von dem alten Magier lernen, den er insgeheim verachtete und dann wegziehen. Sich einen besseren Meister suchen. Mächtiger werden. Und Töten.
Er setzte sich auf und leerte den Rest seiner Schnapsflasche, bevor er heulen und schreiend zu Boden ging.
Er ließ noch eine starke Detonation los, die die Flasche wegsprengte, dann dämmerte er weg.
Er war ein Monster.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 16.08.2012 00:16von Randreyah •

Jahr 306, der vierte Tag nach der Wintersonnenwende
Ran zitterte im Schlaf, kalter Schweis benetzte ihr Gesicht. Nachdem die Siegel von ihren Armen entfernt worden waren, war ein Teil ihrer Erinnerungen zurückgekehrt. Sie erinnerte sich, wie sie gelernt hatte mit blossen Händen zu töten. Karim hatte sie Tag und Nacht gegen Golems kämpfen lasen und sie war immer wieder grün und blau geschlagen worden. Einmal hatte ihr ein Golem einige Rippen gebrochen. Ihr Grossvater hatte ihr dann immer gesagt, das sie selber schuld sei und wenn sie nicht endlich lernte, sie von einem echten Feind getötet werden würde...
Ein kaltes, nasses Tuch klatschte Ran ins Gesicht. "Mach jetzt nicht schlapp", begrüsst sie Zirva. "Ich mach' nicht schlapp", knurrte Ran zurück. "kannst du bitte alle Tätowierungen heute entfernen?" Zravira sah sie verdutzt an. "Hast du etwa keine Schmerzen? Keine physischen und psychischen Qualen?", meinte die Künstlerin zynisch. Ran knurrte. "Mach es einfach." Sie legte sich hin und dis Tätowiererin begann ihre Arbeit an den Beinen der Priesterin.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 16.08.2012 23:30von Randreyah •

Als die Nadel durch die Haut ihres Rückens drang, verbiss sie sich einen Schrei. Schmerzerfüllt wölbte sie sich gegen den Schmerz, welcher sich, wie ein plötzliches Inferno ausbreitete. Sie konnte nicht mehr klar sehen, nichts mehr hören oder fühlen, ausser den Schmerz. Aber nicht nur die freigesetzte Magie, die durch die Nadel aus ihrem Körper geleitet wurde, bereitete ihr Schmerzen, sondern auch die Erinnerung, die entfesselt wurde. Bilder ihrer Vergangenheit umspülten ihr Bewusstsein, wie ein reissender Strom. Sie musste mit sich kämpfen um nicht Zirva zu bitten aufzuhören.
Sie hatten doch alle Tätowierungen in einer Nacht entfernt. Und als sie fertig waren, war Ran aufgestanden, hatte vergeblich getan, als wäre nichts, schief gelächelt und umgefallen. Jetzt lag sie seit drei Tagen in Zirvas Bett. Die Schattendämonin hatte sich um ihre Schulfreundin gekümmert, wie um ihre eigene Schwester. Es wusste noch niemand in Drez, dass sie hier war, nur die Priester aus Lovit. Welche sie stets am Abend besuchten und Zirva neue Medizin brachten. Sie hatten die Tätowiererin bezahlt und hatten ihren Farb- und Nadelvorrat wieder aufgefüllt. Zwar wollte Zirva das zuerst nicht annehmen, aber die Priester waren zu hartnäckig gewesen.
Zirva sass neben dem Bett und legte ein nasses Tuch an Rans Stirn. Sie hatte wieder Fieber. Wovon sie wohl gerade träumte? Hätte sie sich bloss nicht überreden lassen...
Ran schwebte über Ladril. Sie sah sich vor dem Haus ihrer Mutter spielen. Sechs andere Elfenkinder waren mit ihr im Blumengarten und rannten lachend umher. Das Bild verblasste und ein neues tauchte auf. Es blieb nur kurz, wie alle nachfolgenden Szenen. All diese Bilder zeigten sie wie sie von ihrer Mutter nach Azura gebracht wurde und in die Obhut ihres Grossvaters Karim kam. Ihr zog sich die Brust zusammen bei diesem Anblick. Sie hatte damals Ladril nicht verlassen wollen. Jetzt lernte sie verschiedene Anschleich- und Tarntechniken. Jedes Mal wenn sie etwas falsch gemacht hatte stupsten sie entweder Drom oder Karim mit einem Stab in den Rücken, Magen, die Seite, oder Stirn. Sie sah sich weiter zu. Die Erinnerungen flogen unter ihr vorbei und sie durchlebte ihre Kindheit erneut. Als sie zu den Erinnerungen ihres zwanzigjährigen Ichs kam, zitterte sie. Jetzt kam der Teil, an den sie sich am wenigsten erinnern wollte. Der Mord an ihrem Grossvater und Bruder. Sie durchstand wieder den gleichen Schmerz und musste feststellen, dass er sich immer noch gleich anfühlte, oder war das nur ihre Einbildung? Eine Träne floss ihre Wange herunter und sie wischte sie ab. Zu ihrem Schrecken musste sie feststellen, dass sie schwarz war. So schwarz wie die Tränen, die Lesk geweint hatte. Randreyah riss sich zusammen. Sie sah weiter ihren Erinnerungen zu und spürte, wie sich ihr Körper langsam an das Gelernte erinnerte. All die todbringenden Schritte und Bewegungen, all die wichtigen Lebenszentren des Körpers und auch all die Wege und Möglichkeiten an Informationen zu gelangen.
Als sie zu der letzten Erinnerung kam, die sie hatte, schreckte Ran aus ihrem Schlaf. Hunger, war das Erste, was sie verspürte. Sie sah sich um. Ran entdeckte die erschrockene Zirva im Türrahmen stehen. "Wie lange?", fragte sie heiser und räusperte sich um ihre Stimme wieder aufzuwecken. "Drei", sagte die Tätowiererin und setzte sich neben Reyla.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 20.08.2012 17:11von Úrakantôr •

Jahr 294
Er blickte noch einmal zurück auf die Berge seiner Heimat.
Er hatte in der Nacht seine Höhle verlassen, ohne dem Meister Bescheid zu geben. Er hatte kurz erwogen ihn zu töten, aber wozu? Er hatte alles wichtige von ihm gelernt, er war nun bereit alleine durch die Welt zu reisen.
Für sein Alter war er erstaunlich reif, erfahren und intelligent.
Er war noch ein Kind, geradezwölf Jahre alt geworden und körperlich etwas schmächtig, aber wer in seine Augen, in sein ausdrucksloses Gesicht sah, sah eine wesentlich ältere Person, mindestens zehn Jahre älter als er wirklich war.
Er drehte sich um und ging über den Pass, fort von Drez. Es war noch morgens, bis der Meister sein Verschwinden bemerkte, würde es noch Stunden dauern, wenn nicht sogar Tage.
Sein Rucksack war leicht, er benötigte nicht viel, vor allem nicht zum Kämpfen.
Jetzt würde er beginnen können, seine Fähigkeiten endlich richtig zu testen...
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 20.08.2012 20:44von Úrakantôr •

Jahr 295
Seit über einem Jahr war er durch Dreitan gewandert und das Leben hatte ihm stark zugesetzt. Wochenlang musste er in der Wildnis überleben, dazwischen musste er bei Aufenthalten in Städten höllisch aufpassen um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Er durfte nicht angegriffen werden, auf keinen Fall! Außerdem wurde er zu oft nach seinen Eltern gefragt.
Mit dem Überleben hatte er kein Problem. Wer die Luft wie ein Werkzeug benutzen konnte, hatte keine Probleme zu jagen, Feuer zu entzünden oder extremen Witterungsverhältnissen zu trotzen.
Während seiner Wanderungen hatte er viel nachgedacht und meditiert, aber größtenteils trainiert. Er war jetzt noch stärker und besser geworden, er hatte alles was er gelernt hatte ausgefeilt. Es war an der Zeit etwas Neues zu lernen. Er musste sich auf die Suche nach einem sehr mächtigen Magier machen.
Neben Kampftechniken wollte er vor allem auch den Grund für seine Fähigkeit wissen und den wissenschaftlichen Hintergrund für seine Luftmanipulierfähigkeit.
Er fühlte sich schon jetzt unbesiegbar, aber er würde noch stärker werden.
Er dachte an das letzte Jahr zurück. Sechzehn Personen hatte er getötet, davon sieben in einem Kampf, zwei davon waren Soldaten gewesen. Und keiner hatte auch nur länger als zehn Sekunden überlebt...
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 02.09.2012 23:06von Ro Raven •

Tief in den Katakomben, irgendwann in der Zeit
Dunkelheit und Stille. Seit Jahrhunderten. Jahrtausenden. Oder nur Sekunden. Die Zeit hatte längst ihre Bedeutung verloren, genau so wie der Raum. Ein Wesen ohne Körper war in keiner dieser vier Dimesionen einer Veränderung ausgesetzt. Und wo keine Veränderung war, war nichts messbar.
Er, sie, es - etwas, das genauso seine Bedeutung verloren hatte - erinnerte sich manchmal an die Zeit davor. Vor dem Nichts. Einzelne Bilder, Gedankenfetzen. Ein bewaldetes Tal in blutrotem Sonnenuntergang. Schwarze Vögel am Himmel. Eine glitzernde Klinge. Ein Sturm, der heraufzog, ein Sturm mit der Macht alles zu vernichten. Rote Blutstropfen, schwarze Federn, weisser Schnee. Waren es tatsächlich Erinnerungen? Oder waren es die Bilder, die es in den Köpfen der anderen gesehen hatte, deren, die gekommen waren? Oder waren es Bilder von dem, was noch geschehen würde?
Alles und nichts. Die Zeit verschwamm. Aber eines blieb. Die schwarze Feder. Die Stimme des Todes. Der Rabe.
If you're going through hell, keep going.

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 17.09.2012 01:14von Ro Raven •

Frühling des Jahres 307
Ro musste einen Lachanfall unterdrücken, als Ran ausrastete. Die meisten mochten das nicht als Grund zum Lachen sehen, aber Anführer mit Wutanfällen waren ihr einfach zu vertraut. Ran klang gerade nicht viel anders als Hauptmann Darez, wenn er zu lange nicht gekämpft hatte, und jeden zusammenstauchte, der nur in seiner Gegenwart atmete.
Sie kletterte auf den Rücken des schwarzen Drachen, der sie ansah. Die Drachen sahen zwar für sie alle gleich aus, aber Ro war sich ziemlich sicher, dass es Fabraney war, denn seine Augen sahen sie mit dem selben Blick an, mit dem er sie vor dem Kampf verabschiedet hatte.
Die Welt schoss unter ihnen dahin, der Wind peitschte Ro ins Gesicht, und er durchfegte auch ihre Gedanken. Langsam bekam sie einen klaren Kopf, und das Chaos begann sich zu ordnen. Sie verstand, zumindest einen Teil. Die Magie, die sie dort, in diesem Raum freigelassen hatte, war abgrundtief böse. Aber das überraschte sie nicht wirklich. Ihr Säbel war ein Instrument zum Töten, und zu nichts anderem. Und seine Träger waren zum Töten geboren. Das sie das war, wusste sie eigentlich schon lange. Nur war es irgendwie bitter, es so vorgeführt zu bekommen.
Was sie nicht verstand war der Hass auf Nagareth. Sie wusste nicht wer er war. Sie hatte diesen Namen nie zuvor gehört. Warum hasste sie ihn sosehr, dass sie dafür die Vernichtung des Lebens selbst in Kauf nahm? Und hasste wirklich sie ihn? Oder war es der Hass von Lord Srok? Und wie kam sein Hass zu ihr? Sie brauchte antworten. Sie wusste, wer ihr sie liefern konnte. Liefern können musste.
Schliesslich wurden ihre Gedanken ruhiger. Sie blickte auf die Landschaft unter ihr, eine flache, gelbliche Ebene. Die Wüste Hislark, begriff sie. Fabraneys Flügel glitten sanft dahin, ab und zu schlug er mit ihnen. Sie erinnerte sich an das, was er ihr aufgetragen hatte: dass sie am Leben bleiben solle. Warum hatte er das gesagt? Sie wäre tatsächlich fast gestorben. Sie hatte sterben wollen. Hatte er es gewusst?
Sie beugte sich über den Sattel und drückte die Stirn auf seine Schuppen. Fabraney?
Er antwortete nicht sofort, und als er antwortete, wirkte er zornig, aber nicht auf sie.
Warum hast du gesagt, ich soll nicht sterben?, fragte sie.
Er antwortete: Ich kenne die Kraft deines Säbels. Ich weiss, was sie bewirkt.
Woher?, fragte sie und fügte zögernd hinzu: Ich selbst wusste es nicht.
Der Säbel ist viel älter als du, antwortete Fabraney. Und ich bin alt genug, um einige der Vorgänger gekannt zu haben. Nicht alle kämpften nur gegen Nichtmagier, wie dein Vater.
Wieder spürte sie Wut irgendwo hinter seiner Stimme, die nicht zu dem gehörte, was er sagte. Sie überlegte sich, ob sie es wagen sollte, doch schliesslich fragte sie: Warum bist du wütend.
Er antwortete mit einem Grollen: Ein Drache wurde getötet.
Ro runzelte verwirrt die Stirn. Hunderte Menschen wurden täglich getötet. Was war schlimm an einem einzelnen Drachen?
Fabraney gab ihr keine Antwort darauf.
Auf den Bergen um Drez lag noch tiefer Schnee, in den tieferen Tälern war er bereits geschmolzen. Fabraney wusste, wohin sie wollte, und so flog er nicht zu Stadt hinunter, sondern landete auf einem Felskamm weiter westlich. Ro nickte ihm dankend zu, dann rannte und schlitterte sie den Hang hinunter, auf das grosse Gebäude zu, das sich wie ein dunkles Mahmal aus der Bergflanke erhob. Die schwarze Festung.
If you're going through hell, keep going.

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