(-> Arndir Donsoha S. 19)

Die Stadt war nicht besonders gross, doch sie gefiel ihm. Auf den einzelnen Türmen wehten Fahnen mit einem Löwenbanner. Das musste das Wappen des Stadtherren sein. "Bist du auch hier um dich einzuschreiben?", fragte eine der Torwachen mit einem Blick auf das Schwert an Arndirs Hüfte. Der Elf nickte einfach mal und der Soldate grinste. "Dann geh geradeaus zum Rathaus. Seargantin Risk wird dich zu den Neulingen stecken."
"Danke." Arndir ging ohne sich weiterumzusehen in das nächste Wirtshaus, setzte und hörte zu. Innert einer halben Stunde hatte er alles erfahren, was er hatte hören wollen. Die Stadt Kor würde bald fallen und Delkar Löwenbanner sammelte nun eine Armee um den Feind aufzuhalten. Der Elf stand wieder auf und ging dann Richtung Rathaus. Er würde sich als Söldner verdingen. Er hatte ein Schwert und etwas besseres wusste er so oder so nicht mit sich anfangen. Eine dunkelhaarige Frau stand neben dem Tisch und betrachtete jeden, der sich einschreiben wollte, mit kritischem Blick. Ein Junge, der noch keine zwölf Jahre alt sein konnte, wurde gerade wieder weggeschickt, als er an den Tisch trat. "Schreibt man sich hier für die Armee von Delkar ein?"

Risk blickte den Elfen an und musterte ihn. "Ja", meinte sie knapp. "Name, Alter, Herkunft, Rüstung, Waffe?", fragte sie.

"Arndir. Um die 30. Aus den Bergen. Keine Rüstung. Anderhalbhänder.", erwiderte er ruhig.
"Welchen Bergen?", fragte der Schreiber.
Wortlos deutete Armelion auf das Östliche Gebirge, das sich hinter ihm in den Himmel erstreckte. "Wie viel kriege ich pro Woche?"

Sie nannten ihm den Lohn, welcher nicht besonders hoch war, aber auch nicht tief. Gerade angemessen. Die meisten kamen sowieso nicht wegen dem Geld.

Er nickte und fragte nach den Quartieren. Sie erklärte ihm den Weg und er wandte sich ab. In dem Moment platzte die Wunde an seiner Schulter wieder auf. Mit einem Seufzer legte er die Hand auf die Wunde, damit er sein Gewand nicht vollblutete, und wandte sich wieder zu der Frau. "Könnt ihr mir sagen, wo ich Nadel und Faden finde? Ich hatte vor ein paar Tagen ein Zusammentreffen mit einigen Soldaten, die den Hof ausrauben wollten, auf dem ich arbeitete."

Sie musterte ihn und deutete ihm mitzukommen. "Setzt euch", meinte sie an den merkwürdigen Elfen gewandt und zeigte vage auf einen Stuhl im Nebentaum, dann kramte sie das Gewünschte hervor und setzte sich neben ihn. "Wenn ihr wollt, kann ich mir die Wunde ansehen und sie reinigen", schlug sie vor. "Wir haben nämlich momentan noch keine Heiler oder Ärzte hier."

Arndir nickte und schnürte sein Hemd auf, damit sie die Wunde betrachten konnte. Sie war nicht besonders breit, aber tief. Wenn er die Wundränder auseinanderzog glaubte er sogar das Weiss seiner Knochen zu sehen. Er verzog jedoch keine Miene, als sie Branntwein über die Wunde goss um sie zu desinfizieren und sich dann daran machte sie zu nähen. "Ihr werdet Heiler brauchen, sobald sie hierherkommen.", sagte er nachdem sie den ersten Stich getan hatte. "Gibt es in der Stadt niemanden, der sich anheuern lässt?"

"Nein", entgegnete Risk. "In Immen hat es aber einige Druiden. Ein Teil von ihnen beherrscht die Heilkunst. Löwenbanner ist mit einigen dort, um zu verhandeln und Leute anzuheuern..."
Sie tat die nächsten Stiche und beobachtete den Elfen genau. Hatte er überhaupt keine Schmerzen? Immerhin war die Wunde verdammt tief und sie stach mit einer Nadel in seine Haut, aber er zuckte nicht einmal. Normalerweise würde sogar ein Dämon Probleme damit haben still zu sitzen, von Menschen ganz zu schweigen und Elfen erst. Sie tat den nächsten Stich und dann den übernächsten. Zuerst war sie versucht, sich zu verstechen, um zu sehen, wie er reagieren würde, ob er zuckte oder nicht. Aber sie entschloss sich dagegen. "Die Wunde wird eine Weile brauchen, um zu heilen. Ich werde euch in die Reserve einteilen... Und ihr werdet euren Arm schonen... Ich frage mich, wieso ich euch überhaupt aufgenommen habe", sie seufzte. Zwar schien er keinen Schmerz zu spüren, doch sein Schwert gut schwingen, konnte er wahrscheinlich trotzdem nicht.

"Danke.", meinte er als sie den letzten Stich tat. "Es ist mein linker Arm, der beeinträchtigt ist, nicht der rechte. Meine Klinge kann ich auch einhändig führen. Spätestens in einer Woche bin ich wieder gesund."