"Eine Verletzung ist eine Verletzung und Wundbrand keine angenehme Sache. Draussen wird dir jemand die Quartiere zeigen und wo du Essen fassen kannst... Ich werde sehen, welche Arbeit du verrichten wirst, bis deine Schulter wieder in Ordnung ist... Kannst du lesen und schreiben?", fragte sie, trug Salbe auf die Wundränder auf, damit die Haut nicht austrocknete und begann den Verband anzulegen. Zwar war es nicht ihre Aufgabe, Verwundete zu versorgen, aber der Elf war sonderbar und sie wollte mehr über ihn herausfinden.

"Ja, das kann ich. Warum?"

"Weil es nicht viele können", antwortete sie, "Und du nicht körperliche Arbeit verrichten kannst." Sie prüfte, ob der Verband gut sass und setzte sich ihm gegenüber. "Wer hat dein Dorf überfallen? Wie viele waren es und wo genau befindet sich dein Dorf?"


(Wann sind die Truppen aus dem Osten da?)

"Es war kein Dorf. Es ist der Hof von Erik. Er liegt etwa 2-3 Tagesmärsche östlich von hier. Es waren neun Soldaten im gesamten und sie hatten Hunger. Sie drohten mir und wollten Erik töten. Da tötete ich sie.", schloss er knapp. "Wahrscheinlich liegen sie noch immer in Eriks Scheune und modern vor sich hin, falls sie nicht schon von Eriks Nachbarn begraben wurden."

Sie nickte und dachte nach. Vielleicht handelte es sich um eine Vorhut, vielleicht um Deserteure. Sie musdten auf jeden Fall mit einem baldigen Angriff rechnen, nicht, dass man sie überraschte. Auch wenn keiner der Fischer oder Bauern nervös schien, so musste dies nicht heissen, das keine Gefahr drohte.

"Was werden meine Aufgaben sein?", unterbrach er ihre Gedanken. "Ihr habt gesagt, dass ich in die Reserve eingeteilt werden, doch ich hoffe ich kann trotzdem am Training teilnehmen."

"Ja, natürlich... Aber nicht heute. In vier Tagen meldest du dich auf den Trainingsplätzen. Bis dahin hilfst du beim aufschreiben", meinte sie.

Vier Tage später liess Risk alle gleich nach dem Morgenapel zum Training antreten. Alle zwei Tage nahm sie nämlich ebenfalls teil und bildete die Männer und Frauen aus. Diesmal würde auch Arndir, der sonderliche Elf, teilnehmen. Er wirkte nicht, wie ein unerfahrener Krieger, auch wenn er etwas verwirrt schien und Risk wunderte sich, ob sie ihn richtig eingeschätzt hatte oder nicht. Nach den Einwärmübungen liess sie die Leute in Zweiergruppen den Kampf üben, Abfolgen lernen und an ihrem Mut und Ausdauer feilen.
Kurz vor Mittag kam dann der Moment, in dem alle beweisen konnten, wie gut sie ihre Waffen beherrschten. Risk stand auf dem Kampfplatz und forderte einen nach dem anderen heraus. Natürlich würde sie nie am gleichen Tag gegen alle kämpfen können, aber sie hatte eine Liste, damit sie sicherlich gegen jeden einmal im Ring gestanden hatte, bevor Löwenbanner wieder zurück kam.
Die Dämonin schickte einen jungen Mann mit einem gekonnten Schlag zu Boden und hielt ihm den Säbelspitze, einige Fingerbreit von der Haut entfernt, an die Kehle. Sie half ihm dann auf, liess ihn sich wieder zum Angriff positionieren und korrigierte seinen Stand und Haltung, zeigte ihm und den Umstehenden zugleich, auf was er achten sollte und wie was effizienter machen. So lernten die Leute schneller. Denn sie sahen nicht nur ihre momentane Fehler, sondern auch die anderer, die sie somit vermeiden konnten.
Als der Junge den Platz verliess und sich zu den anderen stellte, die am Seitenrand warteten, rief sie Arndir herbei. Er war als nächstes an der Reihe, auch wenn er einer derer war, die man noch schonen sollte, wenn man sie später wirklich als Kämpfer einsetzen wollte.

Der Bote, welcher sie zu Delkar rief hatte sie an den Trainingsplätzen vorgefunden, wie sie gerade gegen einen erfahrenen Söldner kämpfte. So gross wie ein Bär war der Mann und setzte ihr schon recht zu mit seiner Axt. Als der Bote kam und sie rief, unterbrachen sie den Übungskampf, klopften sich gegenseitig auf die Schulter und Risk machte sich auf den Weg zu Delkars Zelt. Sie begrüßte den jungen Mann gebürlich und erstattete Bericht. Die Listen der Neuzugänge und Einteilungen hatte sie unterwegs geholt und übergab sie ihm. Sie berichtete auch über den Überfall auf den Hof auf dem Arndir gearbeitet hatte und dass es seit da an wieder still gewesen und nichts auffälliges geschehen war.