Anfang März
Durien empfing den General von Avedis mit der gebührenden Ehre, entschuldigte sich jedoch bald wieder. Er brauchte ein wenig Zeit für sich allein. Der Graf hatte die Wachen eingehend befragt und einer nach dem anderen war mehr und mehr unsicher geworden ob sie wirklich Armelion gesehen hatte. Mit jedem Zeugen, der zurücktrat, war Manron's Gesichtsausdruck mürrischer geworden. Offensichtlich waren ein paar der Wachen gekauft worden. Durien liess sie umgehend aus der Wache entfernen und schickte sie stattdessen nach Cadogan, wo sie das Gebiet nach Plünderern oder Banditen absuchen sollten. Allerdings hielten etwa ein halbes Dutzend der Wachen daran fest Armelion bei der Ausführung des Mordes gesehen zu haben.
Der Graf von Tyre liess sich mit einem schweren Seufzer in den Sessel sinken und goss sich ein Glas Wein ein. Er hatte ihn extra von Tyre hierherbringen lassen. Es war zwar nicht der edelste Tropfen oder der beliebteste bei den Adligen, doch Durien mochte den Wein seiner Heimat. Er hob eines der Dokumente hoch welche Alyrna offiziell zur Gräfin von Avedis ausrufen würde. Das Volk würde es gut heissen. Die Gräfin trieb seine Reformen voran und hatte schon eine kleinere Revolte im Keim erstickt. Sie war äusserst fähig.
Als ein Bote ihm Danva's Schreiben brachte nickte er und beschied einem seiner Schreiber umgehend alles nötige zu veranlassen. Anschliessend gönnte er sich noch ein paar Minute Ruhe, während er den Geschmack des Weines in vollen Zügen genoss. Jetzt blieb nur noch die Frage, was sie hinsichtlich der Zwerge unternehmen sollten. Da Armelion als Verräter abgestempelt worden war, oder zumindest unter Verdacht stand, war sein Bericht wertlos. Er schwenkte den Wein im Glas herum und dachte nach. Wie konnte er den Zwergen seine Hilfe zukommen lassen ohne dass jemand Protest einlegen konnte. Sollte er seine eigene Garde schicken? Nein, die war zu klein um wirklich etwas ausrichten zu können. Er würde nach Tatwine schicken lassen. Der Waffenmeister von Tyre war auf der Insel für seine unkonventionellen Ideen berüchtigt. Er nickte. Tatwine würde ihm vielleicht aus dieser Zwickmühle helfen können.

Alastar blickte sich in der schwarzen Stadt um. Sämtliche Gebäude waren aus schwarzem Stein errichtet. Überall waren Arbeiter emsig am Werk die Überreste zerstörter Gebäude in wiederverwendbare und unbrauchbare Teile zu sortieren. Der Dunkelschatten hatte sich die Augenbinde wieder umgebunden. Er war mit der Armee zur Nachtzinne gezogen. Er war zwar schon mal in der Nachtzinne gewesen, doch die Armee hatte vielleicht nützliche Informationen für ihn, die er noch nicht in Erfahrung hatte bringen können. Um ehrlich zu sein hatte er überhaupt nichts erfahren. Es war ziemlich dumm einen Stummen loszuschicken um Informationen zu sammeln. Zu diesem Schluss war er schon vor Wochen gekommen. Nur wenige konnte lesen und falls er jemand fand, wollte der ihm meistens nichts erzählen.
Als er den in edlen Gewändern gekleideten Mann erblickte, der auf ihn zuritt, trat er hastig zur Seite. Er sah Arad erst als es zu spät war um zu reagieren. Das silberne Schwert glänzte als ein Sonnenstrahl es traf und zog dadurch seine Aufmerksamkeit auf sich. Die erste Reaktion war dem Mann nachzulaufen, ihn abstechen und das Schwert an sich zu nehmen. Die Vernunft siegte aber und so wandte er sich um und ging dem Mann hinterher. Er würde noch früh genug eine Gelegenheit bekommen Arad zurückzuholen.

Danva, bei Eyni
Etwa eine Woche, nachdem er den Boten losgeschickt hatte, trafen die Schiffe ein. Es waren drei schnelle Segelschiffe, genügend gross, dass er die Hälfte seiner Truppe darauf unterbringen konnte. Die andere Hälfte liess er zurück mit dem Auftrag, eine Festung, also ein befestigtes Lager zu errichten, von dem aus man das weitere Vorgehen in der Region würde kontrollieren können.
Sie fuhren an einem windigen, nasskalten Morgen mit den Schiffen los, an dem das Wetter zwar nicht zu schlecht zum Segeln, aber dennoch ungemütlich war. Etliche der Soldaten wurden seekrank, Danva, der auf der Brücke des Hauptschiffes stand, wurde von Gischt und gelegentlichem Regen durchnässt.
Gegen Mittag rissen die Wolken endlich auf und kurz darauf konnten sie die kleine Insel ausmachen, ein recht schroffes Eiland, das auf den ersten Blick nicht wirkte, als könne man daran anlegen. Sie segelten näher heran, blieben aber vorerst auf Distanz, bis sie wussten, ob sie mit feindlicher Gegenwehr zu rechnen hätten.
Arsa
Arsa und seine Söldner stürmten durch die Dörfer im nördlichen Cadogan, plünderten und brandschatzten. Arsa hatte seine Strategie mittlerweile leicht verändert. Er liess zwar den Söldnern immer noch viel Spielraum bei ihren Handlungen, hatte ihnen aber auch eingeschärft, dass das Hauptaugenmerk darauf liegen sollte, die Adelssitze zu plündern und niederzubrennen, nicht bei der Dorfbevölkerung. Er hatte es damit begründet, dass in den Häusern der Adligen mehr zu holen sei, und dass sie einem angreifenden Feind eher als Stützpunkt dienen könnten, aber er tat es auch aus einem anderen Grund: Er wollte die Dörfer nicht zerstören, denn wenn mein ein Dorf völlig leerplünderte, konnte man zwar auf einen Schlag sehr viel nehmen, wenn man aber immer nur einen Teil nahm, dann konnte man in ein paar Wochen wieder kommen. Gewissermassen wie ein Viehzüchter, der auch niemals alle seine Tiere gleichzeitig schlachtet.
Sie hatten grossen Erfolg mit dieser Strategie. Erstens war ihre Truppe mit über hundert Leuten weitaus grösser als alles, was die umliegenden Adligen nach dem Krieg noch aufbieten konnten. Zweitens waren sie mit ihren Pferden fast unheimlich schnell von einem Dorf beim nächsten, und gleich schon beim Übernächsten. Sie sammelten Reichtümer und Geld aus den Adelssitzen, Vorräte von den Bauern, und schafften sie zurück in ihr Hauptquartier, wovon auch die dortige Bevölkerung profitierte. Auch das Rekrutierungssystem, Jungen zu entführen und auszubilden, hielt Arsa aufrecht, wodurch seine Truppe stetig wuchs.
Bei alledem achtete er jedoch stets auf zwei Dinge: nicht zu nahe an die grossen Städte zu kommen, wo mehr Soldaten stationiert waren, und seine Spuren zu verwischen. Die Dörfer, die er geplündert hatte, sollten nicht wissen, woher die Plünderer kamen. Er wollte sein Hauptquartier so lange wie möglich geheim halten.
Saddash, der Tänzer, Nachtzinne
Saddash machte wieder einmal den Diener, seit einigen Wochen mittlerweile. Der Fischer hatte ihn dazu abkommandiert, nachdem Lady Avis ermordet worden war. Sie fürchteten, auch auf Durien könnte ein solcher Anschlag geplant sein. Deshalb hatte sich der Tänzer in den Palast eingeschleust und war seither da, niemals fern vom Grafen, um ein Augen auf ihn zu haben. Natürlich sollte er auch auf den jungen König acht geben, aber der Rat der zweiten Hälfte hatte einen klaren Beschluss gefasst: Durien war wichtiger als Bjarn. Natürlich war zweiterer der rechtmässige Thronfolger. Aber solange er nicht alt genug war, um zu regieren, hing das Schicksal des Landes allein vom Grafen ab.
If you're going through hell, keep going.

Durien empfing den erschöpften Mann im Thronsaal. Seine Kleidung war zerissen, doch er schien nicht schwer verwundet zu sein. "Mein Herr.... mein Dorf wurde geplündert. Es waren mindestens 100 Mann. Ich war mit meiner Schafherde auf den Feldern, als sie kamen, darum bin ich entkommen. Sie alle waren beritten." Er kniete nieder und es schien als ob er dem Grafen die Füsse küssen wollte. Durien trat zurück und ging vor dem Mann in die Hocke.
"Woher sind sie gekommen? Trugen sie irgendwelche Wappen?", fragte er mit ruhiger Stimme.
Der Mann schüttelte den Kopf. "Ich konnte nichts erkennen Herr. Ich floh sobald ich sie kommen sah. Ich versteckte mich im Brombeergebüsch. Ich dachte mir dort würden sie nicht suchen."
Durien nickte langsam. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Niemand liess ihm Zeit um anständig um seine Schwester zu trauern. Er schluckte trocken und griff nach dem Weinkrug auf der Armlehne. Er nahm einen tiefen Zug und reichte den Krug dann an den Hirten weiter. Wen sollte er für diese Aufgabe auswählen? Steapa kam nicht in Frage. Er war der jetzige Kommandant der Königlichen Garde. "Valis.", murmelte er. Ja, der junge Heerführer aus Avedis war dafür perfekt. Wenn er ihn dafür auswählte, zeigte er dass er ihnen nun vollends vertraute. Er würde ihm sämtliche Soldaten, die ihm Alyrna geliehen hatte, mitgeben. Das dürfte mehr als genug sein. "Setzt euch.", befahl er dem Mann und winkte einem Diener, damit er einen Schemel brachte. "Bittet Valis mich so schnell wie möglich aufzusuchen. Ich habe einen Auftrag für ihn." Der Diener nickte und eilte davon. Nach wenigen Minuten kam er mit dem Mann aus Avedis zurück. Durien nickte dankbar. Er rechnete es Valis hoch an, dass er so schnell erschienen war. "Eine grössere Gruppe Plünderer sucht die Dörfer am Sed'n heim. Nehmt die Truppen von Avedis, spürt sie auf und bringt sie zur Strecke. Dieser Mann wird euch begleiten und euch zu seinem Dorf führen. Von dort könnt ihr sicherlich den Spuren folgen. Er hat berichtet, dass sämtliche Plünderer beritten waren. Sie werden also eine breite Spur hinterlassen haben." Durien setzte sich schwer auf den schlichten Holzstuhl, der unterhalb des Thrones aufgestellt worden war und reichte Valis den Weinkrug.

Valis
Valis salutierte und nahm mehr aus Höflichkeit den Weinkrug entgegen und trank einen Schluck. "Ist bekannt, woher die Plünderer kamen? Sind sie von der anderen Seite des Sed'n, oder Deserteure unserer eigenen Armee?"
Danva
Sie mussten die Insel fast ganz umrunden, was bei dem starken Wind kein leichtes Unterfangen war, bis sie die winzige Bucht fanden. Es war der einzige Ort an der ganzen Felsenküste, wo es überhaupt in Frage kam, mit einem Schiff anzulegen. Es war ein Einschnitt, ein kleiner natürlicher Hafen, umrahmt von Klippen, mit einem schmalen Sandstrand, über dem sich ein Abhang erhob. Einige kleine Boote lagen am Strand, von den grossen Schiffen, mit denen die Eynier geflohen sein mussten, war allerdings nichts zu sehen. Die Insel machte einen recht verlassenen Eindruck. Allerdings mussten die Boote ja von irgendwoher kommen.
Danva befahl, die Bucht anzusteuern. Er suchte das Ufer mit seinem Fernglas ab, doch nirgends sah er ein Lebenszeichen, keine Bewegung, kein Feuer, kein Rauch. Alles war still. Bis das erste Schiff zwischen den Klippen am Eingang der Bucht durchgefahren war. In jenem Moment hörte Danva ein Sirren, der ihn einen Befehl brüllen und hinter das Steuer hechten liess.
If you're going through hell, keep going.

"Das ist uns leider nicht bekannt. Sie plündern das Gebiet nördlich von Cadogan und die Stadt hat nicht besonders viele Truppen zur Verfügung. Ich werde euch Benjen und 20 seiner Späher mitgeben. Er kennt die Gegend." Der junge Mann aus Dara trat nach vorne als Durien seinen Namen erwähnte.
"Es gibt in dieser Gegend einige Dörfer. Sie leben hauptsächlich von der Rinderzucht und vom Fischfang. Sobald wir zu diesem Dorf gekommen sind, werden wir euch helfen diese Plünderer aufzuspüren.", erzählte Benjen. Er schluckte nervös. Dies wäre sein erstes Kommando. Durien hatte ihn für seine Dienste zum Offizier einer kleiner Gruppe Reiter gemacht, doch noch nie hatte er in die Schlacht ziehen müssen in der er Soldaten befehligte.
"Gut. Versucht herauszufinden woher sie kommen. Vielleicht hat sie Prinz Sindras geschickt um uns das Leben schwer zu machen. Er schien nicht besonders erfreut über diesen Friedensvertrag zu sein.", sagte Durien. Wenn dies der Fall war, würde er einen Weg finden, die Köpfe der Plünderer zu ihm zu schicken. Es gab immer irgendwo Männer, die so einen Auftrag gegen eine entsprechende Bezahlung machen würden.

Valis
Valis neigte den Kopf vor dem Grafen. "Sie werden für ihre Verbrechen bezahlen", sagte er.
Dann wandte er sich an Benjen. "Teilt euren Männern mit, dass wir morgen bei Sonnenaufgang aufbrechen!"
Er salutierte gegenüber Durien und verliess den Saal, um seinen Leuten den Marschbefehl zu überbringen.
Bei Sonnenaufgang des nächsten Tages zogen Soldaten und Tross von Avedis aus der Nachtzinne in richtung Südosten. Sie würden eine knappe Woche brauchen, um das beschriebene Gebiet zu erreichen. Valis hatte keineswegs vor, diese Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Er begann damit, den Zeugen des Geschehens während des Rittes über alle Details zu befragen. Und er schickte einen Eilboten nach Cadogan, der ihm genauere Berichte über die weiteren Vorfälle in der Region zurückbringen sollte.
Danva
Die Pfeile schlugen auf das Deck und mehrere Männer schrien vor Schmerz, als sie getroffen wurden, aber es war nicht der tödliche Hagel, den Danva erwartet hatte. Die Pfeile, die in den Planken steckten, schienen von kaum einem Dutzend Bögen zu stammen. Allerdings waren die schnell weider gespannt und weitere Pfeile folgten. Danva wartete einen Augenblick ab, den er für günstig hielt, und hechtete von der Deckung des Steuerrades nach hinten, wo sein Schild lag. Er riss ihn über sich und stand auf. "Schildwehr!", brüllte er. "Und weiterrudern!"
Kaum hatten sie die Engstelle hinter sich gelassen, fielen keine Pfeile mehr. Die Schützen schienen nun das zweite Schiff ins Visier zu nehmen, doch die Soldaten dort waren bereits vorbereitet, und ihre Attacke verpuffte ohne Wirkung. Dann folgte Kampfstille. Danva suchte die Felswände der Bucht mit Augen und Fernglas ab, konnte aber niemanden entdecken. Dafür sah er an der Wand über dem Strand einen Weg, der hinaufführte, Stufen geschlagen in den Stein.
Sie gingen vor Anker und warteten. Alles war ruhig. Aber das war eine trügerische Ruhe. Sie hatten nicht genügend Beiboote, um alle Mann auf einmal an Land zu bringen, sondern nur in kleinen Gruppen. Eine kleine Gruppe von Leuten am Strand, war dem Feind jedoch schutzlos ausgesetzt. Danva dachte nach, wie sie das wohl am besten angehen sollten.
If you're going through hell, keep going.

Alastar stemmte sich mühelos über die Mauer hoch und liess sich auf der anderen Seite wieder runter. Er hatte den Mann jetzt einige Tage lang beschattet. Es schien sich um einen einflussreichen Grafen zu handeln. Den konnte er leider nicht einfach so abstechen und dann verschwinden. Er wollte wenig aufsehen erregen und nicht gleich eine ganze Armee am Hals haben.
Der Dunkelschatten spitzte die Ohren und hörte wie die Wache sich von ihm entfernte. Gut! Jetzt konnte er loslegen. Er sprintete über den Rasen und duckte sich hinter einem Rosenbusch. Er würde sich wahrscheinlich mühelos durch die Soldaten durchkämpfen können, doch noch wollte er kein Blut vergiessen. Wenn es zu einem Kampf kommen sollte, sollte er immerhin einen würdigen Gegner haben. Seine linke Hand tastete nach dem Stoffstreifen. Wie immer sass er gut. Er griff nach dem Fenstersims und hangelte sich nach oben. Lautlos schlich er durch die Gänge. Er wusste wo sich das Schlafzimmer des Lords befand. Dort würde sicher auch das Schwert Arad aufbewahrt werden. Der Dunkelschatten spürte wie es in den Fingern kribbelte. Die rechte Hand schloss sich um Fuin's Griff und er zog das Falcata. Die schwarze Klinge spiegelte das Licht der Öllampen wieder. Als er um eine Ecke bog prallte er beinahe mit einer Wache zusammen. Dieser riss überrascht die Augen auf, doch er kam nicht dazu einen Alarmruf auszustossen. Alastar vollführte eine rasche Bewegung und in der nächsten Sekunde rollte der unbehelmte Kopf des Mannes über den Boden. Den Körper packte er und liess ihn langsam zu Boden gleiten. Er blickte sich nochmals um, doch niemand hatte sie entdeckt. Alastar atmete tief ein und öffnete die Türe zum Schlafzimmer des Lords. Der Mann lag friedlich schlafend in seinem Bett. Eine junge Frau lag mit entblösstem Oberkörper neben ihm. Es wäre ein leichtes für ihn sie beide zu töten. Er schüttelte den Kopf. Alastar ermordete niemanden. Er schaute seinem Gegner in die Augen, bevor er ihn tötete.
Schliesslich fand er das was er suchte. Die silberne Klinge Arad war achtlos auf eine Truhe deponiert worden. Wenn ein Mensch sie besass musste Makaras tot sein. Mit einigen raschen Schritten hatte er sie erreicht und seine Hand schloss sich um den silbernen Griff. Erleichterung durchströmte ihn, als er die vertraute Energie wahrnahm, gleichzeitig durchzuckte ihn ein absurdes Gefühl der Angst. Das letzte Mal als er die Klinge angefasst hatte, war er nicht älter als 6 gewesen. Als Strafe hatte Makaras eine Fackel an seiner Brust ausgedrückt. Er war ja schliesslich nur ein Bastard. Eine Missgeburt. Ein Halbblut. Alastar biss die Zähne zusammen und schob die Waffe in den Gürtel. Ein Jahr später hatte er das erste Mal getötet. Bei den Kinderläufen. Er schüttelte die unliebsame Erinnerung ab und schwang sich aus dem Fenster. Lautlos kletterte er über die Mauer und verschwand in den Gassen der Nachtzinne. Als er sich sicher war, das ihm niemand folgte setzte er sich auf eine Bank und zog Arad hervor. Das Gegenstück zu Fuin. Jetzt besass er alle drei Erbstücke seiner Familie. Er würde sie zu altem Ruhm führen können. Vielleicht würde er sich sogar mit einer Frau vermählen können. Plötzlich hörte er das leise Klappern eines Stockes und er hob den Blick. Ein alter Mann tastete sich mit einem Blindenstock die Strasse entlang. Sie kam mit langsamen unsicheren Schritten geradewegs auf ihn zu und summte dabei vergnügt ein kleines Lied. Als er auf der gleichen Höhe mit dem Dunkelschatten war hielt er inne. "Ist jemand da?", fragte sie. Alastar sagte nichts, konnte nichts sagen. Der alte Mann sah sich um und der Dunkelschatten konnte die beiden leeren Augenhöhlen erkennen. Was für eine Ironie. Wenn er gewünscht hätte sich zu erkennen zu geben, hätte der blinde Mann es nicht lesen können. "Aber natürlich ist jemand da. Ich kann dich atmen hören.", murmelte der alte Mann und lächelte vergnügt. "Ich habe dich schon seit geraumer Zeit gespürt. So viel Zorn, Energie und Kampfeslust. Ja, ich denke ich wüsste ein geeignetes Plätzchen für dich." Sein Stock schnellte hoch, traf Alastar vor die Brust und in der nächsten Sekunde wurde die Welt um ihn herum schwarz.
(weiter im östlichen Gebirge)

Danva
Danva beobachtete eine Weile lang die Felsen mit seinem Fernglas, doch nichts rührte sich. "Lichtet die Anker", befahl er schliesslich. "Wir fahren auf den Strand."
Der Kapitän des Schiffes blinzelte einige Momente, als könne er nicht recht glauben, was Danva da gesagt hatte. "Wir könnten uns dabei den Kiel aufreissen."
"Dann hatten wir eben Pech", sagte Danva, steckte das Fernglas weg und sah den Mann an. "Tut, was ich sage."
Sie taten es. Die Schiffe nahmen schnell Fahrt auf mit den Rudern, bis sie irrwitzig auf den Strand zuschossen. Dann gab es einen Ruck, es knirrschte und krachte, ein heftiges Zittern lief durch das ganze Schiff und es hob sich immer weiter aus dem Wasser, bis es schliesslich zum Stillstand kam. Danva blickte über die Reling. Das Wasser war flach genug, um zu stehen. "Angriff!", brüllte er.
Die Soldaten sprangen über die Reling und platschten ins brusttiefe Wasser. Danva sah Reven an, der mittlerweile seinen Helm auch angezogen hatte, nickte ihm zu und sie flogen beide gleichzeitig durch die Luft und tauchten ein.
Das Wasser war eiskalt und Danva hatte den Widerstand unterschätzt, den es beim vorwärtswaten bot, zumal man auf dem sandigen Untergrund kaum halt fand. Meter um Meter kämpften sich sich vorwärts, wobei das vorankommen zwar etwas leichter wurde, je weiter sie hinauskamen, aber dafür zerrten die nassen Rüstungen und Kleider an ihnen. Keuchend stolperten sie schliesslich an den Strand und hoben ihre Schilder, keine Sekunde zu früh, bevor die erste Salve Pfeile auf sie niederging.
Arsa
Die Kundschafter sahen die Armee anrücken und erstatteten Arsa sofort Bericht. Am Abend kam ein weiterer Bote mit der Meldung, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hätten, in der Nähe eines der geplünderten Dörfer. Offenbar wollten sie von dort her gegen die Räuber vorgehen. Arsa war sich sicher, dass sie mindestens zwei Tage brauchen würden, um die Spur in die richtige Richtung zu verfolgen, sie waren in jener Gegend ziemlich wirr herumgeritten.
Dennoch musste er sofort beginnen, wenn er sie davon abhalten wollte, ihn zu vernichten. Achthundert Soldaten, viele davon zu Pferd. Er selbst hatte trotz seiner schnellen Rekrutierung gerade mal knappe 200, davon 50 weit davon entfernt, einsatzfähig zu sein. Allerdings waren alle seiner Leute beritten, geübt im Umgang mit den Pferden und sie kannten das Land sehr genau von den vergangenen Monaten.
Eine offene Feldschlacht konnten sie nicht gewinnen, aber er hatte auch nicht vor, es darauf ankommen zu lassen. Er brauchte einen Plan.
Valis
Er liess das Lager mit angespitzten Holzpfählen umgeben, die eine Kawallerie im Notfall aufhalten würden. Dann rief er seine Hauptmänner ins Strategenzelt und breitete eine Karte vor ihnen aus. Viele Punkte waren darauf eingezeichnet. "Das sind die geplünderten Dörfer, von denen wir Kenntnis haben. Irgendwo hier..." Er deutete auf ein Gebiet im Zentrum der Plünderungen. "Müssen diese Bastarde sitzen. Wir müssen ihre genaue Stellung feststellen, um sie dann einkesseln zu können."
Er hob den Blick und sah den Mann an, den Durien ihm mitgegeben hatte. "Habt ihr die Späher losgeschickt?"
Benjen nickte.
If you're going through hell, keep going.

Auf der Insel der Flüchtlinge (Danva)
"Feuer einstellen!", rief eine weibliche Stimme und der Pfeilhagel verstummte. "Höllenkreis!", befahl sie als zweites und ein Feuer erschien fauchend am Starand, eine halbkreisförmige Linie formend, die den Angreifern den Weg versperrte. Eine Pause entstand. Zidewra wartete und zählte die Männer durch flüsterte ihren Schützen einige Befehle, die sie weiterreichten und ging ihre Verteidigungspläne durch. Die vielen Fallen sollten reichen. Sie liess auch einen Boten zur Gräfin und den anderen Verteidigungsposten eilen, welcher sich, vom Feind unbemerkt, sofort auf den Weg machte.
"Wer seid ihr und was wollt ihr hier?", fragte Zidewras Stimme an die Eindringlinge gerichtet. Sie schallte von den Klippenwänden und schien von überall her zu stammen.
some men just want to see the world burn

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