"Manipulation von Energie ist die häufigste Art von Magie", sagte Ran und stand auf. "Hier, siehst du. Ich konzentriere die Energie, die in meinem Körper enthalten ist und verändere ihre Form", erklärte sie und kleine Blitze umspielten ihre ausgestreckte Hand. "Jeder Magier hat ein 'Element', oder mehrere, das er 'beherrscht'. Feuer, Wasser, Luft, Erde sind sehr häufig vertreten, dann gibt es noch Elektrizität - Blitz. Man manipuliert mithilfe der eigenen Energie, die Energie der Umgebung... Wenn man übertreibt und all seine Energie verbraucht, stirbt man. Es gibt also Grenzen", erklärte sie und liess die Blitze verschwinden. "Das was du machst, kann man natürlich auch als Magie bezeichnen."

Ran lachte und wischte sich eine Träne aus den Augen. "Das will ich auch hoffen", rief sie aus und setzte sich. "Ich sollte nicht hier sein? Meine Lebensdauer würde auch ohne den Fluch lange sein. Der Tod ist kein Wesen, er ist weder Feind noch Freund. Er ist Veränderung", sie musterte Ro. "Du weisst doch was Schmerz ist? Die Art von Schmerz den du erfahren hast, bevor du hergekommen bist? Du weisst, dass er endet wenn du stirbst", sagte sie kalt. "Denkst du wirklich, dass jemand so lange leben will? Mit diesem unendlichen Schmerz? Dem Wunsch dem Schmerz zu entkommen, doch ständig wieder zurückgeholt werden? Rede nicht von Dingen, von denen du nichts weisst." Den letzten Satz fauchte sie beinahe. Sie sah wie Achrat sich anspannte. Sie konnte es ihm nicht verübeln. Als Ro den Tod erwähnt hatte, wurde sie von der Erinnerung überrannt. Der Erinnerung an den Verlustes einer Seele und der Schuld, die sie trug. Der unendlichen Trauer und dem Schmerz der im Schatten ihrer Seele mit den Jahren wuchs. Sie hatte ihn nicht zurückhalten können.
Ran zitterte vor Wut. Sie atmete durch und versuchte sich zu beruhigen.

Ran lachte. "Weisst du mit Sicherheit, dass ich weder Tod, noch Leben kenne?", knurrte sie drohend. "Wenn ich wählen könnte, würde ich jetzt in diesem Moment das Leben wählen, aber das liegt nicht daran, dass ich am Leben hänge. Sondern weil ich jetzt nicht sterben kann." Sie zog den Arm aus dem Ärmel und fuhr mit den Fingern über die Haut. Ein Siegel erschien in Form eines aufgespiessten Drachen. "Das hier nennt man ein Siegel, es hindert mich daran in nächster Zeit zu 'sterben'. So zu 'sterben', wie du es verstehst", zischte sie genervt.

Ran seufzte. "Diese Unterhaltung ist sinnlos. Du stellst nur grundlose Vermutungen an und dein einziger Antrieb ist der Hass zu Magie. Du weisst nicht einmal was Magie ist, glaubst an das was dir irgendjemand sagt und machst Schlussfolgerungen, ohne überhaupt den Stand der Dinge zu wissen... Wenn du weiterreden willst, setzt dich hin und halt die Luft an, bevor du wieder was sagst", sie machte eine Pause und sah Ro an. "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne deinem Cousin seine Fragen beantworten", sie sah zu Achrat. "Falls er überhaupt noch welche hat."

"Falls du dich nicht erinnerst, bist du zwar der Erbe mit dem Säbel, aber Vakra ist hier der Hausherr und somit auch sein Sohn. Ich bin eigentlich wegen deinem Onkel hier, wenn es dir nicht passt kannst du also auch gehen. Das Haus ist ja gross genug", meinte Ran und warf Veray einen Blick zu. "Wo ist dein Vater jetzt?" Sie hatte keine Lust mehr sich mit Ro zu unterhalten, die Halbdämonin war sturer, als sie selbst. Inzwischen musste Achrat alles über Aion wissen. Sie seufzte innerlich. Er verfolgte sie immer noch. Die Schwere und der Kummer, den die Erinnerungen mit sich trugen, brachen immer durch ihre Gedankenwand. Immer. Die Drachen ignorierten es, aber Achrat konnte das anscheinend nicht. Aber im Grunde genommen spielte es keine Rolle. Aions Seele war zerstört, er war nicht mehr aufzufinden, weder tot, noch lebendig. Ausser jemand hätte die Splitter zusammen gesetzt, doch das war mehr als unwahrscheinlich. Sie sammelte sich wieder. Das Buch musste sie Vakra geben. Ein Klopfen riss sie wieder in die Gegenwart. Maenavry stand vor der Tür.