Tränen traten ihr in die Augen und sie zog ihn zu sich, um ihn zu küssen, danm stand sie auf und ging davon. Wohin wusste sie selbst nicht genau, aber ihre Füsse trugen sie zum Bach und folgten dem Wasserlauf entlang bis zum Tempel, die hunderten von Stufen empor, bis sie in den Raum mit den Vögeln brach und das Getzwitscher und Gerufe der Tiere sie überschwemmte, überrollte und laut in ihrem Kopf zu hallen schien.
Sie verlor die Kontrolle und brüllte. Es war ein Brüllen, das die Vögel verstummen liess, die ganze Welt um sie herum. Ein Brüllen, das jenem der Drachen glich. Jedoch all ihren Schmerz und ihre Angst enthielt, die gerade über sie hinwegrollte, wie ein stampfender Riese versuchte sie zu zerquetschen, zu zermalmen.
"Hallo?", tönte eine ängstliche Priesterstimme aus einer Ecke und ohne zu überlegen, schwang sich Ran auf das Geländer auf das sie sich gestützt hatte, um nicht umzufallen, von dort aus aufs Dach. Sie setzte sich dort oben hin, sass auf dem Dach des höchsten Gebäudes Dreitans, auf dem Dach der Drachenberge und starrte in die Weite der Welt.
Starrte zu dem Meer aus Wolken, das in der Ferne ausfranste und die Sicht auf grüne Täler und schwarze Wälder, auf schillernde Flüsse und tiefblaue Seen freigab, Schwärme von Vögeln, die aus dem Süden zurück gekehrt waren bildeten nah und fern schwarze Wolken aus tausenden Punkten und hie und da erblickte sie einen Drachen, der vorbei flog. In dem Moment spürte sie nichts. Vergass Zeit und Raum und sass nur da mit der Hand auf ihrem Bauch. "Eines Tages wirst auch du diesen Ausblick geniessen", flüsterte sie dem kleinen Etwas zu, das sich in ihrem Bauch regte.

Zorai sah ihn fragend an. "Was verstehst du nicht?", hakte er nach und misterte den jungen Mann. Er sah ziemlich balss aus, aich für einen Dämon.


Ran sass eine Weile auf dem Dach, schwang sich dann, sobald der Priester aus der Voliere verschwunden war, hinab auf das Geländer, nahm Tinte, Feder und Papier zur Hand und schrieb die Worte auf, die ihr im Kopf herumschwirrten, seitdem Veray aus seinem Rausch erwacht war.

Zorai seufzte tief, legte das Schreiben beiseite und lehnte sich zurück, faltete die Hände vor sich auf dem Tisch und musterte Veray. "Ich glaube... dass, wenn du sie nicht verstehst, niemand sie verstehen kann... aber ich kanns mindestens versuchen: Was hat sie gemacht?"

"Vielleicht", antwortete Zorai leicht überfordert. "Nimm Platz... Hast du etwas gemacht...dass sie", der alte Dämon seufzte. "Du musst wissen, dass alle aus deinem Clan, also alle Lords mindestens, immer wieder das Bedürfnis hatten Akkaya umzubringen... Vielleicht hat sie einfach, ich weiss auch nicht, Angst, oder ist verwirrt... Wobei es auch daran liegen kann, dass sie schwanger ist. Schwangere können sehr beängstigend und verwirrend sein manchmal."

Zorai seufzte. "Ran und ihr Drachenblut", murmelte er. "Ich glaube nicht, dass es etwas damit zu tun hat, Veray. Ich glaube, du solltest sie selber fragen... Ah und wenn du sie anbrüllst, sollte sie nicht wütend werden. Und wenn doch, hast du genauso ein Recht dazu..."