Er mit den Fingerspitzen ihrem Kieferknochen entlang und schluckte. Was tat er hier? Er liess sich von ihrer Schönheit und ihrer Sprachgewandtheit verführen. Das war nicht er. Er beugte sich vor und küsste sie erneut, bevor er sich sachte von ihr löste. "Wenn die Politik nicht wäre, hätte ich dir schon lange den Hof gemacht.", sagte er. "Doch sie ist da und ich bin der Graf von Tyre, ob ich es nun will oder nicht. Wenn wir eine Liebschaft anfangen würden, würde das euren Ruf in diesem Land ruinieren und das will ich nicht. Es tut mir leid euch erst in diese Situation gebracht zu haben." Er hob ihre Hand an die Lippen. Götter warum war das nur so schwer. "Ihr seid eine bezaubernde Frau Alesa. Mit euch zu reden, hat mir geholfen über meine Trauer hinwegzufinden und wieder ich selbst zu sein." Er drückte kurz ihre Hand an die Stirn und trat noch einen Schritt zurück.

Sie lächelte halb und nickte. "Ihr seid mir ein lieber Freund, Durien", meinte sie leise und streckte die Finger nach seinem Gesicht aus, zog sie aber schnell zurück. "Ich hoffe Euch irgendwann wieder als Gast in meinem Stamm empfangen zu dürfen... Gute Nacht." Sie lächelte ihn kurz an und eilte dann zur Tür, wo sie kurz das Ohr dagegen lehnte, um sicher zu sein, dass niemand auf dem Gang wartete, dann trat sie hinaus und wandte sich ein letztes Mal um.
Es war besser so, dachte sie halbwegs darüber erleichtert, dass er sie zurück gewiesen hatte. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als sie ihn so alleine dastehen sah. Sie vollführte einen Knicks und rauschte dann davon.
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"Gute Nacht!", sagte er leise, obwohl die Türe schon lange verschlossen war. Schwer setzte er sich auf sein Bett und stützte den Kopf in die Hände. Wie sollte er nur eine Entscheidung treffen? Das Theater mit Alyrna war mehr als angenehm gewesen. Sie hatte eine scharfe Zunge und wusste sie einzusetzen. Etwas das ihm gefiel, doch er kannte sie nicht wirklich, nicht so wie Alesa. Er fluchte und trat einen kleinen Schemel zur Seite. Mit einem hörbaren Knall krachte er gegen die Wand und zwei Beine brachen ab. "Was tue ich nur?", brummte er. Suchte er in ihr nur einen Ersatz für Julianna? Nein! So gut hatte er sich noch unter Kontrolle. Er würde Julianna immer lieben, doch sie war tot. Er konnte nichts dagegen tun und er hatte eine Verpflichtung seinem Land und seinen Kindern gegenüber. Alayne und Daron brauchten eine Mutter, die ihnen Beistand und ihnen den Rücken stärkte. Er schlug mit der Faust wütend gegen den Bettpfosten, so hart das ihm die Knöchel aufplatzten. Der Schmerz war ihm willkommen. Er lenkte ihn wenigstens von seinen verwirrten Gefühlen ab.

Alesa lehnte sich gegen den kühlen schwarzen Stein und sah hinaus auf die Wellen, lauschte dem Wasser und versuchte ihr Inneres zu beruhigen. Was sehr merkwürdig war, denn da war nichts und doch war es aufgewühlt. "Hier bist du", hörte sie Kias Stimme in ihrer Sprache, als sie neben sie trat. "Ja, hier bin ich", meinte die junge Prinzessin und schluckte den Kloss im Hals. "Wie ich sehe war der Abend doch nicht sehr angenehm? Was hat er getan?", fragte Kia und streichelte und zupfte ihr sanft einige Haarsträhnen zurecht.
"Nichts", presste Alesa hervor und Kia lächelte sanft, als Tränen die Augen ihrer Schwester fluteten. Ohne etwas zu sagen schloss sie Kia in die Arme. "Ich mag die Wellen", meinte die ältere und strich der jüngeren beruhigend über's Haar. "Sie sind so wild und doch ruhig. Das Meer an sich ist schön und so geheimnisvoll. Es lockt die Seelen an und spendet ihnen Trost. Klärt die Gedanken." Alesa nickte nur und Kia spürte, wie sie von stillen Schluchtzern geschüttelt wurde. "Es wird alles wieder gut", meinte Kia und hielt Alesa auf Armlännge von sich. "Tu doch einfach das, was du nicht lassen kannst. Es wird sowieso alles bald vorbei sein. Und es wäre schade, wenn du irgendwann feststellen würdest, nie gelebt zu haben" Alesa wischte sich die Tränen weg und nickte.
Irgendwann, tief in der Nacht, klopfte es an Duriens Tür.
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Durien wachte auf und griff nach dem Dolch, den er auf dem kleinen Tisch neben dem Bett hatte. Er hatte sich bereits ausgezogen und schlüpfte rasch in eine Hose, schnallte sich den Gürtel um und hängte den Dolch ein, bevor er die Türe öffnete. Er hielt verdutzt inne als er die Gestalt sah, die dort im Gang auf ihn wartete.

Sie trat näher, ins Licht das durch das Fenster in sein Zimmer und durch die Tür auf den Gang fiel. "Verzeiht die Störung", meinte Alesa leise und lächelte scheu. "Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich Euch einfach habe stehen lassen und ich... habe nachgedacht", sie seufzte. "Darf ich eintreten? Die Wache ist eben schnell im Privée verschwunden, aber könnte jeden Moment zurück sein..."
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"Ihr sagtet dass", sie atmete aus und holte Luft, "Dass eine Liebschaft meinen Ruf hier ruinieren würde. Und ich wollte Euch nur wissen lassen, dass mir dies egal wäre. Ich gehöre hier nicht zur gehobenen Gesellschaft, wieso sollte ich mich dann an so ... kleinbürgerliche Sitten halten? Ausserdem ist das beste, was mir noch passieren könnte, als Zofe an einem der Höfe zu enden. Und da kann ich genauso gut die Geliebte oder Hure oder was auch immer des mächtigsten Mannes hier sein." Sie machte eine kurze Pause und wurde rot. "Ich... Tut mir Leid. Ich wollte es Euch nur sagen, bevor ich wieder abreise."
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Durien schluckte und nahm ihre Hände in die seinen. "Das war nicht der einzige Grund. Ich will euch nicht verletzen und euch nicht traurig sehen.", sagte er leise. "Ihr seid mir teuer." Hatte er das schon mal gesagt? Vielleicht hatte er es auch nur gedacht. Er hoffte das er sich nicht immer wiederholte. "Es.... ich will das ihr glücklich seid und ich weiss nicht ob ihr glücklich sein könnt, wenn ihr diesen Weg einschlagt." Er wusste einfach was er sagen sollte. In diesem Moment wollte er sie. Doch ihm war bewusst, dass er ein Sklave der Nachtzinne war. Wenn es zum Besten des Landes wäre, würde er sich sogar von einer Klippe stürzen. Er wollte sie einfach nicht verletzen! Doch wenn sie ihn jetzt küsste, hätte sie ihn überredet.

Sie zögerte. "Mylord, Ihr könnt mich nicht unglücklich machen", meinte sie leise und sah ihm in die Augen. "Wie ich sagte, Ihr seid mir ein lieber Freund. Und eine Liebschaft schliesst eine Freundschaft nicht aus." Damit stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Sie hatte in seinem Blick deutlich erkennen können, dass er mit sich rang, sie wollte und dass er, so wie er auf ihre Lippen gestarrt hatte...
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