"Weyas Vorfahren waren Lothîndrajäger... Sie beherrscht nicht nur diese ungewohnte Art der Magie, die die Arme eines Lothîndra nachahmt, sondern auch Lichtmagie... Wie gut, wollte sie nie vorführen... Sie ist nicht dumm und schon garnicht naiv... Es ist äußerst suspekt, dass sie euch dieses Angebot gemacht hat... Seid einfach vorsichtig. Aber... Wenn sie sich widerspenstig gibt, hat das ganze doch auch seinen Reiz", Shadaran lächelte kurz, reichte seinem Gast einen Kelch mit Shadra'kir und stellte eine Schale weisser Trauben hin. "Sagt, wann habt ihr den Lothîndra bereit? Ich habe eine Theorie, die ich gerne überprüfen würde."

Der Dunkelschatten nahm einen Schluck von dem Getränk und liess es dann im Kelch kreisen. "Wir haben zur Zeit fünf in Kristalle versiegelte Lothîndra. Daedhelon wird sich vielleicht bereit erklären euch einen zu überlassen." Einer ihrer Magier war ein Fanatiker was die Beschwörung anging. Er verlangte ständig nach neuen Seelen um mächtigere Kreaturen zu binden, oder zu ködern. Der Lothîndra, der in dem Jungen steckte, war eines dieser mächtigen Kreaturen. Offenbar gab es unter diesen Wesen auch Stärkere und Schwächere. Er verscheuchte die Gedanken und konzentrierte sich wieder auf Shadaran. "Ich stimme euch zu, dass es suspekt ist, dass sie mir dieses Angebot unterbreitet hat. Die Wahrheit ist eher, dass sie versuchen wird mich zu töten, doch das ist mir völlig klar. Mich interessiert nur der erfolgreiche Abschluss des Experiments und wer weiss, vielleicht haben wir bis dahin noch eine andere Wesensart entdecken können, die wir mit einem Blutelfen verbinden könnten."

Shadaran mußte lächeln. "Wer weiss... was ich noch fragen wollte... Wann habt ihr den Lothîndra in den Jungen gesteckt? Vor oder nach der Entbindung?"

"Kurz nach der Entbindung. Falls wir es vorher versucht haben, starb der Körper des Kindes oder sein Geist wurde vom Lothîndra verschlungen. Im ersten Fall starb die Mutter immer kurze Zeit darauf, da der Lothîndra auch ihren Körper zerstörte und ihren Geist verschlang. Im zweiten Fall starb die Mutter auch meistens, oder der Lothîndra griff uns gleich nach der Geburt an. Nach der Entbindung können wir ebenfalls leichter auf den Lothîndra einwirken und ihn daran hindern seinen Wirt zu zerstören, doch jetzt scheint das Wesen begriffen zu haben, dass wenn es mit dem Jungen zusammenarbeitet zu mehr Nahrung gelangt.", erklärte er kurz und umriss gleichzeitig die Ergebnisse ihrer Forschung.

Shadaran überlegte. "Habt ihr versucht dem Lothîndra Opfer zu bringen? Oder ihn zu versiegeln?"

"Dem, den wir im Jungen versiegelt haben, brachten wir Menschenseelen als Opfer dar. Es ist also eine Kombination von beiden. Dieser Lothîndra ist allerdings auch wesentlich stärker, als die anderen, die wir bis anhin in den Kristallen versiegelt halten. Wir befürchteten er würde den Körper des Jungen schlussendlich zerstören, durch die Opfer beruhigte er sich und als er dann noch einige Menschen selbst töten durfte, konnten wir fast normal mit ihm kommunizieren. Zumindest dieses Wesen wird nicht nur von seinem Hunger getrieben, sondern ist ebenfalls intelligent."

Erneut überlegte Shadaran. "Ich würde versuchen in das jetzige Experiment einen Lothîndra zu versiegeln noch vor der Entbindung... Eigentlich schon drei Wochen nach der Zeugung... Aber, ich nehme an, dass der Lothîndra die Mutter in seinen Besitz nehmen würde. Acht mal Acht Seelen helfen einem jungen Lothîndra sich vollend zu entwickeln, zu schlüpfen so zu sagen... Habt ihr einen jungen Lothîndra?"

"Ja, die die in den Kristallen sind, sind noch nicht vollständig entwickelt. Doch ich denke nicht, dass er einfach die Mutter übernehmen wird. Sie scheinen etwas gegen eine aufgezwungene Hülle zu haben und zerstören diese nach Möglichkeit. Diese Erfahrung haben wir bis jetzt jedenfalls gemacht. Ihr könnt den Test natürlich trotzdem durchführen. Vielleicht ist eure Elfe stärker, als diejenigen, die wir als Testobjekte verwendet haben und vielleicht schafft ihr es auch den Lothîndra dazu zu bringen sich mit der Hülle des sich entwickelnden Kindes zu verbinden. Ihr werdet es erst herausfinden, wenn ihr es versucht habt."

"Das stimmt... Ah, bevor ich es vergesse: Gebt Weya das zum Schlucken, sobald ihr sie euch wieder vornehmt", sagte er und legte ein Glasfläschchen auf den Tisch, in dem sich weisse Kügelchen befanden. "Das sollte sie ruhig stellen... Es unterbricht ihren Magiefluss."

"Das werde ich tun." Der Dunkelschatten nahm das Fläschchen und liess es in seine Tasche gleiten. "Bis wann würdet ihr den Lothîndra brauchen?", fragte er nachdem er seinen Kelch gelehrt und zurück auf den Tisch gestellt hatte.