Der kleine weinte nicht sondern sah nur mit grossen Augen seinen Vater an, ganz still. Ran deckte ihn wieder zu und Pard kam wieder näher. "Wir müssen ihn wickeln, messen und wägen... Die Hebamme macht das. Die Nachgeburt setzt bald ein. Quiwi hol uns etwas zu trinken", wies er an. "Ich gratuliere euch beiden zum Nachwuchs. Ein süßes Kind."

"Du musst nicht hier warten", meinte Ran an Veray gewandt.
Sie war müde, fühlte aber, wie sich ihr Unterleib wieder verkrampfte und lehnte sich in die Kissen. Sie beobachtete die Amme, wie sie Verdash mass und auf eine Waage legte.

Sie lächelte. Quiwi kam zurück mit einem Tablett auf dem eine Karaffe und einige Kelche standen. Aber sie hatte keine Gelegenheit zu verschnaufen, denn Pard schickte sie los, ein anderes Bett zu bereiten.

Eine halbe Stunde später lag Ran völlig ausgelaugt im Nebenzimmer und gab Verdash die Brust. Der Junge trank gierig. Veray sass neben ihr und sie wollte am liebsten schlafen und dann doch nicht.

"Halt ihn mal", meinte Ran und zeigte Veray, wie er den Kleinen nehmen sollte. "Du musst sein Köpfchen stützen", erklärte sie und kicherte. "Entweder hast du riesige Pranken oder er ist so klein", meinte sie, als ihr Sohn fast nur in die Hand seines Vaters passte. Sie zupfte das Tuch um ihn herum zurecht und kraulte die winzige Brust, dann zog sie sich das Hemd wieder über die Schulter und knöpfte es zu.
Die Erschöpfung der letzten Stunden drückte auf ihre Schultern, aber das Glück, das sie empfand und die Freude Veray mit seinem, ihrer beider, Kind so zu sehen, hielt sie noch wach und munter.
Es war ein ungewöhnliches Gefühl Verdash nicht mehr in ihrem Bauch zu spüren, es war so, als fehle da plötzlich ein Teil von ihr. Aber ihn so zu sehen und zu beobachten war... schön. Sie konnte es nicht beschreiben. Es war ungewohnt und wundervoll und doch machte es ihr Angst. Jetzt war er so verwundbar. Klein und zerbrechlich. Am liebsten hätte sie ihn wieder an sich gedrückt und nie wieder her gegeben, aber bei Veray war er sicher. Das wusste sie.
Der Gedanke, dass der Knirps relativ bald laufen und sprechen würde, brachte eine plötzliche Unsicherheit mit sich. "Hast du eigentlich was gegessen?", fragte sie Veray. Draussen war es schon Nacht und der Rest des Hauses schlief, bis auf einige wenige, die noch aufräumten und die Boten, die Richtung Drez unterwegs waren.

"Ebenfalls", meinte sie leise und lächelte beim Anblick des schlafenden kleinen. Ab und an zuckte er mit Händchen und Füsschen.