Immernoch Mitte Juli

Drei Tage später war er schließlich wieder dort.
Der Leiter der Werft begrüßte ihn. "Wir haben alle Männer, die auch andere Tätigkeiten beherrschen und dazu bereit waren, woanders eingesetzt. Dadurch können wir auch ein bisschen expandieren auf Dauer. Ein paar der Lagerarbeiter haben nun einen Vertrag bei unseren Konkurrenten, diese haben uns sogar eine ganz nette Summe dafür bezahlt, immerhin sind es bereits gelernte Fachkräfte und ich hab ihnen vorgegaukelt, ich müsse sie verkaufen, weil ich sie nichtmehr bezahlen kann, wegen Geldproblemen."
Er lachte kurz auf.
"Also, du kannst ab heute anfangen zu arbeiten. Allerdings weiß ich nicht, wie ich dich bezahlen soll, solange ich noch nicht gesehen habe, wie du arbeitest. Also wirst du eine Woche lang zur Probe arbeiten und dafür den normalen Lagerarbeiterverdienst bekommen. Wenn du hälst, was du versprichst, kannst du das Doppelte bekommen, vielleicht sogar noch mehr, liegt ganz an dir. Aber tu dir selbst einen Gefallen und erzähl es nicht rum, wenn du mehr bekommst. Und versuch auf keinen Fall zu wirken, als ob du dich für was Besseres hälst, kommt nicht gut. Die Lagerscheunen befinden sich am Hafen, such einfach nach einem umzäunten Gelände, an dessen Eingang ein Schild hängt "Dravjeson, Werftunternehmen und Lager". Du gibst dem Wächter dieses Schreiben", er hielt es ihm hin udn Neshatar nahm es entgegen, "und gehst dann zu einem zweistöckigen Gebäude, das aussieht wie ein Wohnhaus. Da drinnen kannst du nach Lasle fragen, er ist der Vorarbeiter in den Lagern. Ihm zeigst du dann auch den Wisch und erklärst ihm, dass du ab heute hier probearbeitest. Deine Fähigkeiten wirst du ihm am Besten auch schildern, er weiß ja schon worum es geht und kann dir dann sagen, wie er dich am Besten einsetzen kann. Heute kommen glaub ich auch wieder mehrere Handelsschiffe rein, deren Waren wir ausladen. Ach ja, wenn es gerade nichts im Lager gibt, kannst du bestimmt auch an den Reparaturdocks helfen, die haben da oft schweren Kram zu schleppen, wenn mal ein Mastbruch ist oder sowas. Viel Erfolg!"
Damit hielt er Neshatar die Tür auf, der noch einmal alles im Kopf durchging und dann zum Hafen lief.
Er hielt den Kopf in den frischen Wind, der heute durch die Stadt fegte. Was ein Tag. Es sah nach Regen aus, aber irgendwie hatte das Ganze eine gemütliche Atmosphäre.
Dennoch war er etwas nervös, was seine neue Beschäftigung anging. Immerhin, er würde selber Geld verdienen und wenn er es gut machte, konnte er sich und Livaleth davon versorgen. Er schauderte. Wie eine normale Person. Wie Jedermann. Wie ein Niemand.
War das die Pforte zu einem Leben, das er nichtmehr ohne verantwortungslos zu sein, verlassen konnte?
Ein Kloß saß in seinem Magen, als er daran dachte, dass ihm die Zeit, als er noch Aufträge für die Magier ausgeführt hatte, doch sehr gefallen hatte...

"Lasle. Du bist dann also der neue Arbeiter?"
Neshatar nickte.
"Schön, schön. Die Mittagspause ist auch gleich zu Ende, dann gehen wir wieder zu den Lagerhäusern!"
Lasle wirkte sehr entspannt. Er hatte kurze, braune Haare, Bartstoppeln und wirkte freundlich, aber auch sehr stark mit seinen muskulösen Armen, dem gedrungenen Körperbau und den breiten Schultern. Auf abgewetzten Sofas saßen im Pausenraum im Hauptgebäude, dem zweistöckigen Wohnhaus, eine Reihe weiterer Arbeiter, grob gekleidet, manche mehr, manche weniger freundlich aussehend, aber die meisten recht kräftig gebaut und grobschlächtig wirkend. Einige rauchten Pfeife, ein paar spielten Karten.
Einer saß da und las ein Pergament. Er wirkte irgendwie weniger kräftig, aber seine blassen Augen mit den Augenringen blickten nicht wirklich freundlich drein.
Als sie zu den Lagerhäusern gingen, fragte Lasle. "Also...ähm...du bist ein Magier und kannst Dinge schweben lassen?"
"So in etwa. Ich bin nicht wirklich Magier, aber kann Luft beherrschen, also unter Anderem Dinge leichter bewegen deshalb. Kann man aber nicht immer überall erzählen, viele halten einen dann für eine Missgeburt und wollen einen töten."
"Ja...glaub ich. Also hier sind die Meisten da nicht so engstirnig, aber einige fallen mir ein, die dich garantiert meiden werden", flüsterte ihm zu.
"Erzähl's am besten nicht so rum und bleib zurückhaltender...aber sonder dich nicht ab, fühl dich einfach wie Zuhause, aber tu so, als wärst du normal." Er lachte auf. "Klingt scheiße, Mann, ich weiß. Also mein Plan ist, wenn was ausgeladen wird, lässt du die Dinge schweben und machst, dass wir dreimal so schnell sind wie andere Werften und wenn was Anderes ansteht, dann arbeitst du mit der Hand, bist du keuchst wie ne Schiffsratte, die man vergiftet hat, klar? Die Männer sollen sehen, dass du kein Taugenichts bist."
Neshatar nickte, aber eigentlich fand er die Aussicht weniger sonnig.
"Wir können dir ein bisschen was beibringen, was Schiffsreparatur angeht. Und kannst du schreiben? Ja? Gut, im Lager gibt's auch jede Menge Kram zum sortieren, archivieren und so weiter. Für die Logistik sind andere zuständig und für den Schiffsbau auch, wenn wir denn mal was bauen. Aber wenn du gut bist, können wir auch da mehr mithalten. Das wär's, jetzt zeig mal, was du draufhast."
Er deutete auf ein großes, dreimastiges Handelsschif, dass an einem Dock anlag und auf dem und um es herum Männer hektisch herumliefen.

Er bedankte sich knapp und schleppte seine Beute, gefolgt von der Jägerin, in die Küche. "Normalerweise helfen wir ihnen beim Häuten und Ausnehmen", erklärte er unterwegs. "Aber die Jagd war lang und du hast die meiste Arbeit getan, also geh dich ausruhen und ich mache das heute allein." Die Jägerin nicjte und grinste. "Es war eine angenehme Jagd. Du bist kein schlechter Jäger Drewngard."
Sie betraten die Küche. "Wohin mit dem Fleisch?", fragte die Nebelläuferin.

Sie verfrachteten das Fleisch dorthin und die Nebelläuferin verabschiedete sich. "Habt ihr genug Fleisch oder soll ich mich sputen mit Ausnehmen?", fragte Drewngard die Köchin.

"Alles klar", meinte er uns ging wieder nach unten. Er musste sich zwar nicht beeilen, aber dennoch war es besser sofort anzufangen, denn der Fleischberg war relativ grross.

Drewngard bedankte sich und nahm in einer Ecke auf einem Schemel platz, um zu essen. "Habt ihr etwas neues von der Armee gehört?", fragte er die Köchin, als die Mädchen weg waren.