#101

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 31.05.2013 16:38
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Mitte Januar 307

Nesh

Er hatte den verfluchten Esel an den ersten Idioten verscherbelt, den er finden konnte. Eigentlich hatte er sich gesagt, er würde ihn schnurstracks zu einem Schlachthof bringen, wenn sie Ravi erreichten, aber an dem Vieh war so wenig dran, dass er lebendig wesentlich mehr für ihn bekommen hatte.
Jetzt stand er in einem Wirtshaus und ersäufte sich im Bier. Zu einem Teil vielleicht, weil er schon lange kein richtiges Bier mehr getrunken hatte, zum anderen, weil es ihn einfach völlig fertig machte. Wie viele Male hatte er jetzt gedacht, er würde sterben und sich damit abgefunden? Und er lebte immer noch! Irgendwie hatte er das Gefühl, selbst wenn man ihn in diesem Moment zum Schafott geführt hätte um ihm den Kopf abzuhacken, dem Henker wäre die Axt aus der Hand gefallen. Und hätte man ihn erhängt, wäre der Strick gerissen. Es war als wollte irgendeine verfluchte Macht nicht, dass er starb, was immer er auch tat.
Er orderte ein weiteres Bier und hielt sich wankend an der Theke fest. Wenn dem so war, dann würde er sein Leben eben verwenden. Für die Rache an diesen verfluchten Drachen. Es würde eine blutige Rache werden, das schwor er sich. Sie hatten Ro umgebracht. Er würde jeden einzelnen von ihnen vom Himmel holen und zerfetzen. Alle, bis zum letzten!
Er leerte den Krug in einem Zug, starrte noch einige Augenblicke lang vor sich hin und kippte dann einfach um.


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#102

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 31.05.2013 23:32
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Als er wieder zu sich kam, war seine Geldbörse mit allem, was noch darin gewesen war, verschwunden. Das war zu erwarten gewesen, aber es ärgerte ihn trotzdem. Immerhin war der Rest noch da, zumindest soweit er es überblickte. Schwert und Dolch hingen an seiner Seite und so weh wie ihm der Rücken tat, lag er auf seinem Schild. Er richtete sich auf und alles drehte sich. Die Schenke war völlig versifft und woraus die Lache bestand, in der er zur Hälfte gelegen hatte, wollte er gar nicht wissen.
Ächzend zog er sich an der Theke hoch und schlug darauf, bis jemand auftauchte. "Mein Gepäck", brummte er und der jemand wuchtete seinen Rucksack auf die Theke, den er dem Wirt zur Verwahrung gegeben hatte. Nesh sah auf den ersten Blick, dass er gefilzt worden war. Auch das war zu erwarten gewesen. Aber wenn der Wirt den Rucksack durchsuchte, war immerhin nur das Geld weg und nicht seine Decken und Planen.
Er hievte sich das Gepäck auf den Rücken und taumelte aus der Schenke. Etwa eine Stunde später stand er vor einem Haus und klopfte an die Tür. Nach einer halben Ewigkeit öffnete ein hagerer, griesgrämiger Mann und knurrte: "Ich kaufe nichts und gebe nichts."
Bevor er die Türe wieder schliessen konnte, drückte Nesh mit der Hand dagegen. "Hey Vagro, kennst du mich nicht mehr? Ich bins, Nesh."
Vagro musterte ihn misstrauisch. "Zieh den Helm aus."
Nesh griff sich an den Kopf und stellte fest, dass er tatsächlich seinen Helm trug. Er zog ihn vom Kopf.
Vagro betrachtete ihn genau, dann meinte er: "Tatsächlich, Nesh. Was machst du hier?"
"Dich fragen, ob du mich für ein paar Tage unterbringen könntest", antwortete Nesh.
"Komm rein", meinte Vagro und hielt ihm die Tür auf.
Dahinter war ein Raum mit Holzboden, einem gemauerten Herd, Tisch und Bank. Nesh liess ächzend den Rucksack auf den Boden fallen, dann schnallte er den Schild vom Schulterriemen los und lehnte ihn daran, bevor er sich auf die Bank fallen liess. Vagro holte zwei Becher, füllte sie mit irgendetwas und setzte sich Nesh gegenüber. "Also", sagte er. "Was machst du wieder hier? Hast du das Räubern aufgegeben?"
"Räubern?", fragte Nesh, für einen Augenblick lang verwirrt. Dann fiel ihm ein, dass er Vagro seither nicht mehr gesehen hat. "Schon lange. Wir waren nicht lange Räuber. Dann sind wir nach Westen gegangen, in den Krieg."
"Und der Krieg ist jetzt vorbei?", fragte Vagro.
"Nein." Nesh trank einen Schluck und starrte misstrauisch in den Becher. Was zum Teufel war das? Er war sich sicher, dass Vagro ihn nicht vergiften wollte, aber Vagro trank manchmal selber komisches Zeug. Naja, egal.
"Und was machst du dann hier? Bist du bei beiden Seiten gefeuert worden?"
"Ich bin kein Söldner mehr", sagte Nesh.
Vagro sah ihn überrascht an. "Sondern?"
"Drachenjäger."
Vagro starrte in einige Augenblicke lang an, dann begann er lauthals zu lachen. Nesh ging nicht darauf ein. Als Vagro sich erholt hatte, fragte er: "Also, kann ich ein paar Tage bleiben?"
"Wenns sein muss", meinte Vagro.


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#103

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 01.06.2013 01:02
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Fortsetzung von Naja aus 'Langersee'

Als sie über Bord ging, gefolgt von dem bulligen, an einen Erdklumpen erinnernden Drachen, staunten die Menschen nicht schlecht. Sie hatte ihr Haar zu einem Zopf geflochten, trug eine enge, schwarze Lederrüstung, die ihr erlaubte sich mehr oder weniger frei zu bewegen und metallene Schienen, die wie Silber glänzten. Darüber hatte sie sich nur einen Umhang um die Schultern gebunden und ein langes, für alle sichtbares, Schwert hing an ihrem Gürtel, neben einigen Messern und kleineren Taschen. Der lehmfarbene Drache hatte einen Sattel und liess sich von ihr an den Kettenzügeln führen. Sie mussten ein noch ungesehenes Bild für die Menschen hier darstellen. Durch den Maulkorb schnaubend sah er sich die Nagzwa um sich herum an. Sie suchte sich ihren Weg zum anderen Ende Ravis, denn dort dachte sie einen geeigneten Ort für die Nacht zu finden.


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#104

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 01.06.2013 01:13
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Nesh kehrte etwa zwei Stunden vor dem Mittag von seiner Wache zurück. Er hatte eine vorübergehende Anstellung bei einem Händler gefunden, dessen Lagerhaus er bewachen sollte, weil er - berechtigterweise, wie jeder in Ravi - um seine Ware fürchtete. Es war nicht sehr gut bezahlt, aber immerhin. Er brauchte ein wenig Geld, wenn er bis nach Kor kommen und dort nicht gleich unter die Bettler oder Diebe gehen wollte.
Als er das Haus betrat, war er hundemüde, denn er hatte die ganze Nacht Wache gestanden, aber bevor er sich auf seine Decken werfen konnte sagte Vagro zu ihm: "Hey, ich hab was, das wird dich interessieren. Heute Morgen ist eine Frau im Hafen angekommen, die hat einen Drachen dabei. Ich dachte nur, weil du meinst, du seist jetzt ein Drachenjäger..."
Er grinste. Nesh starrte ihn ausdruckslos an. "Wo ist sie?"
Vagro beschrieb ihm den Weg, Nesh machte rechtsumkehrt und ging dorthin.
Die Drachenfrau hatte sich im Hof zwischen einem Wirtshaus und einer Lagerhalle eingerichtet. Eine grosse Menge Schaulustiger stand schon dort. Von ihnen erfuhr Nesh, dass die Frau eine Jägerin war und der Drache ihr als Reittier diente. Nesh setzte an die Wand eines der Lagerschuppen, den Schild auf den Knien und starrte den Drachen an. Im Lauf der folgenden Stunden zerstreuten sich die Schaulustigen. Nur Nesh blieb dort sitzen und starrte, ohne sich von der Stelle zu bewegen.


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#105

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 01.06.2013 01:19
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Der Drache hatte den Mann bemerkt, bevor sich die Schaulustigen verflüchtigt hatten. Sie waren recht mutige kleine Nagzwa, immerhin trauten sie sich so nahe an einen Drachen heran. Naja war drinnen und ass, soviel er wusste, er lag schon die ganze Zeit da, den Kopf auf den Vorderklauen. Den Mann starrte er jetzt zurück an und schnaubte. Es ärgerte ihn beobachtet zu werden, also rief er Naja, die kurze Zeit später hinaus kam. Die Tür war im Rücken des Drachen und so erschien sie neben ihn, die Hand an seiner Seite entlangstreifend. Sie tätschelte seinen Hals und prüfte den Maulkorb. Sie wusste was den Drachen störte, immerhin hatte er sie darum gerufen, aber sie tat so, als interessiere sie der Mann nicht besonders, dann drehte sie sich zu ihm und lehnte sich mit der Schulter an den Drachen, der Opeih hiess. "Noch nie einen Drachen gesehen?", fragte sie grinsend.


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#106

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 01.06.2013 01:21
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Doch", antwortete Nesh, ohne aufzustehen und ohne den Drachen aus den Augen zu lassen.


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#107

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 01.06.2013 01:22
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Und wieso starrst du ihn so an?", fragte sie und hob eine Augenbraue.


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#108

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 01.06.2013 01:24
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Ich studiere meine Feinde, bevor ich sie angreife", antwortete Nesh ruhig und mit kalter Stimme.


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#109

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 01.06.2013 01:26
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Dann studierst du den falschen", antwortete sie grinsend und stiess sich vom Drachen ab. "Glaubst du wirklich, ich lasse dich einfach so mein Haustier töten?"


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#110

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)

in Dreitan - das Spiel 01.06.2013 01:28
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Erst jetzt sah Nesh die Frau an. Er blickte ihr in die Augen und sagte: "Es hat keinen Zweck einem Mann zu drohen, der den Tod nicht fürchtet. Aber keine Sorge. Ich werde dein Schosshündchen nicht töten, zumindest nicht jetzt. Es gibt genug von ihnen."
Er verzog das Gesicht und spuckte aus.


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