"Gut", meinte er lächelnd, "Das macht dann die Abreise um einiges leichter... Wenn du willst, kann ich dir ein Pferd auf dann besorgen und alles, was du für die Reise brauchst."

Er grinste. "Ich bin froh um jede Abwechslung", meinte der Drache und hielt dem kleinen Mädchen einen Finger hin, nach dem es sofort schnappte. "Es tut gut, sich um ein Leben zu kümmern, anstatt immer nur zu jagen", murmelte er und horrchte auf. "Ich komme euch morgen wieder besuchen", meinte er und hauchte sowohl Muirgeahl, als auch ihrer Tochter zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. Dann verschwand er durchs Fenster, gerade rechtzeitig, damit Iselin, die mit frischen Sachen für das Baby durch die Tür kam, ihn nicht sah.

eine Woche vorher, Anfang-Mitte August

Nicht viele waren gekommen. Nur eine kleine Gruppe Leute stand um das Loch herum. Ein älterer Mann mit Bart* blickte traurig auf zwei menschengroße Leinenbündel hinab, die im Loch lagen und hielt eine kurze Grabrede. Eine Frau schluchzte auf, ansonsten sah man mehr ernste Gesichter.
Sie waren außerhalb der Stadt, nahe eines kleinen Waldes. Einige Steine und ein paar selnbstgebastelte Schreine waren in der Umgebung zu sehen, aber von einem Friedhof konnte man nicht sprechen. Den konnten sich nur wenige leisten.
Ein zweiter Mann, ganz in schwarz, fing an das Loch zuzuschaufeln. Blumen wurden auf die lose Erde gelegt und nicht lange danach verschwand die Trauerprozession zurück in Richtung Ravi.

*Die Trivia klärt auf^^

Drewngard ritt voraus, er hatte sich wieder für eine unbestimmte Weile von den Nebelläufern verabschiedet. Zum einen, um die Marketenderin zu begleiten und zum anderen, um herauszufinden, wo die Armee aus dem Osten gerade war.

Maenavry wusste von Drewngard, wann sie aufbrechen wollten. Er wartete geduldig in einem Wirtshaus und trank gemächlich Bier. Für alle Fälle hatte er sich wie einer der Jäger gekleidet, die im nahen Wald hausten und ab und an nach Ravi kamen. Trug einen recht dunklen Umhang mit tiefer Kapuze, noch dunkleren Beinkleidern und einem moosgrünen Hemd. Tiefe Stiefel, Säbel, Messer und Bogen am Gürtel vollendeten seine Aufmache - den Köcher trug er am Rücken.
Er erwartete nicht, Muirgeahl zu treffen. Sie wollte dies ja nicht und er konnte es verstehen. Dennoch sah er es als seine Pflicht an, sie und das Kind zu beschützen. Und das würde er auch tun. Nicht dass er an Drewngards Fähigkeiten zweifelte, nein, dies tat er ganz und gar nicht, aber so war er sicher, dass ihnen wirklich nichts geschah.

Drewngard hielt die Kleine, die sich anscheinend sehr wohl bei ihm fühlte, denn sie schlief, in einem Arm, den Umhang darüber gelegt, damit das Kind auch sicherlich nicht fror. Die andere Hand hatte er um dir Zügel geschlossen und sah leicht tadelnd und leicht amüsiert zugleich die Marketenderin an, als sie ihre Ausbeute verkündete. Er gab ihr die Zügel in die Hand und wartete kurz auf sie, bevor sie gemeinsam das Wirtshaus betraten.

Maenavry wartete Währenddessen weiter und trank sein nächstes Bier. Bald würde er sich auf die Dächer schwingen und ihnen folgen. Bald, noch nicht jetzt. Er wusste, dass Muirgeahl ihm aus irgendeinem Grund stets ausweichen konnte, wenn sie wollte. Und ihm war auch klar, dass sie nicht begeistert sein würde, wenn sie merkte, dass er ihnen folgte. Aber er konnte nicht anders. Zu viele Gedanken machte er sich um sie und seine Tochter. Er lächelte. Seine Tochter. Es war ein Mädchen. Wahrscheinlich so hübsch, wie seine Mutter. Um nichts in der Welt wollte er ihre Sicherheit gefährden. Also würde er sie meiden und aus den Schatten bewachen, so lange er lebte. Auch wenn dies nicht lange war. Er blickte sein Spiegelbild im Bier kurz an, bevor er es hinab stürzte. Die Schatten waren sein Revier, immerhin war er Assassine. Und er würde alles dafür geben, dass sie nicht seiner Tochter schadeten, dass sie unberührt von ihnen blieb und in Geborgenheit aufwachsen konnte. Auch ohne ihn.