Der General erwartete Armelion bereits. Dass er Durien nicht kommen sah, enttäuschte ihn ein wenig, es hätte die Sache etwas erleichtert, aber sein Plan hatte von Anfang darauf basiert, dass er mit dem Elfen würde verhandeln müssen. Er hatte ein Dokument vorbereitet, das er den Elfen würde unterzeichnen lassen, womit er zwar nicht für Alyrnas Thronfolge garantierte - denn dazu hatte er nicht die Berechtigung, das wusste der General sehr genau, genau genommen hatte nicht einmal Durien diese, sondern lediglich der junge Fürsten oder seine Mutter - aber dafür, dass Avedis nicht geplündert wurde durch seine Männer. Das war vorerst das wichtigste.
Er begrüsste den Elfen und wartete bis er sich gesetzt hatte, bevor er begann. "Ich denke, ihr könnt abschätzen, dass ich nicht mit dem Einverständnis des Adels von Avedis hier bin. Vielen von ihnen wäre es weitaus lieber, sie hätten eine Marionette als Grafen, aber das liegt wohl weder im Interesse des Volkes, noch in dem des Fürsten. Wir werden also von ihrer Seite mit Widerstand zu rechnen haben, wenn wir in die Stadt zurückkehren. Vielleicht werden sie sogar versuchen, sich zu verteidigen, doch sie haben sehr wenige Soldaten und viele der Wachen stehen auf unserer Seite. Was es in erster Linie zu verhindern gilt, ist, dass sie das Volk überzeugen, die Nachtzinne werde sie unterdrücken. Ich weiss, wie ich mit diesen Leuten umgehen muss, daher bitte ich Euch, mir die Rückeroberung von Avedis zu überlassen. Danach werde ich selbstverständlich meine Soldaten vollständig unter euren Befehl stellen, um das Land zu befrieden."
If you're going through hell, keep going.

Armelion nickte. Diese Bedingungen waren akzeptabel. Er nahm das Dokument zur Hand und las es einmal durch. Gleichzeitig untersuchte er es auf irgendwelche versteckte Eigenschaften, doch er konnte keine finden. Schliesslich nahm er die bereitstehende Feder und legte das Dokument zurück auf den Tisch. "Bevor ich unterschreibe habe ich noch eine Bitte. Ich will euch bei der Eroberung von Avedis begleiten. Ich werde mich in keinerlei Weise an den Kämpfen, falls es denn welche geben würde, beteiligen. Meine Anwesenheit dient lediglich dazu sicherzugehen, dass nicht das gleiche wie bei Ekain passiert. Geht das in Ordnung?" Er verharrte mit der Feder über dem kleinen Tintenfass und wartete auf die Antwort.

Der General war etwas verwirrt, auch wenn er es sich nicht anmerken liess. Wovon sprach der Elf da? Vom Verrat Faren's? "Selbstverständlich könnt ihr mich begleiten", sagte er. "Allerdings... verzeiht, ich verstehe nicht ganz, was ihr verhindern wollt. Ihr könnt Euch auf meine Offiziere verlassen, keiner von ihnen wird uns verraten und zu den Adligen überlaufen, schliesslich erhalten sie ihren Sold von mir."
If you're going through hell, keep going.

"Ich befürchte einen Angriff der Schwarzmagier.", erklärte Armelion. "Das hat auch unsere Niederlage bei Ekain besiegelt. Ich will nicht dass die Stadtbewohner im Falle eines solchen Angriffes zu Schaden kommen. Darum will ich euch begleiten." Er tauchte die Feder ins Tintenfass und setzte seine Unterschrift. Ein Diener, welcher ebenfalls im Zelt war, goss ein wenig geschmolzenes Siegelwachs unter die Unterschrift und Armelion drückte den Siegelring hinein. Für einen Moment behielt er den Ring dort, dann zog er die Hand zurück. "So das wäre geklärt." Er stand auf und hielt dem General das Dokument hin. "Ist Lady Alyrna für den Ritt in unser Lager schon bereit?", fragte Armelion als der General das Schriftstück entgegennahm.

"Das bin ich", sagte Alyrna selbst mit ihrer klaren, kräftigen Stimme. Sie erhob sich gemeinsam mit den beiden Generälen und trat zu den Pferden hinaus. Dann ritt sie gemeinsam mit General Armelion, ihrer Eskorte und seinen Leuten zum Lager der Nachtzinne, während der General von Avedis ihnen nachblickte und dann befahl, das Zelt abzubrechen und ins Lager zurück zu kehren.
If you're going through hell, keep going.

Ormud betrachtete den Elfen und die Lady, die an seiner Seite ritt aufmerksam. Sie war hübsch, dass musste er zugeben. Er strich sich mit einer Hand gedankenverloren durch den Bart und schüttelte dann den Kopf. Er sollte sich besser wieder auf seine Arbeit konzentrieren. Der rothaarige Hüne legte eine Hand auf seinen Rabenschnabel und setzte seinen Rundgang um das Lager fort. Jeder der Wachen war aufmerksam und behielt die Gegend im Auge. Sie würden keine unangenehmen Überraschungen erleben.
"Mylady, mein Zelt ist das eure. Ich habe meine Gegenstände wegräumen lassen.", sagte er mit einer leichten Verbeugung. Seine Sachen hatte er wegräumen lassen. Er hatte eines der kleineren Zelte für sich genommen. Es war nur recht, dass sie das seine bekam, auch wenn sie momentan seine Geisel war. Sie war vom Adel und würde dementsprechend behandelt werden. Einer von Alyrna's Begleiter hielt ihren Steigbügel, als sie aus dem Sattel stieg. Der Elf wartete geduldig bis sie sich umgesehen hatte und verabschiedete sich dann von ihr. Er musste den kommenden Marsch planen, doch vor allem musste er einen Weg finden wie er die Armee vor einen eventuellen Angriff der Schwarzmagier schützen könnte. Seine Barriere, die er gegen die Untoten bei der Nachtzinne errichtet hatte, war zu schwach gewesen. Er musste sich eine andere Strategie einfallen lassen. Mit einem Seufzer liess er sich auf einen kleinen Schemel in seinem neuen Zelt sinken und hob die Hand. Für einen Moment schien die Luft über seiner Handfläche zu flackern, dann erschien das schwarze Buch und er schlug es auf. Vielleicht würde er jetzt endlich mal einen Schritt vorwärts kommen.

Alyrna bedankte sich bei dem Elfen für seine Aufmerksamkeit und betrat das Zelt. Sie hatte keine Diener mitgenommen, deshalb stellten die Wachen ihr Bett auf und brachten die Tasche mit ihren Kleidern. Mehr hatte sie nicht dabei. Erstens würde diese Sache nicht lange dauern und zweitens war sie nicht die Art von Frau, die nicht auf Luxus verzichten konnte, wenn er keinen Zweck erfüllte.
Ihr war bewusst, dass der Elf Armelion sie für seine Geisel hielt. Damit schätzte er ihren Status und vor allem den Grund, warum sie hier war, einigermassen komplett falsch ein. Aber er war ein Elf und damit war verständlich, dass er von der Politik der Menschen keine sehr grosse Ahnung hatte.
Sie schickte die Wachen hinaus und übergab deren Hauptmann die Aufteilung der Schichten, dann zog sie ihr Überkleid aus und legte sich zu Bett.
Der General von Avedis erwachte im Morgengrauen. Er stand auf und rief seine Offiziere zusammen, dann liess er das Lager abbrechen und auf die Wagen verladen. Ein Kundschafter, der eintraf, berichtete ihm, die Adligen von Avedis seien empört, darüber, wie und ob sie sich verteidigen sollten jedoch so uneins wie eh und jeh. Gute Voraussetzungen also.
Als das Heer bereit war zum Aufbruch, schickte er einen Boten zu General Armelion, wenig später brachen sie auf in Richtung Avedis.
If you're going through hell, keep going.

Die Elfe und der Blondschopf hielten sich in der Nähe auf. Es kam merkwürdigerweise nicht zu Kämpfen, was gut für sie war, denn so mussten sie nicht weit reisen. Jetzt wusste der Blonde wieso sie keinen Vorrat brauchten. Die Elfe stellte sich als ausgezeichnete Jägerin heraus, was ihn eigentlich nicht gross überraschte. Aber dennoch. Sie beobachtete die Armeen und liess sie nicht aus den Augen, was ihm merkwürdig vorkam.
some men just want to see the world burn

Mitte Januar
Sie erreichten Avedis nach weiteren drei Marschtagen. Nichts aussergewöhnliches war geschehen in dieser Zeit, ausser dass sie einen halben Tag verloren hatten mit der Suche nach einer besseren Furt, weil die, die sie hatten benutzen wollen, durch heftige Regenfälle unpassierbar geworden war. Als sie die Stadt erreichten, waren die Tore geschlossen und die Mauern von Wachen besetzt. Der General blickte hinauf und wusste, das die Männer, die jetzt da oben standen nicht nur einige waren, die Ausschau hielten, um die anderen zu warnen, sondern schlicht der ganze Bestand an Soldaten, den die Stadt zur Zeit hatte.
Alyrna ritt auf einem Pferd neben Armelion. Sie trug Hosen unter ihrem Kleid und hohe Stiefel, ihre Haare waren hochgesteckt und an ihrer Seite hing ein langes Messer. Sie würde, wenn es zum Kampf kommen sollte, nicht eingreifen, die Bewaffnung diente vor allem zur Abschreckung. Was allerdings nicht bedeutete, dass sie nicht damit umgehen konnte, wenn es sein musste.
Arsas Pläne schritten voran, genau, wie er es wollte. Mittlerweile hatte er fast die gesamte Bevölkerung der zerstörten Dörfer im Hauptdorf angesiedelt, dessen Palisadenkreis sich langsam mit Hütten füllte. Von den übrigen Dörfern verlangte er hohe Tributzahlungen, mit denen er die Söldner verhielt, aber auch die Flüchtlinge im Dorf. Dadurch hatte er diese zur Verfügung als Arbeitskräfte, um die Befestigungsanlagen auszubauen, Werkzeuge und Waffen herzustellen.
Einige der Jungen, die er eingezogen hatte, waren mit ihrer Ausbildung mittlerweile so weit, dass sie doch als passable Söldner hätten durchgehen können, nur dass ihnen natürlich die Kampferfahrung fehlte. Arsa hatte einen Plan, wie er ihnen diese bald verschaffen konnte, denn die Männer, die er als Kundschafter ausgeschickt hatte, waren etwa einen Tagesritt weiter im Osten ein weiteres Dorf mit Adelssitz ausgemacht.
Die Burgherrin sah, was er ihr zeigte, die Häuser, die er gebaut hatte, die Nahrungsmittel, die er an die Leute verteilte. Sie kritisierte, dass er diese Nahrungsmitteln den anderen Bauern wegnahm, aber er erklärte ihr, dass es anders nicht möglich war und sie akzeptierte es als beste Lösung. Er hatte sie darum gebeten, ihr zu sagen wie man regierte, aber in Tat und Wahrheit war er es, der es ihr erklärte, auch wenn sie das nicht immer durchschaute.
Sie war nun wesentlich freundlicher zu ihm. Entweder sie hatte ihr Schicksal einfach akzeptiert, oder sie begann tatsächlich einzusehen, dass es viel schlimmer hätte kommen können. Was Arsas Meinung nach auch vollkommen zutraf. Er war keine schlechte Partie. Denn dass es schlussendlich darauf hinauslaufen würde, war mittlerweile auch der Burgherrin klar, und soweit er es sah, war sie der Idee nicht mehr so abgeneigt wie zu beginn.
If you're going through hell, keep going.

Armelion zügelte sein Pferd neben dem des Generals und blickte zu den Mauern hoch. Es waren nicht besonders viele. Das Reittier des Elfen schnaubte unruhig und stampfte mit einem Huf auf den Boden. "Ruhig.", murmelte der Elf und strich dem Pferd beruhigend über den Hals. Das Tier stellte die Ohren auf als es seine Stimme hörte und wurde augenblicklich ruhiger. "Werdet ihr angreifen oder habt ihr Männer in der Stadt, die die Tore aufmachen werden?", fragte Armelion an Alyrna und den General gewandt.

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