#791

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 30.06.2013 03:24
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Anspannung, die im Raum gelegen hatte, fiel von den Versammelten ab. Die meisten der Sechalrja verliessen den Raum bald. Veray blieb stehen und Ro tat es ihm gleich, weil sie nicht wusste, ob irgendein Protokoll das nicht vorschrieb. Lesir wechselte einige Worte mit Vakra, dann kam er auf Veray zu. Immer noch lag dieses leicht überhebliche Grinsen um seinen Mundwinkel. "Hallo Bruder", sagte er.
"Willkommen zurück", meinte Veray, aber es klang sehr kühl.
"Hast du endlich geheiratet?", fragte Lesir spöttisch mit einem Seitenblick auf Ro. "Ist sie nicht etwas jung für dich?"
Ro fragte sich, was ihm einfiel, so über sie zu reden, während sie daneben stand. Sie beschloss in diesem Moment, dass sie Lesir nicht mochte. Überhaupt nicht.
Veray blieb ruhig. "Nein. Und du kannst sie selber fragen, wer sie ist."
Lesir wandte sich an Ro und musterte sie. "Also nicht seine Frau. Bist du sein Flittchen?"
Im selben Augenblick, als er den Satz beendete, lag die Spitze von Ro's Säbel an seiner Kehle. Sie sagte nichts und ihre Hand war vollkommen ruhig, die Klinge bewegte sich um keinen Millimeter.
Lesir schaffte es, seinen Schrecken zu verbergen. "Oh, überraschend schnell", meinte er wie ein Lehrer, der ein kleines Kind lobt. "Aber das beantwortet meine Frage noch nicht."
Ro fragte sich, ob sie den Säbel nicht einfach noch eine Handbreit weiter nach vorne stossen sollte, um ihn zum schweigen zu bringen.
Veray hingegen war völlig gelassen und seine Stimme klang, als wollte er sich gleich ein Pfeifchen anzünden, als er meinte: "Ich würde dir empfehlen, deinen Blick auf die Klinge zu lenken, die dir fast die Gurgel durchtrennt."
Lesir's Augen folgten der Aufforderung, er erkannte das Wappen und wich mit einem Aufkeuchen zurück. "Wer... wie...?"
Ro senkte den Säbel und schob ihn in einer Bewegung zurück in die Scheide.
Lesir fing sich wieder und sah nun wieder Veray an. "Wer ist sie?! Und woher hat sie den Sharaki?"
Veray sah ihm gerade in die Augen. "Ich habe dir gesagt, du sollst sie selbst fragen. Aber da du dazu offenbar nicht in der Lage bist, gebe eben ich dir eine Antwort: sie ist Darez' Tochter. Ja, da schaust du blöd, was?"
Seine Stimme klang fast genüsslich böse bei diesen Worten. Ro verstand nicht ganz, worum es zwischen den beiden ging, aber sie mochte Lesir nicht und fixierte ihn mit einem Blick, der ihm das klar zu verstehen gab.


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#792

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 01.07.2013 08:24
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Keiner bemerkte ihr Eindringen in das Haus.
"Wohin jetzte?" zischte sie in Gedanken.
Neshatar überlegte kurz. "Wenn sich nichts geändert hat, den Flur nach rechts." Er betrachtete die Flurwände, die Symbole auf den Wandteppichen waren klar. Seine Familie.
Dies war das Haus seines Onkels und seiner Tante und er wusste, welchen Körper er wollte. Er wollte den Körper eines verwandten Dämons, der ihm ähnlich war. Außerdem würde er seine Blutlinie damit nicht auslöschen, er wusste, dass seine Cousins und Cousinen noch lebten, sie waren nur bereits aus dem Haus ausgezogen. Der Verlust seines Onkels und seiner Tante war ihm gleich. Mit Drez hatte er abgeschlossen.
"Die nächste Tür links."
Livaleth schlich sich heran. Sie atmete tief durch. Gleich würden sie das Schlafzimmer stürmen, Neshatar würde schnell seine Verwandten töten und dann mussten sie mit dem Körper entkommen. Die Sonne ging bereits auf, ihnen blieb nichtmehr viel Zeit.


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#793

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 02.07.2013 02:48
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Am Nachmittag ging sie zum Training in die Arena hinunter. Sie war nicht gerade erfreut, als Lesir verkündete, er würde sie begleiten, um alte Bekanntschaften wieder aufzufrischen, musste sich aber wohl oder übel damit abfinden. Auf praktisch dem ganzen Weg nach unten quasselte er sie voll mit den "Heldentaten", die er in den vergangenen sieben Jahren vollbracht hatte. Offenbar hatte er den grössten Teil der Zeit als Leibwächter eines Barbarenanführers am Tsar verbracht, dabei einige Schlachten geschlagen, und es sich recht gut gehen lassen. Ro fragte sich, was Vakra zum Treiben seines Sohnes wohl sagen würde, wenn er dessen Formulierungen gleich interpretierte wie sie. So oder so, Lesir spielte sich mächtig auf mit all den Gegnern, die er besiegt hatte.
Ro liess es über sich ergehen. Als er endlich geendet hatte, sah sie ihn nur von der Seite an und sagte genüsslich böse: "Oh, jetzt fühlst du dich, wie ein grosser Held, was? Hat dir denn noch niemand gesagt, wo ich die letzten vierzehn Jahre verbracht habe?"
Seinem Gesichtsausdruck nach zu schliessen offenbar nicht. Sie gab ihm einen kurzen Abriss darüber und beobachtete mit Genugtuung, dass er blass wurde vor Zorn darüber, dass seine kleine Cousine schon wesentlich mehr geleistet hatte als er. Er fing sich jedoch bald wieder. "Und war es toll, unter Menschen zu leben?", fragte er spöttisch, als sie geendet hatte.
Sie fixierte ihn mit einem scharfen Blick. Offenbar wusste er noch etwas anderes nicht. Nun, sie würde es ihm bestimmt nicht auf die Nase binden, auch zumal sie mittlerweile die Stadt betreten hatten. Sie unterdrückte ein Knurren und tat, als bliebe sie ganz gelassen. "Menschen sind gar nicht so eine unangenehme Gesellschaft", meinte sie. "Wesentlich angenehmer als solche eingebildeten Idioten wie du."
Seine rechte Hand verkrampfte sich, nur für einen Sekundenbruchteil, aber Ro entging es nicht. "Nun, du musst es ja wissen", sagte er. "Du hast sicher viele... Bekanntschaften gemacht. Wie sind denn die Söldner so?"
Sie hatte das Gefühl, gleich zu explodieren und Lesir die Kehle aufzuschlitzen. Aber sie hatte sich noch immer im Griff und schlenderte locker weiter auf die Arena zu, denn in ihr lauerte die Gewissheit, dass sie Lesir jederzeit umbringen konnte, und die bewirkte, dass sie es nicht tun musste. "Stolz und stark", sagte sie. "Und recht interssant. Da könntest du echt noch was lernen. Mir tun ja die armen Barbarenhuren leid, die sich mit deinem Schlappschwanz abgeben mussten. Für die Enttäuschung entschädigt kein Gold."
Der hatte recht gesessen. Lesir brauchte einen Augenblick, bis er im Stand war zu antworten. "Ich sehe, du verstehst, wovon du redest. Kein Wunder, bei dem Vater. Darez' Tochter, was? Hat der alte Schwerenöter auf seine letzten Tage tatsächlich noch etwas halbwegs brauchbares zustande gebracht. Sonst war er ja ein rechter Versager."
Ro spürte, wie das Feuer in weniger als einem Augenblick bis in die Fingerspitzen schoss. Er konnte sie beleidigen, wie er wollte, mit jedem Schimpfwort, das ihm einfiel. Aber nicht Darez. Sie packte ihn am Kragen, bevor er etwas tun konnte und zischte: "Beleidige noch einmal meinen Vater und ich weide dich aus wie ein Schwein."
Ein böses Lächeln erschien auf seinen Lippen. "Oh, da ist aber jemand leicht angreifbar. Wieso denn das wohl?"
"Ich meine es ernst", knurrte Ro und drückte ihm zur Verdeutlichung den Dolch gegen die Seite, den sie längst mit der Linken gezogen hatte.
"Versuch es doch", meinte er spöttisch. "Was willst du Küken schon ausrichten."
"Das wirst du sehen", zischte sie, stiess ihn zurück und rief laut vor der versammelten Menge, die sich mittlerweile um sie gebildet hatte: "Lesir von der Schwarzen Festung, ich fordere dich zum Duell."


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#794

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 02.07.2013 08:47
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Sie öffnete lautlos die Tür und trat ein.
Das Bett war leer.
Es war niemand da.
"Scheiße", fluchte Neshatar.
"Wo sind sie?", fragte Livaleth.
"Das weiß ich nicht. Verreist, tot, bereits auf, es kann alles Mögliche sein."
"Und wenn du einfach einen anderen Körper nimmst?"
"Nur zur Not, vielleicht finden wir einen Hinweis auf ihren Verbleib."
Livaleth ging zur Kommode hinüber, auf der ein kleiner Papierstapel lag.
Sie nahm den obersten. Eine Erinnerungsnotiz. "Das dritte Haus landeinwärts vom Wachturm an der Westbucht. Gratsrunen an der Tür.", las sie vor. "Gratsrunen?"
"Die Runen der Familie Grat", erklärte Neshatar. In diesem Viertel leben mehrere Clans vermischt, die Runen bezeichnen die Zugehörigkeit." Er schwieg kurz.
"Du solltest dir im Kleiderschrank einen Kapuzenmantel besorgen und anlegen. Wenn du wie ein Dämon gekleidet bist, hält uns niemand auf, wenn wir zu diesem Haus gehen."
Livaleth ging hinüber zum großen, dunklen Kleiderschrank, während Neshatar nachdachte.
Was zur Hölle machten seine Verwandten bei den Grats? Und hoffentlich war das Haus unbewacht.


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#795

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 02.07.2013 14:32
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie vereinbarten das Duell für den Abend, in der Arena, danach gingen sie getrennte Wege. Als Ro nach einem kleinen Abstecher zum See hinunter zu Vron kam, hatte er bereits davon gehört, denn dass zwei Mitglieder des Clans von der schwarzen Festung sich duellieren würden, war herumgegangen wie ein Lauffeuer. Er sah sie an, hob eine Augenbraue und fragte: "Denkst du, das war klug?"
"Es spielt keine Rolle, ob es klug ist", zischte Ro.
Vrons Hand schnellte nach vorne, um sie beim Kragen zu packen, aber sie schlug sie weg. "Denk mit deinem Kopf", knurrte Vron. "Nicht mit deinem Hass."
"Er hat mich beleidigt", sagte Ro kalt. "Wenn ich das auf mir sitzen lasse, mache ich mich lächerlich."
"Natürlich", erwiderte Vron. "Ich sage auch nicht, dass du ihn nicht hättest zum Duell fordern sollen. Worauf es ankommt, ist, was du daraus machst."
"Keine Sorge", meinte Ro mit einem Grinsen. "Ich habe nicht vor zu verlieren."
"Das meine ich nicht", sagte Vron scharf. "Ich meine du sollst ihn nicht töten. Deine Familie wird ihn vielleicht brauchen, in nächster Zeit."
Ro fühlte sich ertappt und war gleichzeitig auch ein wenig erschrocken darüber. Hatte sie Lesir wirklich töten wollen? Er war immerhin ein Familienmitglied. Aber er war auch ein Arschloch. Trotzdem, Vron hatte recht, mit dem, was er sagte. "Ich werde ihn nicht töten. Zufrieden?"
Vron sagte nichts, sondern musterte sie eingehend. "Heute übst du mit der Armbrust", sagte er schliesslich. "Ich lass dich hier nicht weg, bevor du nicht dreimal in Folge ins Schwarze getroffen hast. Auf die beweglichen Ziele, versteht sich."


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#796

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 03.07.2013 06:17
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Sie lief schnellen Schrittes durch die morgendliche Stadt. Mehrere Dämonen waren schon unterwegs, aber keiner beachtete sie wirklich. Gut. Das Viertel, zu dem sie wollten, lag etwas außerhalb des Kernbereichs der Stadt, sie würden ein Weilchen brauchen. Gelotst von Neshatars Erinnerungen ging sie durch die Gassen und stand plötzlich am See. Sie staunte ob seiner Größe, aber blieb nicht lange stehen. Jetzt immer am Ufer entlang in westliche Richtung, weit war es nichtmehr.


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#797

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 03.07.2013 23:38
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ro sass am frühen Abend im Roten Drachen bei den Asnet'Shar, als Lesir die Schenke betrat. Sofort wurde er laut und fröhlich willkommen geheissen und er setzte sich zu ihnen an den Tisch. "Was, der gehört auch dazu?", fragte Ro Demra, der neben ihr sass.
"Jep", meinte Demra. "Oder zumindest hat er es, bevor er wegging. Und wenn er nicht massiv nachgelassen hat, ist er immer noch bei weitem gut genug dafür."
Ro runzelte die Stirn. Sie hatte gedacht, zu den Asnet'Shar gehörten vor allem Leute, die einfach kämpfen wollten, aber so wie Demra da sprach konnte nicht jeder dazu gehören, der wollte. Das gefiel ihr nicht, aber bevor sie dazu kam, nachzufragen, meinte eine Frau, die ihr gegenüber sass, grinsend: "Das hast du schlau eingefädelt, Ro. Kaum zurück forderst du ihn heraus, um zu klären, wer hier der Champion der Schwarzen Festung ist, was? Lässt dir deinen Platz nicht so leicht streitig machen."
"Darum geht es überhaupt nicht", sagte Ro gereizt.
"Ach, und worum geht es dann?", fragte Demra und hob die Augenbrauen.
"Darum, dass er ein Arschloch ist", antwortete Ro.
Demra sah sie befremdet an. "Wieso das? Er ist ein guter Kämpfer."
"Na und?", zischte Ro. "Mir ist scheissegal, ob er gut ist oder nicht. Er hat meinen Vater beleidigt, und das wird er büssen, und wenn es mich das Leben kostet."
Einige Augenblicke lang starrte Demra sie an, dann begann er zu lachen. "Lesir hat eine scharfe Zunge, die viel sagt, wenn der Tag lang ist. Haha, gut, zeig ihm, dass er sich nicht alles erlauben kann, es dürfte nicht schaden bei ihm."
Ro schwieg. Ihr wurde plötzlich klar, dass niemand hier sie ernst nahm, dass niemand hier begriff, wie ernst es ihr war mit diesem Duell. Dass es hier nicht um irgendwelche Ränge in der Gruppe oder der Familie ging, sondern um Vergeltung für eine Beleidigung, die sie niemals würde hinnehmen können.
Ohne ein weiteres Wort stand sie auf, fixierte Lesir mit dem Blick, bis er ihn erwiderte, verliess die Schenke und machte sich auf den Weg zur Arena.


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#798

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 04.07.2013 07:18
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Das Anwesen war von einem eisernen Zaun umfriedet und ziemlich groß. Die Familie musste sehr reich sein, aber Wachmänner sah sie zum Glück keine. Vermutlich wurden sie innerhalb des Stadtbereiches nicht gebraucht. Sie sah sich um, ob jemand sie beobachtete. Dies war nicht der Fall.
Dann wanderte ihr Blick nach oben. Oben am Zaun ragten Spitzen empor, ein Hinüberklettern wäre sehr riskant.
"Okay, ich glaube, es hilft nichts", sagte Neshatar, "aber dann muss ich wohl einen Teil des Zauns wegsprengen."
Livaleth schluckte. Das bedeutete, sie mussten sehr schnell sein und Neshatars Verwandte finden. "Ich weiß, dass sie hier sind", flüsterte Neshatar in seinem Kopf.
"Mein Blut pulsiert."
Seine Stimme nahm einen merkwürdigen Ton an. Sie fragte gar nicht weiter nach, was das bedeuten sollte, aber es beunruhigte sie, wie sich Neshatar veränderte. Ein heißes Feuer durchströmte sie und dann, ohne, dass sie die Hände ausgerichtet hatte, sprang ein Stück Zaun heraus und kippte um.
Sofort rannte sie, so schnell sie konnte, über den Rasen, und trat aus dem Schwung heraus die Tür ein.
Sekunden nachdem der Zaun gesprengt worden war, stand sie in der Eingangshalle vor einem Portier.


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#799

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 04.07.2013 12:59
von Úrakantôr | 2.898 Beiträge

Ein Luftstoß drückte ihn gegen die Wand.
"Wo befindet sich die Familie Higa?", zischte Livaleth ihm in schroffem Ton zu. "Antworte!"
Der Portier keuchte ein "Im Westflügel, das Zimmer am Ende des Ganges", hervor, dann brach er ohnmächtig zusammen.
Livaleth rannte so schnell sie konnte in den Westflügel. Türen kosteten sie etwas Zeit, aber sie wegzusprengen, wäre zu laut gewesen.
Dann standen sie vor der Tür am Ende des Ganges. Diese sprengte Neshatar weg. Nur eine Minute, nachdem sie das Grundstück betreten hatten, standen sie vor dem Bett, in dem Neshatars Verwandten lagen.


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#800

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 04.07.2013 19:43
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Einige Leute warteten bereits in der Arena, auch bekannte Gesichter, darunter Vron und merkwürdigerweise Zirva, die Tätowiererin. Ro hatte sie seit dem vorletzten Winterturnier nicht mehr gesehen. Warum war sie hier? Ro wollte auf sie zugehen, aber da sah sie Veray, der am Zaun stand und sie heranwinkte. "Hat Vakra dich geschickt?", fragte sie.
"Nein", antwortete er. "Er hat Driss geschickt." Er nickte mit dem Kopf auf eine Stelle entfernt, wo Driss stand und sie beobachtete. "Ich bin hier, weil ich sehen will, wie Lesir verdroschen wird. Also tu mir den gefallen und mach ihn fertig!"
Ro wollte etwas erwidern, aber in diesem Moment trat Lesir lachend auf den Platz, gefolgt von einem Teil der Asnet'Shar. Sie drehte sich um, trat in die Mitte der Arena und wartete auf ihn. Er nahm ihr gegenüber Aufstellung und fixierte sie mit seinem Blick. Sie zog ihren Säbel mit der Rechten, mit der Linken den Dolch. Er nickte zum Zeichen, dass er die Waffenwahl akzeptierte und tat dasselbe. Sie brauchten keinen Startbefehl, in dem Moment, da sie die Waffen in der Hand hatten, hatte der Kampf begonnen. Langsam und gespannt wie Federn umkreisten sie sich. Ro liess ihre Wut auf Lesir in ihre Adern schiessen und den Hass auf jeden, der es wagte, Darez zu beleidigen. Mit einem Schrei griff sie an.
Lesir war schnell, schneller als Demra, dafür waren seine Schläge weniger präzis. Ro liess sich in das Feuer fallen und hörte auf nachzudenken. Sie reagierte, bevor sie wahrnahm, sie schlug, stach und trat, bevor sich in ihrem Kopf auch nur die Absicht dazu formte. Die Welt um sie loderte, die Flammen verschmolzen zu einem schwarz-orangen Flackern, die Klingen blitzten auf im Tanz des Kampfes. Alles versank im nichts, ausser der Kraft in jedem einzelnen Schlag. Und hinter allem hörte sie Darez. Dein Körper weiss, wie man kämpft. Überlass dem Feuer dein Handeln, und du wirst alles können. Alles. Nichts war unmöglich. Nichts. Sie schlug Lesirs Klinge zur Seite, stiess sich mit aller Kraft vom Boden ab und trat ihm mit dem rechten Fuss den Dolch aus der Hand, mit dem linken traf sie mitten in sein Gesicht.
Die Wucht reichte, dass sie sich rückwärts überschlug und wieder auf den Füssen landete. Lesir wurde nach hinten geworfen, fiel hin und rollte sich ab. Blut lief über sein Gesicht und er taumelte. Ro zögerte keinen Augenblick. Sie stürzte auf ihn zu, er schlug mit nach ihr, sie hob die Hand mit dem Dolch. Funken stieben, als die beiden Klingen aufeinandertrafen und der Säbel sich in der Scharte verhakte, die ein Schwert damals in Murgird geschlagen hatte, als sie es auf die selbe Weise abgewehrt hatte. Wie damals drehte sie sich an der Klinge vorbei in Lesirs Deckung und zielte mit der Säbelspitze auf seinen Hals. Er zuckte zurück, aber es reichte nicht um auszuweichen. Für einen Augenblick schmeckte sie Blut auf den Lippen. Sie wollte ihn töten, wie Darez getötet worden war, um seinen Tod an der Welt zu rächen. Sein Tod würde so süss sein...
Sie liess den Säbel herumschnellen und rammte ihm den Knauf ins Gesicht, schlug mit dem Unterarm sein Kinn nach oben und warf ihn zu Boden. Er kam wieder auf die Knie, hatte aber den Säel verloren und wollte sich darauf werfen, doch sie packte sein Genick und umschlang seinen Hals mit dem linken Arm, während sie ihm die Säbelspitze in den Nacken drückte. Er erstarrte. Das Blut rauschte in ihren Ohren, noch immer war die Welt nur Flammen. "Nimm es zurück!", zischte sie. "Was du über Darez gesagt hast."
Er zögerte. Sie gab Druck auf den Säbel, bis die Spitze seine Haut aufriss. "Nimm es zurück, oder ich bring dich um!"
"Ich... ich nehme es zurück", ächzte er, vor Schmerz und weil sie ihn fast würgte. "Er war... kein Versager."
Ro liess ihn los und gab ihm einen Tritt in den Rücken, der ihn in den Dreck fallen liess. Dann drehte sie sich um und ging ohne ein weiteres Wort zu irgendjemandem in die Nacht davon.


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