Arndir konnte gar nicht anders als Ros Methoden mit denen von der Frau mit dem Messer zu vergleichen. Sie stellte sich ungleich plumper an, auch wenn sie keine Hemmungen hatte dem Zwerg Schwerzen zu bereiten. Er hielt sich jedoch mit einem Kommentar zurück, auch wenn es ihm nicht viel ausgemacht hätte zu übernehmen wo Ro aufhörte. Ein grosser Teil seines Lebens hatte sich ja schliesslich nur um die Frau mit dem Messer gedreht. Der Zwerg war stur. Er spuckte Zähne aus, als Ro von ihm zurücktrat, doch ansonsten gab er keinen Ton von sich. "Soll er eigentlich nachher noch leben?", fragte Arndir.

"Wollen nicht, doch wir könnten das ganze verkürzen." Er trat an den Zwerg heran und zog seinen Dolch. Kurz betrachtete er das blutüberströmte Gesicht und hielt dann seine Klinge in die Fackel neben ihm. Die Augen des Zwerges weiteten sich. Arndir wusste wie es sich anfühlen würde. Das Zischen, der Gestank von verbranntem Fleisch. Der unvorstellbare Schmerz, wenn der Dolch unter den Fingernagel eindrang und man ihn dann nach oben riss. Er wollte es nicht tun, doch eine Seite in ihm wollte herausfinden was die Frau mit dem Messer dazu angetrieben haben könnte ihm solche Schmerzen zuzufügen. Nach wenigen Minuten glühte die Spitze rot und Arndir schaute den Zwerg an. "Willst du ihre Frage nun beantworten?", fragte er.
"Ich werde der verdammten Schlampe kein Wort sagen!", erwiderte der Zwerg, doch seine Stimme zitterte und seine Augen fuhren unruhig zum Dolch rüber. Mit einem Achselzucken trat Arndir an ihn ran und stiess ihm den Dolch unter den Fingernagel. Die Reaktion war wie er erwartet hatte, doch er selbst verspürte nur das pure Grauen. Mit einem Ruck riss er die Klinge nach oben und das Kreischen des Zwerges ging in ein Winseln über. Jetzt wollte er reden.
Kreidebleich trat Arndir zurück. Ihm war speiübel und es graute ihm vor sich selbst. Warum hatte die Frau ihm das angetan? Und wie hatte sie dabei nur Lachen können?

Arndir setzte sich auf einen Stuhl. Etwas in ihm verspürte Genugtuung über seine Tat. War das das Gefühl, das die Frau so berauscht hatte? Das Gefühl dieser unsäglichen Macht. Er stützte den Kopf gegen die Hände, doch er stand wieder auf, sobald der Zwerg fertig geredet hatte. Ohne ein Wort folgte er Ro dann nach draussen. Ohne gross nachzudenken fing er eine Schneeflocke mit der offenen Hand auf und betrachtete sie versonnen, bevor er weiter in Richtung Mauer ging. Er musste über das war gerade getan hatte nachdenken.

"Was denkst du werden die Zwerge tun, wenn sie erfahren, dass wir ihnen eine ihrer Festungen abgeknöpft haben?", fragte Arndir gedankenverloren. "Vor allem wenn sie erfahren, dass wir einen ihrer Leute gefoltert haben."

"Wenn wir hier fertig sind, werde ich mein Silber nehmen und gehen.", sagte Arndir leise. "Ich habe für den Moment genug vom Tod und ausserdem..." Er brach ab. Ausserdem fand er nicht was er im Krieg zu finden gehofft hatte. Seine Erinnerungen, das was ihn zu dem machte das er war. "Ausserdem habe ich genügend Silber um ein paar Monate zu überleben.", schloss er schliesslich.