Drewngard nickte nur und sah ihr nach, unschlüssig was er tun sollte, denn er war nicht in der Lage, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Die Sorge um das kleine Mädchen überwog jedoch und er bezog sein Zimmer. Wachsam auf seine Umgebung lauschend. Würde die Kleine schreien, wäre er zur Stelle, genauso, wie in dem Fall, dass jemand sich zu nahe an sie heran wagte. Er schloss die Augen und nestelte es sich auf dem Bett bequem, einen seiner Speere an die Schulter gelehnt, für den Fall der Fälle.

Maenavry sass währendessen auf einem der Dächer und blickte zu den Sternen, gemütlich Pfeife rauchend und über dies und jenes nachdenkend, wobei ab und an eine Flamme zwischen seinrn Fingern auftauchte und um sie herum tanzte. Acht Jahre waren eine verdammt kurze Zeit.

Am nächsten Morgen erwachte Maenavry mit dem ersten Sonnenstrahl, nur um Drewngards missgelauntes Gesicht Zentimeter über dem seinen schwebend vorzufinden. Erschrocken zuckte er zurück, wobei er schmerzhaft den Kopf an den Dachziegeln stiess. "Verdammt", maulte er und hielt sich den Schädel, währendem er sich aufrappelte. "Was willst du Drewngard?", fragte er missgelaunt und setzte sich auf, den Kopf reibend und den Drachen verschlafen musternd, der von oben auf ihn herab sah. "Dass du verschwindest", knurrte Drewngard. "Ich passe auf sie auf. Deinetwegen."
"Sie ist mein Ki-"
"Du hast es verbockt. Jetzt hau ab, mach mir das Leben und die Arbeit nicht so schwer", knurrte Drewngard.
Maenavry funkelte ihn verärgert an. "Du willst nicht ernsthaft etwas von einem Nagzwa?", schnaubte er verächtlich und bekam das gleiche Schnauben als Antwort.
"Ich bin nicht an ihrem Körper interessiert... Mich wundert es nur, was das Schicksal mit ihr vor hat. Und was aus dem Kind des Feuertänzers wird...", meinte er.
Maenavry seufzte. "Kann ich nicht mindestens beobachten, wie sie in Sicherheit geht? Ist das zu viel verlangt....Bei den Göttern! Ich hab ihr das Kind eingebrockt! Und in acht Jahren ist sie mich für alle Ewigkeit los! Auch im nächsten Leben", brummte er verstimmt. "Ich will doch nur... Mindestens etwas gutes getan haben... Ich meine", er schnaubte, "Was habe ich in all den Jahren erreicht? Nichts...nichts gutes mindestens. Ich hab gemordet und gestohlen... Gehasst...Und jetzt habe ich plötzlich eine Familie, die mich nicht will... Ich muss für einen Clan sorgen und einen Erben zeugen... Es ist mir zu viel... Ich will es nicht... Es...ich...vergiss es", meinte er, erhob sich und sah gen Osten. "Sag ihr, dass ich ihr und dem Kind alles Gute wünsche und ich sie in Erinnerung behalten werde, auch wenn sich unsere Wege nie wieder kreuzen werden... Sag ihr... Dass sie der Kleinen erzählen soll, ich sei ein... Monster gewesen. Oder sonst was. Ich will nicht, dass sie um mich trauert oder nach mir und meinem Clan sucht. Sag ihr, sie soll einen anderen Vater für sie finden, der auf sie beide aufpasst, ihr die Freiheit geben kann, die sie braucht und der Kleinen Geborgenheit und eine schöne und erfüllte Kindheit...Leb wohl Drewngard", meinte er dann mit einem schwachen Lächeln. "Sorge bitte dafür, dass sie eine angenehme und sichere Reise haben." Mit diesen Worten sprang er vom Dach auf ein Vordach und dann hinab zur Strasse. Schnellen und sicheren Schrittes ging er zu den Stallungen, wo er sein Pferd hatte und sattelte es. Dann ging er zum See und blickte noch einmal zurück.
Drewngard, der ihm mit stillen Augen beobachtet hatte, machte sich zurück zum Wirtshaus. Muirgeahl war vor einer halben Stunde etwa zurück gekehrt. Er wusste wo sie gewesen war, hatte es gerochen. Aber nichts gesagt, es war ihre Sache, wo und mit wem sie die Nächte verbrachte. Er war nur Beobachter, kein Moralapostel. Vorallem darum nicht, weil die Menschen und restlichen Völker noch ein Rätsel für ihn waren.

Maenavry ritt tatsächlich zurück nach Drez. Er wusste selbst nicht mehr wieso. Er wusste gar nichts mehr. Nur dass er aus Angst handelte und das gefiel ihm nicht. Überhaupt nicht.

Drewngard klopfte an Muirgeahls Tür, auf ihre Frage hin, wer da sei, antwortete er mit "Ich bin's... Darf ich kurz rein?"

Er trat ein, seufzte und nahm Platz. Kurz musterte er sie. "Maenavry war hier", sagte er dann und beobachtete sie. Dann stellte er trocken fest: "Aber das hast du gewusst... Wie auch immer, ich soll dir etwas sagen." Er nahm Luft und gab das weiter, was der Feuertänzer ihm gesgt hatte, fast Wort für Wort, sagte er ihr das, was der Dämon wollte, dass der Drache ihr weitersagte. Dann wartete er auf eine Reaktion, denn er fühlte, dass es vielleicht falsch war, vielleicht schmerzhafter so etwas zu hören, als er angenommen hatte.

"Er hat...er...wusste halt...tut mir leid", murmelte er. "Ich wollte es ihm nicht sagen, aber hätte ich es nicht, wäre er früher oder später im Kloster aufgetaucht...Nicht dass ich ihm davon erzählt hätte! Aber er...seinesgleichen...sie...finden immer jeden, den sie suchen. Früher oder später..."