"Ja, soweit ich weiss ist er in seinem Zimmer", antwortete Lashk. Er hielt ihnen die Türe auf, und Veray ging in Richtung Vakra's Arbeitszimmer, während Ran dem Flur auf die andere Seite zur Bibliothek folgte.
Er klopfte an die Türe und Vakra rief ihn sofort herein. Er schrieb noch kurz einen Satz zuende, während Veray etwas unschlüssig wartete, dann legte er die Feder zur Seite, blickte auf und sah ihn an. "Du reist nicht zufällig in nächster Zeit in Richtung Osten, oder?"
Veray sah ihn recht überrascht an. "Nein. Aber ich reise nach Westen. Wieso?"
"Nach Westen?", fragte Vakra. "Wohin denn?"
Veray fragte sich, ob Vakra es wirklich nur wusste, oder nur wieder einmal spielte. Gut, er hatte ihm nichts gesagt, aber das hatte bei Vakra nichts zu bedeuten, immerhin wussten es eine Reihe von Leuten, bei denen sie für die Reise eingekauft hatten. "Nach Tanue", antwortete er. "Ran hat einem Bekannten von dort versprochen, ihnen einen Besuch abzustatten."
"Einen Besuch...", meinte Vakra. "Interessant. Wirklich interessant. Ich nehme an, du hast alles über Tanue gelesen, was es zu lesen gibt?", fragte er mit einem halben Lächeln.
"Alles, was es hier und in der Bibliothek von Drez darüber gibt", antwortete Veray ungerührt.
"Gut", meinte Vakra und griff wieder nach seiner Feder, dann sah er Veray nochmal an. "Wie lange denkst du, wirst du weg sein."
"Ich weiss nicht genau. Zwei Monate bestimmt."
Vakra nickte und tauchte die Feder ins Tintenfass.
"Wieso eigentlich nach Osten?", fragte Veray.
"Ich habe Ro gefunden", kam Vakra's Antwort sofort. "Was denkst du, was sie gerade macht?"
"Wie bitte?", fragte Veray irritiert, und begriff erst im zweiten Moment, wie Vakra die Frage meinte, und dass er die Antwort darauf bereits kannte und ihn raten liess. "Hm, ich schätze mal, sie hat sich der Armee aus dem Osten angeschlossen?", fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue.
"Falsch", antwortete Vakra. "Sie hat innert weniger als einem Monat ein Heer aus dem Boden gestampft, um sie aufzuhalten." Ein Lächeln spielte um seinen Mundwinkel. "Oder sagen wir: sie war sehr massgeblich an der Entstehung der Truppe beteiligt."
Das Lächeln gefiel Veray nicht. "Sie ist komplett verrückt", sagte er. "Und das weisst du."
"Natürlich", meinte Vakra, legte die Feder hin und griff nach einem Becher, der neben seinen Papieren stand. "Aber vielleicht ist genau das das, was dir und mir fehlt. Wir werden nie mehr sein als Wächter, weil wir viel zu wenig riskieren."
Veray's Blick wanderte vom Gesicht seines Vaters zum Becher und zurück. War er etwa betrunken?!

Veray fand es nicht wirklich heraus, als er sich noch eine Weile weiter mit ihm unterhielt, bis Vakra ihm signalisierte, dass er nichts mehr zu besprechen hatte.

Lesir lag verkehrt im Bett, die Füsse an der Wand abgestützt, als es klopfte. Er stiess sich ab und landete mit einer Rückwärtsrolle auf dem Boden. "Ja?"
"Deine Schwägerin möchte dich gerne sprechen. Sie ist in der Bibliothek", meinte die Sechalri, die geöffnet hatte, den Holzkorb in der Hand, bevor sie weiterging. Er strich seine Kleider glatt und ging zur Bibliothek.

"Bis Fort Chagrai", antwortete Lesir praktisch sofort. "Das ist praktisch das letzte Fort das sie haben, dahinter kommt bald die Küste", fügte er erklärend hinzu, als ihm klar wurde, dass der Name Ran vermutlich kein Begriff war.

"Selten", antwortete er ehrlich. "Aber ich war mal in der Stadt an der Mündung zum Haken."

"Jap", antwortete Lesir nur. Er liess sich in einen der Sessel fallen. "Ich war fast sieben Jahre da. Wieso eigentlich?"