"Ja, natürlich, das ist die beste Lösung", meinte Valis erleichtert.
Er liess das Dorf ganz durchsuchen und auf den Kopf stellen, damit keiner sich mehr verstecken konnte, dann wurden die Verwundeten aus den eigenen Reihen und die gefesselten Gefangenen zum Lager hinüber gebracht. Erstere versorgte man, zweitere brachte man auf einen freigeräumten, runden Platz, wo sie streng bewacht wurden.
Am folgenden Tag kommandierte Valis die drei Fähnlein ab, die hier bleiben würden, um die Gegend abzusichern und eventuell Rückkehrer einzufangen, und stellte sie unter Asmardons Befehl, mit dem Rest der Truppen und den Gefangenen zogen sie los in Richtung der Nachtzinne. Valis schickte einen Boten voraus, um Durien bescheid zu geben, dass der Feldzug nun endlich geglückt war.
Sie waren noch neun. Mit ihren Pferden standen sie am Ufer des Sed'n und blickten hinüber auf die andere Seite, die Helme zerkratzt, die Kettenhemden und Gambesons blutbespritzt, grimmig und erschöpft, aber niemals bereit, das zuzugeben.
"Wir müssen hinüber", sagte Uvri. "Wir brauchen eine Brücke, oder Fähre."
"Ein Stück südlich von hier verkehrt eine Fähre", sagte ein anderer. "Wir haben sie bei den Erkundungsritten gesehen."
"Dann dort hin", sagte Mavi knapp und ritt voran.
Sie erreichten das Fährhaus nach drei Stunden. Der Fährmann reparierte gerade eine angeknackste Reling an seinem Boot, als sie hinunter ans Ufer preschten. "Setz uns über!", befahl Mavi.
Der Fährmann musterte sie misstrauisch und nicht ohne Angst. "Ich darf keine bewaffneten Truppen übersetzen", sagte er. "Auf Befehl des Königs."
Mavi fackelte nicht lange. Er sprang von seinem Pferd und setzte dem Mann eine Axt an den Hals. "Das Verbot des Königs ist mir scheissegal, Mann. Also bringst du uns jetzt da rüber."
"Na...natürlich", stammelte der Mann und machte sich daran, die Planken zum Boot zu legen, damit sie die Pferde darauf bringen konnte, als die Türe des Hauses aufging. "Was ist los?", fragte eine Frau.
Mavi drehte sich um, sah sie und gab Uvri einen kurzen Wink. Der lief sofort zu der Frau, packte sie an den Haaren und setzte ihr einen Dolch an die Kehle.
"Lasst sie los!", sagte der Fährmann panisch.
Mavi lachte. "Damit du uns draussen auf dem Fluss absaufen lässt? Nein, sie kommt mit!"
Dem Mann blieb nicht viel anderes übrig, als sie überzusetzen. Als sie am anderen Ufer angekommen waren, und die Pferde das Boot verlassen hatte, liess Uvri die Frau wieder frei.
"Sollen wir sie nicht töten?", fragte Bren.
Mavi musterte ihm. Es war ihm ein Rätsel, wie der Idiot überhaupt mit ihnen gekommen war. Er war nicht bei ihm stationiert gewesen, sondern bei Arsa selbst. Aber irgendwie musste er sich im Getümmel an sie gehängt haben. "Töte sie, wenn du willst", meinte er mit einem Schulterzucken. "Wir reiten schonmal weiter."
Damit schwang er sich in den Sattel und preschte los. Die anderen taten es ihm gleich.
Bren stand einen Moment lang unschlüssig da, das Schwert in der Hand, dann fluchte er, stieg ebenfalls auf, und ritt ihnen nach.
-> Mavi und die Jungsöldner weiter in Gevira S. 17
If you're going through hell, keep going.

Eine Woche später zogen sie durch die offenen Tore in die Nachtzinne. Die Gefangenen Bauern wurden in das städtische Gefängnis geworfen, während Arsa und die restlichen Söldner in den Kerkern der Zitadelle einquartiert wurden. Von dort würden sie ohne Hilfe von Magie niemals entkommen können. Noch am selben Tag wurde ein Bill of Attainder gegen Arsa und seine überlebenden Söldner erlassen. Ein Attainder war ein parlamentarischer Strafbeschluss, der eine Gerichtsverhandlung wegen der Schwere und Offensichtlichkeit der Schuld überflüssig machte. Arsa würde also keine Gelegenheit kriegen sich vor einem Gericht zu verteidigen und dadurch noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Stattdessen würde er als Hochverräter zum Richtplatz geschleift und dann dort gehängt werden. Seine Söldner würde man nur aufhängen. Ansonsten würde die ganze Sache zu Zeitaufwendig werden.
Arsas Ehefrau würde vor eine Gericht gestellt werden und dort würde dann entschieden werden, wie mit ihr zu verfahren sei. Ihre Kinder wurden in den Haushalt der Nachtzinne aufgenommen und wenn sie ihre Treue und Loyalität unter Beweis stellen würden, würden sie vielleicht sogar ihr Lehen zurückerhalten. Die Bauern, die an Arsas Seite gekämpft hatten, würden ebenfalls vor ein Gericht gestellt werden.
Die Prinzen von Gevira wurden mit allen Ehren empfangen und in den Gästeflügel der Zitadelle einquartiert. Durien würde sich am Abend noch mit ihnen unterhalten. Gerheer war zusammen mit den Prinzen zurückgekehrt, daher waren sie schon sicherlich in seine Pläne eingeweiht. Die einzige Frage, die sich nun stellte ob der Jüngste hier am Hof als Gast bleiben würde um Alayne näher kennen zulernen, oder ob sie seinen Besuch auf später verschieben sollten.
Jetzt würde er kurz mit Valis sprechen um alle Einzelheiten über seinen Feldzug zu erfahren. Anschliessend würde er sich eine Belohnung für den Erfolg des Generals ausdenken müssen. Vielleicht sollte er den Rat dazu überreden Valis eines der Dörfer südlich von Ekain als Lehen zu überlassen.

Valis erstattete Durien minutiös Bericht, und versuchte dabei gar nicht erst, sein Versagen beim ersten Versuch besser darzustellen. Mit neunhundert Mann einer Truppe von kaum zweihundert dermassen in die Falle zu laufen, war und blieb eine Schande, und alles, was er danach erreicht hatte, hatte sie höchstens etwas geschmälert. Er berichtete auch vom Verhalten der Bauern, von Arsa's Strategie, die Dörfer gegeneinander aufzuwiegeln, von den jungen Söldnern, und von den beiden, die die Prinzen befreit hatten. Er hatte sein Wort ihnen gegenüber gehalten, sie bezahlt und laufen lassen, auch wenn es ihn wurmte. Aber ein Offizier von Stand brach sein Wort nicht.
If you're going through hell, keep going.

Siney wehrte sich anfangs, willigte aber dann ein, als sowohl Nala, als auch Gerheer auf ihn einredeten und ihn überforderten.
Jetzt bereitete er sich für ein Abendessen mit seinem Bruder Simian und Duriens Familie vor. Ihm gefiel es nicht, dass Samor einfach so über seine Zukunft entschieden hatte und das auf Duriens Verlangen hin. Aner er konnte es schlicht nicht ändern.
some men just want to see the world burn

"Ich danke euch, für eure Ehrlichkeit General Valis. Morgen wird das Parlament darüber entscheiden ob ihr eine Belohnung für eure Bemühungen erhalten sollt oder nicht.", sagte er, doch selbst ihm war klar, dass die Aussichten auf ein Lehen eher klein waren. Allerdings hätte so etwas jedem passieren können. Niemand hatte mit einer solchen Truppenstärke gerechnet, oder dass die Bauern sich auf die Seite der Söldner schlagen würden. Er verabschiedete sich von Valis und ging dann zu den Gästezimmern. Die Prinzen hatten genug Zeit gehabt um den Strassenstaub von sich abzuwaschen. Ausserdem wollte er sich selbst davon überzeugen, dass sie unversehrt waren.
Juliana und Alayne trafen ihn vor ihrem Quartier. Durien beugte sich zu seiner Tochter runter, die in ihrem besten Kleid vor ihm stand. Es schmerzte ihn, dass er sie schon jetzt jemandem versprochen hatte. Am liebsten hätte er das noch einige Jahre hinausgezögert. Die Prinzen hatten ihn aber mit ihrem unüberlegten Handeln zu diesem Schritt gezwungen. "Bist du nervös?", fragte er freundlich und strich ihr eine ihrer Locken hinters Ohr.
Sie blieb stumm, nickte dann aber nach einem Augenblick. "Siney ist sicherlich ein netter Junge, Alayne. Sei höflich und denk daran was deine Mutter dir beigebracht hat."
Wieder kam dieses stumme Nicken und Durien musste unweigerlich schlucken. Vorsichtig legte er die Arme um sie und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich bin stolz auf dich, Alayne. Du nimmst die Nachricht viel beherrschter auf als ich tat. Als ich erfuhr, dass ich deine Mutter heiraten musste, weigerte ich mich zuerst sie zu sehen." Er zwinkerte ihr zu und entlockte ihr ein leises Lachen.
"War denn Grossvater nicht böse auf dich?"
Durien lachte trocken. "Darauf kannst du wetten. Er hatte so seine Methoden mich zu überzeugen, doch nun bin seit bald 8 Jahren mit deiner Mutter verheiratet und habe es noch keinen Tag bereut."
In Julianas Augen lag ein amüsiertes Funkeln. "Ich hätte dir auch geraten nichts anderes zu sagen.", flüsterte sie ihm ins Ohr, als sie den Korridor hinunter zum Gästetrakt liefen. Durien grinste und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. "Nun wenn ich mich recht entsinne, hattest du für mich ein paar wenig schmeichelhafte Namen, als wir uns zum ersten Mal sehen. Bleibt uns nur zu hoffen, dass unsere kleine Alayne bessere Manieren hat als du."
"He!" Sie stiess ihm den Ellbogen gegen die Rippen und Alayne drehte sich verwundert zu ihnen um. Ihre Eltern lachten lediglich nur auf ihren fragenden Blick hin und das Mädchen wandte sich wieder um, während sie etwas über das komische Verhalten von Erwachsenen murmelte.

Alayne vollführte einen formvollendete Knicks vor Siney und Simian und erwiderte seine Begrüssung höflich. "Ich hoffe euch ist wohl in euren Quartieren?", sagte Juliana und echte Wärme schwang in ihrer Stimme mit. Durien betrachtete Siney und Simian aufmerksam. Sie schienen unversehrt zu sein. Die Söldner schienen gut gefüttert zu haben, denn sie waren nicht sonderlich abgemagert. "Wie geht es euren Brüdern Sembra und Sargon? Ich hatte gehofft sie würden ebenfalls mit uns zu Abend essen.", fügte sie noch hinzu, als sie sich im Zimmer nach den anderen beiden Prinzen umsah.

"Sie wollten keine Umstände bereiten", antwortete Simian der Gräfin freundlich. "Die Quartiere sind vorzüglich, vielen Dank für die Gastfreundschaft."
Er versetzte Siney einen leichten Klaps gegen den Hinterkopf, und holte ihn so aus seinen Gedanken. "Ihr seht sehr schön aus Lady Alayne", sagte Siney verlegen. "Ihr auch Gräfin, es ist eine Freude euch kennen zu lernen."
some men just want to see the world burn

Alayne brachte vor Verlegenheit erst kein Wort heraus. "Danke. Die Freude ist ganz auf meiner Seite.", murmelte sie schliesslich scheu.
"Danke." Juliana lächelte Siney zu und machte, dann eine einladende Geste in Richtung Tisch. "Nehmt doch Platz. Das Essen wird bald aufgetragen werden." Sie stupste Alayne leicht an, damit diese nicht wie angewurzelt auf dem Boden stehenblieb. Das Mädchen warf einen Blick zu ihrer Mutter hoch, der halb flehend halb ängstlich war, ging dann aber folgsam rüber zum Tisch. Sie setzte sich gegenüber von Siney und nachdem der erste Gang aufgetragen worden war, brachte sie endlich mal ein paar Worte raus. "Würdet ihr mir bitte ein wenig über eure Heimat erzählen?", fragte sie höflich doch jeder konnte hören das echte Neugierde in ihrer Stimme mitschwang.

Siney blickte sie leicht überrascht an und wusste schlicht nicht was er sagen sollte, sondern starrte das Mädchen nur an. "Willst du ihr nichts über Gevira und die Kuppeln dort erzählen, die du so magst?", half Simian ihm auf die Sprünge. "Ehm ja... natürlich... Also Gevira ist sehr alt und da gibt es so Kuppeln und die sehen recht schön aus und..." und so erzählte der Junge über die Stadt und deren Tradition und was man so alles dort machen konnte, über den palast und hielt sich recht knapp, da er nicjt wusste was er alles so zu den einzelnen Sachen sagen sollte. "Am besten du kommst es dir mal ansehen... wenn du magst", endete er dann und spiesste mit der Gabel ein Fleischstück auf, das er sogleich verschlang.
some men just want to see the world burn

![]() 0 Mitglieder und 13 Gäste sind Online |
![]()
Das Forum hat 111
Themen
und
30462
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |