"Das würde ich sehr gerne.", erwiderte sie. Während des Rest des Abendessens erzählten sie sich gegenseitig von ihrer jeweiligen Heimat. Alayne schwärmte von Tyre, von all den kleinen Buchten und Tümpeln am Meer und den relativ kleinen aber lebhaften Pferden, die nur auf dieser Insel vorkamen. Die kleine Stadt auf der Insel war verglichen mit Gevira relativ jung und sie war vollständig aus dem gelbem Sandstein erbaut worden, der auf der Insel so häufig vorkam. Sie überwand ihre anfängliche Scheu vor dem Prinzen und lauschte interessiert seinen weiteren Erläuterungen über den Ort an dem er aufgewachsen war.
Am Ende des Abendessens verabschiedeten sich Juliana und Alayne von ihren Gästen und zogen sich zurück. Durien hingegen blieb sitzen und betrachtete seine Gäste aufmerksam. "Wann wünscht ihr eigentlich heimzukehren? Ich kann mir vorstellen, dass es so bald wie möglich sein wird."

"Ja", meinte Simian mit einem schiefen Grinsen. "Gerheer hat mir erzählt ihr und mein Bruder hättet beschlossen, dass meine Brüder und ich Damen der Nachtzinne ehelichen sollen. Habt ihr da schon gewisse Ladys im Sinn?"

Durien warf einen Blick zum Diener rüber. "Bitte verlasst den Raum für einen Augenblick. Das was ich mit den Prinzen zu besprechen habe ist vertraulich.", befahl er höflich aber bestimmt. Durien wusste noch nichts konkretes über diesen neuen Bediensteten und dabei wusste er eigentlich immer wer für wen spionierte. Jetzt konnte er es sich aber nicht leisten, dass sein Plan an die Öffentlichkeit geriet. Sobald der Bedienstete draussen war, drehte er sich zu den Prinzen um. "Ich hatte mir lediglich eine Verbindung für Biarn und Alayne überlegt, und dass ihr und eure Brüder hierher kommt um euch nach einer Frau umzusehen dabei aber noch nichts konkretes im Sinn hattet. Da wir aber einen Grund brauchten um eine solche Idee überhaupt glaubwürdig rüberzubringen ergab sich Verlobung von Siney mit Alayne und die Verlobung zwischen Biarn und Mirija. Jeder wird aber dafür Verständnis haben, dass es euch nach diesem kleinen Abenteuer mit diesem Söldner in die Heimat zieht. Kurz gesagt. Nein. Mir fallen spontan keine Damen ein, die euren Vater dazu bewegen könnten einer weiteren Verlobung zuzustimmen. Aber auch so sollte die Verbindung zwischen Gevira und der Nachtzinne stark genug sein um einen weiteren Krieg zu verhindern.", erklärte er.

"Das hoffe ich"n seufzte der Prinz. "Mich persönlich zieht es nicht nach Gevira zurück. Aber ich sollte meinen Vater und Bruder so bald wie möglich treffen... Denkt ihr, dass ein Besuch von Siney und Mirija in etwa einem Monat angebracht wäre? Ich würde die beiden statt einem Diener oder Lehrer begleiten."

"Es wird uns eine Ehre sein euch zu beherbergen. Wann wünscht ihr denn nach Hause zu segeln? In zwei Tagen würde ein Schiff den Hafen verlassen, das Gevira anlaufen wird.", fügte er hinzu. "Wenn ihr woll könnt ihr aber auch Arsas Hinrichtung abwarten und euch ein wenig mit unserer politischen Lage vertraut machen."

"Das wäre keine so schlechte Idee", meinte der Prinz daraufhin. "Wann würde die Hinrichtung stattfinden?"

"Drei Tage. So lange brauchen die Handwerker um alles aufzubauen.", erwiderte Durien. Er nahm einen Schluck Wein und lehnte sich im Stuhl zurück. "Habt ihr noch Fragen? Ansonsten werde eure Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen und mich zurückziehen."

"Nein. Es ist schon spät. Ich schätze der kleine Prinz hier sollte ins Bett. Ich danke euch für das Dinner", sagte Simian und trank seinen Wein aus. "Wir wünschen euch eine angenehme Nacht, Graf Durien."
Siney verabschiedete sich ebenfalls und sie gingen.

Drei Tage später stand Durien auf einem erhöhten Podest und nickte dem Herold zu. "Heute werden die Plünderer hingerichtet werden, die im Norden von Cadogan ihr Unwesen getrieben haben. Hunderte tapfere Soldaten sind wegen ihnen ums Leben gekommen. Ihr Hauptmann, Arsa, wird als Hochverräter hingerichtet werden. Er wird zum Richtplatz geschleift und anschliessend am Halse aufgehängt werden, bis der Tod eintritt. Seine Hauptleute werden das gleiche Schicksal erleiden. Die Überlebenden Soldaten werden ebenfalls gehängt werden."
Es hatte sich eine beachtliche Menge versammelt, die die Hinrichtung beobachten wollten. Als erstes wurden die Überlebenden Söldner zu den Balken geführt, die in den letzten drei Tagen aufgestellt waren. Einige gingen gefasst, doch andere flehten um Gnade. Jetzt kam Bewegung in die Menge. Allerlei Wurfgeschosse wie faule Eier, verschimmeltes Gemüse und Dung wurden auf die Verurteilten geworfen. Die Soldaten zogen die Köpfe ein und stellte das knappe Dutzend Gefangene in einer Reihe unter den Balken auf. Der Henker überprüfte nochmals die Stricke und schlang sie dann dem ersten Söldner um den Hals. Es war ein halbwüchsiger Jüngling der, als er den Strick um den Hals spürte, zu schluchzen begann. Der Henker trat zurück, packte den Strick und zog.
"Angenehme Reise.", rief eine schrille Stimme und ein faules Ei zerplatzte gegen den Kopf des Jungens. Dieser machte einen langen Hals, stellte sich auf die Zehenspitzen, doch irgendwann verlor er den Kontakt zum Boden. Der Henker verstand sein Handwerk. Der Knoten drückte dem Jungen das Kinn gegen den Hals, doch brach ihm nicht das Genick. Hilflos zuckten die Füsse in der Luft auf der Suche nach irgendeinem Halt. Der Henker zurrte den Strick fest und nahm sich den nächsten vor.
Durien war schlecht. Die Menge jubelte, als der nächste Söldner den Boden unter den Füssen verlor. Noch zehn mal brandeten die Jubelrufe zu ihm hinüber dann hingen alle Gefangenen. Der Erste zuckte nur noch schwach, doch hier und da drang noch ein schwaches Röcheln hervor. Der Graf von Tyre schaute mit versteinertem Gesichtsausdruck zu. Es war richtig. Diese Menschen hätten eigentlich einen viel schlimmeren Tod verdient. Sie hatten Soldaten bei lebendigem Leibe verbrennen lassen und unzählige andere getötet. Am Schluss würde Arsa drankommen. Durien hatte die Vorbereitungen persönlich überwacht. Der Söldnerhauptmann konnte ihnen nicht entkommen. Vier Soldaten bewachten ihn und er war an Händen und Füssen mit Ketten gefesselt, die ihn nur winzige Schritte machen liessen. Wahrscheinlich hatten wurde der Söldnerhauptmann gerade zum Richtplatz geschleift.
Er lag richtig. Eine Gasse bildete sich. Ein Reiter ritt voraus und die anderen drei folgtem ihm. Arsa würde wohl hinter dem ersten Pferd hergeschleift werden.