#931

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 25.08.2013 22:31
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran war jetzt vollkommen verwirrt. Eine solche Situation hätte sie jetzt nicht erwartet. Aber war Veray nicht Neras Sohn, wenn sie so von ihm sprach? Bezüglich solcher Themen schien die Schwarze Festung einiges zu verschweigen und zu verbergen. Was meinte Nera mit Arschloch, wenn sie sie schon warnen wollte, sollte sie es etwas deutlicher sagen, denn im Grunde genommen waren alle Männer Arschlöcher. Nicht die ganze Zeit, aber in gewissen Situationen und zu gewissen Gelegenheiten konnten sie es durchaus sein...
"So sehr ich deinen Rat zu schätzen weiss Nera, kann ich aber nicht verstehen, was genau du mir damit sagen willst", sie lächelte leicht verwirrt und entschuldigend. Nera schaffte es immer sie mit ihren Aussagen aus dem Konzept zu bringen.


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#932

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 25.08.2013 23:15
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Ich kann dir gerne die ganze Geschichte erzählen", sagte Nera trocken. "Ich habe Vakra vor über sechzig Jahren geheiratet. Im Grunde war es eine Zweckehe, von Anfang an, um das Bündnis unserer Clans zu stärken, aber ich dachte damals, ich hätte es schlimmer treffen können. Als wir uns kennen lernten konnte Vakra durchaus charmant sein. Nicht dass jemals etwas anderes dahinter steckte als Berechnung."
Verbittert verzog sie dach Gesicht. "Das hat in dem Moment aufgehört, als ich hierherzog. Er war der Sohn des Clanoberhaupts und ich hatte nichts mehr zu sagen, nicht einmal was ich ass bestimmte ich noch selbst. Vakra ist kalt wie ein Fisch. Er hat mich behandelt, als wäre ich nicht da, ausser wenn er es für an der Zeit befand, einen Nachkommen zu zeugen. In den ganzen sechzig Jahren hat er niemals ein zärtliches Wort zu mir gesagt, mir niemals etwas gegeben, ausser zwei Söhnen, die er, kaum waren sie meiner Brust entwachsen, zur selben Haltung erzog. Und den einzigen... den einzigen, der nicht vollständig von ihm verdorben war... hat er mir genommen und ihn davongejagt..."
Ihre Stimme brach und sie biss sich auf die Lippen, um ide Tränen zurückzuhalten.
"Veray trägt das Blut seines Vaters in sich, und seine Ideen. Mach nicht den Fehler, dich an ihn zu binden."

Die Dunkelheit fiel so schnell über sie, dass sie es erst bemerkte, als bereits alles schwarz war.
"Du willst Antworten", ertönte eine Stimme ohne Alter oder Geschlecht. "Kennst du überhaupt die Fragen?"
"Was bin ich?", fragte Ro zischend.
Die Stimme schwieg für kurze Zeit. "Du warst schon einmal hier. Ich habe dir die Antwort bereits gegeben."
"Ich bin nicht mehr die selbe, die ich damals war", entgegnete Ro.
"Das ist wahr", antwortete die Stimme. "Du hast gelernt."
"Mehr als ich jemals wollte!", rief Ro.
Sanft sagte die Stimme: "Niemand erfährt freiwillig die Wahrheit. Lügen sind viel leichter zu ertragen."
"Aber ich habe einen Teil der Wahrheit gesehen", sagte Ro fest. "Jetzt will ich auch den Rest erfahren. Also, was bin ich?"
"Der Rabe", antwortete die Stimme schlicht.
Ro nickte. Das wusste sie. "Aber was bedeutet das?"
Als Antwort rauschten Bilder vor ihrem Inneren vorüber. Eine lange Reihe von Dämonen, jeder trug den gleichen Säbel in der Hand, den Säbel, den sie noch immer trug, und der die Jahrtausende überdauert hatte, ohne irgendeine Spur davon zu tragen, ohne dass seine Klinge jemals stumpf wurde oder seine Kraft schwach. Und alle hatten sie denselben Blick. Den Blick von jemandem, der dem Tod begegnet war, viele Male. Von jemandem, der aufgehört hatte, ihn zu fürchten. Von jemandem, der den Tod als Freund sah.
"Du bist sie alle", sagte die Stimme. "Du bist, was sie waren. Ein Krieger, geboren um zu kämpfen und zu töten. Ein Ritter im Dienst des Herrn der ewigen Gerechtigkeit, ausgestattet mit der Waffe, ihm zu seinem Recht zu verhelfen."
"Wer ist dieser Herr?", fragte Ro leise, obwohl sie die Antwort bereits zu kennen glaubte.
"Der Tod", antwortete die Stimme.


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#933

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 25.08.2013 23:33
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Ran streckte die Hand nach ihr aus. Irgendwie hatte sie den Drang sie zu umarmen. Aber sie konnte es nicht und, dass Nera bald in Tränen ausbrach war anzunehmen. "Ich danke dir", sagte sie und bewunderte still Neras Mut, sich ihr gegenüber zu öffnen. Neras Worte hatten sie an ihre eigene Mutter erinnert. Die Blutelfe, die nur zu einem Zweck in diese Welt geholt worden war: Ihren Vater entweder zu töten oder zu binden.
Sie selber war nie von ihren ursprünglichen Clans, vor so vielen Generationen, als lebendes Wesen angesehen worden, sondern nur als unberechenbare Waffe, die man entweder einsperren oder gegen seine Feinde gebrauchen musste. Was wäre also anders, wenn sie Nereas Schicksal übernehmen würde? Dies war wahrscheinlich der Grund, wieso sie nie gern lange in Drez verweilte, zu viele Erinnerungen die begraben gehörten.
Sie sah Nera in die Augen. "Vielleicht irrst du dich. Vielleicht trägt er mehr von dir, als von Vakra in sich", , sie lächelte aufmunternd und strich Nera eine verrutschte Strähne nach hinten. "Ich fühle mich geehrt, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber das musst du nicht. Ich hatte nie vor mich an irgendjemanden zu binden." Andererseits könnte es jetzt sowieso zu spät sein, fügte sie in Gedanken hinzu.


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#934

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 26.08.2013 00:13
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Ich hoffe es für dich", sagte Nera mit einem traurigen Lächeln und legte ihr die Hand auf die Schulter. "Für mich ist er längst verloren. Aber ich bringe dich nun zu ihm, wenn du willst."

Der Tod. Natürlich. Warum hatte sie das nicht längst begriffen? Warum war sie so blind gewesen? Der Tod war immer ihr Freund gewesen, wie auch der ihres Vaters. Kein Geschmack Energie war so süss wie der eines Menschenlebens. Das Gefühl, dass Ran ihr Feind war. Natürlich, Ran gehörte zu den Unsterblichen. Sie jedoch war der Rabe, derjenige, der dem Tod zu seinem Recht verhelfen sollte, der diejenigen jagte, die zu lange lebte. Auf einen Schlag verstand sie so vieles von dem, was sie im Zorn zu Ran gesagt hatte, ohne es zu begreifen. Aber manche Fragen blieben.
"Folgt er mir deshalb?", fragte sie bitter. "Holt er sich deshalb alle, die ich liebe? Damit mein Herz kalt wird und ich töte ohne zu zögern?"
"Nein", antwortete die Stimme und stürzte sie erneut in einen Strom aus Bildern und Erinnerungen. Für Augenblicke hatte sie das Gefühl, darin zu ertrinken. Diesmal waren es keine Gesichter. Es waren Dinge, die geschehen waren, grausame Dinge, so viel Tod, so viel Blut. Als sie wieder daraus auftauchte, hatte sie begriffen. Es brauchte keine Absicht, um diejenigen, die sie umgaben, sterben zu lassen. Sie war der Rabe, und der Weg des Raben war so tödlich und blutig, dass alle, die ihn auf diesem Weg begleiteten, irgendwann dem ständigen Kampf zum Opfer fielen. Wäre sie nicht körperlos gewesen, hätte sie geweint.
"Weine nicht", sagte die Stimme. "Du wirst viel Leid erfahren in deinem Leben, aber dafür bleibt dir die grösste Angst, die Angst, die alle denkenden Wesen umtreibt, erspart. Die Angst vor dem Tod."
Erneut füllte sich die Dunkelheit mit etwas, aber diesmal war es kein Bild, sondern ein Gefühl von grenzenloser Ruhe und Geborgenheit. Einer Geborgenheit, wie sie sie nur in Nesh's Armen einmal gespürt hatte. Aber dies hier war nicht Nesh. Es war der Tod. Sie spürte seine weichen Arme, die sie umschlangen, und sein Blick, der auf ihr ruhte. Ein Teil von ihr sehnte sich, für immer dort zu bleiben. Aber sie wusste, es war noch nicht vorbei. Ihre Aufgabe war noch nicht getan.
Mühsam sagte sie: "Das war eine Erinnerung an den Tod. Aber du bist nicht der Tod selbst. Was bist du?"


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#935

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 26.08.2013 00:16
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Diesmal brachte sie Nera wirklich zu Varey. Doch dieser schlief. Ran setzte sich neben sein Bett und wartete, dass er aufwachte. Nera war inzwischen wieder gegangen.


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#936

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 26.08.2013 00:53
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray erwachte aus einem eher unschönen Traum. Er riss die Augen auf, aber es dauerte einige Augenblicke, bis er scharf genug sah, um zu erkennen, dass Ran neben seinem Bett sass. Erleichtert sah er sie an. "Du bist noch hier."

"Ich bin eine Erinnerung", sagte die Stimme.
"Wessen Erinnerung?", fragte Ro verwirrt.
Die Dunkelheit schien den Kopf zu schütteln. "Eine Konstruierte Erinnerung. Was ich in mir trage, sind nicht die Geschehnisse eines Lebens, sondern was die früheren Raben zu mir getragen haben und was die, die folgen werden wissen müssen."
Das klang merkwürdig. Ro beschloss nicht weiter darüber nachzufragen. "Kannst du mir sagen, was meine Aufgabe ist?"
"Du weisst es bereits", antwortete die Stimme. "Du spürst es in deinem Blut."
Die Stimme hatte recht. Sie wusste es. Aber es gefiel ihr nicht. "Werde ich Ran töten müssen?"
"Das ist deine Entscheidung", sagte die Stimme. "Sie wird irgendwann sterben müssen, aber Zeit spielt keine Rolle für den Tod. Wenn du es nicht tust, wird ein anderer es tun. Irgendwann. Es ist deine Aufgabe, aber du kannst sie an einen anderen weiterreichen."
Ro nickte langsam. Das... machte Sinn. "Zeige mir, was es bedeutet, der Rabe zu sein."
Es war als öffnete sich eine Schleuse. Erinnerungen flossen über sie, Bilder, Gerüche, aber vor allem Gefühle. Sie kannte sie. Da war das Gefühl auf einem hohen Felsen zu stehen, mit dem Gesicht im Wind und über die Welt darunter zu blicken. Die Augen des schwarzen Drachen. Stolz und die Sicherheit, nichts zu fürchten. Wut, Hass und Schmerz. Loderndes Feuer und das Verlangen zu kämpfen. Der Geschmack von Magie, anderer Magie als derjenigen, die Nagareth benutzten, dunklerer Magie. Liebe, Leidenschaft und die Entschlossenheit, niemals aufzugeben. Stählerner Wille und kalte Rache. Der süsse Geschmack des Tötens. Leben und Tod, so dicht beieinander, das die Grenze verschwamm.
"Ich verstehe", sagte Ro und es war so. Sie verstand, und dieses Verstehen schuf in ihr eine tiefe Ruhe. Die Bilder der Vergangenheit konnten sie nicht auf das vorbereiten, was dort draussen in der Welt auf sie warten würde. Aber sie würden ihr helfen, es zu begreifen, wenn es geschah.
Die Dunkelheit nickte. "Geh kleiner Rabe. Vergiss nicht, wer du bist."
Sie nickte und öffnete die Augen. Vor ihr lag die Höhle im roten Leuchten der Lava. Sie wusste, was sie zu tun hatte.


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#937

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 26.08.2013 00:57
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie lächelte und streichelte seine Stirn. "Ja, ich bin noch hier. Ich weiss selbst nicht warum, aber ich bin hier."
Neras Worte gingen ihr durch den Kopf und etwas in ihr wollte herausfinden, ob Nera recht behalten könnte. Doch etwas anderes sträubte sich dagegen. Da war zu viel, dass sie nicht verstand und das sie verstehen wollte.


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#938

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 26.08.2013 01:12
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Er wollte sich aufrichten, um ihr Gesicht zu berühren, aber es tat viel zu stark weh, sodass er ächzend wieder zurücksank. "Ah, wie ich es bereue, diesen verdammten Speer gemacht zu haben."
Er versuchte ein Lächeln. "Wie sagt man so schön? Wer andern eine Grube gräbt..."

Ro trat auf den Kreis der Lava zu, bis die Hitze so stark wurde, dass sie das Gefühl hatte, bei lebendigem Leib gebraten zu werden. Dann streckte sie den Säbel aus. "Achkar!"
Die Luft wurde sofort kühler, dann kalt. Sie tastete nach der Energie, die in dem flüssigen Gestein war, fand sie sofort und sog. Es war viel Energie, aber das Gestein wurde allmählich zähflüssiger und schliesslich fest, auf einer breiten Schneise zu der Insel in der Mitte. Sie entzog ihm weiter Energie, bis der Stein nicht mehr wärmer war als die Luft um sie, dann trat sie auf den Weg und Schritt hinüber.
Sie trat auf den Spiegel zu und blickte hinein. Es sah aus wie eine ganz gewöhnliche Spiegeloberfläche, die eher brechen würde als etwas anderes, wenn sie hineinsprang, aber zu einem Zweck stand das Ding hier, und der war bestimmt nicht Dekoration. Eher dazu, jemanden, der sich damit auskannte, ein Schicksal wie das der Leiche oben im Gang zu ersparen. Ro fragte sich, wohin sie wollte. Einiges in ihr sprach dafür, sich einen möglichst weit entfernten Ort auszusuchen. Aber sie hatte Machek versprochen, ihn mitzunehmen. Und es behagte ihr ohnehin nicht, sich für eine so lange Strecke auf Magie zu verlassen.
Schliesslich konzentrierte sie sich fest auf den Platz vor dem Eingang der Katakomben und sprang.


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#939

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 26.08.2013 01:26
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Sie neigte sich vor, sodass er sich nicht aufrichten musste. "Da gibt es etwas, dass du besser nicht vergessen solltest", sagte Ran mit leiser Stimme. Sie schluckte bevor sie weiterredete. "Ich würde am liebsten später mit dir über diese Dinge reden, aber später wäre erst in ein paar Monaten. Und das wäre dann zuspät", sie lächelte unsicher. "Was du nicht vergessen darfst ist, dass das Kind Drachenblut erbt. Was eigentlich kein Problem darstellen sollte, aber es könnte später Probleme bringen. Und wie du weisst, bin ich Clanoberhaupt. Wir müssen also so bald wie möglich entscheiden was geschehen soll, sobald und nachdem es das Licht der Welt erblickt."
Ihre Stimme zitterte, denn es fiel ihr unerwartet schwer es auszusprechen.


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#940

RE: Drez (Stadt der Schattendämonen)

in Dreitan - das Spiel 26.08.2013 01:35
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Was ist genau das Problem am Drachenblut?", fragte Veray. "Ich hätte gedacht, Drachen sind so ziemlich das einzige Volk mit dem Dämonen kein Problem haben."

Sie tauchte tatsächlich dort auf, wo sie sich gedacht hatte, war aber einen Moment lang so desorientiert, dass sie der Länge nach in den Schnee klatschte. Sie rappelte sich auf, fluchte ausgiebig, klopfte sich den Schnee von den Kleidern und schob den Säbel in seine Scheide. Noch einmal blickte sie auf die schwarze Felswand zurück.
Vergiss nicht, wer du bist, hatte die Stimme gesagt. Sie war der Erbe des Clans Srok, der Rabe mit einer langen Reihe von Ahnen. Aber in erster Linie war sie Ro Raven. Und es war wichtig, dass sie die blieb.
Sie wandte sich ab und machte sich auf den Rückweg zur Festung.


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