RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 27.10.2014 01:36von Randreyah •

Sie schüttelte den Kopf und winkte ihn zu sich. "Leg dich zu mir und erzähl mir etwas... ich mag lieber deiner Stimme zuhören, als lesen", lächelte sie und kuschelte sich eher widerwillig und doch halb froh wieder in ihre Kissen, wobei der Kleine Verdash direkt neben ihr lag und sich ihr zuwandte, als er ihre Wärme spürte. Ran lächelte und zupfte das Deckchen zurecht, mit dem sie ihn zugedeckt hatte.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 03.11.2014 16:01von Ro Raven •

Veray dachte kurz nach. "Gut", meinte er schliesslich. "Dann erzähle ich dir eine Geschichte, die du bestimmt noch nie gehört hast, weil sie in keinem zugänglichen Buch steht. Die Legende von Takesha. Sie war eine Vorfahrin von mir, genauer gesagt war sie die Enkelin desjenigen Lord Srok, der die Dämonen vor über tausend Jahren gegen Nagareth in die Schlacht geführt hat.
Takesha's Mutter war eine Vrenasza und das Mädchen wuchs die ersten Jahre über bei den Wölfen auf, bevor sie im Alter von etwa Elf oder Zwölf Jahren in die Schwarze Festung kam. Ihr Vater war zu dem Zeitpunkt bereits gefallen und so nahm sich der Alte Lord Srok ihrer an. Sie war ein Wildfang, aber es heisst, sie vergötterte ihn und tat alles, um zu seiner besten Kriegerin zu werden. Und sie wurde es. Stark und schnell, präzise und mit einem scharfen Verstand. Jeder wusste, wie stolz der Alte Lord auf sie war, und dass er sie am liebsten zu seiner Erbin gemacht hätte. Aber nicht ihr Vater war der Erbe gewesen, sondern dessen Bruder und deshalb nun ihr Cousin.
Also machte Takesha es zu ihrer Aufgabe, ihn, den sie als ihren eigenen Bruder sah, um jeden Preis zu schützen. Sein Name war Ikara. Er war fast gleich alt wie sie und sie wartete während ihrer Severjakza auf ihn, um ihn auf seiner Reise vor Gefahren zu bewahren. Sie war sein Säbel und seine Rüstung auf dem Weg durch die Welt, die damals noch viel gefährlicher war als heute, denn die Menschen waren damals viel wilder, noch nicht alle Elfen hatten verlernt zu kämpfen, und der Krieg war noch nicht lange genug vorbei, als dass man vergessen hätte, wer die Dämonen waren und dass man sie nicht mehr als Feinde sah.
Sie schlugen viele Schlachten auf ihrer Reise, Seite an Seite und niemals wäre Takesha auch nur in Versuchung geraten, Ikara sterben zu lassen, um selbst Erbe zu werden. Doch schlussendlich war es das Schicksal, das wählte. In einem fernen Land im Süden, nicht lange vor Ablauf der sieben Jahre, wurde Ikara krank. Er starb nicht sofort, doch die Krankheit zehrte an seinen Kräften und frass ihn jeden Tag mehr von innen her auf, bis er eines Tages südlich von Gevira so schwach war, dass er nicht mehr gehen konnte. Takesha trug ihn den ganzen Weg zurück nach Drez, in der Hoffnung, dass man ihm dort helfen konnte, doch als sie die Schwarze Festung erreichte, war er tot.
Für ihr Versagen zog sich Takesha zurück in die Wildnis und lebte unter den Vrenasza für viele Jahre. Doch dann, in einer Winternacht, heisst es, klopfte ein Mann an ihre Tür. Er war ein Dämon, aber etwas an ihm war anders als alle anderen. In seinen Haaren wehte Wind, auch wenn keiner war, und seine Augen waren so dunkel und wissend, als hätten sie mehr gesehen, als irgendein Lebender sehen konnte. Er kämpfte gegen Takesha, und sie, die jeden Mann mit wenigen Streichen in den Staub getreten und halbe Armeen bezwungen hatte, wurde besiegt.
Er fesselte sie in der Ecke ihrer Höhle und sass die ganze Nacht am Feuer, ohne ein Wort zu sagen. Als sie am Morgen erwachte, waren ihre Fesseln verschwunden und er ebenso. Sie lief hinaus, fand seine Spuren im Schnee und folgte ihnen, denn sie wollte herausfinden, wer er war. Viele Tage lang lief sie ihm durch das Gebirge hinterher, und manchmal glaubte sie seine dunkle Gestalt auf einem Pass in der Ferne zu erkennen, doch nie gelang es ihr, ihn einzuholen, bis sie schliesslich in einen Schneesturm geriet. Die fallenden Flocken bedeckten innert Kürze die Spur, und sie ginge so dicht nieder, dass sie kaum noch etwas sah, und orientierungslos herum irrte. Als sie schliesslich am Ende ihrer Kräfte im Schnee zusammenbrach, bereit zu sterben, sah sie einen einzelnen, frischen Fussabdruck neben ihrem Gesicht. Langsam hob sie den Blick. Sie lag vor der Schwarzen Festung.
Nach diesem Erlebnis erkannte sie, dass es ihre Pflicht war, zurückzukehren, und sie tat es, besiegte ihren Grossvater, der längst ein Greis war, im Rachary, und trat seine Nachfolge an. Sie wurde Lord Srok, und durch sie lebte die Linie weiter, bis zu mir."
Er grinste leicht und sah Ran von der Seite her an.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 03.11.2014 16:37von Randreyah •

Ran grinste zurück und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. "Eine schöne Legende", meinte sie und zuckte fast herum, als Verdash begann zu quiken und zu weinen. Schnell nahm sie ihn in die Arme und stand auf, um ihn zu wiegen und beruhigend zuzureden. Er hörte aber nicht auf zu weinen.
Sie schnupperte an ihm und war sich nicht sicher, ob es an seiner Windel lag, dass er weinte oder ob er Hunger hatte. Also legte sie ihn auf die Tücher auf dem Wickeltisch, goss das Trinkwasser aus dem Krug in eine Schale und hielt eine Hand darin, während sie mit der anderen, den Kleinen aus der Windel befreite.
Sie wischte ihn mit dem nun warmen Wasser und einem Taschentuch sauber, wusch sich die Hände und wickelte ihn in eine frische, weiche Windel, den Rest warf sie in einen Korb und legte den Deckel darauf.
Wieder nahm sie ihn in den Arm und gab ihm die Brust. Zu ihrer Überraschung trank er wirklich gierig, auch wenn das letzte Mal, als sie ihn gefüttert hatte, nicht lange zurück lag. Sie setzte sich neben Veray und schloss kurz seufzend die Augen. Ihr war schwindelig vom plötzlichen Aufstehen und der Magie, die sie gewirkt hatte, um das Wasser zu wärmen, auch wenn dies ein wirklich winziger Zauber war. Sie lächelte ihren Gatten an. "War das... eine wahre Geschichte oder nur eine Legende?", fragte sie ihn neugierig.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 03.11.2014 23:36von Randreyah •

Sie nickte müde und lehnte sich an ihn, als Verdash aufhörte zu nuckeln, legte sie ihn wieder aufs Bett und sich daneben. Kurz darauf schlief sie tief und fest.
Vier Tage später brachen sie zurück nach Drez auf. Ran trug den Kleinen in Tüchern an ihre Brust gebunden. Man hatte ihn so warm eingewickelt, wie man nur konnte. Auch sie trug warme Sachen und einen wollenen Mantel, den sie vorne mit einer Schnalle geschlossen hatte, sodass nur Verdashs kleines Näschen an der frischen Luft lag.
Der Abschied von der Familie, die nahe den Ruinen lebte, fiel herzlich aus und man lud die beiden Eltern ein, öfter mit ihrem Kind vorbei zu sehen. Ran nahm die Einladung an, gab aber, sobald sie im Sattel sass, dem Pferd die Sporen, da sie nur noch nach Hause wollte. Veray ritt neben ihr her und wahrscheinlich machte er sich wieder unnötige Sorgen. "Reiten wir zuerst zur Festung?", schlug sie vor. Karim hatte sie vor zwei Tagen besucht. Vakra noch nicht.
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RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 03.11.2014 23:51von Randreyah •

"Früher oder später sollten wir... Also zuerst nachhause", antwortete sie und lenkte das Pferd in besagte Richtung ein. Es dauerte nicht ganz drei Stunden, bis sie das Haus erreicht hatten. Aber es gab einiges zu tun. Jemand vom Clan hatte ein Bettchen und genügend Sachen für Verdash in die Küche gestellt, draussen lag das Material für den Ausbau des Hauses bereit. Drinnen war noch nichts vorbereitet worden. Ran setzte sich auf einen Stuhl in der Küche und wickelte zuerst Verdash, fütterte ihn und spielte dann mit dem Kleinen, der munter herum zappelte und mit Armen und Beinen wackelte, sich hin und her wand und nach ihren Fingern schnappte.
Dann liess sie ihn aber allein mit Veray, welcher Feuer gemacht und die Pferde draussen im Unterstand - den er vor einigen Tagen gefertigt hatte - versorgt hatte, um das Schlafzimmer und ein Bad vor zu bereiten.
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