Ro wachte früh auf, als die ersten Morgenvögel des Lagers draussen begannen herumzulaufen und zu reden, aber sie weigerte sich aufzustehen und blieb einfach liegen, an Alastar gekuschelt und das Gesicht an seine Brust gedrückt. Die kriegten das Morgenessen bestimmt auch mal auf die Reihe, ohne dass sie aufpasste. Und es war so schön warm hier unter der Decke. Nicht nur von der Temperatur her. Das Gefühl war warm. Das Gefühl, jemanden zu haben.
Sie stand erst auf, als sie das Pflatschen von Brei in Schüsseln hörte, befreite sich vorsichtig aus Alastars Armen, deckte ihn zu und ging dann nach draussen, wo sie sich ungefragt zum Feuer der Gruppe, die ihre Zelte neben ihrem aufgestellt hatten, hinzusetzte und sich Essen schöpfte. Es war ein kalter Morgen und viele wirkten noch etwas verschlafen, trotzdem fiel der eine oder andere blöde Witz und brachte alle zum Grinsen.
Nach einer Weile liess Ro ihre Schüssel nochmal füllen und brachte sie Alastar ins Zelt, dann machte sie sich auf den Weg zu Delkars Zelt für die Tagesbesprechung. Unterwegs begegnete sie Risk, die aussah, als wolle sie die Welt möglichst weit von sich fern halten, so dick wie sie sich eingemummelt hatte. "Morgen", meinte Ro und mit einem leichten Grinsen: "Kater?"

Ro fand die Temperatur angenehm erfrischend. So wurde man wenigstens einigermassen wach. Sie ging zu Delkars Zelt und legte mit ihm die Trainingseinheiten für den Tag fest.
Zwei Tage später trafen Machek und einige weitere Magier zusammen mit weiteren hundert Söldnern ein. Noch einen Tag darauf erreichte sie die Nachricht vom Fall Kors. Ro erfuhr es von den Fischern, und es brauchte einiges Nachfragen, bis sie herausfand, wer die Botschaft gebracht hatte, und den betreffenden aufspürte, doch er konnte ihr auch nicht mehr sagen, als dass nun auf der Zitadelle von Kor nicht mehr die Fahne der Zwerge wehte sondern eine derer aus dem Osten, denn näher heranzugehen hatte er sich nicht gewagt.
Ro fragte sich, was die Ostleute mit den Verteidigern gemacht hatten. Ob sie sie alle getötet hatten? So oder so stellte sie kleine Trupps auf, die in Richtung Süden ausschwärmen und die Bewegungen des Feindes beobachten sollten, sorgfältig zusammengestellt aus Leuten aus ihrem und Risks Fähnlein, die sie für vernünftig genug hielten, nicht aufzufallen.
Alastar hatte seine Matte mittlerweile in ihr Zelt geholt. Sie wusste, dass einige Gerüchte unter den Soldaten umgingen, aber sie versuchte sie einfach zu ignorieren und sich nicht zu sehr darüber aufzuregen. Sollten die Idioten doch denken, was sie wollten. Sie genoss das beruhigende Gefühl, nachts aufzuwachen und Alastars Atem zu hören, einfach um zu wissen, dass er lebte, auch wenn es ungewohnt war, denn sie hatte seit der Zeit mit dem Dieb nicht mehr längere Zeit mit jemand anderem im selben Raum geschlafen.

Ro lief leicht rot an. "Nichts", meinte sie und verfluchte ihre allzu helle Haut.

"Es ist wirklich nichts", sagte Ro verlegen, lehnte sich vom Tisch zurück und musterte intensiv die Tischplatte um ihre Finger herum. "Er ist ein guter Freund... keine Ahnung. Ich mag ihn."

"Ich hab keine Angst", sagte Ro und wurde noch roter, während sie mit dem Stuhl kippelte.