Nala drehte sich um und stellte sich zwischen Siney und den Soldaten. Sie blieb aber nicht stehen, sondern entfernte sich weiter mit dem Jungen, zwar langsam, aber sicher. Die Hand hielt sie am Schwertgriff, bereit die Waffe im Notfall zu ziehen. "Bleib hinter mir" raunte sie Siney zu und fixierte den auf sie zukommenden Mann mit ihrem Blick.

Drei Soldaten, die von Hacons Ruf angelockt worden waren, stellten sich hinter ihm auf. "Ein Weib in der Kleidung der Nachtzinner?", fragte einer misstrauisch. "Kennt die jemand?" Die anderen Soldaten schüttelten die Köpfe, doch Hacon erwiderte nichts, sondern trat auf die Frau zu.
"Lass den Jungen gehen und folge mir zu General Valis. Wenn deine Absichten ehrlich sind, wird dir und dem Jungen kein Leid geschehen.", sagte er und entschied sich kurzerhand die Hände zu heben um zu zeigen, dass er sie nicht angreifen wollte. "Das Dorf befindet sich in der Hand unserer Truppen und in diesem Moment stürmen sie gerade den Palas. Es ist nicht nötig noch mehr Blut zu vergiessen."

Benjen blickte schwer atmend zu der Frau auf. In dem kurzen Gefecht hatte er eine Schramme am linken Arm davongetragen, doch die Wunde war nicht tief. Wollte diese Enera sie ablenken, oder warum zeigte sie sich?

"Das Dorf ist mir egal", meinte Nala schlicht und entfernte sich langsam weiter von den Männern. "Ich bin hier, um den Jungen zu befreien. Er hat nichts mit dem Dorf zu schaffen... War nur zur falschen Zeit am falschen Ort... lasst uns also ziehen."

Benjen starrte die Frau an. Sie war ziemlich unverfroren fand er. Die Soldaten unter Arsa terrorisierten und plünderten die Dörfer in der Umgebung aus. Falls sich irgendein Lord dies erlaubte, wurde er als Hochverräter hingerichtet. War sie unter Arsas Knute verrückt geworden? Candamir hatte keine solche Bedenken. Valis hatte einen Befehl erteilt und er würde ihn befolgen. Er hob seinen Bogen und schoss. Der Pfeil bohrte sich in den Oberschenkel der Frau. Sie verlor das Gleichgewicht, griff nach dem Türrahmen um sich wieder zu fangen, doch ihre Finger glitten von dem Stein ab und sie fiel runter. Sofort rannten zwei Soldaten zu ihr rüber und schleppten sie vor Valis. Sie lebte noch und der Pfeil war bei ihrem Sturz nicht abgebrochen. Sie hatte Glück gehabt.

Da begriff Hacon. "Ist der Junge nicht zufälligerweise einer der Prinzen?", fragte er, doch die Antwort glaubte er bereits zu kennen. Ihm fiel die Kleidung des Jungen auf. Obwohl sie dreckig war, konnte man erkennen, dass sie aus feinstem Stoff bestand. "Wenn dem so wäre, wir sind hier um sie zu befreien und sicher zurück nach Gevira zu bringen.", fügte er hinzu. "Ihr wart ja für eine gewisse Strecke dabei, als ich Samor zur Nachtzinne eskortierte. Ihr kennt unsere Absichten und wisst, dass wir keinen Krieg mit Gevira wünschen."

Nala musterte den Soldaten. Natürlich erinnertr sie sich an sein Gesicht. Aber sie traute schlicht keinem Mann in Rüstung... "Samor hat mich als Leibwache seiner Brüder zurück geschickt", sagte sie dann und nahm die Hand vom Schwert. "Ich komme mit euch. Aber der Junge bleibt in meiner Nähe", langsam trat sie auf die Soldaten zu, Siney deutete sie mit einer raschen Handbewegung dicht hinter ihr zu folgen. Was der Junge aucg tat.

"Ihr habt sie gehört. Behandelt sie mit Respekt.", sagte Hacon an die Soldaten und führte die Frau zwischen den einzelnen Soldaten hindurch zu General Valis. Als er bei dem Mann ankam lag ihm gerade eine Frau vor den Füssen. Sie trug kostbare Kleider. Vermutlich war sie die Burgherrin. "General. Diese Frau hat diesen Jungen gerettet. Ich glaube es ist der Jüngste der gevirianischen Prinzen.", sagte er respektvoll und trat zur Seite um die beiden vorzulassen.

Nala blickte kurz auf die Frau am Boden, der ein Pfeil aus dem Oberschenkel ragte. "Sie verblutet", murmelte sie und sah dann Valis ausdruckslos an, abwartend was er sagen würde. Dabei hielt sie die Hand schützend auf Sineys Schulter.