Es dauerte nicht mehr lange und auch der Bergfried war erobert. Die Soldaten brachten einige Leichen und Verwundete hinunter in den Burghof. Valis erkannte Arsa sofort. Er war an der Schulter verwundet worden, lebte aber noch. Als die Frau ihn sah, schrie sie auf und wollte zu ihm stürzen, aber einer der Soldaten schlug sie nieder. Arsa sagte nichts. Er starrte Valis nur an. Dem General war es, als könnte er die Stimme des anderen in seinem Kopf hören. Na, tötest du mich jetzt? Bringt dir das deine Soldaten zurück, hm?
Valis kniff die Augen zusammen. "Bringt die Lebenden zu den anderen Gefangenen", befahl er.
Er sah, wie Arsa Luft holte, als wolle er etwas sage, und kam ihm zuvor. "Aber bindet diesem Bastard das Maul zu! Ich will kein einziges, verdammtes Wort von ihm hören!"
Die Soldaten befolgten den Befehl.
"Wir bringen sie in die Nachtzinne oder nach Cadogan", sagte Valis halb zu den umstehenden Offizieren, halb zu sich selbst. "Dort werden sie hingerichtet. Alle zusammen."
"General...", sagte jemand etwas kleinlaut, als befürchte er, angefahren zu werden.
"Was?", fragte Valis.
"Wir haben da noch etwas gefunden", meinte der Mann. Er deutete auf eine Ältere Frau, die von zwei Soldaten festgehalten wurde. An ihren Rocksaum klammerten sich zwei kleine Kinder. "Im Dorf waren auch einige so kleine", sagte der Mann etwas zögerlich. "Wollt ihr die wirklich auch hinrichten lassen?"
Valis atmete tief durch. "Nein, natürlich nicht."
"Aber was tun wir dann mit ihnen?"

"Sie sagt es so", sagte der Soldat, der die Frau und die beiden Kinder gebracht hatte.
Valis nickte an Benjen gewandt. "Ich schätze sechshundert hier in der Gegend stationierte Soldaten sollten reichen, um die Gegend friedlich zu halten, bis Recht und Ordnung wieder hergestellt sind. Der Rest kann mit den Gefangenen ziehen. Sind denn viele entkommen?"

"Morgen", sagte Valis. "Wir haben keine Eile und ich will keine Männer verlieren, weil ich ihnen nicht die Möglichkeit gebe, sich von einer Schlacht zu erholen, wenn ich sie habe."
Er wandte sich wieder dem Soldaten zu, der die Frau festhielt. "Und wer ist sie selbst?"
"Sie sagt, sie ist die Gouvernante der Kinder", antwortete der Soldat.
"Hat sie sonst noch etwas zu sagen?", fragte Valis ungeduldig.
"Ich wurde von ihm gefangen gehalten", sprudelte die Frau hastig hervor. "Wir hatten uns im Turm verschanzt, aber er hat uns hervorgezerrt und eingesperrt. Wir standen nicht freiwillig auf seiner Seite."
"Wer wir?", fragte Valis.
"Die Lady, ihre Kinder, ich und die anderen Diener. Aber die sind tot."
Valis schnaubte. "Eure Herrin schien nicht viel gegen diese "Gefangenschaft" einzuwenden zu haben."
"Er... er hat sie verhext, ich weiss auch nicht wie", sagte die Frau fast hysterisch. "Sie hasste ihn am Anfang, aber... aber dann wurde sie verrückt."
"Das nennt man nicht Hexerei, dummes Weib", sagte Valis. "Das nennt man Liebe oder die Anziehung von Macht. Bringt sie hinaus!"
"Aber ich habe nichts getan!", sagte die Frau verzweifelt. "Ich wurde gezwungen, ich habe nichts mit ihm zu schaffen, habe nie auch nur ein Wort gegen Euch gesprochen! Ihr könnt mich nicht hinrichten dafür! Jemand muss doch auf die Kinder sehen!"
Valis war leicht überfordert. Er war ein Soldat. Ein guter Soldat, wenn er sich ein Eigenlob zugestand. Aber auch nicht mehr. Kinder waren etwas, von dem er nicht wirklich eine Ahnung hatte. "Was haltet Ihr davon?", fragte er Benjen.