#601

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 17:37
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Als Ro erwachte, sickerte warmes Sonnenlicht durch den Spalt unter dem Fensterladen in das Zimmer. Verdammt! Sie hätte doch kurz nach Sonnenaufgang bei Veray sein sollen. Fluchend sprang sie auf und knallte erstmal der Länge nach hin. Dann rappelte sie sich wieder auf, steckte den Säbel weg und lief zu Verays Arbeitszimmer. Nach einigem vergeblichen Anklopfen öffnete sie langsam die Tür, aber Veray war nicht da. Sie ging zu seinem Schlafzimmer und klopfte dort an. Es dauerte eine Weile, bis sie jemanden irgendetwas murmeln hörte, dann wurde die Türe aufgerissen. "Was zum Teufel willst du um diese Zeit?", fragte Veray verpennt.
"Vakra sagte, ich solle heute morgen bei dir lernen", erklärte Ro.
Veray starrte sie an. "Hast du dich mal angesehen? Du siehst schlimmer aus als ich. Geh einfach wieder pennen."
Er zog die Türe wieder zu. Perplex stand sie einige Sekunden da, dann ging sie zurück in ihr Zimmer, liess sich aufs Bett fallen und schlief sofort wieder ein.

Als sie das nächste Mal erwachte, hatte sie keine Ahnung, wie spät es war. Sie stiess die Fensterläden auf und liess sich von der frischen, kalten Luft wecken. Das Wetter war gut, als hätte es den Sturm in der Nacht niemals gegeben, nur einige vereinzelte Wolken zogen über den Himmel. Nach dem Stand der Sonne war es etwas nach dem Mittag. Sie ging in die Küche hinunter, ass zwei Schalen voller Brei und brach dann auf nach Drez.
Das Licht der Sonne reflektierte sich auf dem Schnee, alles war blendend hell. Nach wenigen Schritten hatte sie nasse Füsse. Verwundert hob sie den rechten Fuss und erstarrte, als sie das Brandloch in der Sohle sah. Bei allen Teufeln was... Der Blitz, fuhr es ihr durch den Kopf. Ihr wurde schwindlig. Veray hatte also recht gehabt. Und dieses verdammte Ding hatte ihr tatsächlich die Schuhsohlen durchgebrannt. Wie zum Teufel ging das? Und warum war sie selbst nicht verbrannt? Verwirrt ging sie weiter und ignorierte den Schnee, der durch das Loch drückte.
Als sie die Arena erreichte ging sie in den Hinterhof, in dem sie mit Vron trainierte. Zwei der Gebäude, die ihn begrenzten, waren vom Brand verschont geblieben, beim dritten war der Wiederaufbau in vollem Gang. Vron sass auf einer Türschwelle und rauchte eine Pfeife. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen seit vor der Wintersonnwende. Er nickte ihr zum Gruss knapp zu und deutete auf den Boden.
Sie musste sich zusammenreissen um nicht die Augen zu verdrehen. Fing er jetzt wieder damit an? Hatte sie das nicht hinter sich gehabt. Dennoch erwiderte sie nichts, sondern ging einfach in den Handstand.
Sie spürte sofort, dass sie schwächer war als gewöhnlich. Kein Wunder. Sie hatte immerhin mehrere Tage im Fieber gelegen und war letzte Nacht von einem Blitz getroffen worden. Eigentlich war es merkwürdig, dass sie überhaupt noch aufrecht stehen konnte. Sie fragte sich, was diesmal geschehen würde. Würde das Feuer sie übernehmen? Sie spürte danach in ihrem Innern, in ihren Adern, in ihrem Geist. Tief, tief unten, da war etwas, etwas, das viel stärker war als ihre zitternden Arme. Es war warm. Es war hell. Es war, was sie war, ihr Blut, ihre Kraft, ihre Energie. Das Feuer brannte in ihr, immer. Sie holte es hervor, liess es durch ihre Adern fliessen, spürte wie sich alles veränderte, der Schmerz schwand, Vergangenheit und Zukunft waren unwichtig.
Sie öffnete die Augen und sah Vron dasitzen. Es war anders als die letzten Male, die sie mit ihm trainiert hatte. Sie sah seine Schwachstellen, kannte seine Bewegungen, wusste, wie sie ihn töten konnte. Aber sie musste ihn nicht töten. Da war nicht mehr dieser unbändige Wunsch, ihm die Kehle herauszureissen. Sie spürte das Feuer und den Zorn in sich, aber er war nicht auf Vron gerichtet. Vron war nur ein Punkt auf einer langen Geraden, nicht ihr Ziel. Das Ziel war weit entfernt. Der Weg war schwer. Sie konnte ihn nur gehen, wenn sie alles aus sich herausholte, was es zu holen gab.
Sie stand da, immer länger. Vron zündete sich eine zweite Pfeife an und rauchte sie zuende, dann eine dritte. Schliesslich stand er auf und streckte sich. "Du kannst aufhören."
Sie liess sich auf die Füsse fallen. "Ich hätte auch länger können, weisst du?"
"Ja", antwortete er. "Und genau deshalb kannst du aufhören. Zieh deinen Säbel und zeig mir, was du kannst."

Zwei Stunden später verliess Ro den Hinterhof schweissnass. Für sein Alter war Vron ein verdammt guter Kämpfer. Und wie sie selbst oder auch Sirak, gegen den sie beim Winterturnier gekämpft hatte, kämpfte er nicht nach Technik sondern nach Instinkt. Einige Male hatte er sie mit erstaunlichen Manövern besiegt. Aber über alles gesehen, war sie schneller als er, allein deshalb, weil sie jünger war.
Als sie die Arena verliess, trat ein junger Dämon auf sie zu. "Du bist Ro?"
"Ja", antwortete sie und musterte die kleine Gruppe von Männern und Frauen, die hinter dem Sprecher stand. Sie schienen alle recht jung zu sein, einige wohl kaum älter als sie selbst.
"Ich bin Demra", sagte der Dämon. "Von den Asnet'Shar, den Sturmklingen. Wir sind eine Gemeinschaft von jungen Dämonen, die gegeneinander kämpfen und fragen dich, ob du bei uns mitmachen willst."
Sie runzelte die Stirn. "Was genau bedeutet 'bei euch mitmachen'?"
"Oh, nichts gravierendes", meinte Demra. "Du kannst ja mal reinschauen. Wir treffen uns normalerweise im Roten Drachen unten am See."
"Werd ich bei Zeit und Gelegentheit machen", meinte Ro. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Eigentlich kam ihr das ganze ein bisschen seltsam vor. Sie hob die Hand zum Gruss und machte sich auf den Heimweg.
Als sie den Hang von Drez hinaufging zu dem Tal, in dem die schwarze Festung lag, kam sie an der Stelle vorbei, an der sie Daka beinahe hinuntergestossen hatte. Sie fragte sich, was der so machte, sie hatte ihn eine Weile nicht mehr gesehen. Vielleicht traute er sich nicht mehr zur Arena, wenn sie da war.
Ein Stück weiter oben waren einige Häuser. Dort hatte auch ein Trödelhändler seinen Laden, der allen möglichen Mist verkaufte. Ro war einmal in dem Laden drin gewesen. Einige der Dinge waren interessant, aber nicht wirklich nützlich, manchel hingegen grenzte eher an Abfall. In letzter Zeit hatte der Mann die Angwohnheit entwickelt vor seinem Laden zu sitzen und jeden, der vorbeilief dumm anzuquatschen, was einigen mittlerweile ziemlich auf die Nerven ging. Unter Dämonen war es ungesund jemandem auf die Nerven zu gehen. Ro fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis ihm jemand die Meinung "sagte".
Auch als sie sich jetzt dem Laden näherte, redete er wieder auf irgendeinen Passanten ein, einen Mann mit einem dunklen Umhang und Kapuze. "Wohin so eilig? Seht Euch an, was ich interessantes hier habe. Ganz neue Waren! Wirklich besondere Dinge! Ich wette, das habt Ihr noch nie gesehen."


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#602

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 17:58
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Rombra drehte sich zum Händler um. "Alter Mann, lasst mich in Frieden, oder ihr werdet es bereuen", knurrte er. Etwas in seiner Stimme liess den alten Dämon seine Hand blitzartig zurück ziehen. Hinter dem Alten sah Rombra jedoch etwas weitaus interessanteres. Es war seine kleine Cousine, die Erbin des Säbels er grinste. So so, kam also das Lamm zum Wolf.


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#603

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 18:19
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Der Passant und der Händler sprachen miteinander. Schnell beschleunigte Ro ihre Schritte, um an den beiden vorbeizukommen, solange der Händler beschäftigt war. Nicht dass sie ihn nicht einfach hätte ignorieren können. Aber es nervte, wenn jemand neben einem herlief und einen zulaberte.
Während sie an dein beiden vorbeischlich, hörte sie den Händler sagen: "Mein Herr, ich wollte mich keineswegs aufdrängen. Aber ihr seht aus wie ein kluger Mann, der seltene Waren zu schätzen weiss."


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#604

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 18:29
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Seid still", sagte er kalt und packte den Mann an der Kehle. Langsam ging er ihm auf die Nerven. "Ihr vergeudet meine Zeit. Sprecht mich nie wieder an. Verstanden?", grollte er und liess den Dämon los. Dieser plumpste in den Schnee. Und Rombra wandte sich um. Nicht einmal zwei Schritte vor ihm stand sie, mit dem berühmten Sharaki. "Hallo Ro", grüsste er und bleckte die Zähne, wobei er die Kapuze nicht vom Kopf nahm. Nein sie musste sein Gesicht nicht sehen.


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#605

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 18:39
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Interessant, er hatte ihn nur umgestossen und nicht aufgeschlitzt. Eigentlich hätte Ro eher erwartet, dass mal so etwas in die Richtung passiert. Aber vielleicht war der Mann hier dem Händler noch nicht so oft begegnet.
Was hingegen interessanter war, war dass der Mann ihren Namen kannte. Wobei - seltsam war es auch wieder nicht. Sie war immerhin schon einige Monate hier. Sie war fast jeden Tag in der Arena unten. Und sie hatte immerhin das vorletzte Winterturnier gewonnen. Eigentlich nicht so komisch, dass sie da erkannt wurde. "Hallo", meinte sie, ohne einen Namen anzufügen, weil sie den Typen ja nicht kannte. Eigentlich hatte sie auch keine Lust, mit ihm zu reden, also winkte sie nur kurz und ging weiter.


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#606

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 18:47
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Rombra lächelte. Sie schien nichts zu ahnen. Er setzte sich ebenfalls in Bewegung. Beide gingen sie in Richtung der Schwarzen Festung. Wie lange es wohl dauern würde, bis sie ihn ansprach? Wenn du Ran ihretwegen verpasst, wird das Konsequenzen haben
Er ignorierte die Stimme seines Meisters. Ran war noch in Drez. Sie schlief tief und fest und das würde sie wohl noch eine Weile, schliesslich hatte er seine Erscheinung an die der Dämonen angepasst. Nichts deutete darauf hin, dass er ein Schwarzmagier war. Er grinste. Ob ihn sein werter Bruder erkennen würde? Wahrscheinlich schon. Immerhin hatten sie so lange nebeneinander gelebt. Er verzog das Gesicht. Veray war ein Feigling. Er tat so, als hätte er ihm ein Messer in den Rücken gerammt, nur weil sie verschiedene Väter hatten. Seine Laune verfinsterte sich. Sein Bruder hatte ihn immer geliebt, bis zu dem Tag an. Er glaubte ihm nicht mehr, er hasste ihn seitdem. Ihn und seine gesamte Familie.


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#607

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 19:04
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ro musterte den Mann, der jetzt neben ihr herging und versuchte zu schätzen, wie alt er war, was ein bisschen erschwert war, weil er die Kapuze so tief gezogen hatte, dass man kaum sein Gesicht sah. Eigentlich konnte sie nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob er ein Dämon war. Vermutlich schon. Seit sie hier war, war sie ausser der Kopfgeldjägerin niemandem begegnet, der kein Dämon war.
Er sprach nicht und sie fragte sich ein wenig, warum er dann neben ihr herlief. Nun, vielleicht musste er einfach in die selbe Richtung. Der Weg erreichte das obere Ende des Abhanges und bog in das Tal der Schwarzen Festung ein. Immer ging der Mann neben ihr. Als sie schliesslich schon ein Gutes Stück ins Tal hineingegangen waren, fragte Ro: "Müsst Ihr zur Schwarzen Festung?"


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#608

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 19:11
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Ja", antwortete Rombra mit freundlicher Stimme, "Ich muss Veray sprechen."


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#609

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 19:15
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Veray?", fragte Ro überrascht. Eigentlich alle Leute, die zur schwarzen Festung kamen, wollten Vakra sprechen und sonst niemanden.


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#610

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.03.2013 19:18
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Rombra nickte. "Wir sind alte Freunde", erklärte er, "Ich war lange unterwegs und bin vor einigen Tagen zurück gekehrt. Ich wollte nur mal sehen, wie es ihm so geht."
Er grinste. Diese kleine Lüge sollte ihren Wissensdurst stillen.


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