"Lass uns zu Bett gehen", schlug sie nach einer Weile vor und löste sacht die Umarmung. Sie streichelte seine Wange und lächelte ihn aufmunternd an. Sorgen musste er sich wirklich keine um sie machen. "Oder magst du noch ein Bad nehmen? Etwas trinken vielleicht? Soll ich dich verwöhnen? Hab ich lange nicht mehr..."

"Oh du Charmeur", lachte sie.

Zwei Wochen später, Anfang September


"Willst du das da wirklich abreissen?", fragte Triwan zweifelnd.
"Ja. Wieso sollte es bestehen bleiben?"
"Ich weiss nicht es ist ein schöner Teil der Mauer und der Turm da... Sag mal, geht es dir gut?", fragte er plötzlich besorgt, als sein Blick von der Ruine zu ihr wanderte.
"Ja... das Kleine tritt nur gerade", murmelte sie und tippte auf den Bauplan. "Also der Teil da ist zwar sehr schön, aber zu alt und brüchig... wir können ihn nachbauen, aber er muss weg", redete sie weiter und ignorierte das Ziehen in ihrem Unterleib so gut es ging. Es war sicherlich nichts. Immerhin war es noch zu früh.
"Gut, dann geh ich mal den Baumeister holen", meinte Triwan und musterte sie. "Weisst du, es ist zwar nur Nieselregen, aber du solltest wirklich ins Haus..."
"Du bist nicht meine Mutter", lachte sie.
"Nein...aber Lord", er blickte sie tadelnd an, "du solltest dich schonen. Her zu galoppieren und dann den Hügel hinauf zu wandern ist nicht -"
"Ist ja gut Triwan", unterbrach sie ihn gereizt. "Ich kann selber auf mich aufpassen.
"Ja! Aber sieh dich an! Du hast Schmerzen! Das sehe sogar ich dir an!", rief er aus. "Soll das Kind...", er kam nicht dazu den Satz zu beenden, denn seine Vermutung erfüllte sich in dem Moment.
"Hol...ne Amme", presste Ran zwischen zusammen gebissenen Zähen hervor. Triwan dachte nicht daran, sondern hob sie hoch und trug sie zum Haus und ins Schlafzimmer hinauf. "Quiwi!", brüllte er durch den Gang, alarmiert und voller Angst, "Quiwi, Gottverdammt! QUIWI!"
"Was ist?", fragte das Mädchen, als sie beinahe auf der Treppe mit ihm zusammen stiess. "Das Kind kommt..."
"Was?", sie wirkte plötzlich totenblass.
"Das Kind kommt, geh zu Ran und kümmer dich um sie!"
"Und die Amme?"
"Geh verdammt!", fauchte er. "Ich hol sie...brig ihr ein trockenes Nachthemd...leg die Tücher und das Wasser bereit!"
Quiwi nickte und eilte hinauf.

Triwan seinerseits, brüllte den halben Haushalt zusammen. Ihm war bewusst, dass etwas nicht stimmte. Das Kleine war viel zu früh unterwegs, seiner Ansicht nach mindestens und in dem Moment liess er sich nichts anderes sagen. Als die Amme durch die Tür kam, schickte er sie hinauf, stürmte aus dem Haus und schwang sich auf das schnellste Pferd, dass sie hatten. Wie vol Teufeln gejagt, pretschte er nach Drez, um Pard und Veray zu holen. Er musste sich beeilen.

Währendem Triwan das Haus verliess und unten herum brüllte. Lag Ran im Bett und versuchte sich zu entspannen und zu atmen. Sie fluchte, da die Hebamme noch nicht da war. Immer häufiger krampfte sie sich zusammen und immer schwerer fiel es ihr ruhig zu bleiben. Sie krallte die Finger in das Laken und fühlte, wie ihre Arme zu zittern begannen. Ganz ruhig, es ist nichts. Entspannen, dann geht es vorbei. Es ist zu früh für die Geburt..., redete sie sich ein. Quiwi kam in das Zimmer. "Ich hab ein Bad vorbereitet, die Amme meint, du sollst da rein."
"Wie denn!?", fauchte Ran. "Ich...warte...", meinte Quiwi und eilte aus dem Zimmer. Ran fluchte und unterdrückte ein Wimmern. Aber kurz darauf war Quiwi wieder da. "Die nassen Sachen", meinte sie halb panisch.
"Quiwi!", brüllte Ran. "Wo bleibt die Amme!?"
"Hier bin ich, schrei nicht so rum, Mädchen", meinte die ältere Dämonin, die den Raum betrat. "Geh jemanden holen, der sie ins Nebenzimmer trägt", wies die Amme,Quiwi an, die sofort folgte.
"Und du versuchst zu atmen und dich entspannen... Ich helf dir aus den Kleidern...komm, aufsetzen, ja so ists gut", fachmännisch half sie Ran hoch und entkleidete sie ohne weiteres, zog ihr das Nachthemd über und bettete sie zurück, deckte sie zu und versuchte der Gebärenden zu helfen, sich zu beruhigen.

Triwan sagte nichts, sondern spornte das arme Pferd nur noch mehr an. Als er los geritten war, war es noch nachmittag gewesen und jetzt, als sie ankamen dämmerte es bereits. Er brauchte nur vor dem Haus das Tier zu zügeln und Pard sprang aus dem Sattel, eilte herein und verschwand nach oben, ohne zu fragen oder etwas zu sagen. Triwan hielt Veray zurück, bevor der ins Haus stürmen konnte. "Ruhig", meinte er, selbst aufgeregt und atemlos. "Sammel dich, wahrscheinlich ist alles in Ordnung, lass Pard Zeit die Situation zu Erkunden", er klopfte Veray auf die Schulter und ging voraus, die Pferde band er noch schnell vor dem Haus an.

Als Pard eintraf, fand er eine sehr gestresste Hebamme vor. Das Bad hatte natürlich nichts gebracht und das Kind nahm sich Stunden an Zeit. "Es ist zu früh", fasste sie ihm zusammen. "Die Wehen werden seit ner Weile immer häufiger, aber ich glaube, sie ist zu schwach."
"Wie kann ich helfen?", fragte Pard. "Mich ablösen", war die Antwort. Er nickte und verschwand im Nebenraum, um sich umzuziehen und die Hände zu waschen.

Als die Amme nach unten kam, fand sie Triwan und Veray im Gang vor. "Der Vater?", fragte sie Triwan und dieser nickte. Sie seufzte. "Ich will ehrlich sein. Es geht ihr gut, aber das Kind ist früh dran... Nicht zu früh, nur früh. Es ist eine schwierige Geburt. Man wird dich zu ihr lassen, sobald das Kind da ist", meinte sie an Veray gewandt. Das letzte, was sie gebrauchen konnten, war ein vor Angst und Sorge halb wahnsinniger Ehemann.

Als Pard zu Ran kam, lächelte sie ihm entgegen. Er sah, dass sie Schmerzen hatte und schweißgebadet war. "Atmen, Kleines", meinte er und kniete sich neben sie. Sie schnaubte nur und blickte wieder zur Decke.
Ihr Körper fühlte sich an, als würde er bald bersten. Ihr wurde schwummrig vor Augen. Und der Gedanke daran, dass die eigentliche Geburt erst vor Minuten angefangen hatte, machte das Ganze nicht besser.
"Hey...Ran...", sie hob den Kopf. "Du musst pressen, komm.... Bald ist's vorbei."
Sie tat was Pard von ihr verlangte und war sich nicht sicher, ob sie wirklich gerade vor Schmerz geschrien hatte oder nicht. Jemand eilte mit Wasser, Lappen und Tüchern herbei. Jemand anderes brachte ein Becken. "Nicht aufhören", wies der Arzt sie an.

"Nein. Du würdest nur im Weg stehen, denn helfen kannst du momentan nicht. Ausserdem kannst du nicht vollgeschwitzt und voller Rosshaar zu einem Neugeborenen. Komm mit, ich zeig dir wo du dich umziehen kannst", die Amme bedeutete ihm ihr zu folgen und führte ihn die Treppe hinauf und in eines der Gästezimmer. "Da in der Truhe findest du frische Sachen. Wasch dir aber vorher Hände, Arme, Gesicht und Nacken. Ich frag Pard, ob er dich früher rein lässt." Damit liess sie ihn im Raum allein.

Irgendwann ging dann doch alles, wie es ablaufen sollte und nach einer gefühlten Ewigkeit konnte Pard scheinbar schon den Kopf des Kleinen sehen. Nur noch ein Stück und es wäre vorbei. Ran war halbwegs erleichtert, aber strengte sich weiter an.

Quiwi öffnete die Tür, musterte Veray und holte Luft. "Warte! Egal wie komisch es aussieht, es ist alles normal, der Kopf ist fast draussen, also werd bitte nicht ohnmächtig, ja? Stell dich neben sie und lass Pard einfach machen... willst du die Nabelschnur durchtrennen? Und nachher rate ich dir kurz raus zu gehen, die Nachgeburt ist meistens nicht sehr appetitlich... Aber ich werd dich nochmals vorwarnen... Willst du wirklich dabei sein? Eh ich meine Ihr...verzeihung", plapperte sie schnell drauf los.