#781

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 06.06.2013 22:30
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie stand reglos da und starrte geradeaus. Sie zeigte es nicht, aber das, was Veray da gerade gesagt hatte, verwirrte sie doch einigermassen. Was erzählte man sich hier von Darez? Was hatte er damals getan, dass man ihm so etwas zutraute?
"Ro?", hörte sie Veray hinter sich.
"Was?", fragte sie knapp.
Er holte Luft und fragte. "Wie ist er gestorben? Darez meine ich."
Sie gab keine Antwort.
Sie hörte, wie er näher kam. Gerade als sie kurz davor war, sich umzudrehen und ihn wegzustossen, weil er zu nahe war, blieb er stehen. "Ich meine, ich weiss, dass er in der Schlacht umgekommen ist, nachdem er am Vortag verwundet wurde, das hat Vakra gesagt, und er hatte es vom Kommandanten, soviel ich weiss, aber... ich verstehe nicht ganz, warum er gestorben ist. Wenn er so gut war, wie man sich erzählt..."
"Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen", sagte sie, und im Versuch, kein Gefühl zu zeigen, war ihre Stimme so kalt, dass es ihr selber kalt den Rücken hinunter lief.
"Ich verstehe an der Sache einfach nicht, warum er verletzt in die Schlacht zog", sprach Veray weiter. "Ich meine, er musste doch damit rechnen, dass es ihn beeinträchtigt. Wer eine Tochter hat, die noch so jung ist, macht doch..."
Ro packte den Becher, fuhr herum und warf ihn. Sie verfehlte Verays Gesicht um Haaresbreite und das Tongefäss zerschellte an der Wand. "Hör auf!", schrie sie ihn an. "Hör auf damit!"
Veray wich zurück. "S...sorry..."
"Hör einfach auf!!" Sie biss sich auf die Lippen um nicht zu heulen. "Er ist als Krieger gestorben, und der Rest geht dich einen Scheissdreck an!" Sie suchte etwas weiteres um es zu werfen, fand aber nichts und trat stattdessen gegen den Tisch.
"Tut mir leid, ich..."
"Verpiss dich!", schrie Ro und deutete auf die Tür. "Sofort!"
Perplex schob Veray sich zur Tür, bewegte den Mund, als wolle er noch etwas sagen, aber ihm fiel nichts ein und er schloss die Tür hinter sich.
Ro sank auf die Knie und rollte sich unter dem Tisch zusammen.


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#782

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 11.06.2013 02:33
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray liess sie nicht in Ruhe. Als sie am nächsten Morgen mit Augenringen bei ihm auftauchte, setzte er den normalen Unterricht fort, aber mitten drin fragte er unvermittelt: "Darf ich dich fragen, wo du eigenltich die letzten Tage warst."
"Du darfst", antwortete Ro.
"Gibst du mir auch eine Antwort darauf?", fragte er.
"Nein", sagte Ro.
Er musterte sie. "Du warst bei seiner Hütte, nicht wahr?"
Sie antwortete nichts, aber der Blick, mit dem sie ihn anstarrte, sprach Bände.
Er seufzte und setzte sich. "Hast du etwas gefunden?"
"Nein", sagte sie leise, doch dann fiel ihr die Scherbe ein. Wenn jemand ihr sagen konnte, was das für ein Symbol war da drauf, dann Veray. Sie holte die Scherbe hervor. Wieder klang bei ihrem Anblick etwas durch ihren Kopf, allerdings war es diesmal greifbarer. Es war das Bild einer Standarte, vom Wind zerfetzt.
Sie streckte die Scherbe Veray entgegen. Er sah das Symbol und wurde blass. "Das erklärt... einiges."
"Was?", fragte sie. "Was ist es für ein Zeichen?"
"Es ist das Wappen eines alten Ordens", sagte Veray. "Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Orden noch existiert, aber offenbar gibt es immer noch Anhänger."
Wieder die Standarten. Lanzenspitzen. "Was für ein Orden?"
"Er wurde ursprünglich gegründet von den Elfen", antwortete Veray. "Aber er wurde übernommen von..."
"...Nagareth", beendete Ro seinen Satz.
Veray musterte sie. "Woher weisst du das?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich hab einige Bücher gelesen in den letzten Wochen."
Das war nur die halbe Wahrheit und Veray musste das wissen, aber er sagte nichts dazu. Ro rieb sich über die Stirn. Diese neue Information erschütterte sie nicht sonderlich, wenn sie ehrlich war. Es war ihr niemals sehr darauf angekommen, wer die Tat verübt hatte. Und Nagareth war so oder so ihr Feind. Vielleicht... vielleicht wäre es ihr sogar lieber gewesen, es hätte sich bei der ganzen Sache herausgestellt, dass Darez selbst seine Frau und seinen Sohn umgebracht hatte. Immerhin hätte ihr das etwas über ihn erzählt. Denn das war es, was sie suchte, mehr als alles andere. Wenigstens das Gefühl, ihn gekannt zu haben.


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#783

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 11.06.2013 03:38
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Als sie das nächste Mal mit den Asnet'Shar im Roten Drachen sass, fragte Demra sie wieder einmal aus. Irgendwie war sie es leid, immer allen Leuten irgendwelche Fragen zu beantworten. Immerhin stellte Demra keine Fragen über Darez, sondern über den Kampf. Eigentlich war ihr echt schleierhaft, was es da überhaupt so viel zu fragen gab. Im Grunde war das Prinzip doch recht einfach, oder nicht? Man schlug drauf, der Gegner schlug drauf und das Ziel war, dass der Gegner am Schluss tot war und man selber nicht.
Diesmal beugte er sich über den Tisch und fragte mit diesem merkwürdigen Blick, den er immer hatte, wenn er mit ihr sprach, und den sie in anderem Zusammenhang als Fanatismus eingestuft hätte: "Wie ist es eigentlich zu töten. Ich meine... spürt man etwas, wenn der andere stirbt?"
Sie starrte ihn an und dachte an den undendlich süssen Geschmack von Lebensenergie auf ihren Lippen, wenn sie tötete, während sie mit dem Säbel verbunden war. Aber das konnte sie Demra nicht sagen, denn das war nicht normal. Aber was war normal? Was spürte sie, wenn sie einem Soldaten auf dem Schlachtfeld die Kehle durchtrennte? Was hatte sie gespürt, als sie Zernah Sardak getötet hatte, abgesehen von dem Gefühl, als hätte ihr jemand eine Faust in die Magengrube gehämmert, das von dem Déjavu gekommen war? Es war nicht so, dass man nichts spürte. Aber... sie konnte es einfach nicht beschreiben. "Ich... weiss nicht, wie man das sagen soll", meinte sie. "Es ist wie... hast du wirklich noch nie jemanden getötet?"
Er schüttelte den Kopf.
"Wie alt bist du?", fragte sie ihn.
Er wirkte ein wenig unsicher. "Fünfundzwanzig."
Sie trank einen Schluck Bier und musterte ihn verwirrt. "Moment mal. Müsstest du nicht auf der Severjakza sein?"
"War ich schon", sagte Demra. "Aber nur einige Monate. Es ziehen das nicht alle so krass durch wie eure Familie."
Ro sah ihn an und fragte sich, ob sie wirklich das sagen sollte, was sie gerade im Begriff war, ihm zu raten. Aber schlussendlich wusste sie keinen besseren Rat. "Hör zu, Demra", sagte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ich... ich kann dir nicht beschreiben, wie es ist. Du musst es selber tun. Entweder du lässt dich in eine Fehde verwickeln... oder du gehst weg aus Drez. Zu den Menschen."
"Und was soll ich da tun?", fragte Demra unsicher. "Einfach ein paar umbringen und wieder zurückkommen?"
"Meine Güte, nein!", sagte Ro und trank einen weiteren Schluck Bier. "Du suchst dir einen Krieg, gehst zu einer der beiden Parteien und lässt dich dafür bezahlen, dass du Leute umbringst!"
"Und das ist wirklich so einfach?", fragte Demra skeptisch.
"J...ja", meinte Ro etwas zögernd. "Du darfst ihnen einfach nicht auf die Nase binden, dass du ein Dämon bist. Und du musst dich daran gewöhnen zu gehorchen, sonst kann es unschön herauskommen." Sie lächelte bitter.
"Aber wie findet man einen Krieg?", fragte Demra.
"Man fragte die Leute", antwortete Ro und trank ihren Humpen aus.
Demra schien einige Augenblicke nachzudenken, dann sagte er plötzlich: "Ich weiss eine bessere Idee!" Er legte den Arm um Ro's Schultern und klopfte ihr lachend auf den Rücken. "Ich warte einfach, bis du auf die Severjakza gehst und komme mit!"
Ro sagte nichts dazu, aber sie war nicht sonderlich begeistert von der Idee. Und sie war auch nicht sonderlich begeistert davon, dass Demra seinen Arm partout nicht mehr zurückziehen zu wollen schien.


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#784

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 11.06.2013 04:10
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie lag in ihrem Bett und starrte an die Decke. Ihr war schlecht. Sie hatte zuviel getrunken, eindeutig. Nicht zuviel im Sinn von Alkoholvergiftung, nicht zuviel für ihren Körper. Aber zuviel für ihren Geist. Sie verlor die Kontrolle. Und alles brach über ihr zusammen.
Sie dachte an Darez und sie sah seinen Tod vor sich, immer und immer wieder, diese quälend langen Augenblicke. Diese Verzweiflung. Wie er unter ihren Händen starb, ohne dass sie etwas tun konnte. Seine letzten Worte, die im Grunde mehr schmerzten, als es jede Stille getan hätte. Weil sie genau das sagten, was er verkörperte, Ehre, Stolz, Aufrichtigkeit bis zum bitteren Ende.
Aber vor allem, sah sie Darez so, wie er gelebt hatte, und das tat viel mehr weh. Weil sie wusste, dass nie wieder jemand so sein würde wie er, so sprechen, sich so bewegen. Dass sie nie wieder einen Vater haben würde, nie wieder jemanden, der auf diese Weise stolz auf sie war. Dass Darez Raven, der Rabe, für immer von dieser Welt verschwunden war, sein Körper wie auch sein Geist.
Sie fühlte sich allein, so furchtbar einsam, als treibe sie unbeweglich auf einem zerfallenden Floss inmitten eines glatten Ozeans unter einem sternenlosen Himmel. Und dieses Gefühl brachte auch die Erinnerung an den anderen Mann, den einzigen, der Darez hätte ersetzen können, hätte er lange genug gelebt. Sie ertrug den Schmerz noch immer nicht, es war einfach zuviel, passte nicht in ihren Körper, in ihre Seele. Sie wimmerte und kratzte sich die Hände blutig, aber der körperliche Schmerz war nichts im Vergleich zum seelischen, der sie zerriss, wenn sie an Nesh dachte.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich wieder auf Darez zu konzentrieren und jede Erinnerung an Nesh in den untersten Tiefen ihres Geistes zu verschliessen. Mit Darez konnte sie wenigstens umgehen, auch wenn es sie zerfrass, jetzt, wo sie den eigenen Bildern so schutzlos preisgegeben war. Sie nahm sich vor, nie wieder so viel zu trinken, dass sie sich nicht mehr gegen ihre Erinnerungen wehren konnte, oder sich gleich bewusstlos zu saufen.
Was sie am meisten quälte war die Tatsache, dass ihr je länger je mehr bewusst wurde, dass sie Darez nicht wirklich gekannt hatte. Der Ausschnitt seines Lebens, den sie gesehen hatte, war viel zu klein gewesen, um wirklich zu verstehen, wer er war, wie er dachte, warum er das getan hatte, was er getan hatte. Da war so vieles davor, so viel Leid, aber vermutlich auch anderes, das sie verstehen wollte. Sie wollte wissen, wer Darez früher gewesen war. Ob er immer dieselben Prinzipien verfolgt hatte, wie kurz vor seinem Tod. Was für ein Mann er gewesen war in dem Alter, in dem sie nun war.
Sie wand sich hin und her. Irgendwann löste ihr Körper eine Art Reflex auf zu grossen Schmerz aus und sie schnellte auf, als könnte sie dadurch den Gedanken entfliehen. Keuchend stand sie da. Sie musste es wissen. Jetzt sofort. Sie verliess ihr Zimmer und suchte die einzige Person, die sie um diese Zeit noch wach vermutete. Als in der Bibliothek kein Licht war, ging sie zu seinem Schlafzimmer und hämmerte verzweifelt mit der Faust dagegen.


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#785

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 11.06.2013 20:27
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray öffnete die Tür erst nach einer geraumen Weile. Er sah verpennt aus, trug keine Rüstung und war barfuss. "Verdammt, Ro, was machst du hier um diese..."
"Was weisst du über ihn?", fragte sie, ohne ihn ausreden zu lassen.
"Wen?", fragte er verwirrt.
"Darez."
Er verzog das Gesicht. "Mann, komm morgen wieder, es ist mitten in der Nacht!"
Er wollte die Türe schliessen, aber sie stiess sie auf und fragte heftig: "Was weisst du über ihn?"
Er musterte sie. "Du bist sturzbetrunken", stellte er fest.
Sie erwiderte nichts, sondern bleckte die Zähne, packte ihn am Kragen und hob ihn in ihrem Zorn beinahe hoch. "Was weisst du über ihn?!"
Für einen Augenblick lang sah Veray so aus, als wolle er sie beschwichtigen, doch dann schien ihm klar zu werden, dass er solches Verhalten nicht einfach durchgehen lassen konnte. Er trat ihr gegen die Kniescheibe und schlug ihr die Faust ins Gesicht, sodass sie ihn losliess. Als sie auf ihn losgehen wollte, wehrte er ab und sagte: "Shh, komm wieder runter, Mann! Ich geb dir deine Antworten. Aber ich lass mich nicht von dir rumstossen, verdammt! Setz dich hin!"
Ro beruhigte sich halbwegs und folgte seiner Aufforderung, doch sie hielt es kaum einige Atemzüge in dem Sessel aus, bevor sie wieder aufsprang und begann hin und her zu laufen. Veray legte Holz auf das Feuer und liess sich auf sein Bett fallen, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. "Was weiss ich...", begann er. "Nicht viel mehr als was mir Vakra erzählt hat. Ich kann nicht dafür garantieren, dass alles wahr ist, du weisst, wie Vakra... Vielleicht weiss Driss mehr. Auch wenn sie ihn nie wirklich gekannt hat..."
Er holte Luft, stiess sie wieder aus und begann zu erzählen. "Darez wurde geboren im Herbst des Jahres 184, als zweiter Sohn von Vorsza, Erbe und Lord der Schwarzen Festung. Er war sieben Jahre jünger als Vakra, aber bereits im Alter von zehn Jahren besiegte er ihn im Kampf. Darez war genau der Sohn, den Vorsza sich gewünscht hatte: intelligent, mutig, und ein überragend guter Kämpfer. Er verkörperte die Ideale, die unsere Familie seit Jahrhunderten für sich beansprucht. Aber man sagt, je älter er wurde, desto mehr trug er auch die Schattenseiten. Er war aufbrausend, brutal und überheblich, gegenüber Dämonen aus anderen Familien, aber auch gegenüber den Sechalrja der Festung. Und gegenüber Vakra.
Als Vakra zur Severjakza aufbrach, war Darez vierzehn. Es heisst, in den Jahren darauf sei er ein Anführer unter den Jugendlichen gewesen." Veray sah Ro unsicher an. "Ehrlich gesagt, was ich von ihm gehört habe, war er ein ziemliches Arschloch. Einer, der die anderen erniedrigt, sich nimmt, was er will und sofort dreinschlägt, wenn es nicht nach seinem Willen geht. Das verrückte an der Sache ist, dass Vorsza stolz auf ihn war, und ihn noch in diesem Verhalten bekräftigte. Das kann ich irgendwie nicht nachvollziehen."
Er sah Ro an. Sie sagte nichts, aber sie ahnte, dass hier der Grund lag, warum Veray und Vakra sich nicht miteinander verstanden. Und dass Vakra nichts von Veray hielt. Er war ihm einfach zu friedlich für einen Nachkommen dieser Familie. Schliesslich hatte Vakra ihr klar erklärt, welches Verhalten er von ihr erwartete. Sie fragte sich, ob er das Veray auch jemals so erklärt hatte.
"Dann war Darez auf Severjakza", fuhr Veray fort. "Ich weiss nicht, was er dort gemacht hat, aber es muss ihm gefallen haben, denn er kam über ein Jahr zu spät zurück. Man sagt, er sei danach ruhiger gewesen. Vielleicht hat er sich in den acht Jahren irgendwie abreagiert, wie auch immer..."
Veray ging nicht näher darauf ein, was er damit meinte, sondern erzählte weiter. "Wenige Monate nach seiner Rückkehr übertrug Vorsza ihm den Säbel und den Titel des Erben. Von da an hasste Vakra ihn. Es war immer klar gewesen, wer Vorszas Lieblingssohn war, aber Vakra hatte nicht gedacht, dass Vorsza so weit gehen würde. Darez war zwar besser im Kampf, aber er war nach wie vor ein Hitzkopf. Vakra konnte Vorsza's Entscheidung weder verstehen noch akzeptieren und ich glaube es zerfrisst ihn noch heute, dass er so klar immer nur zweite Wahl war."
Ein Schatten huschte über Veray's Gesicht. "Ich weiss nicht, ob Vorsza seinen Beschluss bereut hat, aber er hätte guten Grund dazu gehabt. Darez trug den Titel des Erben kaum ein Jahr lang, als er sich mit ihm zerstritt und eines Nachts Hals über Kopf davonlief. Mit dem Säbel natürlich. Sie brauchten über ein Jahr, um ihn zu finden. Er hatte sich mit einer Frau aus einer unbedeutenden Familie in eine Hütte in die Berge zurückgezogen und war mittlerweile Vater eines Sohnes. Sie versuchten ihn zu überzeugen, zurückzukehren, aber er weigerte sich."
Das konnte Ro sich vorstellen. Sie fragte sich, wie viele Male, Vakra in seinem Leben geschickt worden war, um Darez zurückzuholen, nur um jedesmal verflucht und zum Teufel gejagt zu werden. Und sie begriff, wie verdammt erniedrigend das sein musste für Vakra.
"Schliesslich liessen sie ihn in Ruhe", fuhr Veray fort. "Vielleicht nahmen sie an, dass er irgendwann von alleine zurückkehren würde. Doch dann, sechs Jahre nach seinem Abgang, im Winter 221, stand er wieder vor der Türe, gestützt von zwei Männern, die erzählten, wie sie ihn gefunden hatten, im Blut seiner Frau und seines Sohnes. Darez sprach darauf ein halbes Jahr lang kein Wort. Vorsza sperrte ihn während dieser Zeit mehrere Male in den Kerker aus Angst er laufe sonst Amok."
Veray hob den Blick und sah Ro in die Augen. Sie wusste, was er mit diesem Blick meinte und sie schwiegen beide darüber. Allerdings hatte Ro das Gefühl, als kniffe Veray ein wenig die Augen zusammen. Sie wandte den Blick ab. Er sollte nicht sehen, was sie dachte. Sie war Darez in diesem Punkt wirklich verflucht ähnlich.
"Darez raufte sich wieder zusammen", erzählte Veray weiter. "Aber von da an ging er Gesellschaft aus dem Weg. Er begann zu trinken und zog sich mehr und mehr von allen alten Bekannten zurück. Sechs Jahre nach dem Tod seiner Frau verkündete er schliesslich förmlich vor der Familie, er werde ein Vrenasz. Und wieder tat Vorsza etwas ungewöhnliches: er liess Darez den Säbel behalten. Ein Vrenasz bricht normalerweise alle Bindungen hinter sich ab, aber Darez blieb der Erbe der Schwarzen Festung.
Als er ging, war Driss noch kein Jahr alt. Darez selbst war 43 Jahre alt, ein alter, indem die meisten Dämonen noch nicht einmal daran denken, zu heiraten und etwas anderes zu tun, als unvernünftig in den Tag hinein zu leben. Darez war anders. Er schien mit 43 sein Leben bereits hinter sich zu haben."
Veray verstummte. Ro merkte, dass sie stehen geblieben war, die Hände auf die Lehne des Sessels gestützt. Sie starrte in das Feuer, dessen Flammen knisternd über die Holzscheite leckten. Und zum ersten Mal begriff sie wirklich, wie grausam das Schicksal zu ihrem Vater gewesen war. Mit 43 Jahren hatte er die Menge an Glück, vorallem aber an Leid erlebt, die ein Leben ausmachte. Aber er war ein Dämon und als solcher wusste er, dass er mindestens noch zwei Mal so lange Leben würde, wenn er nicht getötet wurde. Darez Raven hatte viel zu schnell gelebt. Und alles, was danach gekommen war, hatte er nur noch ausgestanden. Sie schluckte leer. Sie hatte genau den selben Fehler begangen wie er. Sie wusste nicht, wie alt sie werden würde, aber schon jetzt, mit ihren zwanzig Jahren, hatte sie das Gefühl, am Ende angelangt zu sein. Sie hatte alles verloren. Was sollte sie nur in all der Zeit machen, die noch vor ihr lag?
In diesem Moment der Erkenntnis verzieh sie Darez, dass er sie im Stich gelassen hatte. Es war nicht grausam gewesen von ihm. Es wäre grausam gewesen von ihr, hätte sie von ihm verlangt, weiterzuleben, von einem Mann, der längst keine Freude mehr Empfand, nur noch dumpfe Wut darauf, dass das Schicksal ihn nicht längst getötet hatte. Sie verzieh ihm. Auch wenn es ihr das Herz zerriss.
Veray räusperte sich. "Er kam nocheinmal hierher, in einer Nacht im Jahr 237, um sich endgültig zu verabschieden. Er sprach in jener Nacht mit Vorsza. Ich weiss nicht, worüber sie gesprochen haben, aber Vorsza liess ihn ziehen. Was danach geschah, weiss ich nicht mehr. Ich nehme an, er wurde Söldner."
Veray hob den Kopf und sah sie an. "Das ist alles, was ich weiss. Mehr kann ich nicht sagen. Bist du nun zufrieden?"
Ro nickte langsam.
"Dann verschwinde und lass mich in Ruhe schlafen!", sagte Veray brüsk, stand auf und öffnete ihr die Tür.
Ro fühlte sich, als hätte er ihr in den Magen getreten. Einige Augenblicke starrte sie ihn nur an, doch dann begriff sie, dass er es absolut ernst meinte. Sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie diese abrupte Wegweisung traf, schlich aus dem Zimmer und hörte, wie die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Sie stand in der Dunkelheit des Flures und in der Leere, die Verays Erzählung in ihr Hinterlassen hatte, wuchs Zorn auf ihn. Das war nicht fair von ihm gewesen, sie so zu verletzen, indem er scheinbar Anteil nahm an ihrem Leid und sie dann einfach hinauswarf. Irgendwann würde sie es ihm heimzahlen, aber nicht jetzt, sondern dann, wenn es ihn am meisten traf.


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#786

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 19.06.2013 14:59
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Anfang Februar

Der Februar kam mit neuem Schnee. Und mit ihm kam jemand, von dessen Existenz Ro bis zu diesem Zeitpunkt gar nichts wusste, da offenbar niemand es für nötig befunden hatte, sie davon in Kenntnis zu setzen, der jedoch die Stimmung in der Burg rasch und massgeblich veränderte.
Am ersten Tag des neuen Monats, des letzten in diesem Jahr, streifte Ro durch den Wald, der das Tal hinter der Festung zu einem Teil anfüllte. Seit sie von der Hütte zurückgekehrt war, liess Vakra ihr mehr Freiheiten. Er unterrichtete sie immer noch in Politik, wenn er sie Abends in der Festung vorfand, aber er fragte nicht, was sie tat, wenn sie nicht dort war, auch das Training bei Vron musste sie nicht mehr jeden Tag besuchen. Die Kulturvorträge von Veray standen zwar noch auf dem Pflichtprogramm, aber Veray selbst nahm die Sache nicht so ernst und liess es jeden zweiten Tag ausfallen.
An diesem Morgen war der Himmel strahlend blau und der Schnee glitzerte im Sonnenlicht. Unten in Nurmen hätte ihn die pralle Sonne vermutlich geschmolzen, doch hier in den Bergen vermochte sie die Kälte noch nicht zu durchdringen. Ro war noch nicht sehr lange unterwegs. Vor einiger Zeit war sie an der Hütte vorbeigekommen, wo sie die Kopfgeldjägerin gestellt hatten. Sie sah ziemlich demoliert aus und halb verbrannt, aber Ro konnte sich keinen Reim darauf machen wieso. Danach war sie aufgestiegen auf einen höheren Boden, der nun in einem Bogen zurück in Richtung der Festung führte.
Nach einer Weile kam sie zu einem Bach, der unter einer dünnen Eisschicht dahingluckerte. Sie folgte ihm Talwärts, bis er sich in einem Kleinen Becken sammelte und dort zu versickern schien. Auf der anderen Seite stieg das Gelände leicht an, bevor es abrupt endete und als senkrechte Felswand abfiel. Ro trat auf die Klippe. Vorsichtig schob sie mit dem Stiefel den Schnee zur Seite, um nicht auf einen Überhang zu treten. Darunter kam zerfurchter grauer Fels zum vorschein.
Die Felswand fiel bestimmt ein dutzend Meter ab, vielleicht mehr. Man konnte den Boden nicht ausmachen, denn unten standen Tannen dicht beieinander, doch zwischen ihren schneebeladenen Ästen blitzte es hell, als würde etwas die Sonne reflektieren. Ro blickte über das Tal, das sich vor ihr ausbreitete, glänzend weiss im Licht, blau, wo der Schatten einer Felswand auf den Schnee fiel. Durch die Talsohle schlängelte sich ein Flussbett, der Wald im hinteren Teil des Tales mündete in Schneebedeckte Flächen, die dann und wann vom Buckel eines Findlings durchbrochen wurden. Ein sanfter Wind blies und wirbelte immer wieder irgendwo einen Hauch von Schnee auf.
Ro spürte den Wind und hörte ihn flüstern. Sie schloss die Augen und durch das Wispern und Raunen drang wie von fern Darez' Stimme. Hörst du den Wind? Das ist Freiheit. Freiheit ist das einzige, was wirklich zählt, das einzige, worum es sich immer zu kämpfen lohnt, das einzige wofür man sterben sollte. Denn wenn du nicht frei bist, dann bist du nichts. Gar nichts. Und das ist schlimmer als der Tod.
War sie frei? War sie wirklich frei? Vakra gab ihr Befehle und Verbote, aber es war ihre Entscheidung, sich daran zu halten. Sie konnte jederzeit gehen, wenn sie es wollte. Und doch war sie gefangen. Nicht Vakra war es, der sie einsperrte, noch irgendjemand anderes. Sie war es selbst. Sie, die ihrem eigenen Geist Schranken errichtet hatte, um das dahinter zu verbergen, was sie nicht ertrug. Sie, die sich ein eisernes Gerüst aufgezwängt hatte, um nicht im Wahnsinn zu versinken. Sie wollte wieder frei sein. Sie wollte wieder denken können, ohne zu fürchten. Sie wollte wieder tun, was sie wollte. Aber dazu musste sie einen Willen haben. Dazu musste sie akzeptieren, was geschehen war. Und das konnte sie nicht.
Sie trat an die Kante, so weit, dass die Spitzen ihrer Stiefel über den Abgrund ragten, und breitete die Arme aus.


Veray fluchte innerlich. Seit über einer Stunde lief er Ro's Spuren hinterher, zweimal hatte er sie beinahe verloren. Wenn er sie nicht bald fand, würde sie Ärger bekommen. Nein, sie beide würden Ärger bekommen, und er vermutlich eine ganze Menge mehr als sie. Vakra machte immer ihn dafür verantwortlich, wenn etwas schief lief.
Gut, diesmal war es auch ein Stück weit seine Schuld. Hätte er den Unterricht strikt durchgezogen, wäre Ro niemals auf die Idee gekommen, einfach mal einen Spaziergang zu machen. Wäre er früher aufgestanden, hätte er sie zurückhalten können. Aber woher sollte er wissen, dass sie noch vor Sonnenaufgang aus dem Haus war?
Er stolperte eine kurze Steigung hinauf und umrundete einige Felsen, als er sie endlich sah. Sie stand auf einer Klippe weiter westwärts am Talhang, etwa auf derselben Höhe wie er, die Arme ausgestreckt, das Gesicht zum Himmel gewandt. Er beschleunigte seine Schritte für das letzte Stück und wollte gerade Luft holen, um nach ihr zu rufen, als sie plötzlich nach vorne kippte, sich abstiess und mit einem fast eleganten Bogen lautlos in der Tiefe verschwand.


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#787

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 20.06.2013 19:39
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray's Herz setzte für einige Augenblicke aus. Er war sich nicht sicher, ob er entsetzt sein sollte oder einfach nur ungläubig. Das... das hatte sie gerade nicht getan, oder? Allerdings, wenn er ehrlich war - so wie er sie einschätzte, war sie genau die Art kaputter Geist, der so etwas tat.
Er fluchte laut und lief los. Innert weniger als einer Minute hatte er die Klippe erreicht und beugte sich vorsichtig vor, unsicher, ob er wirklich sehen wollte, was da unten war, aber alles was sich ihm zeigte, waren die Wipfel von Tannen, deren Äste alles, was darunter sein mochte, verbargen. Immerhin war es nicht ganz so hoch, wie er befürchtet hatte. Um sich das Genick zu brechen reichte es jedoch allemal.
Wieder fluchte er. Er ahnte, dass er sich gar nicht vorstellen konnte, wie verdammt am Arsch er war, wenn er Vakra das berichten musste. Hastig suchte er einen Abstieg von der Klippe und fand schliesslich einen, der mitten durch ein Gestrüpp führte. Halb rutschte, halb lief er den Abhang hinunter, als es plötzlich vor ihm raschelte. Im nächsten Moment kroch Ro zwischen zwei Büschen hervor. Sie war zerkratzt, voller Nadeln und klatschnass und hatte ein absolut bescheurtes Grinsen im Gesicht.
Bevor sie noch dazu kam Luft zu holen, um irgendetwas zu sagen, brüllte Veray sie an: "Sag mal, bist du Wahnisinnig?! Hast du eine Ahnung, was für einen verdammten Schock ich gerade hatte?!"
Sie sah ihn nur an, grinste und sagte: "Ja."
Er suchte nach Worten, fand keine, holte aus und verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. "Verdammt, du kannst doch nicht einfach von einer Klippe springen! Was sollte der Scheiss?!"
"Krieg dich mal wieder ein", meinte sie immer noch halb grinsend. "Das ist verdammt lustig. War jetzt schon das dritte Mal."
Er klatschte ihr von der anderen Seite her nochmal eine Ohrfeige ins Gesicht. "Du bist sowas von bescheuert, weisst du das?! Ich bin gerade fast draufgegangen vor Schock! Hast du eigentlich auch nur den Hauch einer Ahnung davon, was mit droht, wenn du hier verreckt wärst?!"
Ihr Lächeln verschwand. "Reg dich ab, Mann!", fauchte sie. "Woher sollte ich wissen, dass du da bist? Überhaupt, was machst du hier eigentlich? Mir nachspionieren?!"
Veray schnaubte. "Was soll mich interessieren, was du tust? Nein. Ich lauf dir seit über einer Stunde nach, weil du eigentlich längst in der Halle der Festung stehen solltest. Ich schwör dir, diesmal kriegst du Ärger!"
Er drehte sich um und kraxelte den Hang wieder hinauf. Als Ro ihn oben einholte, merkte er, dass sie zitterte und Wasser von ihren Haaren tropfte. "Wieso bist du nass?"
"Unten an der Felswand ist ein Teich", sagte Ro.
Veray starrte sie an. "Verdammte scheisse, ist dir eigentlich klar, dass es mitten im Winter ist?"
Sie zuckte nur mit den Schultern und zitterte weiter.
Er war drauf und dran, ihr eine dritte Ohrfeige zu verpassen, doch stattdessen schnaubte er nur und marschierte los.
Auf dem ganzen Rückweg zur Festung sprachen sie kein Wort miteinander.


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#788

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 24.06.2013 10:11
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Livaleth starrte hinab ins Tal.
Dort lag also Drez, die gewaltige Dämonenstadt, von der so häufig erzählt wurde. Besonders beeindruckend fand sie die Häuser und Höhlen in dieser kargen Berlandschaft nicht, aber gut.
Mit Neshatars Hilfe hatten sie es bisher geschafft, die restlichen Wächter würden auch kein Problem werden.
"Wohin jetzt?", fragte sie in ihrem Kopf.
"Ich kann dir den Weg weisen, aber ich muss dich warnen. Das Haus liegt in der Stadt, nicht außerhalb. Wir müssen vorsichtig sein. Menschen sind hier selten erwünscht und mein Name darf auch nicht fallen. Ich werde immernoch als Schwerverbrecher gesucht."
"Nach der Sache mit Zarkun schaffen wir das hier schon", antwortete sie.
Neshatar schwig. Livaleth war seit sie mit den beiden Dämonen zusammenarbeitete viel selbstbewusster geworden. Sie hatte sich verändert.
Aber er durfte sich nicht ablenken lassen. Sein neuer Körper rief.


And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?

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#789

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 29.06.2013 19:44
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ro stand in der Halle. Sie hatte sich trockene Kleider angezogen, aber ihre Haare und ihre Rüstung waren noch immer feucht, immerhin brannten mehrere Feuer in den Kaminen an den Wänden. Die Halle war ein grosser Raum, vermutlich der grösste in der Schwarzen Festung, abgesehen von der Bibliothek. Ihre Höhe erstreckte sich über zwei Stockwerke, drei Türen mündeten hinein und auf der oberen Ebene mehrere Fenster. An den Wänden hingen Fackeln und einige Wandteppiche, die merkwürdige Szenen darstellten, die Ro in dem flackernden Licht nicht identifizieren konnte. Es war ein eindrucksvoller Raum. Und es war ein Raum, der so gut wie niemals benutzt wurde.
Ro hatte keine Ahnung, wofür diese Halle gebaut worden war. Und sie hatte keine Ahnung, warum sie hier stehen musste, an der Stirnseite des Raumes. Veray hatte es ihr nicht erklärt, als sie die Festung betreten hatten, und als sie sich neben ihn gestellt hatte, hatte er ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie zu schweigen hatte. Sie stand rechts von ihm, die linke Hand auf den Knauf ihres Säbels gelegt. Auf seiner anderen Seite stand Vakra, in der Mitte der Reihe, dann Driss und dahinter Achrat. Der restliche Haushalt hatte sich an den Seiten des Raumes versammelt, mit Nera an der Spitze. Es waren bestimmt zwei dutzend Männer und Frauen. Ro war nicht bewusst gewesen, dass so viele Leute in der Festung lebten, denn das Haus wirkte immer leer.
Sie warteten einige Zeit, dann ging die breite Türe an der gegenüberliegenden Seite des Raumes auf und drei Männer traten ein. Die beiden an den Seiten gehörten zu Nera's Wachhunden und sie führten den Dritten, den Ro nicht kannte, wie einen Gefangenen zwischen sich. Der Fremde war jung, grossgewachsen und stolz. Sein Haar war für einen Dämonen ungewöhnlich kurz geschnitten, sein Gesicht schmal und aus seinen Augen blitzte Selbstbewusstsein, während ein überhebliches Lächeln seine Lippen umspielte. Er trug eine schwarze Lederrüstung und an seiner Seite hing ein langer Säbel.
Die Wachen führten ihn bis drei Schritte vor Vakra hin und drückten ihn grob in die Knie, dann traten sie auf einen Wink von Vakra zurück und liessen ihn allein. Der junge Mann hielt den Blick unverwandt auf Vakra gerichtet, der ihn kalt musterte. Stille herrschte im Saal, bis Vakra's Stimme sie zerschnitt. "Nenne deinen Namen."
"Lesir", antwortete der Dämon.
Wieder schwieg Vakra einige Zeit, bevor er sagte: "Du wurdest verbannt."
"Für sieben Jahre", antwortete Lesir.
"Du bist zurückgekehrt."
"Nach sieben Jahren."
Wieder schweigen. Dann trat Vakra vor. "Reich mir deine Hand."
Er zog ein Messer, ergriff Lesirs ausgestreckten Unterarm und schnitt hinein. Lesir zuckte kaum zusammen. Vakra hielt seinen Arm weiter fest. Blut rann über das Handgelenk und formte einen Tropfen, der sich löste und zu Boden fiel. Die Stille war so vollkommen, dass Ro glaubte zu hören, wie er auf den steinernen Boden traf und zerplatzte. Dem ersten Tropfen folgte ein zweiter, dann mehr. Aller Augen waren darauf gerichtet, bis sieben Tropfen zu Boden gefallen waren.
"Sieben Jahre in der Fremde", sagte Vakra, und nun sprach er die Alte Sprache der Dämonen. "Sieben Tropfen heisses Blut. Deine Verbannung, Lesir, sei gelöst. Willkommen in der Schwarzen Festung."


If you're going through hell, keep going.
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#790

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.06.2013 02:05
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Livaleth schlich im Morgengrauen von Hütte zu Hütte, am Stadtrand entlang Richtung See. Sie hatte ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen, ein Trick um nicht so schnell identifiziert zu werden. Außerdem hatte sie ja Neshatar dabei. Er kannte sich hier aus.
Die ersten Bewohner Drez' kamen bereits auf die Straße, sie musste vorsichtig sein. Das Haus lag ziemlich zentral, aber wenn nichts dummes geschah, würden sie es unbemerkt erreichen. Neshatar lotste sie gerade die letzte Abbiegung, als ihr jemand entgegenkam. Jetzt hieß es Glück haben.
Der Dämon ging einfach vorüber...
Ihr Herz pochte wild. "Das Haus am Ende der Straße ist es", sagte Neshatar.
Sie lief weiter. Nur noch wenige Meter bis zur Haustür.


And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?

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