RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 15.03.2013 18:31von Ro Raven •

"Ich unterschätze dich nicht, aber..." Er sprach nicht weiter. Einige Augenblicke war er hin und her gerissen, ob er sie warnen sollte oder nicht, doch schliesslich siegte die Familientreue. Ausserdem war er sich bei der ganzen Sache gar nicht so sicher. Er hatte nur einen Verdacht. Gut, vielleicht war es etwas mehr als ein Verdacht. Aber die Chance bestand, dass er alles komplett falsch verstanden hatte, oder sich jemand beim Schreiben gewisser Bücher einfach einen Scherz erlaubt hatte.
"Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich überhaupt wegen dir aufgeregt hat", meinte er seufzend. "Ich weiss nicht. Ihre Laune ändert sich manchmal von einer Sekunde auf die andere. Sie wirkt irgendwie ein bisschen... instabil, wenn du verstehst, was ich meine."
"Wir sind eine alte Familie", begann Vakra. "Eine sehr alte Familie. Manche Schriften deuten darauf hin, dass wir der älteste Clan sind, den es heute noch gibt, vielleicht der älteste überhaupt. Ob das stimmt oder nicht, spielt keine Rolle. So oder so, existiert die Schwarze Festung und der Clan, der sie bewohnt, schon seit Jahrtausenden. Was weisst du über das Clanwesen?"
Sie schwieg.
Vakra seufzte. "Nichts", fasste er ihr Schweigen zusammen. "Gut, ich erkläre es dir. Jeder Dämon gehört von Geburt an einem Clan an, bis zum Tod. Er kann den Clan nicht wechseln, ausser er wird von einem anderen Clan adoptiert, was eine sehr komplizierte und aufwendige Zeremonie darstellt, und kaum je gemacht wird." Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. "Innerhalb des Clans gibt es die Tarbash, die sogenannte Hauptlinie. Das ist die Abstammungslinie des Erben und seine unmittelbaren Geschwister. Du, Driss und ich sind Tarbasha. Dann gibt es die Vechdruya, das sind die Kinder der Geschwister, also zum Beispiel Veray oder Achrat. Alle weiteren Verwandten sind Sechalrja. Sofern sie im Haus der Familie leben oder in der Nähe arbeiten diese meist für die Tarbasha und Vechdruya, als Diener, Wachen oder in anderer Funktion. Hinzu kommen in jedem Haus die Sidrala, angeheiratete, die nicht zum Clan gehören.
Die Hierarchie ist klar: die Tarbasha sind zuoberst, dann die Vechdruya, dann die Sechalrja. Bei den Sidrala hängt es davon ab, mit wem sie verheiratet sind. Nera zum Beispiel bekleidet eine hohe Position. Innerhalb der jeweiligen Einteilung gehorchen die Jüngeren den Älteren."
Ro hörte zu und nahm auf, auch wenn ihr nicht ganz klar war, warum Vakra ihr das jetzt erzählte.
If you're going through hell, keep going.

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 15.03.2013 18:59von Ro Raven •

Er war sich nicht so sicher, ob das in Ro's Blut nur Wahnsinn war, aber er sagte nichts dazu. "Ich mache mit keine... Sorgen", meinte er stattdessen. "Ich zweifle nicht daran, dass du auf dich aufpassen kannst. Ich denke nur, dass immer etwas dummes geschehen kann, etwas, dass jeder Wahrscheinlichkeit widerspricht. Besser, man geht Situationen, in denen ein kleiner Fehler gravierende Folgen haben kann, aus dem Weg. Vor allem, wenn sie sich so leicht vermeiden lassen."
"Es gibt stärkere und schwächere Clans", sagte Vakra. "Ich brauch dir nicht zu sagen, zu welchen wir gehören, oder?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Schwächere Clans gehen mit Stärkeren Bündnisse ein", fuhr Vakra fort. "Sie stehen unter dem Schutz des stärkeren Clans, haben dafür aber einige Verfplichtungen. Was für welche das sind, hängt vom genauen Bündnisvertrag ab. Zum Beispiel kann ein Clan gewisse Abgaben entrichten müssen, oder eine bestimmte Anzahl von Kriegern zur Verfügung stellen, wenn der andere Clan diese fordert um sich und seine Verbündeten zu verteidigen. Auch gleich starke Clans bilden Allianzen, zum Beispiel Zusicherungen für Unterstützung im Kriegsfall, simple Nicht-Angriffs-Pakte oder bisweilen auch Bündnisse, die einen gemeinsamen Angriff auf einen anderen Clan zum Ziel haben.
Das Ziel eines jeden Clans in diesem Spiel ist es, dass alle anderen Clans mit ihm Verbündet sind, aber unter einander zerstritten. Da das alle anstreben, kann keiner es jemals erreichen. Also versuchen wir, so nahe daran zu kommen wie möglich, möglichst näher als alle anderen."
If you're going through hell, keep going.

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 15.03.2013 19:12von Randreyah •

"Vearay", Ran seufzte und setzte sich ihm auf den Schoss, nahm sein Gesicht in die Hände und sah ihm in die Augen, "Wovon redest du genau? Was ist es, was ich vermeiden soll und du mir nicht sagen willst, was es ist?" Sie strich ihm mit den Daumen über die Wangen. Wie lange würde es dauern, bis er es ihr erzählte, fragte sie sich. Seitdem Ro aufgetaucht war konnte sie sich nicht entspannen und so lauschte sie, ob jemand kommen würde, oder nicht. Anscheinend wurde Ro zu Vakra gebracht und nicht in die Kerker. Zu Mindest dem nach zu urteilen, was sich die Dämonen in der Nähe erzählten.
Rans Sinne waren geschärft, sie musste jetzt wachsam sein. Nicht nur wegen Ro. Aber das hatte auch seinen Nachteil. Sie konnte nicht nur einen einzelnen ihrer Sinne empfindlicher machen und so nahm sie jetzt alles um einiges deutlicher wahr. Sie konnte laut und deutlich hören, wie das Herz des Dämons vor ihr, spürte seine Wärme, nahm seinen Geruch viel intensiver wahr. Aber sie hielt sich zurück. Was war überhaupt mit ihr los? Wieso fühlte sie sich so unschlüssig?
some men just want to see the world burn

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 16.03.2013 14:39von Ro Raven •

Er legte die Arme um sie. "Du solltest es vermeiden, dass sie dir an die Kehle geht, das meine ich. Du kannst noch so gut sein, auch der beste Krieger kann gegen den schwächsten Gegner verlieren, wenn er einfach Pech hat. Und was ich von Ro gesehen habe, gehört sie nicht zu den schwächsten Gegnern. Ausserdem wirkt sie nicht wie jemand, der lange zögert, wenn es darum geht zu töten." Er verzog das Gesicht. "Auch wenn sie dich vielleicht nicht wirklich töten kann, ich denke nicht, dass du wieder für zwei Jahrtausende in irgendeinem Stein eingeschlossen sein willst, oder?"
Und ich will es auch nicht, fügte er in Gedanken hinzu. Denn in zwei Jahrtausenden bin ich längst tot.
"Warum?", fragte sie. "Warum will man, dass die anderen zerstritten sind?"
"Weil sie dann kein Bündnis gegen einen bilden", antwortete Vakra. "Du muss nicht zwingend dafür sorgen, dass dich die Leute mögen, aber dafür, dass sie dich mehr mögen, als deine potentiellen Gegner, verstehst du?"
Sie nickte.
"Für das Aushandeln von Verträgen, Aussprechen von Fehden und ähnliches ist das Familienoberhaupt zuständig", sagte Vakra. "Also ich. Ich entscheide, wie unsere Familie als gesamtes sich gegenüber den anderen Clans verhält. Ich treffe diese Entscheidungen aber nicht nur aufgrund dessen, was die anderen Clanoberhäupter machen und sagen, sondern wie sich alle Clanmitglieder den Mitgliedern unseres Clans gegenüber verhalten. Die anderen Clans verfahren genauso. Eine Clanfehde wird nicht nur dann ausgeprochen, wenn ein Oberhaupt ein anderes beleidigt, sondern auch wenn dies unter irgendwelchen Familienangehörigen geschieht. Das bedeutet, dass die Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit unserer Bündnisse, wie auch der Beginn oder die Beilegung von Feindschaften davon abhängen, wie sich jedes einzelnde Familienmitglied gegenüber Mitgliedern des anderen Clans verhält. Weisst du, worauf ich hinaus will?"
Er sah sie kalt an. Sie zog unwillkürlich den Kopf ein. "Ich... Ja", antwortete sie widerwillig.
"Dann verhalte dich danach", sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
If you're going through hell, keep going.

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 16.03.2013 18:43von Randreyah •

"Was meinst du genau damit?", raunte sie in sein Ohr, als sie die Arme um seinen Hals schlang. "Was meinst du, mit mir an die Kehle gehen? Ist sie ein Werwolf? Eine Märchengestalt die mit Klauen und Zähnen ihre Feinde besiegt?", fragte sie weiter, wobei sie gestehen musste, dass sie selber ja auch lieber ohne Waffen, richtige Waffen, kämpfte. "Wenn mein Körper jetzt stirbt, werde ich nicht in Stein eingeschlossen..." sie strich ihm mit der Fingerspitze über sein Genick, dabei glitt ihr kristallener Fingernagel scharf und kalt über seine Haut, jedoch ohne ihn zu schneiden. Sie fand das faszinierend. Solange sie die Person gut leiden konnte, reagierte alles an ihr 'freundlich' dieser Person gegenüber. Egal mit wie viel Kraft sie gegen sein Genick drücken würde, sie würde ihn nicht schneiden, denn nur der Wunsch danach ihm nicht weh zu tun, veränderte ihre Magie, die die Art ihres Kristalls bestimmte.
Sie lächelte, denn ihre Gedanken schweiften wieder ab. Sie sollte sich besser auf Ro und den Kopfgeldjäger konzentrieren.
some men just want to see the world burn

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 16.03.2013 20:31von Ro Raven •

Er unterdrückte ein Schaudern, als er den kalten Kristall auf seiner Haut spürte. Auf eine Art ein Gegensatz zu der warmen Haut ihrer Arme an seinem Hals, und irgendwie auch nicht. Konnte etwas gleichzeitig kalt und heiss sein? Offensichtlich schon.
"Ich meinte es eigentlich sprichwörtlich", sagte er. "Aber wenn du so fragst, wenn du ihr alle Waffen wegnimmst, dann würde sie vermutlich noch mit den Zähnen auf dich losgehen. Sie hat zumindest mal sowas in der Richtung gesagt..." Das war in der Tat ziemlich beunruhigend gewesen. Vorallem ihr Blick dabei. So betrachtet behagte ihm die Vorstellung nicht sonderlich, dass sie einfach so in der Festung herumlief.
Er neigte den Kopf zur Seite, sodass sich ihre Wangenknochen berührten, spürte ihr weiches Haar an seinem Hals, und nahm ihren Geruch in sich auf. "Was würde denn geschehen, wenn er stirbt?", fragte er leise.
If you're going through hell, keep going.

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 16.03.2013 20:58von Randreyah •

"Nicht viel", antwortete sie und zeichnete Kreise in seinem Nacken, auf seinen Schulterblättern und Wirbelsäule. "Jemand müsste ihn nur heilen, dann wäre ich wieder lebendig." Sie hielt für einen Moment inne. Er verheimlichte ihr definitiv irgendwas, doch er hatte sich schon zu gut da rausgeredet. Sie löste sich sanft von ihm, doch im nächsten Atemzug lehnte sie ihre Stirn schräg an die seine, so dass ihre Lippen nahe über seinen schwebten. "Du verheimlichst mir etwas. Oder? Wäre es nichts, hättest du nicht darauf insistiert, dass ich mich von Ro fernhalte. Und du schweigst nicht nur aus Verwandtenliebe... Ist es ein Familiengeheimniss?", fragte sie nachdenklich. Sie hatte die Augen geschlossen und war sowieso zu nahe an ihm, als dass sie seinen Gesichtsausdruck hätte sehen können. Aber sie spürte wie sich seine Schultern unter ihren Händen anspannten.
some men just want to see the world burn

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 16.03.2013 23:25von Ro Raven •

Er fragte sich, was er sagen sollte. Abzustreiten, dass er etwas verheimlichte, hatte vermutlich keinen Sinn. Und er war nie Lügner genug gewesen, um aus dem nichts etwas völlig anderes zu erfinden. "Ich weiss es nicht", sagte er schliesslich ehrlich. "Wenn es überhaupt etwas ist, dann vermutlich eine Art Familiengeheimnis, nur das wahrscheinlich niemand in der Familie überhaupt davon weiss. Selbst ich kann mir nur aus kryptischen Hinweisen etwas zusammenbasteln, und ich habe alle Bücher in der Bibliothek gelesen, die sich mit den wirklich alten Dingen beschäftigen. Ich habe das merkwürdige Gefühl, Ro weiss etwas, aber kannst du dir vorstellen, dass sie überhaupt jemals ein Buch gelesen hat? Ich nicht."
Er lachte leise. Ihre Nähe machte seine Gedanken verschwommen und weckte den Wunsch nach mehr Nähe. "Meine Güte", meinte er. "Wahrscheinlich phantasiere ich sowieso nur etwas zusammen. Es ist nur, dass..." Er brach ab und schloss die Augen. Dann sagte er leise: "Ich fürchte, dass sie dich vielleicht wirklich töten könnte. Ich weiss nicht wie und ob überhaupt. Aber es könnte sein, dass sie es kann."
Vakra stand auf, öffnete den Schrank hinter seinem Tisch und legte ein mehrfach gefaltetes Stück Papier auf den Tisch. Beim Entfalten zeigte sich, dass es eine Art Karte war, allerdings ohne Landschaft. Da standen nur Namen und Linien, die sie verbanden, die wiederum beschriftet waren. "Das", sagte Vakra. "Sind unsere Bündnisse. Und unsere Feindschaften, Nicht-Angriffspakte, Unterstützungszusicherungen und was immer sonst noch für Abkommen geschlossen haben. Das ist unser Platz im politischen Gefüge dieser Gesellschaft. Du solltest ihn dir merken, und niemals über die falschen Grenzen treten."
Dann begann er ihr den Plan zu erklären. Es dauerte lange, denn das Ding war verdammt kompliziert. Als Vakra geendet hatte, schwirrte Ro der Kopf von all den Namen von Clans und Clanoberhäuptern und Vertragsverbindungen. Vakra faltete den Plan zusammen. "Du wirst morgen kurz nach Sonnenaufgang zu Veray gehen, er wird dich unterrichten. Am Nachmittag bist du in der Arena, bei Vron. Wenn du zurückkehrst, kommst du zu mir. Ich werde prüfen, ob du dir gemerkt hast, was ich gesagt habe."
Ro hob den Blick. "Ich habe eine Frage, Vakra. Du bist das Familienoberhaupt, aber ich bin der Erbe. Wer wird nach deinem Tod Familienoberhaupt sein?"
Vakra schien es kein bisschen zu beunruhigen, dass sie von seinem Tod sprach. "Ich habe die Nachfolge noch nicht geregelt", sagte er schlicht.
"Und wenn du morgen stirbst?", fragte sie. "Wer wird es dann."
Er schien kurz nachzudenken. "Vermutlich Driss", sagte er dann.
Sie beobachtete ihn scharf. "Du scheinst nicht sehr begeistert zu sein von dieser Vorstellung."
Er musterte sie kalt. "Nein. Ich bin lediglich der Ansicht, dass es für die Familie besser ist, wenn ich noch eine Weile lebe."
Sie schwieg und nickte leicht. Sie kannte Driss nicht sonderlich gut, aber so wie sie sie einschätzte, und bei dem, was sie bis jetzt von Politik wusste, war Driss bei weitem nicht so geeignet dafür wie Vakra.
"Hast du noch eine Frage?", fragte Vakra.
Sie schüttelte den Kopf.
"Dann solltest du jetzt schlafen, Sonnenaufgang kommt bald", sagte er.
Sie nickte, stand auf, verkniff es sich im letzten Moment zu salutieren und ging zu Bett.
If you're going through hell, keep going.

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)
in Dreitan - das Spiel 17.03.2013 12:09von Randreyah •

Ran dachte nach. Dann fiel ihr ein, was sie aus Weyas Gedanken erfahren hatte. Der Scharaki.
Sie küsste seinen Hals und strich ihm durchs Haar. "Sie nicht... aber ihr Säbel vielleicht", sagte sie leise. "Aber wie gesagt mach dir keine Sorgen... ich habe gegen viele Gegner gekämpft... und nur einen fürchte ich... doch es ist nicht Ro", erzählte sie und küsste seine Schulter, seinen Nacken und seine Stirn. Dann sah sie ihn an. "Du solltest schlafen. Bald wird die Sonne aufgehen. Aber egal was du hörst, komm nicht raus", wies sie ihn an, küsste ihn zum Abschied und ging hinaus die Tür leise hinter sich schliessend.
In ihrem Zimmernzog sie sich an. Hose, Hemd, Arm- und Beinschienen, Stiefel und Wurf- und Normale Messer. Anschliessend schlich sie nach draussen und wartete. In der Ferne donnerte es. Schwarze Wolken verdeckten den Himmel, die Sterne den Mond. "Ein Schwarzmagier", sagte sie zu Aries, dem sie das Kinn kraulte. Sie sassen einige Meter von der Festung entfernt. "Wie lange noch?" Aries zeigte ihr das Bild eines Schattens, der zu ihnen flog. Ein schwarzer Rauchnebel, der sich zusammensetzte und auflöste. In wenigen Minuten würde er sie erreichen.
some men just want to see the world burn

![]() 0 Mitglieder und 11 Gäste sind Online |
![]()
Das Forum hat 111
Themen
und
30462
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |