Lashk folgte den Kindern in einigem Abstand. Vakra hatte ihn angewiesen, auf sie aufzupassen, aber er liess ihnen gern ihren Freiraum, es reichte, wenn die Erwachsenen wussten, dass sie ständig beobachtet wurden und nichts geschah, ohne dass Vakra davon wusste. Er war lediglich in der Nähe, falls sie in Schwierigkeiten gerieten.

Veray erreichte die Siedlung am Altaz gegen Mittag. Er ritt den Pfad hinauf zu Nardaki's Haus, schwang sich aus dem Sattel, klopfte den Hals des müden Pferdes und band es fest, bevor er anklopfte. Nach kurzer Zeit öffnete Alish die Tür, starrte ihn einige Momente lang an und schlug sie ihm dann vor der Nase zu. Nun, anscheinend hatte sie ihn wiedererkannt. Er tippte zum Zeitvertreib mit den Schuhspitzen gegen einen Zaunpflock, bis die Türe wieder aufging, Nardaki selbst herauskam und ihn mit einer Umarmung begrüsste.
"Hast du deine Verlobte diesmal nicht mitgebracht?", fragte sie.
"Nein", antwortete Veray. "Und ich kann auch nicht lange bleiben." Er berichtete ihr von dem Fest, zu dem sie eingeladen waren, und davon, dass er einen guten Teil der Verwandtschaft zuerst suchen musste, bevor er ihnen die Nachricht überbringen konnte.
"Weiter hier unten, gegen den See zu, wohnen noch einige von uns", sagte Nardaki. "Die kannst du heute wahrscheinlich noch besuchen. Aber komm erst mal rein und iss etwas."
Dazu sagte Veray nicht nein. Er trat ein, begrüsste Ika und Nishar, denen er unterwegs begegnete und liess sich in die Küche bringen. Während dem Essen unterhielt er sich mit Nardaki, holte das Stammbuch hervor und liess sich von ihr alles erzählen, was sie wusste, anschliessend besuchte er zu Fuss die andere Familie in der Siedlung und überbrachte auch ihnen die Einladung, worauf sie meinten, sie würden gerne kommen, wären sich aber noch nicht sicher, ob sie konnten, weil die Tochter des Hausherren schwanger war und weil das Fest in die Heu-Zeit fiel.
Als Veray gegen Abend wieder aufbrechen wollte, um vor Einbruch der Nacht noch einige Meilen zu machen, bat Nardaki ihn zu bleiben. "Morgen ist Mitsommer", erinnerte sie ihn. "Das willst du doch nicht irgendwo alleine in den Bergen verbringen. Und auf den Tag mehr oder weniger kommt es auch nicht an."
Veray zögerte kurz. Es wurmte ihn, dass er an Mitsommer nicht in Drez war, denn das Fest dort war grossartig, aber ihm war klar, dass er die Strecke niemals in einem Tag schwaffen konnte, selbst wenn er sich und das Pferd zu schanden ritt.