RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 10.07.2014 15:21von Randreyah •

"Wenn ich euch ein Wegstück begleiten soll, sagt es ruhig... Es ist nicht leicht mit einem Säugling allein zu reisen...", murmelte er und schloss kurz die Augen. Menschen waren kompliziert, aber so schön warm. Und er war doch etwas müde von der Reise und Jagd... Wie es Idril wohl ging?
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RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 10.07.2014 21:26von Armelion •

Idril war versucht gewesen sich wieder vor dem Unterricht zu drücken, doch Delleas Warnung hallte noch immer in ihren Ohren nach. Sie hatte eine ziemliche genaue Vorstellung wie diese Konsequenzen aussehen würden, doch sie hatte keine Lust herauszufinden, ob ihre Gedanken auch der Wirklichkeit entsprachen. Also blieb sie sitzen.
Ein lauter Knall weckte sie aus ihrem Schlummer und vor Schreck fiel sie fast von der Bank. In letzter Sekunde schaffte sie es ihr Gleichgewicht wiederzufinden und schaute zu einer wütenden Priesterin hoch. Heute schien wohl nicht ihr Glückstag zu sein. "Du bleibst hier und lernst, das erste Morgengebet auswendig.", sagte die Frau kühl und legte einen dicken Wälzer auf Idrils Knie. "Erste Seite und wage es nicht aufzustehen, bevor du es perfekt beherrschst. In einer halben Stunde komme ich wieder."
Idril lag es auf der Zunge zu behaupten, dass sie nicht lesen könne, bis sie sich daran erinnerte, dass sie in der vorherigen Stunde einen kurzen Absatz hatte vorlesen müssen. Sobald die Priesterin aus dem Zimmer war, stiess sie einen langen Seufzer aus und öffnete das Buch. Zu ihrem grossen Verdruss nahm das erste Morgengebet zwei Seiten ein. Durch das Fenster drang das Lachen der anderen Novizinnen. Offensichtlich hatten sie jetzt Zeit für sich. Wütend fixierte sie die Worte vor sich und begann zu lesen.
Eine Stunde später trottete sie wutentbrannt aus dem Zimmer. Die Priesterin hatte sie wegen jedem kleinsten Fehler von vorne beginnen lassen. Warum war es so wichtig wie man die Göttin in welcher Zeile nannte? Es war ein Gebet an die gleiche Person. Die Göttin sollte es doch auch so verstehen. Idril ging rüber zum Kirschbaum, sammelte ein paar der süssen Früchte und suchte sich dann einen Platz auf den Bänken im Garten. Eines der älteren Mädchen setzte sich nach einiger Zeit zu ihr und stahl ihr mit einem schelmischen Grinsen eine Kirsche.
"Harter Einstieg was?"
Idril brummte nur missgelaunt.
"Man gewöhnt sich rasch daran. Im Vergleich zu mir, bist du noch gut weggekommen. Ich kriegte gleich am ersten Tag eine Tracht Prügel."
"Was hattest du denn angestellt?"
"Ich warf der Priesterin das Buch an den Kopf und nannte sie eine ewig meckernde Ziege.", erwiderte sie lachend.
Idril musste wieder Willen ebenfalls lächeln. "Warum hast du das denn getan?"
"Ich habe mich dann noch gefürchtet und der einfachste Weg war die Angst mit Zorn zu überdecken. Als ich etwas jünger war als du, brannte unser Haus ab. Mein Vater trug mich raus und ging zurück um meine Mutter ebenfalls zu holen. Dann brach das Dach ein."
"Das tut mir leid."
"Ich bin darüber hinweg und es gibt viele solche Geschichten. Meine ist zwar traurig, doch ich fände es weitaus schlimmer, wenn mich meine Eltern nicht gewollt hätten und mich daher in das Kloster gesteckt hätten. Gail ist das passiert. Ihre Eltern wollten unbedingt einen Sohn und sie hatten nicht genug Geld um alle Kinder durchzufüttern. Ich heisse übrigens Alva."
"Ich bin Idril.", erwiderte das kleine Elfenmädchen.
"Wenn du willst, werde ich dir ein paar Details über die Priesterinnen erzählen. Es ist immer gut zu wissen, wen man wie überzeugen kann. Unsere Lehrerin hast du ja bereits kennengelernt. Bei ihr machst du am meisten Eindruck, wenn du die Gebete auswendig vortragen kannst. Übe sie am Anfang ein wenig und dann hast du damit bei ihr schon ein paar Pluspunkte gesammelt. Dellea ist freundlich, aber du solltest dich gut an die Regeln halten und dich nicht von ihr erwischen lassen, wenn du den Unterricht schwänzt." Alva fuhr mit ihrer Liste fort und dieses Mal hörte ihr Idril aufmerksam zu. Es war immer gut zu wissen, wie man jemandem um den Finger wickeln konnte.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 10.07.2014 22:03von Armelion •

Gerade als Alva mit ihren Ausführungen fertig war, kam eine der Priesterinnen und rief sie zum Mittagsgebet. Idril folgte Alva dicht auf den Fersen. Sie hatte das Gefühl soeben eine neue Freundin gefunden zu haben. Drewngard war allerdings nirgends zu sehen. Zu gerne hätte sie noch gewusst, was der Drachenmann gerade tat. Hatte er der Frau bereits die Botschaft übertragen können? Bevor sie weiter ihren Gedanken nachhängen konnte, wurde sie neben Alva aufgestellt. Sie kniete neben dem älteren Mädchen auf den Boden und faltete die Hände so wie sie es gelernt hatte.
Ihr Bauch grummelte hörbar. Hoffentlich gab es nach dem Gebet noch was zu essen. Die paar Kirschen hatten nicht ausgereicht um ihren Hunger zu stillen.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 10.07.2014 22:17von Randreyah •

"Das hoffe ich doch", meinte der Drache und strich ihr ein letztes Mal über die Haube, bevor er sich erhob und verschwand. Er machte sich aif in den Garten. Die Novizinen waren nicht zu überhören und es wunderte ihn, wie es Idril so ging.
Aber als er dort ankam, gingen die Novizinen zum Mittagsgebet. Er seufzte und machte es sich beim Kirschbaum bequem. Vielleicht konnte er sie noch kurz vor dem Mittagessen sehen.
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RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 11.07.2014 08:13von Armelion •

Nach dem Mittagsgebet strömten die jüngeren Novizinnen wieder in Richtung Garten, während die älteren noch im Raum verharrten um ein persönliches Gebet an die Göttin zu richten. Ein paar der Mädchen wurden beim Eingang abgefangen und zum Küchendienst abkommandiert, doch Idril schaffte es herauszukommen ohne für diese unliebsame Aufgabe ausgewählt zu werden. Sie lief wieder rüber zum Kirschbaum, wo sie Drewngards bekannte Gestalt gesehen hatte und setzte sich neben ihn. "Hast du es ihr sagen können?", fragte sie neugierig.

RE: Ravi (Südwestufer des langen Sees)
in Dreitan - das Spiel 11.07.2014 12:52von Ro Raven •

Alysia kniete noch in der Kapelle, die Hände zum Gebet gefaltet. Sie hatte nie viel mit irgendwelchen Göttern anfangen können, aber wenn es irgendeinen verdammten Gott oder eine Göttin tatsächlich gab, dann sollte sie machen, dass es Maenavry gut ging. Und dass er aufhörte, nach ihr zu suchen und sie zu vermissen. Und dass er dem Kind, wie und wann auch immer, tatsächlich eines Tages begegnete. Und vielleicht auch, dass sie sich irgendwann wieder sahen, irgendwann, aber nicht jetzt.
If you're going through hell, keep going.


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