Ran trat ein und schloss die Tür hinter sich. "Hast du kurz Zeit?", fragte sie.

"Danke", lächelte sie und nahm Platz. "Veray hat dir sicher alles erzählt, was wir über die Schwarzmagier und das Mädchen erfahren haben?"

Idril hielt weiter seine Hand fest und war bald darauf wieder eingeschlafen. Sie merkte nicht wie Ran hereinkam und wieder raus ging. Sie schlief das erste Mal ruhig und tief in dieser Nacht. Nach einer Stunde drehte sie sich auf die Seite, bettete den Kopf auf Verays Unterarm und schlummerte weiter.
In ihren Träumen war sie weit weg. Sie stand in einem Wald und war umgeben von Leben. Sie trug einen ungewöhnlichen Rucksack, von dem ein stetiges Summen ausging. Plötzlich hörte sie ein leises Knacken und sah eine gebeugte Gestalt auf sich zukommen. Sie kannte den Gang und das hölzerne Klappern das die Schritte begleitete nur zu gut. Als sie Biredh sah, lächelte sie. "Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich zurückkommst.", sagte sie.
Der Geschichtenerzähler lachte leise. Er gab wie so häufig nichts, sondern spielte ein leises Lied auf einer seiner unzähligen Flöten. Ein alter Amarok legte sich neben sie nieder und ein tiefes Brummen erklang. Er schien die Melodie zu geniessen. Biredh hörte auf zu spielen und nickte in Richtung des Riesenwolfes. "Er ist alt geworden."
"38 Jahre.", erwiderte Idril schlicht. Das Summen in ihrem Rucksack wurde lauter und mit einem Ruck wachte sie auf. Das erste was sie sah, waren Verays Hals und Schulter, dann erblickte sie eine dicke Hummel, die sich auf der Bettdecke niedergelassen hatte. Sie setzte sich auf und streckte vorsichtig die Hand nach dem Insekt aus. Als sie dem Wesen klargemacht hatte, dass sie ihr nichts böses wollte, krabbelte die Hummel willig auf die Hand des Kindes. Mit einem kleinen Lächeln strich sie dem Tier über die feinen Härchen. Doch es erlosch, sobald sie sich wieder an die Geschehnisse der vergangenen Nacht erinnerte. Gedankenverloren blieb sie sitzen und wärmte die Hummel zwischen ihren Handflächen.

"Gut, dann kann ich ja zum eigentlichen kommen. Karim hat mir eine Tafel gezeigt, in der der Vertrag zwischen Verdezia und der Festung eingraviert ist. Es hat sich die Tradition entwickelt, dass die beiden Clanführer jeder neuen Generation ihn im Beisein ihrer Familien und Berater unterzeichnen, um das Bündnis zu erneuern... Die letzten beiden die unterschrieben haben waren Vorsza und Karim. Darum wollte ich fragen, wann du Zeit hättest diese Tradition fortzuführen. Ich habe mir überlegt, für diesen Anlass ein Fest zu Ehren unserer Clans zu organisieren. Als Aufheiterung nach all den Geschehnissen..."

"Ich habe auch nicht vorgehabt die echte Tafel vor die Clans zu stellen... Das Original unterschreiben wir vorher und bei der Zeremonie eine andere Version, in der der Name des Clans der Schwarzen Festung nicht vorkommt. Wenn das in Ordnung ist", erwiderte sie und fuhr sich über den Bauch. "Ich bin am überlegen, wie gross das Fest sein soll. Nur für unsere beiden Clans oder sollen noch die Verbündeten eingeladen werden..?"