Armelion ritt neben Avis wieder zurück in die Stadt. Narum und Growndrill hatten sie bis zur anderen Seite der Brücke begleitet, dann hatten sie sich gegenseitig verabschiedet. Der Elf stiess einen Seufzer der Erleichterung aus. Endlich war Frieden zwischen der Nachtzinne und Gevira. Sie würden sich nun vollständig auf die rebellischen Grafen konzentrieren können. Das hatten sie zwar schon vorher getan, aber sie hatten die ganze Zeit einen Angriff von Geviras Seite her befürchtet. Avis schwieg während des ganzen Ritts zurück zur Zitadelle wo Durien schon auf sie warten würde.
Der Graf traf sie schon am Tor und als er in ihre Gesichter sah, erkannte er sofort, dass die Verhandlungen erfolgreich gewesen waren. Ein breites Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er führte sie ohne Umschweife zurück zur Zitadelle. Armelion wünschte sich mittlerweile nichts sehnlicher als sich einfach hinlegen zu können. Die Pferde wurden einem Stallburschen übergeben und die Ritter, die sie begleitet hatten, entlassen.
"Danke!", sagte Durien und brach damit die Stille, die sich im Ratszimmer der Zitadelle ausgebreitet hatte. Avis hatte ihm das Dokument für das Friedensangebot überreicht und er überflog es. Mit jeder Zeile, die er las, entspannte er sich mehr und mehr. "Das ist ein faires Angebot und du hast gut daran getan es anzunehmen."
Armelion gähnte herzhaft und streckte seinen Rücken durch. "Brauchst du mich noch?"
Durien grinste und schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich muss dich noch über deine neue Position aufklären, bevor ich dich entlassen kann. Es geschah auf Biarn's ausdrücklichem Wunsch hin, wenn ich das hinzufügen darf. Ausserdem bin ich und Avis damit mehr als einverstanden."
Der Elf schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Was hatte der Graf nun schon wieder ausgeheckt? Durien schien darauf zu warten, dass er ihn fragte, also tat er ihm den Gefallen. Wortlos zog der Graf von Tyre eine Schriftrolle hervor und händigte sie ihm aus.
"Gratuliere, du bist soeben zum Captain der Königlichen Leibwache ernannt worden!"
Armelion starrte ihn für einige Augenblicke nur verblüfft an. "Ich...", er rieb sich einmal mit der Hand übers Gesicht. Für solche Überraschungen war er einfach zu müde. "Ich fühle mich geehrt, doch ich weiss nicht ob ich..."
"Unsinn!", unterbrach ihn Durien barsch. "Du bist perfekt für diese Rolle geeignet. Du wirst ein kleines Gut in der Nähe der Stadt als Lehen erhalten. Steapa wird dein Sellvertreter werden und die restlichen Männer könnt ihr beide selber aussuchen."
"Ich... ich muss darüber nachdenken Durien. Ich kann dir heute keine Antwort mehr geben. Zuerst muss ich ein wenig Ordnung in meinen Gedanken schaffen."
Durien wollte schon protestieren, doch Avis schüttelte den Kopf. "Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Wir werden warten."
Armelion nickte ihr dankbar zu und verabschiedete sich. Ohne Umwege ging er direkt zu dem Zimmer welches ihm zugeteilt war und sank auf das wunderbar weiche Bett. Sekunden später war er in einen tiefen traumlosen Schlaf versunken.

Samor nutzte den Schutz der Nacht und ritt in Dayanas Begleitung zum Lager zurück, von dem aus sie in die Schlacht eingegriffen hatten. Die restlichen Elfen und Dämonen warteten auf sie. Ihre Mienen waren starr, in ernster Trauer erkaltet. "Wo ihr so lange wart?", fragte der Anführer der Dämonen, nicht vorwurfsvoll, noch neugierig. Samor berichtete ihnen und sie berichteten vorn ihrem Verlust. Drei der Männer waren gefallen, drei Verletzt, doch sie würden schnell wieder auf die Beine kommen. Dayana ging in eines der Zelte und traf in ihm die Zwergin, welche mit ernstem Gesicht den Verband eines der Magier wechselte. Sein Arm sah nicht gut aus, das Fleisch war schwarz und es roch, als wäre es schon länger von Fäulnis befallen. Die Elfe wollte etwas sagen, doch die Zwergin erhob sich und zog sie aus dem Zelt.
"Hör zu Dayana", begann sie und atmete schwer aus, darauf bedacht, kein Zittern in ihre Stimme zu lassen. "Wir sollen uns in Zukunft mit Schwarzmagiern auseinandersetzen. Ich weiss nicht, wie du das siehst, aber was mich angeht, so habe ich bedenken... Ich meine ich und meine Männer, wir sind keine Magier. Und du hast den Mann da drinnen gesehen. Nichteinmal er hatte eine Chance. Was wird wohl mit uns passieren?" Dayana blickte sie lange an, dann seufzte sie. "Nareyuma... Wir sollen lediglich die Magier im Gebirge unterstützen. Es erwartet niemand von dir, dass du mit deiner Axt gegen eine Horde Schwrazmagier rennst", sagte sie und die Zwergin funkelte sie böse an. "Ich bevorzuge Messer", zischte sie, rieb sich die Stirn und nickte dann. "Du hast recht. Entschuldige", sagte sie, wandte sich ab und ging in ihr Zelt. "Maeva ist in ihrem Zelt", sagte Nareyuma noch zu Samor und nickte in Richtung eines Zeltes.
some men just want to see the world burn

Der Waldläufer sass am Lagerfeuer und versuchte nicht aufzufallen, denn er kam sich ziemlich fehl am Platz vor. Für seinen Geschmack waren da plötzlich zu viele sehr merkwürdige Leute aufgetaucht. Zuerst diese Elfen und mit ihnen diese komischen Waldmenschen. Die waren ihm echt nicht geheuer. Sie redeten fast nichts, und wenn, dann eine komische Sprache, die er nie gehört hatte. Ausserdem waren einige ziemlich gruselig verletzt. Und jetzt noch eine Elfe und dieser Mann. Der Waldläufer hatte keine Ahnung, wer er war, aber der Kleidung nach musste er ein recht hohes Tier sein.
Die Marketenderin und ihre Gefährten übernachteten in einem Dorf etwas westlich von Ekain in einem Wirtshaus. Sie erkundigten sich nach den Kriegsgeschehen, aber niemand wusste etwas genaues, ausser dass vor etwa einer Woche ein gewaltiges Heer nach Norden gezogen war, unter den Bannern von Avedis, Cadogan und Dara. Und dass viele Untote in dem Heer gewesen waren.
Die Marketenderin stand nach kurzer Zeit unruhig auf, ging ins Zimmer, das sie gemietet hatten, doch sie konnte weder schlafen, noch sich hinsetzten sondern lief hin und her. Es machte sie verrückt, nicht zu wissen, was geschehen war, denn sie war sich sicher, dass die Schlacht mitlerweile entschieden sein musste. Wer hatte gewonnen? War das Land gerettet oder zum Untergang verdammt? Würden sie nach Norden reiten als heimliche Helden oder als Verfolgte? Am liebsten wäre sie sofort weiter geritten, ohne eine Pause bis zur Nachtzinne, um endlich Gewissheit zu haben, aber Saddash und der Hirte waren anderer Ansicht als sie. Sie spielte mit dem Gedanken, ob sie einfach ein frisches Pferd stehlen und sich alleine auf den Weg machen sollte, aber damit würde sie die anderen beiden vielleicht in Schwierigkeiten bringen.
If you're going through hell, keep going.

Als er wieder erwachte fühlte er sich endlich besser. Die Müdigkeit war verflogen und er war wieder klar genug im Kopf um Entscheidungen zu treffen. Mit steifen Bewegungen streifte er sich die dunkle Kleidung über, die ihm jemand ans Fussende des Bettes gelegt hatte. Makaras Streithammer stand an die Wand gelehnt neben seinem Bett. Er legte die Hand um den Griff der Waffe und hob sie hoch. Das Gewicht der Waffe überraschte ihn immer wieder obwohl er die Waffe schon gestern geschwungen hatte. Sie war viel leichter als sie es eigentlich hatte sein dürfen. Mit dem Finger strich er über den Dorn am Ende des Griffs und stach sich prompt in den Finger. Ein einzelner Blutstropfen quoll hervor und tropfte auf den Streithammer runter. Einen Augenblick blieb das Blut auf dem Kopf der Waffe liegen und dann begann es nach und nach zu verschwinden. Die Waffe trank es!
Dies erklärte auch warum er die Waffe nicht hatte reinigen müssen. Er hob den Streithammer hoch und stellte sich vor wie die Waffe ihre Form veränderte. Zuerst geschah gar nichts, doch als er das Wort der Macht für Schwert murmelte zerfloss das silberne Material, schrumpfte und am innerhalb eines Augenblickes hielt er ein elegant geschwungenes Schwert in der Hand. Probehalber schwang er die Waffe. Sie war perfekt ausbalanciert und fühlte sich an wie eine Verlängerung seines Armes, doch genug des Spiels. Er musste Durien aufsuchen und ihm seine Entscheidung mitteilen. Er steckte das Schwert in seinen Gürtel und stiefelte aus dem Zimmer. Er fand den Grafen im Thronsaal. "Graf Durien? Ich werde euer Angebot annehmen.", sagte er.
Der Graf von Tyre nickte zufrieden. "Eure Antwort beweist wieder einmal, dass ihr der Nachtzinne wahrlich ein treuer Soldat seid." Durien hob einen schwarzen Umhang vom Tisch hoch, legte sie Armelion um die Schultern und befestigte sie mit einer silbernen Spange, die die Form eines halben Schildes hatte. Als er den fragenden Blick von dem Elfen bemerkte zuckte er mit den Schultern. "Ich dachte es wäre passend. Immerhin ist Biarn ein Nachfahre von Drigan Halbschild." Er richtete den Sitz des Umhangs noch einmal und trat dann zurück um sein Werk zu begutachten. "Die Aufnahmezeremonie müssen wir später einmal nachholen. Im Moment fehlt uns die Zeit dazu. Steapa hat seinen Platz schon eingenommen und wartet auf dich vor der Zitadelle. Ihr könnt nun zwanzig Mann auswählen und in die Garde aufnehmen. Wählt gut.", fügte er mit einem Grinsen hinzu, doch dann wurde seine Miene wieder ernst. "Wir werden etwa in zwei Wochen zum Marsch bereit sein. Bis dahin sollten sich die Männer genügend ausgeruht haben und die nötigsten Reparaturen sollten ebenfalls abgeschlossen worden sein. Ich will das du dann hier bleibst und nach dem rechten siehst."
Armelion nickte. "Ich werde alles nötige in die Wege leiten um Biarn's Sicherheit garantieren zu können."

"Kronprinz Samor!", begrüsste Maeva ihn beinahe brüllend und mit einem sehr vorwurfsvollen Tonfall. "Wo wart ihr!?"
Samor lachte und setzte sich. "In Geviras Heerlager", antwortete er und sah ihr in die Augen. Sie hielt die Arme vor der Brust verschränkt und sah ihn streng an, wobei sie älter wirkte, als sie eigentlich war. "Ich hätte von euch mindestens eine Nachricht erwartet!", sagte sie kalt und sah ihn noch böser an. "Ich glaube kaum, dass du gern Sindras begegnet wärst", antwortete er mit ernster Miene und sie blickte ihn verwirrt an. "Sindras?", fragte sie und lief ihm nach, als er aufstand und zu Dayana gehen wollte. Als er nichts sagte hakte sie nach: "Wieso Sindras? Was ist passiert? Hat Gevira angegriffen?" Samor blieb stehen und drehte sich um. "Nein. Es herrscht offizieller Frieden zwischen Gevira und der Nachtzinne. Seit heute. Sindras hat nur den König vertreten... Er war so zu sagen sein Bote", erklärte er und versuchte zu lächeln. "Ihr seid Kronprinz. Wieso nicht ihr?", fragte sie nach und Samor schüttelte den Kopf. "Das weiss nur der König allein", bevor sie etwas darauf sagen konnte, verschwand er im Zelt eines Verletzten.
Leicht gereizt setzte sich Maeva neben den Waldläufer. "Kommt ihr mit uns mit? Zum Lager von Gevira?", fragte sie den Mann.
some men just want to see the world burn

"Äh, wenn ich keine Umstände mache?", meinte der Waldläufer, als er seine Sprache wieder gefunden hatte nach der Erkenntnis, wer dieser Mann war. "Ich will aber wirklich nicht stören. Wenn ich störe, kann ich auch einfach gehen, das ist nicht so ein Problem, wisst ihr?"
If you're going through hell, keep going.

"Wir müssen euch noch bezahlen... Für die Informationen die ihr gebracht habt. Der General der euch gezahlt hat ist wahrscheinlich auch dort", sagte Maeva und lächelte. "Ihr seid frei zu tun und lassen, was ihr wollt."
Nicht einmal eine Stunde später waren sie abreisebereit. Die Verwundeten konnten gehen, bis auf einen, dessen gesamtes Bein schwarz war. Dieser wurde getragen und dann auf ein Pferd gehievt. Samor und Dayana hatten es geschafft fünf der Tiere mitzubringen, doch diese würden nicht reichen, immerhin waren sie über zwanzig Leute, doch für die Verwundeten, die Elfe und noch ein paar andere würden sie reichen. Samor würde bei den anderen bleiben.
Der Weg war weder erschwerlich noch lang. Sie kamen unbemerkt an, denn Narum hatte dafür gesorgt, dass er die Nacht durch Wache hielt. Am nächsten Morgen würden sie so oder so aufbrechen und sich auf den Weg zurück nach Gevira machen.
Samor bat den Waldläufer mitzukommen, der dies ohne Wiederworte tat und verschwand kurz in seinem Zelt. Kurz darauf erschien er wieder und drückte ihm einen Sack voll Gold in die Hand. Es waren zwölf Goldmünzen darin und der Kronprinz fand, dass dies mehr als genug Lohn für den Mann war. "Wenn ihr wollt, könnt ihr mit nach Gevira kommen, oder gehen wohin ihr wollt", sagte er freundlich lächelnd zum Abschied.
Auch wenn dieser Narumdrongwer dafür gesorgt hatte, dass niemand von den Wachen und Generälen Samors Fehlen bemerkte, so hatte Sindras davon erfahren. Er hatte zwei Assassinen, die ihm treu waren, damit beauftragt die Drachen im Auge zu behalten. Er war sehr überrascht, als sein Bruder die zwanzig Mann hergebracht hatte und noch überraschter davon zu hören, dass die kleine Maeva bei ihnen war.
Mit ihr hatte er einen Trumpf in der Hand. Schliesslich war es verdächtig, dass Samor sie mit in die Schlacht nahm.
some men just want to see the world burn

Die Marketenderin blieb doch bei den anderen, obwohl sie mehrmals in dieser Nacht kurz davor stand, einfach abzuhauen. Sie drängte jedoch noch weit vor Tagesbeginn zum Aufbruch und als die Sonne aufging hatten sie das Dorf bereits weit hinter sich gelassen. Zwei Tage später kam ihnen ein ganzes Heer entgegen, einfach so auf der Strasse. Das war ein dermassen ungewohntes Ereignis, dass sie zuerst einmal nichts anderes taten, als Platz machen und verblüfft auf die vorbeiziehenden Reihen zu starren.
Dann sahen sie das Banner von Avedis, und sie verstanden: ihre Tat hatte gewirkt. Denn diese Soldaten sahen nicht aus, als kämen sie von einer Niederlage oder einem Sieg, ja nicht einmal, als hätten sie eine sehr schwere Schlacht geschlagen. Also mussten sie zurückgerufen worden sein, bevor es zur Schlacht gekommen war, oder zumindest, bevor der Kampf entschieden war. Was allerdings immer noch nichts darüber sagte, wie es schlussendlich ausgegangen war.
Die Marketenderin schwang sich vom Pferd und winkte einen Offizier aus den Reihen zu sich. Er gab ihr bereitwillig Auskunft über die Situation, in der sie das Schlachtfeld zurückgelassen hatte, aber was danach geschehen war, wusste er nicht. Was er erzählte, klang niederschmetternd: die Nachtzinne war dem Feind heillos unterlegen gewesen. Aber noch immer brachte es die Marketenderin nicht über sich, die Hoffnung aufzugeben. Einerseits, weil sie die Schwarzmagier verabscheute und nicht wollte, dass Land und Leute in ihre Hände fielen, aber andererseits auch, weil sie Durien mochte und nicht wollte, dass er verlor.
Schnell stieg sie wieder auf und sie preschten weiter gegen Norden.
Die Wehranlagen von Arsas neuer Festung wuchsen schnell in die Höhe und wurden noch wehrhafter als ursprünglich geplant. Arsa liess die Palisaden hoch und dick bauen und zusätzlich verstärken, in den tiefen Graben davor rammten sie spitze Pfähle und hinter den Palisaden errichteten sie an mehreren Stellen Platformen, die als Standorte für Schützen dienen konnten.
Während dieser Zeit führte Arsa die Raubzüge auf die umliegenden Dörfer fort. Er hielt sein Wort: wo die Leute sich kooperativ zeigten, plünderte er lediglich einen Teil der Vorräte und Wertsachen, liess aber die Häuser und die Frauen und Männer unbehelligt. Wo sie sich ihm versuchten zu widersetzen, liess er die Söldner wüten. Lor bekam einige Gelegenheiten, seine neuen Mischungen auszuprobieren und zu verfeinern.
Was Arsa jedoch in allen Dörfern machte, war die Jungen an der Schwelle zum Mannesalter zusammen treiben zu lassen und mit zu nehmen. Zurück in der Festung hielt er ihnen die selbe Rede wie den anderen zuvor, und drillte sie im Lauf der nächsten Tage mit Unterstützung von Mavi und Bren zum Gehorsam, bevor er ihnen eine Waffe in die Hände gab und sie daran ausbildete.
Mit der Zeit wurde die Sache Lor wirklich unheimlich. Das unheimliche dabei war nicht, dass Arsa versuchte, seine Truppe zu vergrössern, oder dass die Jungen schnell lernten, sondern dass sie bedingungslos gehorchten. Kein Söldner tat das. Hätte Arsa Lor oder einen anderen von der Gruppe so beleidigt und behandelt wie Dreck, hätte dieser ihm gesagt, er könne sich seine Befehle sonst wohin stecken und den Dienst quittiert. Aber diese Neusöldner liessen alles mit sich machen und waren dabei nicht einmal zornig auf Arsa, nein, sie schienen ihn richtig anzuhimmeln. Lor war sich sicher, sie hätten seine Stiefel geleckt, hätte er sie dazu aufgefordert. Und das war unheimlich.
If you're going through hell, keep going.

Growndrill beobachtete den Abmarsch der Truppen Geviras. Sie hatten im frühen Morgen ihr Lager abgebrochen und waren zurück in Richtung ihrer Heimat marschiert. Narumdrongwer hatte Dayana angewiesen über Samor zu wachen, genauso wie die kleine blonde Zwergin. Also konnte er beruhigt wieder zurück gehen. Wahrscheinlich würde er aber zuerst einen Abstecher im Süden machen, es juckte ihn in den Schultern, seine Flügel wieder auszubreiten, auch wenn er nur wenige Tage in seiner Drachenform verbringen könnte. Vielleicht sollte er aber auch Ran besuchen. Wo war sie jetzt? Wahrscheinlich nicht im Östlichen Gebrige... Er würde Candor fragen, der wusste immer wo sie steckte.
Schnellen Schrittes suchte er sich seinen Weg in Richtung Süden, weg von der Nachtzinne. Er wusste, dass ihm die Fee folgte, denn dies tat sie immer. Meist in ihrer festen Form, doch auch in Gestalt von Nebel. Wieso sie dies tat wusste er nicht genau.
some men just want to see the world burn

Reven war bald wieder einigermassen auf den Beinen und verbrachte den grössten Teil des Tages im Kreis von Danva und den Söldnern. Nach etwa zwei Tagen hatte er den Fischer schliesslich aufgestöbert und von ihm erfahren, dass sich der Rat aus dem Krieg zurückziehen würde und weiter beobachten, dass aber jeder sich selbst entscheiden könne zu kämpfen. Kurz gesagt, dass der Rat wieder mehr oder weniger zu der Form zurückkehrte, die er vor dem Krieg gehabt hatte, als loser Zusammenschluss gut gewillter, nicht als geführte Truppe. Für Reven war klar, was er tun würde, er hatte seine Entscheidung längst gefällt.
Je weiter sie nach Norden kamen, desto leerer wurde das Land. Die wenigen Leute, denen sie noch begegneten, berichteten schreckliches, aber niemand wusste, was genau geschehen war. Als sie schliesslich die Nachtzinne erblickten, sahen sie von weitem, dass die Ebene davor völlig zerwühlt war, als hätte ein Riese sie mit seiner Pflugschar durchzogen. Und das Tor war beschädigt. Allerdings war nirgendwo ein Heerlager ausserhalb der Stadt zu sehen und dass sie keinen Untoten begegnet oder aufgehalten worden waren, war auch ein gutes Zeichen. Gewissheit hatten sie jedoch erst, als sie nahe genug waren, um das Banner zu erkennen, das von den Türmen wehten: es war das der Nachtzinne und darunter, kleiner, das von Tyre.
Die Marketenderin jubelte, stand in den Steigbügeln auf und wäre beinahe vom Pferd gefallen. Ohne sich darum zu kümmern, was die anderen Taten, trieb sie ihr Pferd an und preschte im Galopp auf die Stadt zu.
Wirklich beunruhigend wurde es für Lor, als er eines Abends Wache hatte und sich in einer Ecke sein Pfeifchen stopfte. Plötzlich stand Bren vor ihm und fuhr ihn an, was er denn hier tue. "Du vernachlässigst deine Pflicht!", sagte er in schneidenstem Befehlston. "Auf der Wache hat man achtsam zu sein und stets das Land zu beobachten, damit kein Feind sich heranschleichen kann. Deine Fahrlässigkeit kann schwere Folgen haben, ich werde das dem Hauptmann melden!"
Einen Augenblick lang glaubte Lor, er habe sich verhört. Dann stand er auf, packte den vorlauten Burschen am Kragen und fuhr ihn an: "Hör mal, Junge, du hast mit hier gar nichts zu sagen, dass das klar ist. Also halt dein vorlautes Maul oder ich bring dir bei, wie man sich älteren gegenüber zu verhalten hat."
"Ich habe wohl etwas zu sagen", erwiderte Bren, obwohl er fast den Boden unter den Füssen verlor. "Der Hauptmann hat mich als Aufsicht eingeteilt, um euch auf die Finger zu schauen."
Lor verpasste ihm kurzerhand eine Ohrfeige, dann schleppte er ihn hinter sich her zu Arsa und hämmerte so lange an die Tür zu seiner Privatkammer in der er was auch immer - Lor wollte es eigentlich gar nicht wissen - mit der Frau des ehemaligen Burgherrn anstellte, bis Arsa herauskam. "Was soll das hier?"
"Bring deinen Halbwüchsigen hier mal Anstand bei", sagte Lor. "Die werden frech."
"Wieso, was ist passiert?", fragte Arsa.
Lor berichtete den Vorfall. "Und er behauptet sogar noch, du hättest ihn beauftragt, uns zu kontrollieren."
"Das habe ich", sagte Arsa kalt. "Also lass ihn los, er soll weiter seine Arbeit machen."
Lor explodierte. "Was soll der Scheiss?! Ich lass mir doch nicht von sei einer Stolperfalle sagen, was ich zu tun hab!"
"Solltest du aber", meinte Arsa ungerührt. "Offenbar hast du deine Aufgabe nämlich nicht gut erfüllt. Dafür suspendiere ich dich für fünf Tage von jedem Dienst mit der Waffe."
Lor stand mit offenem Mund da und starrte ihn an. Vor Unglauben blieben ihm die Worte weg. Schliesslich machte er ohne etwas zu sagen kehrt und ging davon. Nicht dass es ihn sonderlich störte, vom Wachdienst ausgeschlossen zu sein. Aber soetwas liess er sich nicht bieten, auf jeden Fall nicht mehr lange.
If you're going through hell, keep going.

![]() 0 Mitglieder und 1 Gast sind Online |
![]()
Das Forum hat 111
Themen
und
30462
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |