Sie legte einen Arm um seinen Hals und stütze sich mit dem anderen ab, damit sie nicht beide umkippten. "Bist du dir da sicher?", raunte sie und blickte ihm ebenfalls in die Augen.

Ran lächelte doch mit einem Schlag verfinsterte sich ihre Miene, was Veray nicht sehen konnte, weil sie ihn umarmte. Sie hatte sich an Aion erinnert. Was nichts ungewöhnliches war, doch diesmal hatte sie sich an den Tag erinnert, an dem ihre Liebe das erste Mal beinahe zu Hass umgeschlagen war. Damals, an jenem Tag, hatte er ihr seine Liebe versichert währendem er gleichzeitig ihre Welt gegen sie gewandt hatte. Sie biss sich auf die Lippen, sie mochte nicht an Aion denken, also dachte sie an die Zukunft. Doch die war nicht besser, als die Vergangenheit.
Sie würde Veray das Herz brechen. Und das nicht nur ein oder zwei Mal... Es tat ihr jetzt schon leid, aber sie konnte es nicht ändern. Sie musste gegen Shadaran in den Krieg ziehen, sie musste Aions Seelensplitter finden. Aber auch schon vor dem Krieg würde sie weg gehen müssen, zwar nicht für lange, aber für lange genug.
Sie drückte ihn enger an sich und eine Träne rollte über ihre Wange. "Ich liebe dich Veray", flüsterte sie. Sie küsste ihn und war halbwegs froh darüber, dass er angetrunken war. Denn so würde er wahrscheinlich nicht merken, was in ihr vorging.

Sie zögerte, aber nicht, weil sie sich nicht sicher war. "Ganz sicher", sagte sie und eine weitere Träne rollte über ihre Wange, aber Ran lächelte. "Ich liebe dich, mehr als du dir vorstellen kannst."

Sie schüttelte leicht den Kopf. "Nein", sagte sie. "Lass uns rauf gehen... Und danke Veray", sagte sie und küsste seine Finger. "Danke für alles."

Ran lachte und hielt sich an ihm fest. Er trug sie den ganzen Weg, hinauf zum Eingang des Tempels. Er hätte sie auch weiter hinauf getragen, wenn sie nicht darauf bestanden hätte, dass er sie runter liess. Als sie die Treppen zum Zimmer schlussendlich erklommen hatten merkte Ran, wie müde er war und wie müde sie war, doch er gab es nicht zu und sie hakte nicht nach.