RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 01.09.2012 16:58von Ro Raven •

Sie marschierten einmal mehr quer durch den Wald. Die Bäume hier standen dicht und es lag kaum Schnee auf dem Boden, dennoch war der Weg nicht einfach, denn er führte immer steiler aufwärts und die nasse Erde war rutschig. Zudem wurde es nun dunkel, denn die Sonne war endgültig hinter den Gipfeln der Drachenberge verschwunden. Hier, am südlichen Teil des Langen Sees stiegen ihre hänge steil an, und die Spitzen ragten scharf in den Himmel, wie Zähne.
Ro fragte sich, wo Barôn und der Drache sie hinführen würden. Zu den Bergen hinauf, soviel war klar. Aber wie weit? Ein Bild tauchte in ihrem Kopf auf. Schneeverschneite Täler, die im Sonnenlicht glitzerten. Sie erinnerte sich an Nerda. Die Vrenasza. Sie lebten in den Bergen. Würden sie und ihre Räuber nun ebenfalls zu den Wölfen gehören? Konnten Menschen Vrenasza sein?
Nur die Schritte der Männer klangen durch die Stille des Waldes, und ein gelegentliches Klirren von Metall. Niemand sprach, während die Dunkelheit langsam aus den Schatten kroch und sich ausbreitete. Menschen und Dämonen waren sich eigentlich nicht unähnlich. Beide hatten sie einen starken Willen, wenn es darum ging das zu tun, was sie tun wollten. Beide schätzten ihre Freiheit und waren sich untereinander niemals einig. Beide waren wild und beide waren bereit für das, was ihnen etwas Wert war zu kämpfen. Die Dämonen waren stärker im Kampf. Die Menschen waren mehr. Eine Idee streifte ihren Geist. Im ersten Moment kam sie ihr absurd vor. Aber warum eigentlich?
Sie betrachtete Barôn vor sich. Er war ein Mensch, und nicht mehr der jüngste, vermutlich älter als alle ihre Söldner. Söldner wurden meist nicht sonderlich alt. Und wenn sie alt wurden, dann weil sie irgendwann aufhörten Söldner zu sein. Vielleicht war das der Grund, warum niemandem jemals wirklich bewusst geworden war, dass ein bestimmter Söldnerhauptmann schon viel zu lange Söldner war und viel zu langsam alterte. Weil einfach niemand lange genug mit ihm Söldner gewesen war, um es zu bemerken. Manchmal war es erstaunlich, wie vieles die Leute übersahen. Sie fragte sich, wie sie Nesh das mit den Dämonen beibringen sollte. Irgendwann musste sie es ihm sagen.
Barôn und der Drache führten sie in ein schmales Tal, das zwischen zwei der zackigen Gipfel tiefer in die Berge führte. Die kahlen Laubbäume gingen hier in einen dichten Tannenwald über. Nesh zündete eine Fackel an, und einige der Söldner taten es ihm nach. Bald war es völlig finster. Schliesslich hielt Barôn an. "Hier ist euer Lager."
Im flackernden Schein der Fackeln konnte Ro eine kleine Lichtung ausmachen. Sie war von einer Mauer umgeben, die sie im dunkeln unbemerkt passiert hatten, verschiedene Gebäude aus Holz standen verstreut um einen grossen Platz. Es wirkte verlassen und etwas heruntergekommen, aber nicht so sehr, dass man es nicht schnell hätte instand setzen können. Sie drehte sich zu den Männern um. "Gelände sichern und Feuer machen!"
Die Männer gehorchten. Sie stellten bald fest, dass von den Gebäuden nur wenige noch bewohnbar waren, und stellten deshalb zumindest für die erste Nacht die Zelte auf. Als alles eigenrichtet war, nahm Nesh Ro bei Seite. "Warum sind wir hier?"
"Weil es an der Strasse unten nicht mehr sicher war. Die Magier wären bald gekommen."
"Glaubst du, wir sind sicherer in den Händen der Assassinen?"
Ro nickte. "Ja, das glaube ich."
Nesh seufzte. "Und was werden wir jetzt tun? Was wirst du tun?"
Sie antwortete nicht sofort und Nesh hakte nach. "Du wirst fortgehen, nicht wahr?"
Sie nickte. "Nicht für lange. Einige Tage."
"Wohin?"
"Zu den Assassinen", sagte Ro. "Und dann nach Navrila. Sie werden die Magier angreifen. Und ich mit ihnen."
Nesh schüttelte den Kopf. "Warum? Wie willst du ihnen helfen? Du kannst genauso wenig gegen sie kämpfen wie ich. Du bist keine Magierin."
Ro holte Luft. "Ich bin keine... Magierin. Aber ich habe eine Waffe, vor der die Magier Angst haben. Ich... ich..." Sie zog ihren Säbel und zeigte ihn Nesh. "Du weisst, ich habe diese Klinge von Darez. Sie wurde seit Generationen in unserer Familie weitergegeben. Ich wusste es selbst nicht bis vor kurzem, aber das ist nicht nur eine Klinge wie jede andere. Sie kann Magie... unschädlich machen." Es war schwierig, Worte dafür zu finden.
"Ich verstehe", sagte Nesh traurig. "Wen... wen wirst du als Stellvertreter einsetzen?"
"Dich und Arsa", antwortete Ro.
Nesh nickte. "Versprich mir, dass du zurückkommst."
"Ich verspreche es", sagte sie. Bevor sie sich wehren konnte, drückte Nesh sie an sich. "Ich verspreche es", sagte sie nocheinmal. Aber sowohl sie als auch Nesh wussten, dass sie diese Versprechen vielleicht nicht würde halten können.
Sie befreite sich von Nesh. Dann rief sie Arsa.
Zwei Stunden nach ihrer Ankunft, als das Lager aufgebaut war, und Nesh und Arsa ihre Instruktionen hatte, trat Ro, flankiert von den beiden zu Barôn, der die ganze Zeit am Rand des Lagers gewartet und sie beobachtet hatte. "Ich bin so weit."
Er nickte und stieg auf den Drachen. Sie ergriff die Hand, die er ihr entgegen streckte und schwang sich hinter ihm auf den gefiederten Rücken. Nocheinmal wandte sie sich zu Nesh und Arsa um. "Ihr wisst, was ihr zu tun habt."
Die beiden nickten.
Dann stiess sich der Drache vom Boden ab und gewann rasch an Höhe.
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 21.09.2012 01:28von Ro Raven •

Als Ran weggeflogen war, betrachtete Ro einen Moment lang den Stein in ihrer Hand, bevor sie ihn in eine Gürteltasche steckte und sich umdrehte. Nesh und Arsa standen vor ihr. Arsa musterte sie fragend, Nesh vorallem erleichtert. "Du lebst", sagte er.
"Ja, ich lebe", erwiderte sie, doch es klang nicht so fröhlich, wie es zu erwarten gewesen wäre.
Sie hatte einiges verstanden auf dem Flug hierher. Nagareth war ein Magier, der angeblich vor über tausend Jahren gestorben war. Aber er war nicht tot. Er lebte noch immer. Das bedeutete, er lebte wesentlich länger, als irgendein Wesen eigentlich leben sollte. Allein diese Tatsache erfüllte sie mit Wut. Wobei... die Drachen lebten auch sehr lange... Sie beschloss, dass sie sich über diese Tatsache später einmal Gedanken machen musste.
Der zweite Punkt war - und davon wusste Vakra nichts, aber sie spürte es - dass Nagareth damals, vor zwölfhundert Jahren, Lord Srok etwas angetan hatte, was einen Hass auslöste, der so heftig war, dass er sich durch das Blut von Generationen zog. Einen Hass, der immer in ihr gewesen war, auch wenn sie nicht gewusst hatte, dass er existierte. Einen Hass, der in ihr das Verlangen weckte, Nagareth zu töten, nein, ihn leiden zu lassen, und diese uralte Rache endlich zu vollziehen.
Manches hingegen verstand sie nicht. Sie verstand nicht, was Nagareth Lord Srok angetan hatte. Sie verstand nicht, warum gerade sie von alldem erfahren hatte. Warum Nagareth sie herausgefordert hatte, und nicht ihren Vater oder Grossvater. Warum sie in die Tunnel gelangt war und mit diesem etwas gesprochen hatte, das keinen Namen hatte. Warum es ihre Aufgabe war, diesen aussichtslosen Kampf aufzunehmen.
Dann Nagareth war mächtig. Er war der mächtigste Magier seiner Zeit gewesen, und damals war überhaupt vieles noch stärker gewesen. Sie war nur eine Kriegerin von neunzehn Jahren, mit einer Waffe, die sie nicht einsetzen wollte, weil sie schlimmer war als der Tod.
Sie schluckte und blickte Nesh und Arsa an. Dann blickte sie über die Männer, die sich um sie versammelt hatten. Lord Srok hatte gekämpft, und nicht nur mit Magie. Er war ein Heerführer gewesen. Also musste es möglich sein, auch mit Nichtmagiern gegen Magier zu kämpfen. Sie schluckte abermals und räusperte sich, dann befahl sie: "Brecht das Lager ab. Wir gehen. Arsa, Nesh, kommt mit mir. Ich habe euch etwas zu sagen."
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 01:12von Ro Raven •

Sie ging mit den beiden in die Nähe der Mauer, wo sie ungestört waren und wies sie an, sich zu setzen. Dann erzählte sie, was an diesem Tag geschehen war, wenn auch nicht alles. Sie erzählte, dass sie gegen die Magier gekämpft hatten, und dass sie mit ihrem Säbel Magie abwenden konnte. Sie erzählte nicht, was sie damit noch getan hatte. Sie erzählte von Nagareth, dass er ein uralter Magier war, und ihr Feind. Sie erzählte nichts von Lord Srok und von dem Hass in ihrem Blut. Sie erzählte, dass der Angriff schlussendlich gescheitert war, auch wenn sie den Magiern einige Verluste eingebracht hatten. Dann schwieg sie.
Nesh schwieg ebenfalls. Arsa sah sie stirnrunzelnd an. Sie schluckte. Es gab noch etwas, was sie ihnen sagen musste. Aber sie wusste nicht, wie sie beginnen sollte. Sie holte Luft. "Was... was wisst ihr über Dämonen?"
"Wie kommst du jetzt darauf?", fragte Arsa befremdet. "Das sind doch nur Schauergeschichten."
Nesh sah sie genau so ratlos an. "Das übliche. Dass sie Menschen auflauern und einfangen, um sie in Käfigen zu halten. Dass sie Blut trinken. Dass manche von ihnen die Gestalt verändern können. Aber Arsa hat recht, das ist völliger Quatsch. Dämonen gibt es nicht."
Sie holte wieder Luft. "Ihr habt in einem Punkt Recht. Was man den Kindern erzählt ist völliger Mist. Diese Wesen gibt es nicht. Aber die Dämonen, die gibt es." Schnell fuhr sie fort: "Ihr kennt die Elfen, und die Zwerge. Sie sind recht ähnlich wie Menschen, aber sie sind auch anders. Sie sind ein anderes Volk. Auch die Dämonen sind ein Volk. Und sie sind den Menschen noch ähnlicher als die Elfen und die Zwerge. So ähnlich, dass die meisten Menschen sie für ihresgleichen halten. Aber sie sind in gewissen Punkten auch so anders, dass es auffällt."
Arsa blickte drein, als glaube er, sie wollte ihn veräppeln, aber in Nesh's Blick lag etwas wie ein Ahnen, das er selbst noch nicht wirklich begriff. Er hatte Darez Raven gekannt. Und Darez Raven war in gewissen Dingen sehr anders gewesen als die übrigen Soldaten.
Sie biss sich auf die Lippe und rang mit sich, doch schliesslich sagte sie, was gesagt werden musste: "Mein Vater war ein Dämon."
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 01:31von Ro Raven •

Beide rissen die Augen auf. Arsa kniff sie schnell wieder zusammen. Er war skeptisch. Nesh hingegen glaubte ihr sofort. "Und... und du?", stammelte er.
Sie seufzte. "Ich bin ein Mischling. Ein Halbdämon."
Arsa schüttelte den Kopf. "Ich habe noch nie von diesen Dämonen gehört."
"Ich weiss", sagte Ro. "Das geht fast allen Menschen so. Ich glaube, das liegt zum Teil daran, dass es gar nicht so viele Dämonen gibt. Viel weniger als Menschen und wahrscheinlich auch weniger als Elfen und Zwerge. Und die wenigsten von ihnen wollen etwas mit den Menschen zu tun haben, deshalb leben sie an Orten, wo kaum ein Mensch hingeht. Ich glaube in der Wüste Hislark gibt es ein Dorf. Und hier in den Bergen ist eine Stadt." Sie deutete vage nach Westen. "Von dort kam mein Vater." Sie schluckte. "Er ging zu den Menschen, aber kaum ein Dämon tut das. Und die, die es tun, werden als Menschen wahrgenommen."
Arsa wirkte immer noch skeptisch. "Wenn sie den Menschen so ähnlich sind, was ist dann der Unterschied zwischen ihnen?"
"Sie werden älter", antwortete Ro. "So alt wie die Elfen. Die meisten sind sehr gute Kämpfer. Aber vorallem ist es ein Unterschied im Denken. Dämonen ticken irgendwie anders als Menschen. Sie sind viel schneller wütend, und wenn sie wütend sind, rasten sie schneller aus. Ausserdem sind sie nicht so... sozial."
Nesh hob die Augenbrauen. "Und wie denkst du?"
Sie grinste schief. "Mal so, mal so. Normalerweise glaub ich eher wie ein Mensch. Aber wenn ich kämpfe, dann bin ich Dämon."
"Das dachte ich mir", meinte Nesh. Dagegen konnte auch Arsa nicht viel sagen. Schliesslich hatte er sie oft genug im Kampfrausch gesehen.
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 01:44von Ro Raven •

Als sie aufbrachen, war es schon fast dunkel, und einige der Soldaten maulten, aber Ro bestand darauf, dass sie sofort gingen. Sie waren nicht weit gegangen, als eine dunkle Gestalt vor ihnen auf den Weg fiel. Ein Assassine. Ro musterte ihn kalt. "Was ist?"
"Wohin wollt ihr gehen?", fragte der Assassine.
"Fort", antwortete Ro knapp. "Oder ist uns das nicht erlaubt?"
Der Assassine zögerte. Vermutlich wusste er gar nicht, ob es ihnen erlaubt war oder nicht. Anscheinend hatte Ran für diesen Fall keine klaren Befehlte gegeben. Ro beschloss ihrem Standpunkte der Sache etwas Nachdruck zu verleihen. "Ich glaube nicht, dass du versuchen willst, uns festzuhalten. Wir hängen an unserer Freiheit."
Der Assassine zischte, doch schliesslich sagte er: "Dann geht. Aber glaubt nicht, ihr könntet euch uns wirklich entziehen, wenn wir euch fangen wollten."
"Sag, was du willst", sagte Ro, und ging ohne ihn weiter zu beachten an ihm vorbei.
Sie marschierten die ganze Nacht hindurch. Im Morgengrauen legten sie eine Rast ein, und gegen Abend erreichten sie Ravi. Sie schlugen ihre Zelte am Rand der Stadt auf und Ro liess Wachen patroullieren, damit das Gesindel von Ravi nicht auf dumme Gedanken kam. Dann machte sie sich zusammen mit Nesh und einigen weiteren Männern auf in die Stadt. Sie wusste nicht wirklich, was genau sie tun sollte. Weiter gegen die Magier kämpfen? Nagareth jagen? So oder so, sie brauchte Informationen. Über die letzten Monate, die sie in der Wildnis verbracht hatten, konnte einiges geschehen sein.
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 23.09.2012 17:11von Ro Raven •

Schlussendlich waren sie in einer Schenke gelandet, was eigentlich zu erwarten gewesen war. Herausgefunden hatten sie so gut wie nichts. Kein Mensch hatte jemals was von Nagareth gehört, und von den Magiern hatten sie genau so wenig eine Ahnung. Irgendwie war es erschreckend, dass diese Leute so keine Ahnung davon hatten, was sich drohte abzuspielen, dass sie nicht einmal etwas ahnten von der Gefahr, die auf sie lauerte. Und das wirklich erschreckende dabei war, dass sie es bis vor kurzem auch nicht getan hatte.
Sie waren nun seit mehreren Tagen in Ravi, genau genommen seit knapp einer Woche. Und auch wenn sie nichts über die Magier erfahren hatten, so gab es doch einige Neuigkeiten. Wobei es eigentlich kaum mehr als Gerüchte waren. Gerüchte von Flüchtlingen aus dem Westen. Gerüchte von Krieg. Aber niemand wusste genaues, oder ob die Gerüchte überhaupt stimmten, denn nach Ravi waren keine Flüchtlinge gekommen. Was insofern logisch war, dass wohl keiner ohne genügend Vorbereitung - was ein Flüchtling ja nicht hatte - die Wüste Hislark durchqueren konnte.
Sie hob den Krug, um einen Schluck zu Trinken und bemerkte Dolma's starren Blick. "Ich glaube du solltest dich mal umdrehen", wisperte er.
Ihr stellten sich die Nackenhaare auf, noch bevor sie wirklich begriff, das jemand hinter ihr stand. Langsam wandte sie sich um. Eine hochgewachsene, dunkel gekleidete Gestalt stand vor ihr, die schmalen Lippen zum Anflug eines spöttischen Lächelns gekräuselt. "Ich dachte mir, dass ich dich hier finde."
Ro stand auf. "So schwierig war das wohl auch nicht." Ihre Gedanken rasten. Wie zum Teufel war er so schnell hierhergekommen? Sie rechnete nach. Nur eine Woche war vergangen. Er musste geritten sein wie der Teufel. Aber warum?
"Kann ich dich unter vier Augen sprechen?", fragte Vakra und sein Blick schweifte abschätzig über den vollen Schankraum.
"Natürlich", erwiderte Ro, bedeutete ihren Männern sitzen zu bleiben und folgte ihm nach draussen.
In einer stillen Nebengasse blieben sie stehen. Vakra musterte sie. "Du hast mich nach Lord Srok und nach Nagareth gefragt. Liege ich richtig in der Annahme, dass du ausser von mir noch nie von den beiden gehört hast?"
Sie nickte. "Ja."
Er schnaubte. "Dann hat Darez einiges versäumt. Es gibt einiges, was du wissen musst."
Sie sah ihn verwirrt an, und er begann knapp zu erzählen. "Lord Srok und Nagareth sind beide untrennbar mit dem Schicksal der Dämonen verbunden. Lord Srok als der grösste Held in unserer Geschichte, Nagareth als der grösste und gefährlichste Feind. Beide haben unser Volk zu ihrer Zeit nachhaltig verändert, und beide sowohl zum Guten als auch zum Schlechten. Beide waren Fanatiker. Beide waren zumindest zu einem Teil wahnsinnig." Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. "Ich schätze zumindest Lord Sroks Art von Wahnsinn dürftest du kennen. Er zieht sich durch alle Generationen unserer Familie."
Sie schluckte und nickte.
"Nagareth hasste die Dämonen", fuhr Vakra fort. "Es ist unbekannt, ob er ein Elf oder ein Mensch war, oder ein Mischling, aber er war ein starker Magier. Warum er uns hasste, ist nicht überliefert. Aber er wollte die Dämonen vernichten, das gesamte Volk. Viel hätte nicht gefehlt, aber schliesslich ist er gescheitert."
Vakra sah sie an. "Lord Srok und Nagareth sind beide seit langer Zeit tot, und höchst wahrscheinlich sind sie sich niemals begegnet, aber sie verkörpern die beiden Seiten des Konflikts um unser Volk, und dieser Konflikt ist längst nicht tot. Lord Srok und Nagareth haben beide ihre Nachfolger. Das Schicksal der Dämonen hängt nicht wenig vom Verhalten dieser Leute ab." Er kniff die Augen zusammen. "Denk daran: ein Held kann einem Volk genauso schaden wie ein Feind. Lord Sroks Tod hätte die Dämonen genau so leicht vernichten könne, wie Nagareths Leben. Lord Sroks Ehrgeiz war genauso tödlich wie Nagareths Hass." Darauf schwieg er.
"Warum hast du mir das gesagt?", fragte Ro leise.
"Du bist der Erbe", antwortete Vakra. "Deshalb musst du manche Dinge wissen. Und wenn dein Vater sie dir nicht gesagt hat, dann muss ich es eben tun." Er schien einen Moment zu zögern, dann sagte er: "Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe. Und denke daran, wenn du handelst."
Damit ging er davon. Sie blickte ihm nach, ohne zu wissen, was sie sagen sollte. Sie war sich nicht sicher, ob sie seine Botschaft wirklich begriffen hatte. Und er hatte nicht in allen Punkten recht. Lord Srok und Nagareth waren sich begegnet. Und Nagareth lebte immer noch. Obwohl... war es wirklich so? Oder war der Magier, der gesagt hatte, er sei Nagareth, nur einer seiner Nachfolger gewesen? Und der Hass in ihrem Blut nicht der persönliche Hass Lord Sroks gegen Nagareth, sondern der Hass eines Gegensatzes, der sich durch alle Generationen zog? Sie wusste es nicht.
Langsam machte sie sich auf den Rückweg zum Wirtshaus.
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 24.09.2012 00:41von Ro Raven •

Als sie zum Lager zurückkehrten, wurden sie schon erwartet. Lor stand mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen Wut und bösem Grinsen lag da und platzte heraus, als könnte er es kaum erwarten, ihr die Neuigkeit zu verkünden: "Wir haben einen erwischt."
"Einen was?", fragte Ro verständnislos.
Lor grinste triumphierend. "Einen Dieb. Hat versucht, uns Vorräte zu klauen."
Ro hob die Augenbrauen. "Lebt er noch?"
"Als ich ihn zuletzt gesehen hab, hat er noch gelebt", meinte Lor schulterzuckend. "Aber das heisst natürlich nichts."
"Wo ist er?", fragte Ro schnell, und sie war sich nicht ganz sicher ob sie es damit so eilig hatte, um zu verhindern, dass sie ihn umbrachten, oder eher um sich den Spass nicht entgehen zu lassen.
Lor führte sie zu einem kleinen Platz zwischen den Zelten, wo ein Mann am Boden kauernd an einem Pflock festgebunden war. Er blutete aus mehreren Wunden und sein Gesicht war ziemlich zerschlagen, aber er wirkte noch recht lebendig, und auch nicht sehr schwer verletzt. Zwar bewegte er sich nicht sonderlich viel, aber Ro spürte seine Angst, und es war nicht die Angst eines Mannes an der Schwelle zum Tod, sondern eher die eines, der auf eine Fluchtmöglichkeit sann.
Sie trat vor ihn hin, und sein Blick fuhr von ihren Stiefeln zu ihrem Gesicht hoch. Er zuckte zusammen unter ihrem kalten Blick.
"Du bist also der Dieb, der unsere Vorräte klauen wollte", fragte sie mit bedrohlich leiser Stimme. Seine Angst schmeckte süsser als Met auf ihrer Zunge. Es konnte nicht schaden, sie noch etwas anzustacheln. "Weisst du, was Söldner mit Dieben machen, die sie erwischen?"
Die Männer lachten dreckig, und der Dieb kauerte sich zusammen. Ro's Lippen verzogen sich zu einem bösen Grinsen. "Lor, zähl ihm doch mal ein paar Dinge auf."
Lor begann sofort. Die ersten zwei Vorschläge waren noch recht harmlos, aber er kam schnell zu Grausamkeiten, die jedem normalen Menschen den Magen umgedreht hätten. Aber Söldner verhielten sich nicht mehr wie Menschen, wenn sie in einer Gruppe waren. Dann taten sie alles, auch Dinge, die sie sonst niemals getan hätten. Und sie selbst - naja, da brauchte man nicht viel zu sagen. Sie war sowieso halb wahnsinnig.
Schliesslich warf sich der Dieb wimmernd zu Boden. "Gnade", winselte er. "Ich wollte euch nicht bestehlen. Aber ich brauchte doch essen. Ich habe seit Wochen fast nichts gegessen, und ich bin die ganze Zeit gelaufen. Ich war die ganze Zeit auf der Flucht, immer die Feinde im Rücken. Bitte, bitte, verschont mich."
Der Säbel war schneller in ihrer Hand, als sie denken konnte. Seine Spitze streifte die Kehle des Diebs und drückte sie hoch. "Vor wem bist du geflohen?"
"Vor dem Krieg", wimmerte der Mann. "Sie haben die Dörfer zerstört. Alles brennt. Sie haben schwarze Wölfe. Lasst mich leben."
Der Kerl war völlig durch den Wind. Ob es an seiner Angst vor dem war, was die Söldner ihm antun könnten, oder wegen dem, was er im Krieg gesehen hatte, konnte Ro nicht mit Bestimmtheit sagen. Es war ihr auch scheissegal. nur eines interessierte sie. "Wo ist dieser Krieg?"
"Im Westen", stammelte der Dieb. "Am Loney."
Ro's Gedanken flogen. Eine Idee nahm Gestalt an. Sie fasste einen Plan, verwarf ihn, holte ihn wieder hervor, korrigierte. Sie begann zu Grinsen. "Leute!", rief sie so laut, dass alle umstehenden sie hören konnten. "Wir gehen zum Loney!"
If you're going through hell, keep going.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 08.04.2013 23:35von Randreyah •

Dezember 307
Es regnete. Seit sechs Stunden war sie schon in Ravi. Das Pferd, welches Growndrill hergetragen hatte, war nun im Besitz eines Bauern, welcher einige Kilometer weiter Westlich in einer kleinen Siedlung seinen Hof hatte. Ran seufzte und nahm einen Schluck des heissen Tees vor ihr. Growndrill war auf einmal in seiner alten Drachenform aufgetaucht. Sie wusste nicht wieso, doch es spielte im Grunde genommen auch keine Rolle. Er schien diese Form für etwas gebracht zu haben, doch er hatte nicht gesagt für was. Nachdem er sie vor Ravi abgesetzt hatte, war er nach Süden verschwunden. Die Eisfee hatte er bei ihr gelassen un dhatte irgendetwas von der Feste geredet und dass er erst am nächsten Tag kommen würde und Drewngard ihn begleiten würde. Ran nahm einen weiteren Schluck. Wieso hatte er Aries fortgeschickt? Sie hätte ja selber nach Osten reisen können, aber nein Growndrill musste ja unbedingt darauf bestehen, dass sie auf ihn wartete sie.
"Und was tust du in der Zwischenzeit?", fragte die klingende Stimme der Fee auf ihrer Schulter. "Schlafen", antwortete Ran und erhob sich. Sie liess sich den Weg zu ihrem Zimmer zeigen. Es war ein kleiner Raum auf dem zweiten Stockwerk in dem sich nicht mehr befand als ein grosses Bett, ein Schrank, ein Nachttisch und eine Öllampe. Ran trat ein und schloss hinter sich ab. Das Gasthaus war am Nördlichen Stadtrand von Ravi. Es lag nahe am See und war relativ ruhig, denn nur die wenigsten konnten sich eine Unterkunft hier leisten. Sie fragte sich kurz, woher ihr Vater das Gold dazu hatte sich und ihr eine solche Unterkunft zu finanzieren, doch verscheuchte den Gedanken schnell wieder. Die Fee sass gelangweilt am Fenster und sah durch das kleine Fenster zum See hinaus. Ran warf sich auf das Bett und schlief kurz darauf ein.
some men just want to see the world burn

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 11.04.2013 00:27von Randreyah •

Am nächsten Morgen traten zwei Männer ins Gasthaus ein. Männer die nicht aussahen wie Menschen, noch Elfen. Die Leute musterten sie misstrauisch, waren es Halbblüter? Ihre Ohren waren nicht gerade spitz, aber auch nicht rund, ihre Augen glitzerten silbern und grau und ihr Haar fiel ihnen leicht und wie fliesendes Metall über die Schultern. Sie trugen keine Rüstung, noch seidenes Gewand, sondern Kleidung normaler Bürger. Der Wirt schielte zur Frau, die sich sofort erhob. Kannte sie die Männer? Jedenfalls konnte sie nicht eine von ihnen sein, auch wenn ihr Gesicht ähnliche Züge hatte wie der ältere der beiden. Wenn er denn älter war, denn beide Männer wirkten alterslos. Der Wirt seufzte und widmete sich wieder den Krügen, die er wachen und abtrocknen musste. Egal wie sie zu einander standen, es ging ihn nichts an.
Ran trat Growndrill entgegen. Er war also wieder als Nagzwa unterwegs. "Wie sollen wir jetzt nach Osten kommen?", fragte sie und verschränkte die Arme. "Ich freue mich ebenfalls dich zu sehen, Neyla", sagte er ausdruckslos, so wie er alles sagte. Die Fee auf Rans Schulter kicherte. "Und Drewngard hast du ebenfalls mitgebracht... Willst du mir die Reise etwa noch mehr erschweren? Du hättest Aries nicht fortschicken dürfen", redete Ran weiter. "Rao und Tao bringen uns weiter", mischte sich Drewngard ein. "Rau und Tao sind hier?", fragte Ran erstaunt und liess die Arme sinken. Waren die Drachen etwa in der Stadt? "Sind sie etwa jetzt auch Nagzwa?" Growndrill schüttelte den Kopf. "Sie warten am Stadtrand... Wir sollten uns beeilen", sagte er und ging zur Tür hinaus. Ran zögerte, wandte sich zum Wirt und zahlte, dann schnappte sie sich ihr Gepäck, dass sie bei ihrem Tisch gelassen hatte und folgte den beiden nach draussen. Dort erwartete sie der Nebel der Stadt. Es war noch relativ früh am Morgen und die Kälte schlich sich feucht in die Knochen. Überall ertönten Rufe, ein Markt war nahe den Fischerbooten aufgestellt. Doch die Stadt wirkte nicht einladend. Die Strassen waren unbefestigt und der Dreck verschmutzte auch jetzt im Frühjahr jeden Stiefel und jedes Rad dass über die Wege ging oder rollte. Gestalten tummelten sich in den Schenken, liessen sich für die Schiffe anheuern, die sie den Malven hinauf bringen würden. Eine lange Reise, doch viele waren Flüchtlinge, die meisten Räuber oder Söldner. Sie alle suchten ein anderes Leben, andere die Möglichkeit ihr bisheriges fortzusetzen. Die meisten Kinder waren verlumpt und sie alle suchten den nächst besten Händler, dem sie einige Münzen aus den schweren Taschen ziehen konnten.
Growndrill hielt einen Seemann, der an ihnen vorbeiging am Arm an. "Wieso wollen alle nach Norden?", fragte er mit seiner tiefen, grollenden Stimme. Der Mann zögerte, verunsichert vom kalten Blick, der sich durch seine Augen in seinen Verstand zu bohren schien. "D..Die meisten wollen irgendwie nach Nurmen kommen... Sie hoffen, dass es Nurmen besser geht, als den unteren Gebieten der Nachtzinne... Es gibt auch ein Gerücht, dass in einem Dorf dort oben Soldaten und Seemänner angeheuert werden... Ich weiss nicht genau", antwortete er und ging schnell weiter, sobald der Drache seinen Arm losgelassen hatte. "Es ist nicht deine Armee, oder?", fragte Growndrill Ran, die hinter ihm stand, die Kapuze ins Gesicht gezogen und die Hand an einem grossen Messer bereit. "Nein", antwortete sie knapp. "Wir suchen uns jetzt ein Schiff. Mit dem fahren wir bis zum Zentrum des Langen Sees, von dort aus schwimmen wir", sagte Growndrill und setzte seinen Weg fort. Ran wollte etwas erwiedern, aber sie verbiss sich die Worte. Wie stellte er sich vor, von dort aus zu schwimmen?
some men just want to see the world burn

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 14.04.2013 12:51von Randreyah •

Sie standen an der Reling eines Fischerbotes. Es suchte sich den Weg nach Norden. "Kommt dir nichts seltsam vor?", fragte Drewngards dunkle Stimme an Rans Seite. Er gebrauchte die alte Sprache, so dass sie niemand verstand, ausser Growndrill, der jedoch momentan nicht hinhörte. "Was?", fragte sie und sah die Wellen an, die das Schiff aufwühlte. "Wieso wollen die Männer nach Nurmen und nicht zur Nachtzinne?", sagte er und Rans Blick schnellte zu ihm. "Sie sind weit auseinander. Vielleicht sind sie Flüchtlinge. Soldaten, Söldner, oder Bauern, die nur so weit weg wollten, wie es nur geht." Drewngard schüttelte den Kopf. "Es muss einen anderen Grund geben. Stell dir vor, dein Schüler hätte sie angeheuert. Er muss den Ruf ebenfalls gehört haben, hält sich selber am Nazrev auf, sammelt eine Armee aus den Überbleibseln der der Nachtzinne in Nurmen und..." - "Wieso sollte er das tun? Es wurden einige Magier aus Nurmen unter denen gefunden, die dem Ruf gefolgt sind... Aber er kann doch schlecht wissen, was es wirklich mit der Magierschule auf sich hat." - "Ausser jemand hat es ihm gesagt", mischte sich Growndrill ein. "Die einzigen, die davon wissen, sind die Drachen und Halbdrachen. Ich glaube kaum, dass", Ran stockte. "Denkst du wirklich, ein Drache könnte einen Pakt mit ihm haben? Ist das der Grund, wieso du und diese Fee hier seid?" Growndrill antwortete nicht, sondern verkündete, dass sie in einer halben Stunde das Schiff verlassen würden.
some men just want to see the world burn

![]() 0 Mitglieder und 9 Gäste sind Online |
![]()
Das Forum hat 111
Themen
und
30462
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |